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Ausgabe:

1917

Spalte:

164-165

Autor/Hrsg.:

Göller, Emil (Bearb.)

Titel/Untertitel:

Repertorium Germanicum. I. Band 1917

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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gewußt hat. Die in Bd. I. vorangefchickte Biographie '
feines Heiligen nebft Überficht über feine Schriften ift i
bei aller gebotenen Befchränkung inhaltreich. Zu der
Echtheitsfrage der Herodiaspredigt (S. XXVIII), ift jetzt
Pauly-Wiffowa's Realencyklopädie Bd. IX S. 1823 zu vergleichen
. Neben diefem Mufter von Überfetzungskunft
hat A. Naegle mit feiner Wiedergabe von de sacerdotio
einen fchweren Stand. Er verfolgt fo ziemlich das entgegengefetzte
Prinzip wie Baur; er überfetzt im engften
Anfchluß an das Original und erzielt eine im allgemeinen
peinlich richtige, aber fteife Profa, der man in jedem
Satze das Überfetztfein anmerkt.

Eine äußerft dankenswerte Gabe befchert uns der
zweite Band der aus dem Syrifchen überfetzten Serie.
O. Braun bringt eine Auswahl des Wichtigften aus der
Sammlung perfifcher Märtyrerakten des IV. Jahrhunderts8
, die Bedjan im II. Bande feiner Acta martyrum
herausgegeben hat; dazu gefellen fich andere Martyrien
aus Perfien. Der zweite Teil des Bandes will das oft-
fyrifche Mönchsleben illuftrieren. Wir erhalten ausgewählte
Kapitel aus des Thomas von Marga Klofterge-
fchichte und die Klofterregeln von Izalä. Alle Texte
find voll lebendiger Erzählung und vielfach geradezu
fpannend zu lefen. Die Überfetzung ift fo, wie es bei
derartigen orientalifchen Texten angebracht ift (vgl. Th. [
Ltz. 1914, 489): ziemlich eng dem Urtext angefchloffen, j
aber nicht undeutfch; doch merkt der Lefer, daß er
Orientalen reden hört.

In der vorigen Befprechung habe ich mit Wünfchen
an die Herausgeber gefchloffen, die ihnen bei diefer Gelegenheit
nochmals ans Herz gelegt feien. Noch einer
fei hinzugefügt. Wie wär's, wenn uns die orientalifche
Serie eine — wenn auch in irgend einer Form verkürzende —
Überfetzung des jakobitifchen Breviers böte und fo auch
einem weiteren liturgifch intereffierten Forfcherkreis die
Möglichkeit eröffnet würde, fich mit diefer Quelle orien-
talifcher Frömmigkeit vertraut zu machen 1 Eine Sammlung
wie die B. K. V. kann ein derartiges Werk am [
ehelten tragen und verbreiten.

Jena. Hans Li etzmann.

Valle, Hermann della: Die Benediktinerinnenklölter des
Bistums Osnabrück im Mittelalter. Verfaffungs-, wirt-
fchafts- und ftändegefchichtl. Studien. (Diff. Münfter
i. W.) (III, 162 S.) 80. Osnabrück 1916.
Diefe auf Anregung von A. Meifter in Münfter
entftandene hiftorifche Differtation befchäftigt fich einmal
mit den drei Klöftern Gertrudenberg, Oefede und Malgarten
in ihrer kirchenrechtlichen und ftandesgefchicht-
lichen Stellung, und fodann geht fie des Näheren auf die
Wirtfchaftslage des Klofters Gertrudenberg bei Osnabrück
ein und befchäftigt fich eingehend mit der fchwierigen
Stellung des Frauenkloflers zum benachbarten Stadtregiment
. Vielfach geftützt auf G. Schreibers bekannte
Unterfuchungen (Kurie und Klofter im 12. Jahrhundert),
behandelt der Verfaffer die Gründung diefer drei Klöfter,
von denen das eine ein bifchöfliches und die andern
beiden adlige Familienklöfler gewefen find, er legt dar,
daß alle drei in der Zeit Bennos II. und feiner Nachfolger
gegründet, von Anfang an die Benediktinerregel befolgt
haben werden, zumal imGegenfatz gegen die unerfreuliche
Entwicklung, die die Kanoniffenftifter genommen haben.
Der Vf. weift auch gegen Hauck nach, daß die drei Klöfter
einfache Frauenkonvente gewefen find, daß die Einführung
der kluniazenfifchen Reformen die Gründung von Doppel-
klöftern ausgefchloffen hat. Die letzten 40 Seiten etwa
befaffen fich, geftützt auf A. Schultes Forfchungen (der
Adel und die deutfche Kirche im Mittelaltert, mit Herkunft I

