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Ausgabe:

1917 Nr. 5

Spalte:

115

Kategorie:

Religiöse Kriegsliteratur, Kriegspredigten, Kriegspädagogik

Autor/Hrsg.:

Faulhaber, Michael von

Titel/Untertitel:

Waffen des Lichtes. Gesammelte Kriegsreden 1917

Rezensent:

Schian, Martin

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115 Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 5. 116

Abendmahlsfeiern, Vereidigung, Kafernenabendftunde. So
gewinnen wir ein gutes Gefamtbild feiner homiletifchen
Tätigkeit 1914/15. Er fpricht anfchaulich, mit vielen
Beziehungen auf die Zeitereigniffe, mit Einflechtung von
eigenen Erlebniffen, Beifpielen, auch Liederverfen; meift
ift die Haltung des Ganzen faßlich, oft recht praktifch.
Etwas kürzer könnten auch bei ihm manche Predigten
fein; auch find zuweilen reichlich ausführliche Bibelzitate
eingeflochten.

4. Katholifches. Ein fehr interefiantes Bändchen
legt Bifchof v. Faulhaber19 in Speyer vor. Kriegsreden
nennt er die 12 in ihm gefammelten Stücke. Es
find mehrere Predigten darunter, aber auch andere Sachen :
ein Kriegsgebet, ein Hirtenbrief, eine Weihnachtsbetrachtung
, kürzere und längere Auffätze. Mit Bibelzitaten
find die Stücke reichlich untermifcht; einige bringen geradezu
biblifche Darlegungen, fo z. B. über Jonathan den
Tapferen. Die Totenklage 2 Sam. 1, 18—27 ift in Über-
fetzung mit Begleitworten wiedergegeben; ebenfo der
,Schildgefang des Keltertreters' Jef. 63, 1—6. Im übrigen
ift die Gedanken- und Sprachbildung moderner Art angepaßt
; frifch, anfchaulich, beziehungsreich legt Faulhaber
dar, was ihm, dem katholifchen Bifchof, bei Kriegsausbruch
und weiterhin im Lauf des Kriegs befonders am
Herzen liegen mußte. Hervorgehoben fei die nachdrückliche
Betonung (gegen Rohrbach): ,Das geiftige Prinzip
unferer Kirche fchließt keine Verneinung des Eigenwertes
des nationalen Gedankens in fich' (S. 180). Nicht minder
verdient Hervorhebung das Bekenntnis zu einer Rationalen
Begeifterung, die für den erlauchten Träger der
Krone durchs Feuer geht', und zu der Forderung, daß
,der gute Wille, der heute die Hände aller Bekenntniffe
und Richtungen zur gemeinfamen vaterländifchen Tat
ineinanderlegt, aus dem .Krieg in den Frieden hinübergerettet
werden' muß. Leinz legt 8 Grabreden für Gefallene
vor. Sie find kurz, fchlicht, praktifch, ohne eigentlichen
Text, doch mehrfach an Bibelworte anknüpfend.
Nach dem Vorwort follen fie dem Wunfeh der Feldgeift-
lichen nach paffenden Grabreden entgegenkommen.
Denn ,auch der tieffte Brunnen fchöpft bekanntlich mit
der Zeit fich aus'. Darüber, ob der Prediger wirklich
folche Vorlagen braucht, kann man freilich verfchiedener

Anficht fein.--

Es ift viel geklagt worden über die unheimlich an-
fchwellende Predigt literatur, die doch wenig wirklich
Gutes bringe. Ja, es wird im großen Strom viel mitgetrieben
, was keinen großen Wert hat. Aber wenn ein
Bericht Predigten von Dryander, Rittelmeyer und Benz
anzeigen und (neben minder Erfreulichem) auch fonft
mancherlei erwähnen kann, was keineswegs fchlecht ift,
dann haben wir keine Urfache zum Verzagen.
Gießen. M. Schi an.

Referate.

Steinbeck, Konfift.-Rat Prof. D.: Urchriftliches Gemeindeleben
(Biblirche Zeit- u. Streitfragen, X. Serie, 9/10. Heft.) (48 S.).
8». Berlin-Lichterfelde, E. Runge 1916. M. —90

Der Verfaffer gibt in diefem Hefte der bekannten Sammlung
eine kurze Darftellung des ,urchriftlichen Gemeindelebens'. Er
hat dabei fein befonderes Augenmerk auf die erfte Wirkung
der Predigt des Evangeliums und die Befchaffenheit der erffen
chriftlichen Gemeinden gelenkt. Nach einem kurzen Überblicke
über die verfchiedenen Beurteilungen und den Grad der Wert-
fchätzung, den die apoftolifchen Gemeinden in der evangelifchen
Kirche gefunden haben, fpricht St. über die Taufe und ihre
Wirkungen, dann über die Geftaltung des religiöfen und fittlichen
Lebens in judenchriftlichen und heidenchriftlichen Gemeinden.
Als Quellen benutzt er außer der Apoftelgefchichte für das
Judenchriftentum den Jakobusbrief und den Hebräerbrief, für das
Heidenchriftentum die übrigen neuteftamentlichen Schriften. Die

19) Faulhaber, Bifchof Dr. Michael v.: Waffi.ii des Lichtes. Ge-
fammelte Kriegsreden. (III, 181 S.) kl. 8°. Freiburg, Herder 1915.
Kart. M. 1.60

