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Ausgabe:

1918

Spalte:

181-182

Autor/Hrsg.:

Horsch, John

Titel/Untertitel:

Menno Simons. His Life, Labors and Teachings 1918

Rezensent:

Köhler, Walther

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Theoiogifche Literaturzeitung 1918 Nr. 14.

182

nicht nur die hiftorifchen iMitteilungen über die Denkmäler,
fondern es dient zugleich ihrer Pflege. Die Ausftattung des
Buches entfpricht den Erwartungen, die man an den Verlag zu
(teilen (ich gewöhnt hat.
Tübingen. Otto Scheel.

Chriftus (f. Vos S. 214). Immerhin ift H. zuzugeben, daß
noch Manches im Leben Mennos diskutabel ift; feine Anficht
ift die, wenn ich fo fagen darf, des orthodoxen Menno-
nitentums, die Menno von Münfter loslöft und nach Möglichkeit
der Kirche annähert. Aber, wie gefügt, eine volle
Löfung aller Fragen wird erft mit einer kritifchen Ausgabe
der Schriften Mennos möglich werden. Zu lernen ift
aus H.'s Buch mancherlei, zumal er fich auch mit fonfti-
gen täuferifchen Gemeinfchaften wie Battenburger u. dgl.
befchäftigt, auch auf Adam Paftor u. a. zu fprechen kommt.
Zürich. Walther Köhler.

Etzin. Stadt- u. Kreisfch.-Infp Dr. Frz.: Luther als Erzieher zum
Deutfohtum. (Pädagogisches Magazin, Heft 669.) (72 S.) 8».
Langenfalza, H. Beyer & Söhne 1917. ,M- Irr?

Zeißig. Emil: Luther, der treue Diener feines Volkes, als elfter
Prediger der Glaubensfreiheit, als Schöpfer der neuhoch-
deutfchen Schriftfprache u. als Vater allgemeiner Schulgedanken
. (Pädagogifches Magazin, Heft b60.) (29 S.) 8't
Langenfalza, H. Beyer & Söhne 1917. M. — 50

Zwei Schriften, die Luthers Deutfchtum und fem Verdienft
um Deutfchland betonen, ohne nationaliftifche oder konfeftionelle
Verengung. Etzin durch fein größeres Lutherbuch bekannt, ift
am ausführüchften und glücklichften in den beiden Kapiteln, die
Luther als Urbild deutfcher Tugenden und als Kampfer gegen
deutfche Untugenden fchildern. Das Schlußkapitel, Luthers Erbe,
follte ftatt der Befreiung von den ,Feffeln geiftiger Borniertheit'
(Goethe) lieber einen tieferen Begriff von Freiheit entwickeln.
Auch gegen Zeißigs erften Teil, Luther als Prediger der Glaubensfreiheit
, find Bedenken zu erheben. ,Schöpfer' der neuhoch-
deutfchen Schriftfprache greift im Ausdruck etwas hoch. Am
heften gelungen ift Teil 3: Luther als Vater grundlegender Schulgedanken
. Im ganzen werden beide Schriften ihren Zweck erfüllen
.

Hannover-Kleefeld. Schufter.

Hbf fch, John: Menno Simons. HisLife, Labors andTeachings.

(324 S.) 8°. Srottdale, Pa., Mennonite Publishing
. House 1916. 5 sh.

Der Verfaffer diefer neuen Mennobiographie ift in
den Kreifen der Täuferforfchung wohlbekannt, auch wenn
die feinem Buche beigefetzte gute Literaturüberficht nicht
feine einzelnen Publikationen aufführte. Die vorliegende
Arbeit ift die zu erwarten gewefene Gegenlchrift gegen Vos
(vgl. diele Zeitlchr. 1915 Nr. 10), deffen kühne Aufftellungen
begreiflicherweife in Mennonitenkreifen Auffehen erregten.
In dem Verfuche der Widerlegung von Vos liegt auch
der Hauptwert diefer Biographie, dem man noch beifügen
könnte die zahlreichen Auszüge aus Mennos Schriften,
die teils in den Text aufgenommen, teils in fachlicher
Ordnung an den Schluß geftellt find, aber uns nicht ent-
fchädigen können für die dringend notwendige kritifche
Xeuausgabe der Werke Mennos (S. 301 wird uns verfichert,
daß in den fpäteren Ausgaben an den Urdrucken nichts
geändert worden fei; ift das wirklich genau geprüft worden
?) Das wichtigfte Kapitel ift das dreizehnte: Menno
Simons attitude toward the Munsterites. Die Verteidigung
der früheren Anficht von Mennos völliger Unabhängigkeit
von den Münfterlchen gegenüber Vos ift fehr

gefchickt, aber m. E. nicht überzeugend. Die Tatfache, liebten Volkes, aus dem' Vollen fchöpfend, mit kritifcher

TeuUch, Bifchof Fr.: Die Siebenbü'rger Sachlen in Vergangenheit
und Gegenwart. (Schriften zur Erforfchung
des Deutfchtums im Ausland, hrsg. v. der Gelell-
fchaft f. Erforfchung des Deutfchtums im Ausland.
1 Bd.) (XIII u. 350 S. u. 1 färb. Karte.) gr. 8°. Leipzig,
K. F. Koehler 1916. M. 9.50; geb. M. 13 —

