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Ausgabe:

1917

Spalte:

125-127

Autor/Hrsg.:

Veldhuizen, Adr. van

Titel/Untertitel:

Paulus en zijn Brief aan de Romeinen 1917

Rezensent:

Windisch, Hans

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Theologifche Literaturzeitnng 1917 Nr. 6/7.

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erweiterten und noch einige Gefetze älteren oder jüngeren Testament door Prof. Dr. A. van Veldhuizen). (143 S.)

Urfprungs nachtrugen, bis fchließlich alle diefe Ausgaben j gr. 8°. Groningen, J. B. Wolters 1916. fl. 1.90'

" Uß^^^^lS&aA^^^cnWr. I Dies Bändchen eröffnet die Reihe der Paulusbriefe ;i
bietet der Raum. Es fei nur bemerkt, daß der Verf. die Vor

arbeiten in umfaffender Weife berückfichtigt und fich,
befonders in zahlreichen Fußnoten, beftändig mit ihnen
auseinanderfetzt, im ganzen in einer forgfältigen, doch
nicht immer überzeugenden Weife. Was aber das Hauptthema
, die Erforfchung der Quellen der Hauptfchicht Sga,
betrifft, fo wird niemand den Hauptgedanken beftreiten,
daß die Forderungen des Gefetzes auf ältere und z. T.
uralte Quellen zurückgehen; aber die Art, wie der Verf.
fie zu fcheiden verfucht, und vor allem feine Datierung
der Hauptquelle wird kaum anerkannt werden können.
Bei der Scheidung überfieht der Verf. zwar die formalen
Kriterien nicht ganz, aber er trägt ihnen zu wenig Rechnung
. Die heterogenften Gefetze fchreibt er der gleichen
Quelle zu, wenn fie fich nur fachlich nicht ausfchließen,
und glaubt das damit rechtfertigen zu können, daß auch
das Bundesbuch und das Heiligkeitsgefetz formell ganz
verfchiedene Gefetze enthalten, als wenn nicht auch hier
eine Quellenanalyfe notwendig wäre. Für die Zuweifung
einer ganzen Gruppe von Gefetzen über das Gerichtswefen
zu der Quelle, aus der die Kultusgefetze flammen follen
(bedarf es für diefe überhaupt der Annahme einer fchrift-
Hchen Quelle und genügt nicht die Anknüpfung an die
kultifche Gewohnheit?), genügt z. B. die Tatfache, daß
21,7 f. das gleiche Intereffe an liturgifchen Formeln zeigen
wie 26, iff. Bei der Datierung aber begeht der Verfaffer den
ichlimmen Fehler, daß er Gefetze, in denen im Zufammen-
hang mit primitivem Denken oder mit uralten Kultur-
zuftänden entftandene Anordnungen nachwirken, eben
deswegen für uralt hält. Wie verkehrt das ift, fei nur
an einem Punkt gezeigt. Die Rechtfprechung durch die
Alterten wurzelt gewiß in der Stammesverfaffung, be-
ichränkt fich aber deshalb doch nicht auf deren Zeit,
denn die Alterten find aus der Stammesverfaffung in die
fpätere Städte- und Gefchlechterverfafiung übernommen
beachte im Dtn. TäWM ISpfl) Das weiß der Verf.
natürlich auch (S. 215/6); aber wie kann er dann eben
in der Rechtfprechung durch die Alterten einen Grund
für die fehr frühe Anfetzung feiner Quelle fehen (S. 253)?
Ebenfo unberechtigt ift der Schluß, daß der Artikel
in )I' Vll'l! I "ttO II Reg 22, 8 verbiete, gar zu hoch hinaufzugehen
; denn der erklärt fich nach Gef.-Kautzfch,
hebr. Gramm. § 126qff. fehr viel einfacher, beweift dann
aber für die Abfaffungszeit der Quelle gar nichts.
Schließlich noch ein Wort über die auf folche vage
Datierung der Quelle geftützte Vermutung des Verf., es
handle fich um die .Tempelregel' Salomosl Von einer
.Tempelregel' wußte man bis vor kurzem im Bereich des
A. T. nichts. Erft Naville hat diefen Begriff nach ägyp-
tifchen Funden in apologetifchem Intereffe in die altteftl.
Diskuffion geworfen, und nun wird mit ihm allerlei Unfug
getrieben, indem man ihn feines technifchen Sinnes entkleidet
und doch zu Folgerungen benutzt, die diefen zur
Vorausfetzung haben. Der Verf. hat felbft Bedenken
gegen feine Anwendung (S. 255 Note 1), befchwichtigt fie
jedoch mit dem Hinweis auf I Sam. 10, 25. Wie kann aber
dies .Königsrecht', das an heiliger Stätte niedergelegt
wird, als Zeugnis für Tempelregeln im technifchen Sinn
ausgenutzt werden?

