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Ausgabe:

1917

Spalte:

135-138

Titel/Untertitel:

Corpus Schwenckfeldianorum. Published under the auspices of the Schwenckfelder church Pennsylvania and the Hartford theological seminary Connecticut United States of America. Vol. I - IV 1917

Rezensent:

Köhler, Walther

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Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 6/7.

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Die .Schlacht bei Kappel und das Näfengefchlecht', 7U wiIcher die
Tafeln in beiden Heften gehöien. Es handelt fich um die tapfere Tat
AdamlNäfs von Voll«rrweid, der das Züricher lianner vorm Feii d rettete,
und fein fiefchlecht. W. | öhhr fchildert das l eben des Geislinger Stadtkinds
Jodocus Heich (Heffusj, der Schulmcifter in Kottweil, lilaubeuren
und Ravensburg war, nach dem Tod feiner Frau ins Karthäuferklofier
Iftinrreu bei Fräuenf ld ging und dort Schaffner wurde, für Luther fich
begeifterte, mit Vaidian Briefe wechfelte und fich auch an ZwiDgli heran
machte, der ihm erft nach einem Jahr, als Hefch in Händeln mit dem
Vater des Klofters eine ptolit lebe I ei eutung für Zürich bekam, auffallend
freundlich antwortete und ohne Zweifel erwartete, Iltfch werde fich ganz
der Reformation zuwenden und in Zürich Aufnahme buchen. Aber Hefch
verließ die Schweiz, wurde Prior in Afttcm bei Würzburg, vielleicht
auch in Buxheim bei Mcmmi gen, und fchließlich in Erfurt, wo er Freund
und Zechgenoffe von Eoban HefTe wurde und fich auch fchriftflellerifch
betätigte. W. Kühler nennt ihn mit Recht einen Humaniften, dtr über das
l iebäugeln mit der Reformation nicht hinaus kam. Cberfehen hat er,
daß der Ausgabe der Saciae conciones von Guilkrmus Hibaucius ein
Holzfchnitt von Hefch aus der Schule von Lukas Cranach beigegeben
ift. (Rofental Biblidfh cath. Catal. XXII Nr. 1009), und daß das Buch
auch eine Dichtung Hefchs enthält: Poematicon de ordinis Carthusiani
origine. Die Widmung au Bifchof Konrad von Thüngen in Würzburg
dürfte wohl biograph fch zu beiückfichtigen fein.

Beachtung verdient auch Batzen Bericht über die Feier des Abendmahls
in Straßburg von 1526 im 4. Band feiner Übertragung von Luthers
Kirchenpoflille, welche W. Köhler mitteilte. Auch der Literaturbericht
über Paul Schweizers Abhandlung ,Die Schlacht bei Kappel am 11. Okt.
1531' und Sachffe ,D. Balth. Ilubmaier als I heologe' ift für die Biographie
Zwingiis von Wert. In den gelehrten Kreifen wird der Bericht
über den Stand der künftigen Ausgabe von Bullingers Br efen durch
Schieß, welche eine ungemeine Bereicherung der Kenntnis der Keforma-
tionsgefchichte verfprechen, fehr inlerelfieren. Man muß der regen Tätigkeit
des Zwinglivereins alle Anerkennung zollen.

Stuttgart. G. Boffert.

Corpus Schwenckfeldianorum. Published under the auspi-
ces of the Schwenckfelder church Pennsylvania and the
Hartford theological seminary Connecticut United States
of America. Vol. I—IV. Lex.-8°. Leipzig, Breitkopf
& Härtel.

Vol. I. A Study of the earliest Letters of Caspar
Schwenckfeld v. Ossig. Editor ChesterDav. Hartranft.
Associate Editors Otto Bernh. Schlutter, Elmer
Ellsworth Schultz Johnson. (LXXII, 66l S.). 1907.

M. 20—; geb. M. 25 —

Vol. II. Letters and Treatises of Caspar Schwenckfeld
v. Ossig. June II, 1524—1527. Editor Chester Dav.
Har t r a nft. Associate Editor Elmer Ellsworth Schultz
Johnson. Assistant Editor Allen Anders Seipt.
(XXXVII, 740 S.) 1911. M. 20—; geb. M. 25 —

Vol. III. Dasselbe. 1528—Dezember 1530. Editor
Chester Dav. Hartranft. Associate and Managing
Editor Elmer Eisworth Schultz John so n. Assistant
Editor Seiina Schultz Gerhard. (XXIII, 963 S.) 1913.

M. 24—; geb. M. 30 —

Vol. IV. Dasselbe. Dezember 1530—1533- Editor
Chester Dav. Hartranft, associate and managing ed.
Elmer Ellsworth Schultz Johnson, Assistant ed. Seiina
Schultz Gerhard. (XXVIII, 925 S.) 1914.

