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Ausgabe:

1918 Nr. 2

Spalte:

268

Autor/Hrsg.:

Wrzol, Josef

Titel/Untertitel:

Die Echtheit des zweiten Thessalonicherbriefes, untersucht 1918

Rezensent:

Bultmann, Rudolf

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Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 21/22.

268

anderfchneidet. Nach dem Vorwurf des Amasja hat Arnos den Sturz j er feit I908 in verfchiedenen Zeitfchriften ano-eftellt hat

des Ifaufes Terobeam und die Verbannung Israels geweisfagt. (V. __1 _ ,r„-„nmmi>n n«a ■ ... 6 ,irL, A

11.) V. 9 aber meldet nur von dem Erden. Das Zweite finden wir 17 bß i Wieder aufgenommen und ZU einem gewiffen Abfchluß

mit andern Worten: es ift nur V. 10—17 b « als an falfcher Stelle ein- j gebracht. ^ Er tum aul leinen früheren Veröffentlichungen,

gedrungen zu nehmen. 17 b ß. gehört als Schluß zu 7, 9, der dann zwei
Dreier und zwei Vierer bietet. V. i^aba würde dann je einen Dreier
und Vierer ergeben.

Abfchnitt III (Arnos der Prophet und feine Ver- jeder, der fich für feine Arbeiten und ihren Gegenftand
kundigung) enthal manche gute Bemerkung Mit Recht i inter^fiert> dem Autor für diefe Zufammenfaffung feiner
halt k. an der ju^daifchen Heimat des Propheten und an Refultate dankbar fein. S. Hellt fich die Entftehung des
feiner Armut feit Daß fein Vater nicht genannt wird ; johanneSevangelium.s folgendermaßen vor: Eine mit grö-
(anders bei Hofea und Jefaja) foll auf einfache Herkunft ßerem oder geringerem Recht auf den Apoftel Johannes
fuhren; daß Arnos fich Sykomorenntzer betitelt, auf das | zurückfreführte Legendcnfammlung wurde nach 80 durch

die er als bekannt vorausfetzt, fo daß fein neuefter Beitrag
zur Entftehungsgefchichte des vierten Evangeliums mehr
nur Ergebniffe vorlegt als fie gerade gewinnt. Doch wird

Leben vom .Armeleutebrot'. Beides mag richtig fein
Im vierten Teil (das Buch Arnos) ift nach meinem Gefühl
zu einfeitig betont, daß die Sammlung der prophetischen
Worte im Wefentlichen den Zweck habe, bei der Erfüllung
der Worte den Beweis in Händen zu haben,
daß Arnos ein von Jahwe gefandter Prophet war (vgl.
Jes. 8. 1. 30,8). Die an die Adreffe des Nordreichs gerichteten
Worte des Jefaja (9,7 ff. 17; 28,1—4) find doch
wohl als fliegende Blätter zu denken, da nichts darauf
führt, daß Jefaja in Samarien oder Betel aufgetreten ift.
So kann doch auch der vertriebene Arnos verflicht haben,
durch Ausfendung feiner aufgezeichneten Reden auf die
Nordifraeliten noch weiterhin zu wirken.

Auflallend ift S. 48 der Ausdruck: .nicht die Unerhörtheit der
Sünden nimmt uns zu Parteigängern des Propheten'. Wir würden fügen:
macht uns u. f. f. S. 52, Z. 1. v. u. lies empfehlen ftatt empfohlen.

Zu der Frage der Echtheit von Arnos 1,6—11 (Worte gegen Phi-
liftäa, Phönikien, Edom, die K. dem Arnos beläßt) fiehe jetzt noch Marti,
in den Beiträgen für Baudiflin, der fich mit Recht hier gegen Köhler wendet.

Bonn. Meinhold.

Schlatter, Prof. D. A.: Die beiden Schwerter, Lukas 22,
3 5—38. Ein Stück aus der befonderen Quelle des
Lukas. (Beiträge zur Förderg. chriftl. Theol., 20. Jahrg.
1916, 6. Heft.) (75 S.) 8°. Gütersloh, C. Bertelsmann
1916. M. 1.60
Schi, erblickt in der Gnome von den beiden Schwertern
Luk. 22,35—38 ein Stück aus der Sonderquelle des dritten
Evangeliften, die den Dialog, fpeziell das Tifchgefpräch als
Darftellungsmittel zu verwenden liebte. Jefus fordert feine
Jünger auf, in der Zeit nach feinem Tode, die den vollendeten
Bruch zwifchen den Chriften und der Synagoge
bringen werde, fich vor Meuchelmördern felbft mit dem
Schwerte zu fchützen. In Gegenfatz zu dem Gebot der
Feindesliebe fetze er fich damit nicht. Denn Jefus hat
,dem mordenden Fanatiker das Leben ebenfowenig als
unverletzlich garantiert wie dem Banditen' (S. 59).