Evangelien und außerkanonifchen Quellen läßt er in diefem Zu-
fammenhang beifeite. Auf den letzten Seiten behandelt er kurz
Gottesdienft, Glaubensbekenntnis, Liebestätigkeit und Verfaffung
Die neuteftamentlichen Belegftellen find im Text felber in Klammern
beigefügt, was beim Lefen etwas ftört und doch die beab-
fichtigte Wirkung, zum Selbftnachfchlagen aufzufordern, fchwerlich
haben wird. Auch ift vielleicht zu einfeitig nur die Frage des
religiöfen und fittlichen Lebenszuftandes aufgeworfen. Eine leben
dige Anfchauung wird bei der gebotenen Kürze dadurch nicht
vollkommen erreicht. Auch hätten, wie ich glaube, das gottes-
dienftliche Leben und die Liebestätigkeit ebenfo wie die allmähliche
Entftehung der Verfaffung gerade für diefen Leferkreis
eine genauere Darftellung gefordert. Was aber geboten wird,
ift richtig und wohl geeignet, fowohl die ewig gültigen Grundgedanken
des Evangeliums in ihrer erften Einwirkung auf das reli-
giöfe und fittliche Leben der Menfchen hervortreten zu laffen
als auch an die nüchterne Wirklichkeit zu erinnern, daß fie fleh
nur langfam und unvollkommen im gefchichtlichen Leben, auch
dem der Urchriftenheit, ausprägen.
Greifswald. Ed. von der Goltz.

Meyer, Hans: Biirgerfchaft und Geiftlichkeit in Sangerhaufen während
des Mittelalters. (Diff.) 57 S. 8». Halle 1915.
Der Verfaffer diefer dankenswerten Studie hat fich in der
kurzen Überficht der Gefchichte Sangerhaufens im Mittelalter
auf die ausführliche Darfteilung von F. Schmidt (Sangerhaufen
1906) beziehen können. Dementfprechend kann er ohne lange
Einleitung fogleich zum Thema feiner Arbeit übergehen. Während
in der hier öfter genannten Arbeit von Schiller über die
Goslarer Verhältniffe die Beziehungen zwifchen Bürgerfchaft und
Geiftlichkeit in einer Reichsftadt erörtert werden, werden hier
die gleichen Probleme im Rahmen einer kleinen Landftadt erörtert
, die zwar von den oft wechfelnden Herren mit mancherlei
Vorrechten begabt aber doch ftets abhängig war. Insbefondere
find es die Herzöge Magnus I. und II. von Braunfchweig, die
im 14. Jhdt.. und die Wettiner Herzöge, die fpäter der Stadt
gebieten. Von den 4 Pfarrkirchen, 2 Klöftern und 3 Hofpitälern
ift "nur eine Pfarrkirche neben den beiden Stiftern und ein Hofpi-
tal — von der Lazariftenkomturei ganz zu fchweigen — von
einiger Bedeutung gewefen. Aber diefes wenige genügt, um auch
hier wieder die vielerlei gegenfeitigen Intereffen und Reibungsflächen
zwifchen Stadt und Geiftlichkeit zu zeigen. Von den
Pfarrkirchen ift die wichtigfte die St. Jakobi-Marktkirche, die
Hauptpfarrkirche der Stadt, die dem Patronate des Zifterzienfer-
Nonnenklofters unterftellt gewefen ift. Selbftverftändlich hat die
im Rat vertretene Bürgerfchaft verfucht, auf alle mögliche Weife
Einfluß auf die Leitung der Kirche zu gewinnen. In erfter Linie
ift das möglich gewefen durch Stiftung von Vikarien, die hier
nurin der Form von Lehen, nicht als Befehlung und nichtals Kapla-
nei voikommen. Einen rechten Erfolg hat die Stadt nicht gehabt.
Die Beziehungen der Stadt zu dem jüngeren Auguftiner-Eremiten-
Klofter find fchon darum lebhafter und haben mehrere Berührungspunkte
, weil diefe neue Gründung zugleich in zwar un-
ausgefprochenem aber doch wirkungsvollem Gegenfatz zur älteren
Stifts- und Weltgeiftlichkeit der Stadt gefchehen ift. Wefentlich
erfcheint mir der Hinweis des Verfaffers, daß die Landftädte In
ihrer Politik gegen die Stadtgeiftlichkeit prinzipielles Intereffe
bei den Landherren gefunden haben. Häufig haben fich die
Wünfche der Fürften und ihrer Landftädte gegen die Geiftlichkeit
getroffen. Mit vereinten Kräften haben fie dann auch gegen Ende
des Mittelalters mancherlei erreicht. Die Städte haben bei den
Auseinanderfetzungen zwifchen weltlichem und geiftlichem Element
zuweilen gründliche Kleinarbeit für die Landesherren be-
forgt. Die Landesherren haben in vielen Grundfragen, z. B. was
die Zurückdrängung der geiftlichen Gerichtsbarkeit, der Abgabenfreiheit
ufw. anlangt, der Hilfe der Landftädte ficher fein können.
Die Herzöge Magnus I. und II. von Braunfchweig wirft M. durcheinander
. Ein Herzog Magnus von Braunfchweig ift nicht 1348
und auch nicht 1371 geftorben, fondern M. der Fromme 1369
und M. Torquatus 1373; andre kommen nicht in Frage.

Leipzig. Otto Lerche.

Saitschick', Robert: Franziskus von Amfi. (79 S.) 8". München
C. H. Beck 1916. Geb. M. Z50

Ich weiß nicht, was eigentlich der Verfaffer mit dem Büchlein
wollte. Es gibt fo viele Lebensbefchreibungen und Charakter-
fchilderungen des Heiligen von Affifi, daß man in der Tat etwas
Neues erwarten darf und muß, wenn wieder eine neue Arbeit
über ihn auftaucht. Wiffenfchaftlichen Wert hat das Büchlein
nicht, eigentlich erbaulichen auch nicht, es ift keine Lebensbe-