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Ausgabe:

1918 Nr. 19

Spalte:

256

Autor/Hrsg.:

Wernle, Paul

Titel/Untertitel:

Die Führerschaft der Laien, ein Charakterzug der schweizer. Kirchengeschichte d. 18. Jahrh 1918

Rezensent:

Köhler, Walther

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Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 1920.

256

auf Verbindung der Juden mit den Türken, überhebendes ! Troeltich'fchen Frageftellungen aus, und Bähler gibt den
und patziges Wefen der Juden, Auftreten von Pfeudomef- j lokalgefchichtlichen Abfchluß.

fiaffen, Aufflammen des myftifchen Judentums, jüdifche j Wernles Rektoratsrede1U bietet Prolegomena zur
Propaganda, perfönliche Erfahrungen). Befchönigt wird j Gefchichte der Helvetik, die wir aus feiner Feder erwarten
von Sch. nichts, feine Aufforderung zur Rückkehr zu den j dürfen, gehört alfo, ftreng genommen, nicht mehr in die
Miflionsmotiven Luthers wird Beifall finden. Die Juden- '■■ Reformationsgefchichte hinein. Aber fle knüpft bei ihr
miflion ift proteftantifchen Charakters, doch geht die an und zeigt, wie die in ihr noch vorherrfchende Führer-

Behauptung zu weit, der Katholizismus treibe keine Mif-
flonsarbeit unter den Juden (vgl. RGG III, S. 801 f). Zu
S. 15 ift zu bemerken, daß die Erklärung a.t. Namen
durch Luther in der Regel nicht eigenem Studium ent-

fchaft der Theologen allmählich durch Pietismus und
rationale Orthodoxie hindurch an die Laien übergeht,
von denen Wernle uns einige weniger bekannte wie Marie
Huber (Lettres sur la religion essentielle ä 1 'homme) neben

fpringt, vielmehr Herübernahme aus der den Bibeln bei- j den bekannten Rouffeau, Bonnet, Peftalozzi in knappen
egebeneninterpretationominumHebraicorum ift. Möchte j Zeichnungen vorführt. Man bedauert nur, daß der Rahmen
einer Rede keine größere Ausführlichkeit geftattete.
Zürich. W. Köhler.

16 Wernle, Prof. U. F.: Die Führerichaft der Laien, ein Charakterzug
der fchweizer. Kirchengefchichte d. 18. Jahrh. Rektoratsrede, geh.
am 10. XL 1916. (32 S.) 8°. Bafel, Helbing & Lichtenhahn 1916.

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Sch.'s Schrift anregen zu einer erfchöpfenden Behandlung
des Themas, wie es einft Kolde plante!

Schweizer Schriften.

Von den hier verzeichneten Schriften ift der Brief-
wechfel des Tobias Fromm12 die wertvollfte und befte;
fie ift mit einer erquickenden Frifche, Offenheit und Ehrlichkeit
gefchrieben. Was fle behandelt? Das läßt fleh Mehlhofe, Pfr. Philipp: Beiträge zur Refortnationegerchichte der
in einer kurzen Anzeige gar nicht fagen, fo ziemlich alle ; Ephorie Borna. (208 S.) gr. 8". Leipzig, A. Strauch (1917).
.brennenden Fragen' des gegenwärtigen kirchlichen und M. 2.50
religiöfen Lebens; als da ift allgemeines Prieftertum, Recht- Der Verf- nat in den Archiven zu Dresden, Weimar, Magde-

fertio-un°-slehre Stellung des Chriften zum Staat zurDienft- burg' Altenbur8» Zerb(t> Zeitz> Borna tleißig für fein Thema ge-

ieruguiiösieiire, ^iciiung aes Giiriiten zum Staat, zur uienit- arbeitet und dje ihm erreichbare Literatur forgfältig benutzt. Aber

pflicht, zur Gelelllchatt. Hocherfreuhch ift dabei die es fehIt ihm die rechte gerchichtliche Methode. Statt einfach

Schätzung Luthers, auf den immer wieder zurückgegriffen I aus den Quellen herauszuholen fetzt er fleh von Anfang an und

wird, wie denn der Kernpunkt der ganzen Ausführung fatt auf Schritt und Tritt mit fekundärer und z. T. veralteter

der ift: wir brauchen die Lutherlche Glaubenszuverficht Literatur auseinander. Ferner find ihm wertvolle neuere Quellen-

____, • /- r u • • \t 1 i : t__ Publikationen und Einzelauflatze entgangen. Das hangt freilich

und find in Gefahr in ein neues Werktum eine Ver- der AbgeIegenheit feiner Dorfpfarre zufammen. Ein zweiter

herrhehung des weltlichen Werkes, zu fallen. Der Schrift 1 Nachteil des Buches ift, daß es nicht recht disponiert und trotz des

möchte ich auch in der deutfehen Heimat Lefer wünfehen, ,Sachregifters' nicht überflehtlich ift und daß die Darfteilung immer

fchon damit fie fleht, daß neben der durch Ragaz ver- I wieder durch z. T. Tehr lange Quellenftücke unterbrochen wird,

tretenen, immer mehr politifch-agitatorifch werdenden Als Materialienfammlung ift das Buch indes gut zu gebrauchen.

