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Ausgabe:

1918 Nr. 1

Spalte:

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Autor/Hrsg.:

Hoberg, Godofredus (Ed.)

Titel/Untertitel:

Liber Geneseos. Ed. altera 1918

Rezensent:

Holzinger, Heinrich

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Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. I.

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Liber Geneseos. Textum hebraicum emendavit latinum vulgatum Mehr brauchbare, ja feine Gedanken laffcn fi< h

addidit Godofredus Hoberg, Prof. DD. Ed. altera. (VII,
417 S.) 16". Freiburg i. B., Herder (1917). M. 2.50

In handlichem Tafchenformat und fehr gutem Drucke ift der

den Kapiteln über die Polls zufammenfuchen. Man könnte
fich auch das von Burckhard nicht glücklich geprägte
Wort gefallen laffen, da, paradox zu reden, die Decadenz

Text der Vulgata und der Hebräer nebeneinandergeftellt, V., als , deg ^jahrh geracje darin in die Erfcheinung tritt, daß der
eine fichere Größe, ohne kritifche Noten, der Hebräer mit text- j henenjfche Staat zum Stadtftaat hinabfinkt. Eben jenes

kritiieher Bearbeitung des MT., deffen verworfene Lesarten in
Randnoten genannt find. Dabei ift zu bemerken, daß H. (ich in
der Korrektur nicht an V. bindet. Eine fehr einfache Löfung der
Flage des Gottesnamens ift die weiter nicht begründete durchgängige
Befeitigung von nw aus dem hebräifchen Text (auch
an Stellen wie 4, 26; 12, 8) — ein eigentümlicher Sieg der
Theorie von Ex 6,3 über den Tatbeftand des Textes, auch der
Vulgata!

Stuttgart. H. Holzinger.

ProckToh, Prof. D. O.: Petrus. (Biblirche Zeit- und Streitfragen,
XI, 4.) '(26 S.) 8». Berlin-Lichterfelde. E. Runge 1917. M. — 60
Der erlte Ablchnitt ,der Jünger' ftellt die Angaben der
Evangelien über Petrus, die fämtlich als hiftorifcher Bericht
gewertet werden, zufammen, dabei das Johannesevangelium mit
den Synoptikern kombinierend. Der zweite Abfchnitt ,der Apoftel'
zeichnet den weiteren Lebenslauf des Petrus nach der Apoftel-
gefchichte, den Daten der paulinifchen Briefe und des erften
Petrusbriefs. Dabei ift der Verf. geneigt, was act. 9—11 von
Petrus erzählt wird als nach dem c. 12 Berichteten gefchehen
anzufehen. Im dritten Abfchnitt ,der Kirchenlehrer' wird die
Predigt des Petrus dargeftellt nach dem Markusevangelium, deffen

Grundfchrift der Verf. auf Petruserinnerungen zurückführt, nach ! teile erzeugte Mannigfaltigkeit des hellenifchen Lebens;

Iiinabfinken von der Hohe ift beffer gefchildert als diefe
felbft; im Nomos, der nun einmal von vo/ii^eiv nicht los-
zulöfen ift und für das griechifche Bewußtfein nur zu
leicht der Gegenfatz zum Sein, zur Natur, zur Gerechtigkeit
wird, ift das Lebenselement des Bürgerftaats nicht
zu finden. Auch hier führt eine Analyfe der aQtxrj, eine
Unterluchung der ethifch-politifchen Begriffe weiter, fo-
wie eine fcharfe Beftimmung von oiolixtia, was nicht
Verfaffung heißt, fondern das Subftantiv zu jcoÄixsve-
a&ai ift. Bei der Darftellung der abfteigenden Entwicklung
durfte das, was man jetzt das raumpolitifche Moment
nennt, ftärker betont werden. Griechenland kann eine
felbftändige Politik nur treiben, wenn es mindeftens das
ägäifche Meer mit der Nord- und Oftküfte beherrfcht;
nachdem Athen das mißglückt war, waren die an diefen
Küften fitzenden Mächte, Perfien oder Makedonien, ftets
in der Lage, die Hellenen in politifcher Ohnmacht zu halten
. Daneben wirkt die von der Natur unterftützte, durch
die bis in ältefte Zeiten hinaufreichende und fich immer
wiedererneuerndeZerfplitterung derStämme und Stammes-

den Reden der Apouelgefchichte und nach dem erften Petrusbrief, fie fchafft eine Kultur von feltener Fülle und unverfieglicher

Der Verf. glaubt das erlte chriftliche Taufbekenntnis auf Petrus
zurückführen zu können. (Daß der bekannte Zufatz act 8,37 im
cod. D (tehe, ift ein Verfehen). Der zweite Petrusbrief gilt ihm
in der jetzigen Geftalt als kaum von Petrus flammend.
Breslau. Bultmann.

