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Ausgabe:

1918 Nr. 1

Spalte:

230

Autor/Hrsg.:

Bonwetsch, G. Nathanael (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Aus 40 Jahren deutscher Kirchengeschichte. Briefe an E. W. Hengstenberg. 1. Folge 1918

Rezensent:

Zscharnack, Leopold

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Seite 1

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229

Theologifche Literaturzeitung 1918 Nr. 17/18.

230

fchöpfend, meiftert K. die Fülle der Ereigniffe. Und
doch möchte ich glauben, daß fich eine noch größere
Flüffigkeit und noch ftärkere Befchränkung auf das We-
fentliche zum Bellen der Sache erzielen ließe. Gerade
weil K. Meilter der Einzelereigniffe ift, kommt es ihm
nicht fo Hark zum Bewußtfein, daß ein ungefchulter
Lefer nicht feiten Mühe haben wird, der Begebenheiten
Fülle zu überfchauen; empfehlen würde ich vorab, häufiger
Jahreszahlen zu den Daten zu fetzen, um als Richtpunkte
zu dienen. Daß K. nicht einfach Früheres zufammen-
fetzte, fondern den Stoff neu verarbeitet hat, merkt der
Kundige fofort. Es tritt das z. B. rückfichtlich der Beurteilung
Cajetans hervor; feine Rolle in Augsburg 1518
muß er mit M. Lang teilen, was m. W. K. bisher nicht fo
herausgehoben hatte, und Cajetan erfcheint jetzt weniger
als der gefchickte Diplomat, der die Situation, die er
vorfindet, zu nützen weiß, als vielmehr als der gelehrte
Theologe, der an Gründlichkeit und Gewiffenhaftigkeit
Eck und Prierias übertrifft. Ausfchließende Gegenfätze

zu wollen, aber dabei tatfächlich — bis auf wenige Ausnahmen
— nur die katholifchen Autoren berückfichtigt.
Göttingen. Carl Mirbt.

Aus 40 Jahren deutlcher Kirchengelchichte. Briefe an E. W.
Hengftenberg. 1. Folge. Hrsg. v. G. Nathanael
Bonwetfch. (Beiträge zur Förderung chriftl. Theologie
. 22. Bd., 1. Heft.) (176 S.) 8°. Gütersloh, C. Bertelsmann
1917. M. 4 —
Hengftenbergs Briefwechfel ift im Jahre 1910 der
Königl. Bibliothek in Berlin überwiefen worden. Es lag
nahe, diefen zeitgefchichtlich wertvollen Schatz zu heben,
um auf Grund diefer die verfchiedenften Fragen des
kirchlichen und theologifchen Leb ns berührenden Briefe
der verfchiedenften Korrefpondenten an den Herausgeber
der ,Evangelifchen Kirchenzeitung' einen perfön-
hchen Einblick in das Leben der deutfchen Landeskirchen
und der Kirchen der proteftantifchen Nachbargebiete
feit etwa 1827 zu erhalten, und um fo zugleich das
find das natürlich nicht, und über Einzelheiten wird fich j,lü ™ erganzen, das Bachmann-Schmalenbach in ihrer

1111kl Llclro lldiui ii^n 111 <-jil, uuva uu_i jl-/m/^ii.i_i iv-11 vriiu uvu r j ( 1 T>* l_ •----------------------- --- ------

ftreiten laffen. Das Ganze wird als reife Frucht uner- j "enS73 "Bl°S™P.™e von Hengftenberg als dem kir-
müdlichen Fleißes Dauerwert, wohl verdient, behalten, j chenpolitilchen 1 ubhziften und feiner Kirchenzeitung als
Die gute Ausftattung verdient gleichfalls Hervorhebung. de.™ Zentralorgan der antirationalift.fchen kirchlichen Kreife
Zürich. Walther Köhler.V zeich ^

______Quellen für die Nachrichten der Ev. Kz. zu fehen, fodaß

77 „ , T7T7T ■ ■ rm r a ihre Herausgabe oder Durcharbeitung zu einer Quellen-

Strei 1, Rob., O.M.I.: Bibliotheca miSSionum. I. Bd. Grund- kritik jenes kirchiichen preßorgans werden könnte, — eine
legung aalfeTL. (Veröffentlichungen des Internat lnit. Arbeit, die freilich noch zu leiden bleibt, da B. fich nicht
f. miffionswiff. horfchg.) (XII, 24, 877 S.) Lex. 8». Mun- ; von diefem quellenkritifchen Gefichtspunkt hat leiten laffen
fter 1. W., Afchendorff 1916. M. 28.60 fondern fick darauf befchränkt, ohne wefentliche eigene