8) Ausgewählte Akten perfifcher Märtyrer. Mit e. Anh.: Oftfyrifches
Mönchsleben. Aus dem Syr. überf. v. Prof. Dr. Osk. Braun. XXI,
280 u. 51 S.) 1915. (22. Bd.) M. 4 —; geb. M. 4 80; in Halbperg. M. 5.30

und Familienverhältniffen der Infaffen der drei Klöfter.
Es ergibt fich, daß die Gertrudenberger Nonnen aus dem
niederen Adel und aus dem Patriziat flammen, daß Oefede
eigentlich nur edelfreien, weniger niederen Adel aufgenommen
hat, und daß Malgarten an Qualität den Gertrudenberger
Nonnen nicht nachgeftanden hat. So erfreulich
es an und für fich fein mag, daß die Konvente
auf Nachwuchs aus den beften Familien großen Wert
gelegt haben, fo bedauerlich ift die Feftftellung, daß
durch dies erzwungene Zölibat die beften Familien des
Landes bald ausgeftorben find. Auch hierfür bringt der
Vf. einige Belege. Der Hauptteil der Arbeit S. 57 —S. 124
ift den wirtfchaftlichen Fragen und den Beziehungen
zwifchen Klofter und Stadt mit Befchränkung auf das
Klofter Gertrudenberg gewidmet. Hervorgehoben fei,
daß die Wirtfchaftsverfaffung Gertrudenbergs trotz mancher
durch die Dezentralifation bedingten Mängel eine
gute gewefen ift. Die Einnahmen aus Zehnten find reichhaltiger
als die aus Grundftücken gewefen. Doch hat
die Bursfelder Reformation ein geordnetes Wirtfchafts-
leben vorgefunden und übernehmen können. Die Beziehungen
des Konvents zur Stadt find denkbar unerfreulich
gewefen. Das Klofter hat feiner Lage wegen die Stadt-
ummauerung beeinträchtigt und deswegen viel auszuftehen
gehabt. Die ganze Monographie ift forgfältig aufgebaut
und recht gut gefchrieben.

Leipzig. Otto Lerche.

Repertorium Germanicum. Verzeichnis der in den päpft-
lichen Regiftern u. Kameralakten vorkommenden Per-
fonen, Kirchen u. Orte des Deutfchen Reiches, feiner
Diözefen u. Territorien vom Beginne des Schismas
bis zur Reformation. Hrsg. vom Königl. Preuß. Hiftor.
Inftitut in Rom. 1. Bd. Verzeichnis der in den Regiftern
u. Kameralakten Clemens' VII. v. Avignon
vorkomm. Perfonen ufw. 1378—1394. Bearb. v. Prof.
Dr. Emil Göll er. (XVI, 182* u. 250 S.) Lex. 8". Berlin,
Weidmann 1916. M. 18 —

Von einem Repertorium Germanicum, das die in den
päpftlichen Archiven vorhandenen Urkunden zur Ge-
fchichte des deutfchen Reichs und feiner Territorien in
Regeftenform enthalten follte, erfchien 1897 ein ftarker
erfter Band; er umfaßte das erfte Regierungsjahr Eugens IV.
(1431 —1432) und bot 232^ Regelten, dazu das unentbehrliche
Perfonen- und Ortsregifter, das nicht weniger als
224 Seiten brauchte. Man kann fich vorftellen, welch'
umfangreiche Bibliothek entftanden fein würde, wenn das
geplante Werk in der Weife des erften Bandes fortge-
fetzt worden wäre.

Der vorliegende erfte Band des neuen Repertorium
bietet keine Regelten; er umfaßt auch nicht nur ein Jahr,
fondern einen ganzen Pontifikat, den des avignonefifchen
Gegenpapftes Clemens VII. 1378—1394. Den Hauptbe-
ftandteil (250 Seiten) bilden der Status personarum, d. h.
das alphabetifche Verzeichnis der in den Urkunden erwähnten
Deutfchen, in das die Urfache der Erwähnung
der betr. Perfonen und ihr Anliegen eingetragen ift, mit
Angabe des Fundortes, und der Status ecclesiarum et
locorum d. h. das Ortsverzeichnis, das auf das erfte Re-
gifter fich bezieht. Zu dem erften Verzeichnis, das alpha-
betifch nach den Vornamen gearbeitet ift, kommt ein
alphabetifches Verzeichnis der Zunamen. Wir haben es
alfo mit einem Perfonen- und Ortsregifter zu den in dem
Vatikanifchen Archiv erhaltenen Akten Clemens' VII. zu
tun, foweit fie fich auf Deutfchland beziehen. Das voll-
ftändige Gebiet des Deutfchen Reiches kommt nicht in
Betracht, da ja Clemens VII. nur in einem Teile anerkannt
wurde, und feine Bemühungen, in dem anderen
Teile anerkannt zu werden, wohl nicht von Belang waren.
Das Gebiet, das fo umfaßt wird, liegt nicht in den Grenzen