Kraft, aber fie macht jeden Einheitsftaat unmöglich. Das
Refultat ift die ,Libertät' der großen und kleinen Gemein-
wefen unter der Garantie einer auswärtigen Großmacht:
der Königsfriede von 386 ift die Formel für die griechifche
Politik geblieben, man braucht für den Großkönig
nur die helleniftifchen Monarchien oder den römifchen
Kaerft, Julius: Gefchichte des Hellenismus. I. Teil. 2. Aufl. j Senat einzuhetzen. Durch diefe Entwicklung ift der helle-
(XHi 536 S.) gr. 8°. Leipzig, B. G. Teubner 1917. nifche Staat zu der Zwergform der Polis verkümmert,

M. 16 — ; geb. M. 18— | hat die fich als Kultureinheit fühlende Nation den Willen
Der Band zerfällt in 3 Bücher: I. Die griechifche I verloren, eine politifche Nation zu werden; das Große in
Polis, 2. Das makedonilche Königtum, 3. Alexander I der hellenifchen Gefchichte aber ift, daß aus den Ruinen
der Große. Im Vorwort erklärt der Verfaffer (S. VI), daß i des alten Bürgerftaats fich Weltanfchauungen aufgebaut
es von Anfang an nicht in feinem Plan gelegen habe, eine haben, ftark genug, um dem helleniftifchen und griechifch-
Spezialgefchichte des helleniftifchen Zeitalters zu geben, ; römifchen Wefen eine für lange vorhaltendende geiftige
feine Abficht vielmehr auf eine Klarftellung der univerfal- j Konfiftenz zu geben. Ich will nicht beftreiten, daß der
hiftorifchen Bedeutung des Hellenismus gerichtet fei. ! Verf. diefe großen Linien gefchaut hat, muß freilich be-

So will ich mich bei der Befprechung auch nicht bei
Einzelheiten aufhalten.

Im erften Buche enttäufchen die Kapitel über die
philofophifche Aufklärung, womit die Sophiftik gemeint
ift, und über die Stellung der griechifchen Idealphilofophie
zum Staate. Die Sophiftik wollte Tugendlehre fein; von

haupten, daß fie in feiner vorfichtig ftrichelnden Zeichnung
nicht plaftifch heraustreten; wenn er die erziehende
Kraft des Gefchlechter- und Standesftaats, die Bedeutung
der fpartanifchen Ordnung für die platonifchen Kon-
ftruktionen, der Bürgerfreiheit für die Autarkie des Philo-
fophen rückfichtslofer anerkannt hätte, wären die Umriffe

dem Begriff der antr« aus war der individualiftifche In- I feines Bildes klarer geworden.

tellektuafismus der fog. Aufklärung am ficherften zu faffen,
ließen fich auch die Verbindungslinien zur ionifchen
Wiffenfchaft und zur eleatifchen Dialektik ziehen. Noch
weniger genügen die etwas blaffen und allgemeinen
Erörterungen über die Stellung Piatos und Ariftoteles
zum Staat; zum minderten war hier über die, nicht fo
ganz unpolitifchen Zwecke der Akademie etwas zu fagen,
die, modifiziert, auch in Ariftoteles fortwirken. Es ift wichtig
daß in Akademie und Peripatos, im Gegenfatz zu den
großen helleniftifchen Schulen, der hellenifche Stadtftaat,
wie ihn das 4, Jabrh. entwickelt hat, feftgehalten wird,
weil feine idealiftifche Konftruktion mit den neuen ethi-
fchen Gedanken Piatos fich zu unlösbarer Einheit
amalgamiert hatte. Diefe knüpften an die konkrete Per-
fönlichkeitsethik des Sokrates an, aber Sokrates hat nicht
nur in der platonifchen Auffaffung, fondern auch noch in
anderen, mehr populären Formen fortgewirkt, die einer
die großen Linien faffenden Behandlung dringend bedürfen
. Dabei darf fein Gegenbild, Diogenes, nicht über-
fehen werden; er ift unendlich wichtiger als der ephemere

Der hellenifchen Polis wird die aus dem makedoni-
fchen Volkskönigtum hervorgegangene Monarchie Philipps
gegenübergeftellt. Sie ift allerdings etwas Neues, aber
nicht nur für die Hellenen, fondern auch für die Make-
donen. Philipp ift, grade von dem hohen Standpunkte
aus gefehen, den der Verf. einnehmen will, eine Manifefta-
tion des politifchen Individualismus, der im 4. Jahrh. fich
an der Peripherie des hellenifchen Lebens, wo ihm keine
feften Traditionen des Bürgerftaats unüberwindliche Hemmungen
bereiten, mannigfaltig erhebt, in der Tyrannis
der Dionyfe, den kleinafiatifchen Fürftentümern, und in
Cypern, Phönizien, Thrakien auf nicht oder nur teilweife
hellenifche Gebiete übergreift, fogar der letzte bedeutende
Perferkönig, Artaxerxes Ochos, kann mit dazu gerechnet
werden, weil er mit hellenifchen Condottieri und Söldnern
das Großkönigtum zu einer zentralifierten Monarchie umzuwandeln
fich bemüht. Überall bereitet diefer neue
Abfolutismus der hellenifchen Kultur den Weg, weil er
hellenifchen Urfprungs ift oder hellenifche Vorbilder nachahmt
. Das trifft auch für Philipp zu; fo wenig verkannt

Schemen Antifthenes, den man endlich einmal aufhören werden foll, daß fein nationales Königtum den anderen
follte Kyniker zu nennen. i Erfcheinungsformen der Tyrannis, um den griechifchen

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