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Ausgabe:

1918

Spalte:

327

Autor/Hrsg.:

Rossum, G. M. Card. van

Titel/Untertitel:

De essentia sacramenti ordinis 1918

Rezensent:

Scheel, Otto

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327

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,Meine Abficht war einzig darauf gerichtet, ein gutes Lehrbuch
auf thomiftifcher Grundlage für meine Zuhörer und weitere an
der echten Lehre des h. Thomas intereffierte Kreife zu verfaffen
und dadurch der theologifchen Wiffenfchaft zu nützen' (V).
Diefe Abficht, die den Weifungen aller Päpfte feit Johann XXII,
namentlich den Anordnungen Leos XIII, Pius' X und Benedicts XV
entfpricht, hat der Verf. mit unleugbarem Gefchick verwirklicht;
den Ruhm, nicht ein Haarbreit von der Lehre des doctor ange-
licus gewichen zu fein, wird ihm kein Lefer ftreitig machen. Die
Gliederung des erften Teiles feines Grundriffes, der die Lehren
von Gott dem Einen (87—209) und von Gott dem Dreieinigen
(210—300) umfaßt, ift fehr überfichtlich; die Darftellung zeichnet
fleh bei aller Kürze durch muftergültige Klarheit aus; die Literaturangaben
, die felbftverftändlich auf keinerlei Vollftändigkeit An-
fpruch machen, find reichlich und glücklich gewählt. — Das Werk
foll in drei Bänden erfcheinen. Der zweite, umfangreichere, wird
die Schöpfungslehre, Chriftologie und Gnadenlehre, der dritte
die Lehre von den Sakramenten und dieEschatologie behandeln. —
Die Bearbeitung aller diefer Gegenftände in deutfeher Sprache
läßt den Ungeheuern Abftand der FragefteHungen und Löfungs-
verfuche von den InterelTen, Grundfätzen und Methoden der
Gegenwart viel ftärker empfinden, als dies bei dem Vortrag in
mittelalterlichem Latein der Fall ift; in diefer Beziehung dürfte
der apologetifche Wert des dogmatifchen Unternehmens D.'s bezweifelt
werden.

Straßburg i. E. P. Lobftein.

Rorrum, G. M. Card, van, C. SS. R.: De essentia sacramenti
ordinis. Disquisitio hiftorico-theologica. 1200 S.) gr. 8U. Freiburg
i. B., Herder 1194. M. 2—; geb. M. 2.60
Die ftrittige Frage, ob die essentia des Sakraments der Ordination
in der Ubergabe der Inftrumenta oder in der Handauf-
legung allein, oder in beidem zu fuchen fei, wird dahin beantwortet
, daß allein in der Handauflegung und dem Gebet das
Signum sacramentale ordinis zu finden fei, alles andere fei von
der Kirche ad maiorem solemnitatem eingeführt worden.
Tübingen. Scheel.

Saitfchick, Robert: Von der innern Not unferes Zeitalters.

Ein Ausblick auf Faufts kiinft. Weg. (i iqS..)8 °. München,
C. H. Beck 1917. Geb. M. 3.50

Der Verfaffer diefer feinfinnigen Betrachtungen ift
augenfeheinlich von Haus aus Äfthetiker, aber einer jener
Kunftfchriftfteller, die nicht bloß zu zergliedern und die
formal-technifche Seite des Kunftwerks zu würdigen, fondern
auch feine geheimen Lebensquellen zu belaufchen
verftehen, die infolgedeffen allen Lebensmächten ihre Auf-
merkfamkeit zuwenden, den niederen fowohl wie den
höheren, die insbefondere für Religion ein echtes Verftändnis
befitzen. S. hat uns bereits mit Schriften über neuere
Schweizer Dichtung, über Shakefpeare und Goete, italie-
nifche Renaiffance, Voltaire und Nietzfche und neuerdings
über den hl. Franz befchenkt, auch fchon mehrere .Lebensbücher
' in der Art des uns zur Befprechung vorliegenden
verfaßt. Er hat. etwas von einem Philofophen, einem
Dichter und einem Myftiker und verfteht, ebenfofehr durch
feine Darfteilung wie durch Gedanken zu feffeln. Die
letzteren treten freilich nicht in gefchloffenen Zufammen-
hängen auf, man muß fie einzeln pflücken, wie die Blumen
auf der Wiefe. Diefe heute fo beliebte, zwanglos fehlen-
dernde Art hat doch den Nachteil, daß fich das, was der
Verfaffer will, nicht fcharf genug heraushebt, fie ift geift-
reich, aber nicht praktifch, man fühlt fich vielfältig angeregt
, aber nicht angepackt. Sie ift wohl auch ein wenig
von der Not unfers Zeitalters angekränkelt: zu viel Fülle
und zu wenig Einheit und Kraft.