Diefes ausgezeichnete Werk, mit dem die Verottent- Zutaten Texte zum Abdruck zu bringen, in denen fich
lichungen des Internationalen Inftituts für miflionswilten- die wichtigeren damaligen Erfcheinungen auf kirchlichem
Ichaftliche Forfchung fich in viel verheißender Weife ein- : Gebiet fpjegeln> Er ordnet fie alphabetifch nach den
führen, ftellt fich die Aufgabe, die gefamte Literatur über Namen der Brieffchreiber, zunächft die Reihe bis J. H.
das kathohfche Miffionswefen von 1502 bis 1910 nach den Kurtz fortführend, — am zahlreichften darin die von
für bibhographifche Arbeiten heutzutage geltenden Grund- , Yx. Delitzfch, Haevernick, A. Ilarieß, während z. B. die
fatzen zufammenzuftellen. Es find 4 Bande vorgefehen, i von Ludwig v. Gerlach hier ganz fortgeblieben find. Es
von denen der 2 die Literatur über Amerika, der 3. che j wäre wünfchenswert, wenn B. dem zweiten Band einen
Schriften uoer Af.en, der 4. die Miffionshteratur über 1 genauen Nachweis über die von ihm getroffene Auswahl
Afrika und Ozeanien bringen foll. Der vorliegende , bei geben würd damit man weiß wöelche ßriefe
I-Band enthalt als grundlegender und allgemeiner Teil' j unberückfichtigt geblieben find. S
die miffionstheoretifchen, miffionsmethodifchen und m,f- Im Fdde fa s Leopold Zfcharnack

fionsrechtlichen Schritten, lowie aus der mnlionsge- 1___

fchichtlichen Literatur die zufammenfaffenden Werke,
zu denen nicht nur die über die ganze Miffionsge-
fchichte handelnden gerechnet werden, fondern auch

Friedrich, Karl Jofeph: Profeffor Gregory. Amerikaner,
Chrift, Volksfreund, deutfcher Held. Mit Bildern u.
unter Benutzg. der Feldtagebücher Gregorys. (149 S.j
die allgemeinen Darftellungen der Arbeit einzelner Mif- I 8°. Gotha, F. A. Perthes 19.17. M. 3

fionsorden und des heimatlichen Miffionswefens. Bei zahl
reichen Werken find knappe Inhaltsangaben hinzugefügt,
in einzelnen Fällen wird auch Literatur angeführt. Das
<>-ewaltige 2078 Nummern umfaffende Material ift chrono-
fo'rifch geordnet, fo daß fich die literarifche Produktion
der einzelnen Perioden rafch überfehen läßt; daß infolge-

Friedrich hat, von einigen Überfchwenglichkeiten ab-
gefehen, ein echtes Volksbuch gefchaffen, dem eine weite
Verbreitung zu wünfchen ift. Die zahlreichen Freunde
Gregorys werden fein Bild getreu gezeichnet finden, die
allermeiften unter ihnen zugleich zahlreiche Züge entdecken,
die fie noch nicht in ihrem vollen Zufammenhange erfaßt

deffen eine Schrift, die mehrere Auflagen erlebt hat, unter j hatten. Der erfte und der letzte Abfchnitt (der Gottgemehreren
Nummern erfcheint, vgl. z. B. eine des P. Michel leitete; der deutfche Held) bringen den biographifchen
(Nr. 1932 1971. 2039), ift ein Nachteil, der dabei nicht j Rahmen und den ergreifenden Abfchluß feines Lebens,
ins Gewicht fällt. Ich glaube, daß das hier eingefchla- ! Der Helfer, ,der Lebensneugeftalter', ,der Wanderer', ,der
gene Verfahren vor der fonft naheliegenden Rubrizie- i Lebenskundige', ,der Freund des Volkes' entwerfen von
run«- nach fachlichen Gefichtspunkten den Vorzug ver- j der energifchen, praktifchen, liebenswürdigen Art G.s ein
dient, da diefen letzteren durch forgfältige Autoren-, j anfprechendes Bild. Neben feiner Jefusmäßig wärmften,
Perfo'nen-, Sach- und Ortsremfter zugleich vollauf Rech- ! vollblütigften, dichterifchen Anteilnahme am Gefchick des
nung getragen wird. In diefer Bibliotheca haben wir ein j Einzelnen, Auge im Auge, Hand in Hand, Herz zum
Hilfsmittel erften Ranges für miffionswiffenfchaftliche Stu- Herzen' (S. 134) tritt feine puritanifche Lebenseinfachheit
dien erhalten, das eine große, in dem vorgeführten Um- charakteriftifch hervor. Theologifch am intereffanteften
fang Wohl nur wenigen bekannte Literatur der Spezial- find die Abfchnitte über den (akademifchen) ,Lehrer' und
forfchung nahe bringt und geeignet ift, zu neuen Unter- über die Forfchungsarbeit G.s (,der Freund des Einen
fuchun"-en anzuregen. Buches'). Diefe konnte felbftverftändlich im Rahmen eines

Es würde den Wert des Buches nicht herabgemindert Volksbuches nicht voll gewürdigt werden, fondern ift wie
haben, wenn der Verf. in dem Titel angegeben hätte, daß alles andere in der Art der Anekdote, d. h. in der Form
es fich für ihn nur um die katliolifche Miffion handelt, j von Einzelheiten dargeftellt. Eine bedauerliche Entauf
die fich zu befchränken, fein gutes Recht war. Be- gleifung ift übrigens in diefem Zufammenhange das un-
merken möchte ich auch, daß der Herausgeber zwar er- begründete abfprechende Urteil über v. Sodens textklärt
(Vorwort S. VI), die ,über das katholifche Miffions- kritifche Leiftung (S. 66).

werk unter den Heiden'veröffentlichten Schriften aufzählen Göttingen. Titius.