M. 24 — ; geb. in Halbfr. M. 30 —

Die kleine Gemeinfchaft der Schwenckfelder in Amerika
, auf deren Gefchichte in diefer Zeitung gelegentlich
der Monographie von Ecke über Schwenckfeld hingewiefen
wurde (1913 Nr. 7, vgl. im übrigen H. W. Kriebel: The
Schwenckfelders in Pennsylvania 1905) hat fich in bewundernswürdiger
Opferwilligkeit die große Aufgabe einer
Gefamtausgabe der Schriften und Briefe ihres Begründers
geftellt und in der Zeit von 9 Jahren das fchwierige Unternehmen
bis zu fünf Bänden gefördert (der letzte Band
ift erft vor kurzem erfchienen und lag uns noch nicht vor).
Bei der Schwierigkeit der Materialbefchaffung ift das eine
fehr anerkennenswerte Leiftung, die nur auf Grund forg-

famer Vorbereitung möglich geworden ift. Die Herausgabe
liegt in den Händen des Hartford Theological Seminary
d. h. vorab von Profeffor Chefter David Hartranft, dem
als Associate Editors zur Seite ftehen E.E.Schultz Johnson
(für alle Bände), O. B. Schlutter (für Bd. I), A. Anders
Seipt (für Bd. II), Seiina Schultz Gerhard (für Bd. III—V).
Das Editionsbureau des to the Memory of the founders,
confessors, martyrs and apologists of the middle way gewidmeten
Unternehmens ift in Wolfenbüttel etabliert, wo-
felbft die Bibliothek bekanntlich die wichtigften Schwenck-
feldmanuskripte herbergt; der Verlag Breitkopf & Härtel
in Leipzig hat für eine vorzügliche Ausftattung Sorge getragen
, angefichts derer der Preis für die Einzelbände
fecr mäßig zu nennen ift. Die Herausgeber befchränken
sich nicht auf die Herausgabe der erhaltenen Traktate und
Briefe, fondern weifen auch verlorene Stücke nach, rekon-
ftruieren aus erreichbaren Nachrichten ihren Inhalt u. dgl.,
fo daß man hier wirklich das gefamte Material beifammen
findet. Laut Vorrede zum erften Bande handelt es fich um
die Publikation von 112 Traktaten, fich verteilend über
die Jahre 1523—1561, mit dem fünften Bande ftehen wir
bei Januar 1538, es dürfte also etwas über ein Drittel vollendet
fein; auf einen großen Umfang muß man fich alfo
gefaßt machen.

Z. T. hängt das mit einer ungefchickten, weil übertrieben
eingehenden Editionsweife zufammen. Ich nehme
als Beifpiel das erfte Dokument des erften Bandes, den
Brief von Schwenckfeld an Johann Hess vom 14. Okt. 152t.
An der Spitze fleht dieBibliographie, dann folgt Text mit
Varianten, englifche Überfetzung, Stileigentümlichkeit,
Würdigung des Briefes und eingehende Erklärung (NB:
der Text felbft hat auch fchon Erklärungen), Theologie
des Briefes — alles in allem 30 große Quartfeiten für einen
Text von 69 Zeilen I Bei den deutfehen Briefen diefes
Bandes ift noch ein befonderes Vocabulary beigegeben,
8 S. z. B. für einen kurzen Brief, fo ausführlich, daß felbft
der Gebrauch des Artikels gebucht wird! Bei den Druck-
fchriften find nicht nur dieUrdrucke, fondern auch Nebendrucke
in extenso abgedruckt, trotzdem es fich nur um
geringfügige Varianten handelt, endlich hatte der Schluß
des Bandes noch ein ausführliches Regifter geboten, kein
Wunder, daß diefer Band von 660 S. nur fieben Dokumente
zum Abdruck brachte, von denen das umfangreichfte 20
S. zählte (diefem Dokumente: ,ein chriftliche Ermahnung
zu furdern das wort Gottis' waren nicht weniger als 365 S.
Überfetzung, Kommentar und Erläuterung gewidmet I) So
konnte es natürlich nicht weiter gehen. Schon der zweite
Band brachte eine Vereinfachung: die Vocabularies waren
ganz fortgefallen, fie werden wohl am Schluß des Ganzen
durch ein Gefamt-Vocabulary, verbunden mit einer ger-
maniftifchen Würdigung Schwenckfelds erfetzt werden, was
fehr zu begrüßen wäre. Die Überfetzung ins Englifche
war ebenfalls weggefallen, desgleichen Stileigentümlich
keit, Würdigung, Theologie, eingehende Erklärung. Aber
der Doppeldruck verfchiedener, nur durch unbedeutende
Varianten von einander abweichender Ausgaben war geblieben
. Im dritten und vierten Bande ift dann auch
diefer Doppelabdruck unterblieben, und die Varianten find
unter den Text gefetzt. Da fo erfreulicher Weise die
Herausgeber mit fich reden laffen, darf Referent wohl auch
auf Berückfichtigung der dringenden Bitte rechnen, die
Textgeftaltung einer gründlichen Revifion zu unterziehen.
Es follten moderne Editionsgrundfätze angewandt werden,
d. h. die Interpunktion follte die moderne fein, die Kon-
fonantenhäufung verfchwinden, u ftatt v oder i ftatt j
im Anlaut gefetzt und alle Abkürzungen, die in den Originalbriefen
fämtlich beibehalten find, aufgelöft werden.
Jetzt bietet die Lektüre, namentlich der lateinifchen Scbrift-
ftücke, unerwünfehte Verzögerungen durch den Mangel
eines glatt zu lefenden Textes. Was hier etwa philologisch
zu fagen ift, kann in kurzer Vorbemerkung abgetan werden.
Es ift aber doch wirklich gänzlich unnötig und fchafft nur
ein fehr unruhiges Satzbild, daß das Ende jeder Zeile