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Ausgabe:

1917 Nr. 4

Spalte:

91-92

Autor/Hrsg.:

Bachmann, Philipp

Titel/Untertitel:

Abriß der Kirchengeschichte. Für höhere Lehranstalten verfaßt. 4. u. 5. durchgeseh. Aufl 1917

Rezensent:

Alvermann, Karl

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Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 4.

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rechT, von welcher wir bereits die erften drei Hefte hier
angezeigt haben, liegen drei weitere Bändchen vor. Von
diefen umfaßt Heft 4 die kirchlichen Gefetze über die
von felbft eintretenden Befferungsftrafen. Den Mittelpunkt
bildet hier die Konftitution Pius IX. .Apoftolicae
sedis moderationi' vom 12. Oktober 1869, welche die
censurae latae sententiae genau umfchrieb. Ihr hat der
Herausgeber in dankenswerter Weife alle neueren Ergänzungen
hinzugefügt, fo daß man jetzt in einem handlichen
Bande alle Fälle vereinigt vor fich hat. Angereiht
find die Beftimmungen, welche für die Abfolution von
den refervierten censurae in dringenden Fällen gelten.
Da diefe censurae latae sententiae unter den kirchlichen
Strafen praktifch die größte Bedeutung haben,
befteht namentlich wegen der vielen, mit ihnen verbundenen
Refervatfälle für den Verwalter des Bußfakramentes
die fchwierige Verpflichtung, diefe Strafgefetze jederzeit
im Gedächtnis zu haben. Diefem Bedürfnis und dem
vorbereitenden Studium kommt die Zufammenftellung
beftens entgegen.

Das 5. Heft bringt die kirchlichen Büchergefetze,
4 Stücke, nämlich die Konftitution ,Officiorum ac munerum',
das Breve ,Romani Pontifices', die Konftitution ,Sollicita
ac provida', und die Encyclica ,Pascendi dominici gregis'.

Das 6. Heft liefert die Grundlagen des Eheprozeffes,
vor allem die Konftitution Benedikts XIV. ,Dei miseratione'
vom 3. Nov. 1741. Weiter find abgedruckt die Inftruktion
der Congregatio concilii vom 22. Auguft 1840, und drei
Inftruktionen des hl. Officiums von 1858, 1890, 1883. Als
Anhang ift eine Inftruktion des hl. Officiums über die
Todeserklärung eines verfchollenen Ehegatten vom 13.
Mai 1868 abgedruckt. —

Auch diefe Hefte werden den vom Verfaffer erftrebten
Zweck auf das Vortrefflichfte erfüllen.
Erlangen. Sehling.

Referate.

Klo ft er mann. Erich: Späte Vergeltung. Aus der Gefchichte der
Theodicee. Vortrag, geh. in der Wiffenfchaftl. Gefellfchaft
in Straßburg am 20. XI. 1915. (Schriften d. WifT. Gefellfchaft
Straßburg. 26. Heft.) (V, 45 S.) Lex. 8". Straßburg, K. J.
Trübner 1916. M. 2.40

Kloftermann lenkt die Aufmerkfamkeit auf einen unter den
Moralia überlieferten Dialog Plutarchs ,Über die, welche erft
fpät von der Gottheit beftraft werden' und auf die Benutzung
desfelben bei dem Neuplatoniker Proklos. Die Einwendungen
gegen die Langfamkeit der Vorfehung im Beftrafen der Frevler
und gegen die Heimfuchung ihrer Taten an ihren Nachkommen
werden in fo intereffanter Weife befprochen und entkräftet, daß
wir K. für die forgfältige Analyfe des Inhalts und die philologifche
Akribie in der Textherftellung aufrichtigen Dank fchulden. Beigegeben
find Erklärungen der Kirchenväter zuEx20,5f. und Gen 9,25.
Göttingen. Titius.

Heurn, Oberlehrer Lic. Dr. Karl: Einleitung in die Bibel. (Hilfsbuch
f. den evang. Religionsunterr. an höh. Lehranft. 1. Tl.)
(VIII, 75 S.) gr. 8». Tübingen, J. C. B. Mohr 1916.

M. —90; geb. M. 1.50
Das Buch enthält eine Überficht über Kanon-, Text-, und
Literaturgefchichte des Alten und Neuen Teftaments, die wiffen-
fchaftlich einwandfrei, bei unbedingter Anerkennung der ge-
ftcherten Refultate, doch vorfichtig und begonnen im Urteil ift.
Sicherlich kann es beim Unterricht gute Dienfte leiften. Freilich
allein genügt es nicht. Die Schüler brauchen ein Buch, in dem
mit den Einleitungsfragen das Wichtigfte aus der Gefchichte
Ifraels, dem Leben Jefu und der Apoftel ziüammengearbeitet ift.
Wenn der Verfaffer ein folches Buch für unmöglich und un-
praktifch hält, fo kann ich ihm darin nicht beiftimmen.

Gütersloh. Alvermann.
Bachmann, Prof. D. Ph.: Abriß der Kirchengerchichte. Für höhere
Lehranftalten verfaßt. 4. u. 5. durchgefeh. Aufl. Ausgabe B
f. das nördl. Deutfchland. (185 S.) 8°. Leipzig, A. Deichen
1916. M. 2.50; kart. M. 2.90

Bei der vorliegenden Auflage des Buches ift vielfachen
Wünfchen durch eine Ausgabe B für das nördliche Deutfchland

entgegengekommen, in der die Gefchichte der bayrifchen Landeskirche
im 19. Jahrhundert erfetzt ift durch einen Überblick über
die Entwicklung der evangelifchen Kirche im preußifchen Staate
im gleichen Zeitraum. Im Übrigen find beide Ausgaben gleich.
Das Buch hat mit Recht viele Freunde gefunden. Es bietet in
knapper, klarer Darftellung einen ungemein reichhaltigen Stoff,
befchränkt fich aber doch meift auf das Wefentliche, das zum
Verftändnis der Gegenwart erforderlich ift. Am wenigften befriedigt
bin ich von dem Abfchnitt über die Aufklärung und ihre
Überwindung. Hier vermiffe ich eine eingehende Würdigung des
deutfchen Idealismus in feiner Bedeutung für das Chriftentum
der Gegenwart.

