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Ausgabe:

1918 Nr. 1

Spalte:

261

Autor/Hrsg.:

Zurhellen-Pfleiderer, Else

Titel/Untertitel:

Wie erzählen wir den Kindern die biblischen Geschichten? 4., durchges. Aufl 1918

Rezensent:

Schuster, Hermann

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2ÖI

Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 19/20.

262

Verfaflers nicht geworden, und die Darfteilung des Kir-
chentums und der Reformation wie die Benutzung der
Worte Jefu erfcheint mir einfeitig und anfechtbar. Auch
die Betonung der Einzelperfönlichkeit halte ich keineswegs
für unhaltbar. Daß die überlieferte Form der Bekenntniskirche
im juriftifchen Sinn unhaltbar ift, wird auch
mancher zugeben, dem Weideis eigner Standpunkt doch
nicht völlig genügt. Wichtig wäre es mir, zu wiffen, wie
Weidel feine Religion einfachen Leuten vermitteln will,
und wie er felbft feine Anfchauung z. B. David Friedrich
Strauß oder Arthur Drews gegenüber abgrenzt. Endlich
kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß trotz
aller Ablehnung des Intellektualismus und trotz aller Betonung
des Erlebens die Löfung der höchften Fragen
hier doch nur mit Begriffen unternommen, und mindeftens
der Schein erweckt wird, als fei Religion eine beftimmte
Art von Weltanfchauung und könne aus mehr oder minder
einleuchtenden Gedankenreihen über das Weltgefchehen
gewonnen werden.

Frankfurt a. Main. W. Bornemann.

Zurhellen-Pfleiderer, Elle, u. Lic. Otto Zurhellen:
Wie erzählen wir den Kindern die biblilchen Gelchichten?

Eltern und Lehrern zur Hilfe. 4. durchgefeh. Aufl.

(10. bis 12. Tauf.) (VIII, 376 S.) 8°. Tübingen,J. C.B.

Mohr 1917. Geb. M. 5.50

Daß man in der Erzählung vor Kindern die bibli-
fchen Motive ausdeuten und ausmalen müffe, hatte fchon
Dörpfeld gefordert, und der Leipziger Lehrer Max Paul
hat es in feinem Buch ,Für Herz und Gemüt der Kleinen' ausgeführt
. Das Ehepaar Zurhellen geht aber noch einen Schritt
weiter. Nachdem fie fleh in die von der Bibel überlieferte
Gefchichte verfenkt und ihre herrfchende Stimmung fowie
die Hauptgedanken herausgeholt haben, geftalten fie mit
dichterifcher Phantafie den Leib der Gefchichte ganz neu,
indem fie nicht nur ausfehmücken, fondern auch frei er-
fiuden (Vorgefchichten, Rahmenerzählungen, neue benannte
Perforiert); aber immer im Geift der Gefchichten und im
Farbenton ihrer Zeit und Örtlichkeit, nicht im Stil des
Bremer Lehrers Scharrelmann, der die biblifchen Gefchichten
in eine moderne Großftadt verfetzt. Z's. Begründung
ift fehr bedeutfam: Wenn eine biblifche Gefchichte
wirken foll, muß fie lebendig, d. h. konkret, farbig,
anfehaulich fein. Kinder nehmen mit Gefühl und Phantafie
auf. Auf dies Kindergemüt wirkt die fchöne, an-
fchauliche Gefchichte. Nur was fie an Stimmungen und
Gedanken enthält, wird den Kindern zum Erlebnis; die
nachträgliche Befprechung kann das Erlebnis nicht fchaffen,
fondern nur deuten, befeftigen und auf das Leben der
Kinder anwenden. Diefe pfychologifch wohl begründete
Theorie ift mit prächtigen Beifpielen (auch kindlichen
Nacherzählungen) belegt, fo daß dies Buch mit feinem
genialen Wurf den Lefer hinreißt. Von den mancherlei
Bedenken erwähne ich nur das eine: es wird wenig Lehrer
geben, die für diefe .novelliftifche' Methode äfthetifch
genügend begabt und gefchult find. Das Buch ift aber
auf jeden Fall überaus anregend; ich möchte glauben,
auch für die Predigt. (Man vergleiche die Art, wie Schmidt-
henner die Gefchichte von der großen Sünderin als Predigt
erzählt. Monatfchrift für Paftoraltheologie Oktober 1909.)
Die verfchiedenen Auflagen find immer ftark erneuert,
die letzte nach Otto Zurhellens Ehrentod von der Witwe
allein mit pietätvoller Treue.
Hannover-Kleefeld. Schuft er.