Der Verfuch des Verf., die letzten Quellen des Dtns.
zu erfchließen, ift an fich gewiß berechtigt und dankenswert
; ich will auch nicht in Abrede ftellen, daß er einzelne
brauchbare Beobachtungen dazu geliefert hat. Im
ganzen aber kann ich den Verfuch nur als mißlungen
betrachten.

fo umfaßt die Einleitung auch eine lefenswerte Skizze
vom Leben und von der Lehre des Paulus. Sie ift frifch
gefchrieben und zeigt wenigftens in den Hauptzügen Be-
kanntfehaft mit der Literatur und den neueften Proble-,
men. Fein ift die Charakterzeichnung. Auch in der Be-:
fchreibung der .vorming' des Apoftels ift jedenfalls richtig
die Gefahr befchrieben, die dem Religionshiftoriker droht:,
daß er den Rahmen fo breit macht, daß das Bild dabei
in nichts verfinkt. Doch hat v. V., um felbft diefer Gefahr
ganz fern zu bleiben, die Einflüffe des Synkretismus,
die übrigens mindeftens in der Sakramentenlehre aus dem
Rahmen ins Bild hineingehen, ftärker befchränkt, als mir
richtig fcheint. ,
Der Gang in der Darftellung der Lehre ift ganz der'
übliche: Gotteslehre, Sünde und Gefetz (wobei Rom. 1, l8ff.
nicht zu feinem Rechte kommt), Chriftus und fein Werk,
die Heilserfahrung, der heilige Geift, Gemeinde und Sakramente
, zuletzt die letzten Dinge, die doch, wenn man
den gefchichtlichen Paulus erhalten will, an den Anfang
gefetzt und im engften Anfchluß an das Heilswerk ge-.
bracht werden muffen, da Heilswerk und Heilserfahrung!
bei Paulus nichts andres ift als die erlebten .letzten Dinge'.

Weiter zeigt fich v. V. wieder als Meifter in gedanken-.
und bilderreicher Rede. M. E. macht er indes von feiner-
Gabe allzureichen Gebrauch. Statt Paulus' Denken zu be->
fchreiben, führt er feine Bilder breit aus. Seine geift-
reichen Paradoxien und Kontrafte dienen nicht immer zur
Erklärung. Er läßt Raketen fteigen, aber zündet kein
Licht an. Man ftaunt über den geiftreichen, bisweilen
fogar witzigen Autor, und vergißt Paulus. Nicht feiten,
bedeutet des Erklärers Geiftreichelei eine Verzeichnung
oder Verdunkelung des Paulus. ,

So fcheint mir ohne tieferen Wert die Erklärung, die auf Glaubens-
gehorfam auslaufende Predigt des Paulus Rehe im Zeichen des Elia,
nicht des Eli (S. 26); hätte der Priefter nicht zufällig Eli geheißen, hättet
v. V. ihn ficher nicht genannt. Klar ift die Pointe nicht. Was die
Menfchen das allergewöhnlichfte (het doodgewoone) nennen, kann das
höchfte Lebenszeichen des Geiftcs fein; aber ift die Liebe, wie P. fie'
verlieht, fo etwas Alltägliches? Wenig glücklich ift es, die Empfindungen,1
denen F. II. Cor. 5 Ausdruck verleiht, mit dem Gefühl zu vergleichen, das
man hat, wenn man in einer Drofchke nach dem Feftfaal fährt, aber um
in den Feftfaal zu kommen, erft noch durch die Kälte muß. Reichlich,
gefucht ift es, beim .Zurückbleiben' ITheff.4, 13— 17 zu denken an das Ab-'
bröckeln der Infel Helgoland. Da laffe ich es mir Doch eher gefallen'
wenn er zu Köm. 7, 20 die Macht, die der Meufch gegenüber der Süuder
hat, vergleicht mit der der griechifchen Regierung von Saloniki! Freilich
wie lange wird man das noch fo ausdrücken können und wie lange wird
man das noch verliehen. Den Gang von Rom. 8, 31—39 und den Übergang
zu 9,1 fT. mit dem Auffteigen und Niederfteigen des ,leetiwerik', des
Löweneckerchen, der Lerche zu vergleichen, will mir wieder weniger
einleuchten. Ganz überllülTig ift die Bemerkung, bei .hartelijkheid' (Herz-!
lichkeit), womit wir nach 12, 20 den Feind überwinden follen, könne,
das r nicht entbehrt werden (hatelijkheid-Gehäffigkeit). All diefe Geiftes-
blitze tragen zur wirklichen .Erklärung' des Paulus herzlich wenig bei.

Die Auslegung ift wieder recht ungleich. Bisweilen
werden fchwierige Fragen mit wenig Worten glücklich'
gelöft; bisweilen tritt an Stelle der Erklärung eine ein-'
fache nicht viel fagende Umfchreibung. In vielem (limine-
ich dem Vf. bei. Befonders gut fand ich feine Erklärung
von Rom. 7, die treffend ausführt, daß P. hier nur von,
etwas reden kann, das für ihn, für den Chriften Vergangenheit
ift, Vergangenheit, die ihm wie in einem fchrecklichen
Traum wieder für einen Augenblick zur Gegenwart wird.
Richtig ift wohl auch gefehen, daß das fo gut bezeugte'
tymphP 5,1 ein alter Schreibfehler für tvo/isp ift. Glück-,
lieh wird zu 3,25 an die Schlange des Mofes erinnert.
In 9, 5 will v. V. fteoc auf Chriftus beziehen, kaum zu recht
Da ich hier von der Chriftologie fpreche, will ich noch
bemerken, daß bei dem Hinweis auf die Chriftuslehre'

Breslau. C. Steuernagel. Uer Gefangenfchaftsbriefe der Einfluß der von P. bekämpften
häretifchen Gnofis ganz überfehen ift. Sehr'

Veldhuizen, Paulus en zijn Brief aan de Romeinen. ! plaftifch veranfehaulicht v.V. die Störungen, die P. beim
(Tekst en Uitleg. Practische Verklaring van het Nieuwe 1 Diktieren immerfort erlebte und die das Abrupte in feinem