Lencz, Prof. D. Geza: Der Aufftand Bocskays und der
Wiener Friede. Eine kirchenhiftor. Studie. (296 S. m.
20 Abbildgn.) gr. 80. Debreczen, Hegedüs & Sändor
I9U- M. 6.50

Cändea, Dr. Romulus: Der Katholizismus in den Donau-
fürrtentümern. Sein Verhältnis zum Staat und zur Ge-
fellfchaft. (Beiträge zur Kultur- und Univerfalgefchichte,
Bd. 36.) (X, 139 S.) gr. 8». Leipzig, R. Voigtländer
I9U- M. 5.40

Es bedarf nicht der Erinnerung an den Judasüberfall
auf Siebenbürgen und feine glänzende Abwehr, nicht der
Feier des 100jährigen Geburtstages von Bifchof Georg
Daniel Teutfch, dem hervorragenden Sachfenführer, der
fich mit feiner feltenen Kraft erfolgreich für die Erhaltung
des Deutfchtums in feinem Volk einfetzte, um Teilnahme
für ein neues Gefchichtswerk über Siebenbürgen zu
wecken, das noch dazu vorübergehend von einer hohen
Stelle verboten war, — obwohl Teutfch Mitglied des
Magnatenhaufes — wohl wegen der ungefchminkten
Offenheit des mutigen Verfaffers. Denn die deutfche
Sprachinfel im Offen ift feit alters ein Lieblingskind der
kirchlichen und völkifchen Diasporapflege. Als erfte
Frucht eines neuen deutfchtümlichen Unternehmens, mit
dem Ziel der tieferen Erfaffung der in der landläufigen
Gefchichtsbetrachtung zu wenig beachteten Teilglieder
des Gefamtvolkes, hat der hochgefchätzte Sohn und Amtsnachfolger
jenes Jubilars, trotz des Krieges, deffen Einfluß
fich in mangelnder Ausfeilung ein wenig fühlbar
macht, — auch fehlt ein Regifter, während die Karte fehr
zu loben ift — gewagt, die Entwicklung feines heißge-

daß Menno die Münfterfchen,liebe Brüder'ca. 1535 genannt Abwägung in großen Zügen darzubieten, doch mit fo
hat, fpäter diefe Anrede desavouierte, (Vos S. 38 t.), kann vielen Einzelheiten, um ein eigenes Urteil zu ermöglichen,
nicht damit aus der Welt gefchafft werden, daß er auch Dabei liefert er nicht einen Auszug aus feinem aner-
die Katholiken ,Brüder' nennt, nämlich ,Brüder, aber nicht kannten dreibändigen Werk, fondern eine neue wiffen-
in Chriftus' (S. 155); die Deutung im Sinne diefes Zufatzes j fchaftliche Darftellung bis zur Gegenwart, mit einer Reihe

neuer Auffaffungen auf Grund jüngerer Forfchungsergeb-
niffe und mit anderer Wahl und Ordnung des Stoffes, in
einer für weitere Kreife berechneten Form. Er hat den
glücklichen Vernich gemacht, die vielhundertjährige Ge-
fchichte, mit gebührender Hervorhebung des in ihr
hervorftechenden kirchlichen Einfchlags, unter die Ge-
fichtspunkte zufammenzuftellen, die fo maßgebend in den
einzelnen Zeiträumen waren, daß fie diefe für das heutige
Urteil zu einem Ganzen zufammenfchließen, und daß vor
allem Wert darauf gelegt wurde, die in die Gegenwart führenden
Fäden erkennbarer als üblich in die Vergangenheit
zurück zu verfolgen. Drei große Gefahren drohen der
Zukunft des fächfifchen Volksftammes, bei dem bisher in
einzigartiger Weife Volk und Kirche fich deckt; fie beliehen
in der geringen Zahl (230000 unter 2'/2 Millionen),
ihrerZerftreuung über einen verhältnismäßig großen Raum
und in gewiffen Richtungen der modernen Entwicklung,
nämlich in der Anfchauung, daß der Staat das Recht
habe, alles zu ordnen, in der fortfchreitenden Demokra-

ift an jener Stelle, foweit ich fehe, ganz ausgefchloffen (vgl,
Vos S. 40). Ebenfowenig kann die auch von H. nicht
beftrittene Tatfache, daß Menno die Taufe feiner Schwägerin
durch den Münfteraner Douwe Schoemaker anerkannte,
damit entkräftet werden, daß Luther, Zwingli und Calvin
auch die römifche Taufe anerkannten und doch
nicht Romaniften waren; der Vergleich hinkt infofern, als
es bei den Reformatoren nur auf den rite vollzogenen
Taufact, bei Menno wie bei den Täufern überhaupt aber
auf den gläubigen Täufer für die Gültigkeit der Taufe ankam
. Schließlich kann fich H. auch nur fo helfen, daß
er die jene Anerkennung berichtende Quelle verdächtigt,
wozu aber kein Grund vorliegt. Vos ift H. an kritifchem
Scharffinn zweifellos überlegen. Auch fonftige Abweichungen
von Vos bei H. befriedigen nicht. So wenn die
.Orthodoxie' Mennos in puncto Erbfünde behauptet wird
fS-79)- Die Anficht von Dirk Philips wird S. 129 nicht
richtig wiedergegeben; es handelt fich nicht um Leugnung
der Erbfünde, vielmehr um ihre Wegnahme durch