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Ausgabe:

1918

Spalte:

294

Autor/Hrsg.:

Hautkappe, Franz

Titel/Untertitel:

Über die altdeutschen Beichten und ihre Beziehungen zu Cäsarius v. Arles 1918

Rezensent:

Grützmacher, Georg

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Seite 1

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er .tue h nicht als Autor des Hehr, gelten, wie namentlich ! findet hei Rather nur die gleiche Tendenz, aber keine
gegen W Ohlenberg ausgeführt wird (S. 32—52). Gewiß ; fichere Verwertung Pfeudo-Ifidors in den Ausführungen
fpricht einiges dafür, aber Paulus bleibt doch der wahr- 1 über das Verhältnis von geiftlicher und weltlicher Gewalt,
fcheinlichfte Autor von Hebr. Eine Note S. 52. 4 ßikt , 0«is von Rather geforderte Gerichtsverfahren gegen
zu bedenken, ob nicht Johannes Markus noch mehr An- . Bifchöfe weift nicht ä uf Pfetulo-Ifidor, fondern fchließt
fpruch auf Vaterrechte am Hebr. befäße als Silvanus. fich an die Praxis im fränkifchen Reich an, wie fie fielt

In feiner kritifchen Stellung zu den modernen Hypo- ! feit Anfang des 7. Jhds. ausgebildet hatte,
thefen ift St. glücklicher als da, wo er ihnen gegenüber Tübingen. Scheel,
die traditionelle Auffaffung verficht. Von den Schwierigkeiten
, die die Anerkennung der Echtheit des I. Petr. J Hautkappe, Dr. Franz: Über die altdeutlchen Beichten und
und der paulinifchen Herkunft des Hebr. widerraten, ihre Beziehungen zu Cäfarius v. Arles. (Forfchungen und
macht er lieh nur ein lehr unvollkommenes Bild. Funde. 4. Bd., S.Heft.) (VI, 133 S.) gr.8°. Münder i. W.,

Göttingen. Walter Bauer. Afchendorff 1917. M. 3.6t)

------------------------------- Verfaffer will den Entwicklungsgang atkleutfcher

Pettz. Wilhelm M, S. J.: Das Regilter Gregors I. Beiträge j Beichtformulare aufhellen. Zunächft werden die ein-
zur Kenntnis des päpftl. Kanzlei- und Regifterwefens zelnen Beichten, die Reichenauer, Lorcher, fächfifche.
bis auf Gregor VII. (Ergänzungshefte zu den Stimmen Fuldaer, Mainzer, Pfälzer Beichte auf Einteilung und
der Zeit. 2. Reihe: Forfchungen. 2. Heft.) (XVI, 221 S. j Ordnung ihrer Sünden unterfucht und die lateinifchen
m. 3 Abbildgn.) gr. 8°. Freiburg i. B., Herder 1917. j Formeln und Texte wie z. B. der Scarapsus Pirmin.

M. 11— und Alcuins Beichtfornuilar herangezogen, ZU dem fie in
Diefe eingehende Unterfuchung fetzt fich in erfter , naher Beziehung flehen. Sie laflen fich fad alle ihrem
Linie mit den feit Ewald 1878 (Studien zur Ausgabe des j Inhalte nach auf ein Grundfchema zurückführen; erden .
Regifters Gregors I.) aufgedellten Thefen über die Über- j der Dekalog und die Wurzelfünden, durch Subdantive aus-
lieferung diefer wertvollen Quelle auseinander. Der Verf. ; gedrückt, und zweitens Vergehen gegen die Gebote der
koniäit dabei zu der einleuchtenden Feftftellung, daß die ; Kirche und gegen die Pflichten der Nächftenliebe, in
;Toße Regiderhandfchrift der Briefe Gregors I. in der j vohdändige Sätze eingekleidet. Diefe Aufzählungsart
Bibliothek' von Monte Caflino (cod. 71 saec. XL» nicht j führt der Verfaffer auf die Predigten des Cäfarius von
ein Auszug aus dem angeblich verlorenen Lateranenfifchen : Arles (f 542) zurück, der für die Volksfeelforge der vor-
Regifter Gregors I., fondern diefes felbfl, bezw. eine in- | karolingilchen Zeit von durchfchlagender Bedeutung ifl.
haltlich gleiche Abfchrift ift. Er legt ferner einwandfrei | Die Regel Benedikts von Nurfia hat bei der Entwickdung
dar, daß die Regifter lediglich Auslaufsregifter waren, i der Aufzählungsreihe im Laufe der Zeit, wie z. B. bei
die nach den Konzepten amtlich aufgenommen wurden, j der fächfifchen Beichte, einiges beigefteuert, aber das
Von befonderer Wichtigkeit erfcheint wohl die durchaus Schema geht nicht auf Benedikt, fondern auf Cäfarius
einleuchtende Feftftellung, daß in die Regifter nur j zurück. In einem Anhang handelt K. dann von dem
Schreiben mit Eigendiktat und folche, die von bleibender ; Gebrauch der Beichte und kommt zu dem beachtens-
Bedeutung waren, aufgenommen wurden. Rein formel- l werten Refultat, daß die altdeutfchen Beichten einmal als
hafte Schreiben ohne felbftändige Verfügungen waren reumütig'« Gebete an Gott, ferner als Beichtfpiegel in
an fich von der Regiftrierung ausgefchloffen. Der Verf. j der fakramentalen Beichte, weiter als Schuldbekenntnifie
ftellt ferner feft, daß die Sammlung von 200 Briefen J Kranker und Sterbender und endlich ebenfalls als Schuld
Gregors L (CcUner Dombibliothek cod. 92 saec. VIII ex.) j bekenntnis bei bifchöf Hohen Abfolutionen gebraucht wlir-
eine Ergänzung des vorgregorianifchen Formelbuchs I den. Der gründlichen Arbeit kommt m. E. in den ünter-
liber diurnus' darftellt. Es wäre vielleicht noch der i fliehten Fragen abfchließender Wert zu.
Zufammenhang zwifchen diefen beiden Formelbüchern j Münfter i. W. G. Grützmacher.