Schi, findet, daß fich die Gnome ausgezeichnet der
ganzen Haltung des Evangeliums einfüge, überhaupt zu
dem Gefamtbild paffe, mit dem uns die Jünger den Weg
Jefu verdeutlichen. Mir kommt es fo vor, als fchweife er
allzu fchnell in die Weite, ftatt fich zuvor gegen naheliegende
Einwände zu fichern. Wenigftens vermag ich
auch aus feinen eingehenden Erörterungen nicht die Gewißheit
zu fchöpfen, daß Luk. 22, 36 und 22, 38 von Anfang
an zu einander gehört hätten. Dort verlangt Jefus
von jedem feiner Anhänger, daß er fich, kofte es, was
es wolle, ein Schwert befchaffe, hier dagegen erklärt er
fich damit zufrieden, daß fämtliche Jünger zwei Waffen
befitzen. Mir will es fcheinen, als ob fich die beiden
Worte wefentlich auf Grund des Begriffes Schwert zu
einander gefunden haben. Und das Zwifchenhineintreten
derVerfes 37 trägt gewiß nichts zur Aufklärung des Sachverhaltes
bei. Die ganze Perikope ift wenig dazu geeignet
, ein gutes Zeugnis für eine Sonderquelle des Lukas
abzulegen.

Göttingen. Walter Bauer.

Soltau, Wilh.: Das vierte Evangelium in feiner Entftehungsgefchichte
dargelegt. (Sitzgsber. der Heidelb. Akad.
d. Wiff, Philof.-hift. Kl. Jahrg. 1916. 6. Abh.) (39 S.)
8°. Heidelberg, C. Winter 1916. M. 1.40

W. Soltau hat in diefem Heft Unterfuchungen, die

fynoptifche Perikopen erweitert. Auf diefer Grundlage
erwuchs durch Zutritt einiger antifynoptifcher apokrypher
Sagen und mancher Sprüche aus den urfprünglich felb-
ftändigen Redeftücken nach mündlichen Mitteilungen der
Presbyter die evangelifche Grundfchrift, etwa im Jahr 130.
Ein Jahrzehnt fpäter wurden in fie die Redeftücke eingelegt
, wodurch das kanonifche vierte Evangelium im
wefentlichen feinen Abfchluß gewann. Nur das Kap. 21
kam erft um die Mitte des 2. Jahrhunderts hinzu, desgleichen
einige Interpolationen, wahrfcheinlich auch das
11. Kapitel.

Ohne Zweifel wirkt S.s Art fehr anregend. Für manche
Einzelbeobachtung find wir ihm zum Dank verpflichtet,
vor allem auch dafür, daß er uns verhindert, uns den
Schwierigkeiten des johanneifchen Textes gegenüber allzu
leicht zufrieden zu geben. Daß ihm aber der fchlüffige
Beweis für feine Aufftellungen gelungen fei, vermag ich
nicht zuzugeben. Mich will bedünken, als habe er fich
fein Ziel allzu hoch gefleckt, wenn er ungehinderte Ausblicke
tun will auf einem Gebiet, auf dem wir die Einzelheiten
beften Falls nur in verfchwommenen Umriffen wahrzunehmen
vermögen.

Göttingen. Walter Bauer.

Wrzol, Religionslehrer Dr. Jofef: Die Echtheit des zweiten
Thelfalonicherbriefes, unterfucht. (Biblifche Studien XIX.
Bd., 4. Heft.) (XI, 152 S.) gr. 8°. Freiburg i. B., Herder
1916. M. 5—
Die einleitende Darfteilung der Gefchichte der Kritik
ift objektiv, übertreibt aber die Meinungsverfchieden-
heiten der Kritiker und läßt die allmähliche Klärung des
Urteils nicht hervortreten. Außerdem find nur die bis
1908 erfchienenen Arbeiten, und auch diefe nicht voll-
ftändig, berückfichtigt. — Eine Prüfung der in 2. Th.
vorausgefetzten Situation ergibt, daß diefe wefentlich der
von 1. Th. entfpricht, daß fich aber die Spuren einer
organifchen Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Glaubenslehre
und der eschatologifchen Stimmung unter dem
Einfluß der fortdauernden Verfolgungen zeigen. — Dann
werden die kritifchen Einwendungen widerlegt. 2. Th.
2,2 und 3,17 werden fo gedeutet: Paulus fchwankt, da
er aus Theff. nur unklare Gerüchte gehört, ob ihm dort
ein gefälfehter Brief untergefchoben, oder ob fein erfter
Brief mißverftanden fei. — Das literarifche Verhältnis von

1. und 2. Th. wird fo erklärt: der Abfaffung von

2. Th. ging die Lektüre des Konzepts von 1. Th. voraus
(vgl. Zahn); 2. Th. will nur Ergänzung und authentifche
Erklärung von 1. Th. fein. — Den Anftoß der Eschato-
logie von 2. Th. fucht der Verf. dadurch zu erledigen,
daß er fie als wefentlich aus at. liehen Motiven entftanden
erklärt und einen Widerlpruch zwifchen Überrafchung
(I. Th.) und Vorzeichen (2. Th.) nicht anerkannt. — Den
im Unterfchied von l. Th. unperfönlichen Ton des zweiten
Briefes fucht er durch an Bornemann anfchließende pfy-
chologifche Erwägungen verftändlich zu machen. —Innere
Gründe und äußere Zeugniffe follen zum Schluß die Echtheit
pofitiv erweifen. — Die Ausführungen unterfcheiden
fich nicht wefentlich von den Echtheitserweifungen der
konfervativen proteftantifchen Forfchung. Neues und
Durchfchlagendes wird nicht vorgebracht.

Breslau. Bult mann.