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Ausgabe:

1917

Spalte:

127-129

Autor/Hrsg.:

Breest, Ernst (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Bibelblatt der Preußischen Haupt-Bibelgesellschaft. Nr. 23 - 37, 6. - 10. Jahrgang 1917

Rezensent:

Risch, O.

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1.27 Theologifche Literatu:

Gedankengang bis zu einem gewiffen Grade erklären können
, wie er auch, um noch einmal in die Einleitung zurückzugreifen
, den echten P. treffend als einen Eilboten
bezeichnet, der durch die Welt läuft, um vorzubereiten
und zu retten, was zu retten ift.

Irrig fpricht der Vf. S. 44 von ouderlingen en dialsenen in Philippi;
es waren Epifkopen und Diakonen. Ob 9-eoozvysTq jeden Griechen wirklich
an die 27rp£ erinnerte, ift mir fraglich. Im Literaturverzeichnis vermifle ich
Böhlig, Geifteskultur von Tarfos; ftatt C. IIolften-Mehlkorn muß es H.-
Mehlhorn heißen. Das Zitat S. 87 (zu 2,24) ift Jez. 52:5.

Leiden. H. Windifch.

99fter, loofter und loifter Jahresbericht der Preußifchen
Haupt-Bibelgefellfchaft über das Jahr 1913 bezw. 1914
ü. 1915. (107 S., 116 S. m. Bildniffen u. 87 S.) 8°.
Berlin, Preuß. Haupt-Bibelgef. 1914—16.

Bibelblatt der Preußifchen Haupt-Bibelgefellfchaft. Nr. 23—37,
6—10. Jahrg. (S. 233—356) gr. 8°. Ebd.

Ein Vergleich der drei Jahresberichte zeigt eine
wefentliche Steigerung des Bibelbedarfs durch die Kriegszeit
. Der Jahresabfatz ift von 207748 im Friedensjahr
1913 im erften Kriegsjahr 1914 auf 353651 und im näch-
ften Kriegsjahr auf 481481 geftiegen. In der Gefamt-
bibelverforgung Deutfchlands ift die Steigerung noch
größer. Sie hat fleh verdreifacht Nach dem Jahresbericht
über 1915 find von der Preuß. Hauptbibelgefell-
fchaft feit Kriegsausbruch 4245 Bibeln, 200839 Neue
Teftamente und 148470 Bibelteile teils unentgeldlich,
teils mit Preisnachlaß an die Truppen geliefert worden.
Dabei find 120000 riefte der trefflichen ,Kraftfprüche
aus der H. Schrift' nicht mitgerechnet. Der Abfatz der
Vollbibel ift begreiflicher Weife im Kriege zurückgegangen
; der Rückgang der Trauungen machte fich z. B.
auch im Bedarf von Traubibeln geltend. 1913 wurden
127468 Bibeln, dagegen 1915 nur 98486 abgefetzt. Für
unfer Feldheer kommen ja faft nur Neue Teftamente und
kleine Bibelteile in Betracht, deren Bedarf ungeheuer ge-
wachfen ift: 1913 waren es nur 80180, 1914 dagegen
252382, 1915 endlich über 380000. Es befremdet, in dem
Bericht über die amtliche Bibelverforgung des kaiferlichen
Heeres und der Marine unter den Bibelgefellfchaften, die
dazu berufen find, auch noch im Kriege mit England
die Brit. und Ausländifche fogar bei der deutfchen Bibellieferung
aufgeführt zu finden. Es ginge hier doch auch
wohl ohne die an fich kaum nennenswerte englifche TJnter-
ftützung! Bei den fremdfprachlichen Bibeln ift ihre Mithilfe
eher unentbehrlich.

Außer den Nachweifungen und Tabellen bringen alle
Jahresberichte noch eine für das Verftändnis der deutfchen
Bibelgefchichte ftets fehr wertvolle Einleitung. Der Jahresbericht
von 1913 kündet die Jahrhundertfeier der Preuß.
Hauptbibelgefellfchaft, die am 2. Auguft 19I4 gegründet
war, auf den 25. Oktober 1914 an und gibt zugleich einen
knappen Abriß der hundertjährigen Gefchichte, einen
Stoff, den der Herausgeber, der gefchichtskundige Sekretär
Paftor D. Breeft, viel ausführlicher in geiftvoller, interef-
fanter Weife in der ,Feftfchrift zum hundertjährigen
Jubiläum' (Pr. Hauptbibelgef. 1914, 183 S. mit vielen
Abbildungen) bearbeiten durfte. Der Krieg hat, wie der
Jahresbericht des Jubiläumsjahres meldet, die geplante
große Feier unmöglich gemacht. Eine ftille Feier im
engften Kreife trat an ihre Stelle. Die zwei letzten Jahresberichte
, deren erfter mit vielen Bildern aus der Feft-
fchrift gefchmückt ift, werfen intereffante Streiflichter auf
Tochtergefellfchaften, deren Jahrhundertfeiern nicht weit
von dem Jubiläum der Haupt- und Muttergefellfchaft abliegen
, fo die von Ilerlohn, Danzig, Königsberg, Erfurt,
Potsdam, Gumbinen, Liegnitz, Görlitz, Köslin und Buchwald
und andere. In Buchwald war die Gräfin Friederike
von Reden die treibende Kraft; ihr hat D. Breeft
in einer größern Feftfchrift der Buchwalder Bibelgefell-
schaft ein fchönes Denkmal geletzt, an dem der Gefchichts-

rzeitung 1917 Nr. 6/7. l28

fchreiber der deutfchen Frömmigkeit des 19. Jahrhunderts
nicht vorübergehen darf.