Denn das ift nach S.'s Darlegungen, denen der Leser
durchweg warm zuftimmt, die Not unferer Zeit: fehlende
Innerlichkeit bei äußerem Überfluß, Mangel an Sammlung,
an Gleichgewicht, an rundem, vollem Leben. Im lofen
Anfchluß an Faufts zweiten Teil wird aufgezeigt, daß die
Gegenwart bedroht wird durch einen gefährlichen Bund
zwifchen Mephifto einerfeits, nämlich dem niederen Realismus
, dem Jagen nach Macht und Geld, wie es fich in Politik
und Induftrialismus kund tut, und Homunculus andrerseits,
der trockenen, künftlichen, aufgeblafenen, alle Rätfei und
Tiefen wegleugnenden Verftändigkeit. Dem tritt gegenüber
Faufts unabläffiges Suchen und Streben, fein Höhendrang
, feine Sehnfucht nach Herftellung der zerriffenen

Einheit zwifchen Seele und Außenwelt, nach vollendetem
i Menfchentum. Doch ift auch Fauft-Goethe, wie anziehend
ausgeführt wird (befonders in Abfchnitt 2), nicht des Ver-
faffers Ideal. Fault ift zuäfthetifch,optimiftifch,pantheiftifch,
ermangelt des vollen, tragifchen Ernftes, vermag nur mo-
I mentan die Größe der Schuld zu empfinden, und Mephifto-
j pheles verflüchtet fich zu fehr zum Schatten. Des Lebens
i letzte Tiefen ergründet man erft in heroifchem, fittlichem
I Kampf und inbrünftigem Verlangen nach Gott. ,Uns
j kann nur durch die ganze Itnergie eines Willensaktes
geholfen werden, der unfere inneren Kräfte fammelte und
uns mit aller Beftimmtheit des übermenfehlichen Bewußt-
feins zuriefe: ,Es gibt keine andere Errettung vor dem
! Tode, der eure Seelenkraft bedroht, als den geläuterten
Willen zum Glauben an Gott', S. 68. Griechiches Ebenmaß
ift uns unerreichbar, aber es liegt auch hinter uns.
] lLauft wird in der Ehe mit Flelena fo wenig wie danach
] in äußerer Weltbeglückung letztes Genüge finden. Unfere
i Aufgabe ift, chriftliche Kultur aufzubauen, das heißt eine
Kultur, die wir, so unabgefj^hloffen und bruchftückweife
und mit Widerfprüchen behaftet fie auch erft vorliegt,
I und fo wenig wir fie zu befchreiben vermögen, fchon
jetzt als unfere Wahrheit, Kraft und Ziel erleben können.
Iburg. W. Thimme.

Niebergall, Friedrich: Lebensinhalt. Ein Vermächtnis
deutfehen Glaubens. (414 S.) 8". Berlin, O. Reichl
1918. Geb. M. 5 —

Das Buch foll Antwort geben auf die große alte
Frage, die in diefer Kriegszeit mehr als je peinigt, die
j Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens. Es enthält
keine eigene Unterfüchung, kein perfönliches Bekenntnis
des Verfaffers, fondern ,ein Vermächtnis aus
der Vergangenheit'. Denn, fo heißt es in der fchönen
! einführenden Betrachtung N.s, auf dem Boden ,der
Weltanfchauung und dem des Lebensinhalts lebt man
von großen Antworten, die einige von der Sonne der
Wahrheit beftrahlte Häupter unferes Gefchlechts aus der
j Tiefe ihrer Perfönlichkeit heraus gegeben haben, nachdem
fie fich auf ihre Weife mit dem Grunde der Dinge berührt
haben'. Hiernach könnte man meinen, auf den
■ Blättern des Buches nur den Geiftesheroen vergangener
I Jahrhunderte zu begegnen, doch find wir dem Verfaffer
, dankbar, daß er uns auch Worte von Zeitgenoffen — und
zwar gerade diefe ausführlich, hin und wieder zu halben
' Abhandlungen anwachfend — vernehmen läßt, da fie die
Menfchheitsfragen in den uns geläufigen Frageftellungen
i an uns heranbringen und Antworten geben, die nicht nur
dem Bedürfnis des fich ftets gleichen Menfchenherzens
! genugtun, fondern auch dem heutigen Geift und Ge-
I fchmack mundgerecht find. So treten neben Jefus und
j Paulus Meifter Eckhart und Luther, neben Kant, Goethe,
| Fichte, Scleiermacher auch Eucken, Herrmann, Troeltfch,
Wobbermin, Naumann, Joh. Müller und andere. Es ift
N.s Beftreben, nicht lofe Gedankenbrocken, Gedanken-
fchutt, fondern Baufteine, Fundamente einer Gedankenburg
zu bieten, und fo ift, obwohl die Auswahl der Zi-
! täte natürlich durch perfönlichen Gefchmack und Zufall
[ bedingt bleibt, ein Buch entftanden, das für nachdenkende
Lefer wirklichen Wert befitzt.
Iburg. W. Thimme.

Kirchliches Handbuch für das katholifche Deutichland. Nebft
Mitteilgn. der amtl. Zentralfteile f. kirchl. Statiftik.
In Verbindg. m. P. Weber, N. Hilling, J. Selbft hrsg.
v. H. A. Krofe S. J. 6. Bd.: 1916—1917. (XX, 502 S.)
8°. Freiburg i. B., Herder 1917. Geb. M. 6 —

Da die Kenntnis diefes Flandbuchs bei allen Lefern
j diefer Zeitfchrift, die mit der Entwicklung der katholifchen
Kirche Deutfchlands in der Gegenwart fich zu befchäftigen
I Anlaß haben, vorausgefetzt werden darf, kann die Be-
' merkung genügen, daß diefer VI. Band in der erprobten
Anordnung ein ftaunenswert großes, vielfeitiges und