feftzuftcllen. In zwei Exkurfen, die der älteren Zeit (im !--------

Anfchluß an die Avellana) und dem Regifterwefen Gre- ! Baur, Prof. Dr. Ludwig: Die Philolophie des Robert Grolfi -
o-ors VII. gewidmet find, hat P. Gelegenheit, auf die engen ! telte, Bifchofs von Lincoln (f 1253). (Beiträge zur Ge-
Zufammenhänge zwifchen Kaiferkanzlei und Papftkanzlei | fchichte der Philofophie des M.-Ä. Bd. XV1I1, Heft
aufmerkfam zu machen und die ftetige Entwicklung der | 4—6.) (XVI, 298 S.) gr. 8°. Münfter i. W., Afchen-
Papftkanzlei und ihrer Organifation nachzuweifen. dorff'1917. M. 10

Hannover. Otto Lerche. Baur erwirbt fich. ein neues Verdienft, indem er

Groffeteftes Philofophie monographifch darftellt. Von

Schwark. Kaplan Dr. B.: Bifchof Rather von Verona als ; befonderem Intereffe ift das Kapitel über die naturwiffen
Theologe. Ein Beitrag zur Gefchichte der Theologie j fchaftlichen Anfchauungen Groffeteftes. Nicht als ob das
im Zeitalter der Ottonen. (Bonner Difi.) (V, 163 S.) zweite, die metaphyfifchen Fragen erörternde Kapitel des
8°. Königsberg, B. Teichert 1916. i Bandes weniger forgfältig gearbeitet wäre. Auch hier

Eine ausführliche theologifche Würdigung war Bifchof begegnet man der gleichen Zuverläffigkeit in der Dar-
Rather von Verona bisher nicht zu Teil geworden. Schwark Heilung und Würdigung der Einzelheiten und der gleichen
füilt diefe Lücke aus. Daß er überrafchende Ergebniffe Unermüdlichkeit im Auffpüren der Zufammenhänge. Die
nicht würde zu Tage fördern können, ift er fich bewußt Stellung Groffeteftes in der Gefchichte der metaphyfifchen
geblieben. Nicht um irgend welcher Originalität willen hat er Probleme entbehrt auch keineswegs eines lebhafteren
Rather feine Aufmerkfamkeit gefchenkt, fondern weil er,im Intereffes. Denn er gehört in den Kreis jener Männer,
zehnten Jahrhundert die einzige Stimme ift, die einiger- > die, von Ariftoteles beeinflußt, doch die älteren auguftinifch-
maßen ausführlich über theologifche Vorftcllungen zu uns , anfelmfchen Traditionen nicht preisgeben und fo die
fpricht, und weil er fo uns ein Bild deffen bietet, was ein i Reaktion der Oxforder gegen den ariftotelifcheu Thomis-
heller und regfamer Kopf fich damals an theologifcher ; mus vorbereiten helfen. Aber zu einem fyftematifchen
Bildung aneignen konnte und was als theologifche Wiffen- Auf bau feiner Metaphyfik hat es Groffetefte nicht ge-
fchaft galt'. So wird gefchildert, was Rather zu den ; bracht. Zufammenhängender und ergiebiger find feine
Kragen der Dogmatik, Ethik und des Kirchenrechts zu naturwiffenfehaftlichen Studien. Seine Selbfländigkeit ift
lagen hatte. Seine Stärke ift das Formen der Über- freilich nicht fo groß, wie man meinen möchte, wenn
lieferung. Wo er eigene Gedanken hinzufügt, wird er j man vernimmt, daß er zuerft eine empirlfche Richtung in
unficher und unlogifch. Das regfte Intereffe darf die Er- | der Scholaftik anzubahnen und die Naturphilofophie auf
örterung der kirchenrechtlichen Fragen beanfpruchen, j Mathematik und Experiment zu gründen verflicht habe,
namentlich die Beziehung zu Pfeudo-Ifidor. Schwark I Denn außerordentlich viel feines Willens trägt literarifchen