Kaftan, Gen.-Superint. a. D. D. Theodor: Reformation und Guftav
Adolf-Verein. I16SJ8". Leipzig, J. C. Hinrichs 1917. M. - 30
Die Reformation ift maßgebend für die Arbeit des Guftav-
Adolf-Vereins und bedarf diemr zu ihrer eignen Behauptung und
Durchfetzung. Sie wollte und will nicht eine Mehrzahl von
Kirchen, fondern die Wiederherftellung der Einen Kirche im
evangelifchen Sinne: einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes
Gottes. Dazu bedarf es aber in der Gegenwart der Erlöfung vom
Staatskirchentum. Die befreite Kirche foll dann ihr Werk treiben
in allen Nationen, und der Guftav-Adolf-Verein ebenfo in ihrem

I Sinn und Dienft. Der Kirchenausfchuß darf weder ein bloßer
Zufammenfchluß ftaatlicher Kirchenregierungen bleiben noch als
ein Organ der Union wirken, fondern muß ein freier und freilaufender
Zufammenfchluß der evangelifchen deutfehen Kirchen
felbft werden. Das find die wefentlichen Grundgedanken des
Vortrags, in dem manches gute und manches fcharfe, auch manches
problematische Wort gefagt wird. Am fchlechteften kommt,
wie nicht anders zu erwarten war, ,eine gewiffe moderntheologifche
Weisheit' weg.

Frankfurt a. M. W. Bornemann.

Degenfeld, Udo: Jefus in unterem Schitierleben. Bilder aus e.
Jugendbewegung. (126 S.) 8». Berlin, Furche-Verlag 1917.

M. 3.50

Bilder aus der Jugendbewegung nennt der Herausgeber diefe
Gefchichte von dem Sprießen, Blühen und fchließlich durch Wider-
fpruch von Kirche und Schule plötzlich erfolgten Ende des Bibelkränzchens
einer größeren thüringifchen Stadt. Das Büchlein ift
ein lehrreicher z. T. ergreifender Beitrag zur Schülerpfychologie
(Schullüge, Sexualethik und Schülerliebe, Naturromantik, Selbft-
mord). Aber die Hauptfache, was die Bibel und Jefus dieren
Bibelkränziern und Jefusfreunden wirklich war, wird leider nicht
deutlich.

Hannover-Kleefeld. Schufter.

Berichtigung.

In einer Befprechung meiner .Propheten' (ThLz. 1918, Nr. 14,
Sp. 172) ftellt es Meinhold als meine Behauptung dar, ,die Well-
haufenfehe Schule habe für die Erkenntnis der Propheten nicht
allzuviel geleiftet'. Meinhold hat den betreffenden Abfchnitt
I (S. 2 ff.) ungenau gelefen; gemeint ift darin, wie aus dem Zu-
fammenhange klar hervorgeht, diefe Schule habe, Ausnahmen
abgerechnet, für die Erkenntnis der (ekftatifchen) Perfonen der
Propheten und der Ekftafe wenig getan.
Gießen. Gunkel.

Neueste Literatur

ausgewählt v. fP. Pape.

RG: Abhandlungen z. fault Religionskunde u. SprachwifTenfchaft,
WolfWilhelm Grafen v. Baudilfin z. 26. IX. 1917 überreicht v. Freunden
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(10, 106) gr8u Berk, Lamm '18. 4 —