Gütersloh. Alvermann.
Mayr, P. Theodor, O. S. B.: Studien zu dem Pafchale Carmen
des chriftlichen Dichters Sedulius. (Diff., München.) (98 S.)
8°. Augsburg 1916.

Eine mufterhafte Differtation trotz des wenig anziehenden
Stoffes und trotz übermäßiger Stoffmallen. Das Pafchale Carmen
des gallifchen Dichters Sedulius um 450 wird zunächft vom Verf.
nach Gedankengang, Abficht und Form analyfiert. Ein 2. Kapitel
S. 34—54 referiert über die Benutzung der h. Schrift durch den
Dichter, ein 3. S. 54—68 über die möglicherweife von Sedulius
verwerteten älteren Kommentare. S. 69—76 ftellt M. feft, welche
Vorbilder unter heidnifchen vorchriftlichen Dichtern Sedulius nachgeahmt
haben möge; S. 77—87 regiftriert er die von Sed. verwendeten
Tropen und Figuren. Ein Nachtrag S. 88—95, der vom
metrifchen Standpunkt aus das Carmen Pafchale mit Sedulius'
Profabearbeitung desfelben Stoffes vergleicht, hat kaum fo viel
Wert wie der kurze Excurs S. 95 f. über Spuren eines Itala-Textes
bei Sedulius. Die von Huemer unerwähnt geladenen Bibelftellen,
aus denen Sedulius fchöpfte, find recht zahlreich; aber nur feiten
hat ihre Beftimmung Wert, wie etwa S. 51 zu C. P. V 256, wo
manzeribus ohne Verweis auf Deut. 23,2 eine Hieroglyphe bleibt.
Vorfichtig urteilt M. über die von feinem Dichter benutzten Kommentare
; überzeugend hat er nur Ambrofius nachgewiefen. Daß
Auguftin von einem Gallier um 450 nicht fonderlich gefchätzt
wurde, begreift jeder mit der Dogmengefchichte Vertraute. —

Die polemifche Auseinanderfetzung mit Leimbachs Programm
von 1879 wird etwas ftark betont, dabei deffen Werk in den
Händen des Lefers vorausgefetzt, während andere Autoritäten, wie
der zahlreiche Male zitierte Literarhiftoriker Jordan immer, auch
wo fie Alltägliches melden, in Wortlaut mit Gänfefüßchen auftreten
. An Sedulius bewundert Mayr Einiges mehr als nötig, z. B.
den Humor.

Marburg. Ad. Jülicher.

Brandl, P. Alfons Maria, O. M. Cap.: Der Dritte Orden in Bayern.

Statiftifche Orientierg. über den Dritten Oiden des heil.

Franziskus in Bayern. (191 S.) 8°. Altötting, Drittordens-

verlag St. Anna 1915.
Eine nicht unintereffante Schrift, die uns zeigt, wie zielbewußt
und nachhaltig gegenwärtig der Orden des h. Franz in
feinen 3 Hauptzweigen (Franziskaner, Minoriten, Kapuziner) auf
die Beeinfluflüng des Volks durch Organifation der Tertiarier
hinarbeitet. Denn ,was ift die gewaltigfte Maffe, die wuchtigfte
Kraft ohne Ordnung, ohne Organiration?' (S. 3). So wird denn
hier nach einigen populären einleitenden Auffätzen über Gefchichte.
Wefen, Bedeutung, Charakter des Tertiarierordens und Verzeichnis
feiner (hauptfächlich populären) Literatur eine Statiftik
des dritten Ordens in Bayern gegeben, die freilich befonders in
den der Mehrzahl nach proteftantifchen Landesteilen unficher
und unvollftändig ift. Immerhin wird auch fo die Gefamttertiarier-
zahl in Bayern auf 135752 angegeben und fchwankt zwifchen 9,2"/,,
der Seelenzahl in der Hauptgemeinde Neuötting und 0,4% in der
Hauptgemeinde Nürnberg.
Stuttgart. Lempp.

AvoßovvKÖziiq, K. /.: Nix^tpÖQog 6 Storoxt^. (38 S.) 8"
'JEv ^IeQcaokvfioiq timoiq itQov xoivov rov navayiov täipov.
Es gibt Bücher, die grade fo auch vor einem Menrchenalter
oder früher gefchrieben werden konnten. Dazu gehört das vorliegende
. Zunächft eine Lebesbefchreibung des berühmten Theologen
, die fich nicht kritifch zu dem Tatbeftand und den Arbeiten
der Vorgänger ftellt, dann eine Angabe der Werke mit wenigen
eignen Zutaten, endlich eine Veröffentlichung von fünf Briefen
des Theotokis aus einer Athener Handfchrift mit Bezeichnung der
übrigen dort enthaltenen. Aber auch die abgedruckten find nicht
bedeutungsvoll. Abgefehen von einigem fchönen Perfönlichen
handeln fie über das Ofterlicht im heiligen Grabe, über die Un-
vergänglichkeit des Brots in der Euchariftie, ob das <iö>iiuX(?MTrv