,. ... 'r . , n. , . v s . Befonders dankenswert ift die Mitteilung der Vifltationsbenchte.

religios-fozialen Richtung auch andere, gemäßigte religiös- Mitau. O. Clernen,

foziale Strömungen beftehen, denen es nur um religiös-

ethifche Vertiefung zu tun ift. Nicht daß ich allenthalben i Harre, Lic. Dr. Karl Paul: Reformation und Weltkrieg. Gefchicht-

dem Vf. zuftimmte; die Bedeutung der .Ordnungen'in Staat liehe Betrachtg. (118 S.) 8°. Meerane i. S., E. R. Herzog 1917.

und Kirche fchätze ich höher ein, finde das Problem: ; .. ^'-i2-50

r°u-:a~„<- .„ ,„a r~r~uxft-, ~u~„ r„ n c ort ,,, t«.;„t,f Die erften 98 Seiten bieten unter der Uberfchrift,Das Chnften-

Chriftentum und Gefchaftsleben (z. B b. 21) zu leicht ; tum und dje Kirche< ejne gedrängte Darfteilung der Gefchichte

behandelt, urteile auch über die Berechtigung^ des Kne- | der chriftlichen Kirche vom NT ab, ausmündend in eine ziemlich

ges anders, aber allgemeine Zuftimmung wird Theophilos einfeitige Beurteilung der englifchen Hochkirche. Das 2. Kapitel

auch nicht fordern, die Hauptfache ift, daß er befinnlich ift überl'chrieben ,Die Reformation der Zukunft'. Seine Quinteffenz

macht 'ß der unbezweifelbare Satz: ,Wir werden Luthers Werk am heften

i/r- r u 11 j tt iA v • j re c u :a. j- • ehren und fortführen, wenn wir feine Gedanken und die Gedanken

Miefcher1-1 und Heer11, bei deffen Schrift die ge- ; der deutfchen Genien, welche auf feinem Boden ftanden und

fchmackvolle Ausftattung Hervorhebung verdient, find j fchufen, ftets von neuem durchdenken und, foweit es in unferen

Gemeindegefchichten, forgfältig und gründlich gefchrieben, Kräften fleht, weiterdenken, nie aber ohne den Hinblick auf den

nach den Quellen (die M. nur etwas genauer hätte an- : Kern von Luthers erneuernder Tat'. Der Verf. weift befonders

geben follen), daher auch wiffenfehaftlich brauchbar. a"f Hegel hin. - ^

f,. ., ('.. . . . .. , , ,7 1 an das Buch herantreten.

Einzelheiten können hier nicht angegeben werden. (Zu jyiitau. O. Clernen.

Heer S. 52: Ludovicus Vives war Spanier aus Valencia, '____"

^XrJ^n&orm»üonst*r» drei Redner * 9^S^iB^Si&

aufgeboten das hat den Nachteil das keiner der drei ^i^tl Ä dem Verfaß

tiefer fchopfen kann.aus Zeitmangel L^ Parallelen zwifchen der Entwicklung,

als Syftematiker fehr abftrakj über das Welffl derRefor- den Charaktereigenfchaften und den mufikalifchen Leiftun-

mation innerhalb der Entwicklung des chriftlichen der beiden8deutfchen Heroen Luther und Bach ge-

zips, Hoffmann beleuchtet die Reformation von den -Qgen Der Vortrag Ueft fich wje dn begeifterter *nd

- begeifternder Hymnus, der namentlich auch die großartigen

12 Theophilos: Reformation. Briefwechfel d. Tobias Fromm kirchlichen Kompofitionen Bachs nach denverfchiedenften

BäfcMn . iamr' d' 3'" X' 1917 ^ (55 S° 8°" BerM 1- Seiten hin zu erläutern und zu würdigen beftrebt ift, um

>s Miefcher, Hauptpfr. E.: Die Reformation in Bafel und fpeziell i am Schluffe ein Wort des Prinzen Friedrich Wilhelm von

zu stXeonhard. Für die Gemeinde dargeftelit. Sep.-Abdr. aus dem j Preußen anzuführen, das er beim Bachfefte in Eifenach

.Chriftl. Volksfreund', 1917. (62 S.) 8«. Bafel, Basler Miffionsbuchh. ; 1Q17 gefprochen: ,Wir follen uns (nach dem Kriege)

>9!7- ^ r. j M. 1.20 nacb erhaltenden Kräften umtun, nach ftarken Stützen

>4 Heer Gottfried: Frido in Brunner Reformator des Landes : f ererbten deutfchen Kultur. Mir find die ftärkften

Glarus. (55 o. m. 3 1 afein.) 8U. Zürich, Züricher & Furrer 1917. ! T . r> „u< T^, a„r ui r> 1 V <. c j

v" ' M. 1.50 ! Luther und Bach'. Im Anfchluß daran bezeugt Smend

15 Lüdemann, Prof. D. Dr. Hermann: Das Wefen der Reforma- j feinen Zuhörern in dem Schlußfatze feines Vortrages:

tion. — Hoff mann, Prof. D. Dr. Heinrich: Die religions- und kultur- 1 ;Wir haben als Deutfche und als Proteftanten keine grö-

gefchichtlichc Bedeutung der Reformation. -Bähler, Prof. D Eduard: 'q^^ propheten als diefe beiden: Luther und Bach!'

Bern und die Reformation. (In: Reformationsfeier an der TJniverfitat >T , T„i,^ii. „r>A tt«.__u- i. ^ j- r r _r__^«.,^-4. cn- t.

Bern, Samstag, den 3. November 1917.) (31 S.) gr. 8». Bern, A. Francke. Nach Inhalt und Form bietet diefer Vortrag vortreffliches

1917. M. 1 — I und verdient darum ebenfo in weiten, geiftig angeregten