Der Herausgeber der Bibelblätter der Preuß. Haupt-
Bibelgcfellfchaft, D. Breeft, der zugleich Sekretär der
Gefellfchaft ift, dürfte zur Zeit der belle Kenner der neuzeitlichen
Gefchichte der deutfchen Bibel fein. Er hat
feine Stellung als Sekretär einer der wichtigften und
älteften Bibelgefellfchaften zu einem eindringenden Studium
der Akten der deutfchen Bibelgefellfchaften benützt In
dem Bibelblatt bringt er nun neben den Mitteilungen
aus der gegenwärtigen Arbeit wertvolle Früchte feiner
eindringenden Quellenftudien. Nr. 25/26 beleuchtet die
Grundfätze bei der neueften Durchficht der Lutherbibel,
die 1912 zum Abfchluß kam und faft unbeachtet geblieben
ift, an einer Fülle von Beifpielen. Die folgende
Nummer (Nr. 27) teilt den Wortlaut der Denkfchrift des
Deutfchen Evangelifchen Kirchenausfchuffes, betreffend
Durchficht des Bibeltextes mit und fucht die abgefchloffene
Revifionsarbeit gegen einige fcharfen Kritiken zu rechtfertigen
. Nr. 32/33 will auf Grund einer gefchichtlichen
Würdigung ,des Verhältniffes zwifchen den Deutfchen
Bibelgefellfchaften und der Londoner Muttergefellfchaft
in Vergangenheit und Gegenwart' einen Beitrag zur Löfung
der durch den Krieg brennend gewordenen Streitfrage
liefern: ,Ift neben den deutfchen Gefellfchaften auf deut-
fchem Boden noch Raum und Recht für die Arbeit der
Londoner Bibelgefellfchaft?' Er möchte die gefchichtlich
gewordnen Beziehungen nicht unfreundlich und gewaltfam
zerriffen fehen und am liebften zuwarten, bis fich London
freiwillig, weil überflüffig, zurückzieht. Ob in London je
diefe Einficht reift?

Die übrigen Nummern enthalten wie die meiften
früheren wertvolle gefchichtüche Auffätze. Kennzeichnend
für die kirchlichen und politifchen Verhältniffe in Bayern
vor 100 Jahren find die in Nr. 24 mitgeteilten Akten-
ftücke über die Aufhebung einer evangelifchen Bibelgefellfchaft
in Ansbach dnrch einen Kabinettsbefehl des
Königs vom 12. Dezember 1816: ,Die Bildung eigner
Vereine zu befondern Bibelgefellfchaften in Bayern mit
und ohne Verbindung mit einer im Ausland beftehenden
Gefellfchaft diefer Art foll in Unferm Königreich nicht
geftattet werden'. Nr. 23 wirft im Anfchluß an die
Schilderung einer katholifchen Bibelgefellfchaft im Eichsfeld
intereffante Streiflichter auf das geiftliche Leben
deutfcher Katholiken am Anfang des 19. Jahrhunderts
und auf einen katholifchen Gefangbuchsftreit. Die Mehrzahl
der neueften Nummern find der Gefchichte ver-
fchiedener Tochtergefellfchaften gewidmet, die vor etwa
100 Jahren von Berlin aus gegründet worden find oder
fich nachträglich an die Preuß. Haupt-Bibelgefellfchaft
angefchloffen haben. Hier kam ihm feine genaue Aktenkenntnis
fehr zu Matten. Nr. 28—31 geben einen Überblick
über die Gründungen in den Provinzen Rheinland,
Weftfalen, Sachfen und Brandenburg. Da auch die lokalen
Vereinigungen an den Nebenorten in den Kreis der
Darfteilung einbezogen find, tritt deutlich zutage, wie fich
ein weitmafchiges Netz zur Bibelverforgung über ganz
Deutfchland fpannte; denn ähnlich wie in Preußen ging
es damals faft in ganz Deutfchland außer Bayern. Eingehender
werden die Tochtergefellfchaften zu Görlitz
(Nr. 35/36) und Wefel (Nr. 34) behandelt. Überall greift
in den Gründungsjahren die Londoner Bibelgefellfchaft
durch den unermüdlichen Steinkopf und Pinkerton hilfreich
und ermutigend bis zum Apokryphenftreit 1826
ein. Die Leitung der Gefellfchaften liegt faft immer in
den Händen von fehr hohen Staatsbeamten; die Geift-
lichen treten nach den vorliegenden Berichten auffällig
in den Hintergrund. Sehr wohltuend berührt in vielen
Vereinen die reftlofe Hingabe einzelner frommen Seelen,
wie z. B. des Ratskopiften Schneider in Görlitz. In den
Görlitzer Akten überrafcht ein Gutachten eines evangelifchen
Geiftlichen gegen die Bibelgefellfchaften: der Bibelmangel
fei nicht nur nie fchuld, wenn es an echtem