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Ausgabe:

1917

Spalte:

49-50

Autor/Hrsg.:

Otto, Rudolf

Titel/Untertitel:

Dipika des Nivasa. Eine indische Heilslehre. Aus dem Sanskrit 1917

Rezensent:

Glasenapp, Helmuth

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

r r% t t Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find aus fehl i e ßl i r h an n p.Viminn 1QT7

■4fc«5. Jahrg. Nr. 3. Profeuor D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, rufenden. »5. Je cDrilar JL«7l /

Rezenfionsexeinplare ausfchlicßtich an den Verlag.

Otto, Dipikä des Niväsa (v. Glafenapp).
Haefeli, Samaria und Peräa bei Elavius

Josephus ^Guthe).
Rofenthal, Der Rahmen der Mifchnah

(Duenfing).

Die Schriften des Neuen Teftaments. 3. Aufl.
(Schufter).

Wilpert, Die Römifchen Mofaiken und Malereien
der kirchlichen Bauten vom 4.—13.
Jahrh. (v. Harnack).

Butggaier, Die Wahlkapitulationen der Bi-
fchöt'e u. Reichsfürften v. Eichftätt 1259—
1790 (Lerche).

Below, Die Urfachen der Reformation (Benrath
).

Melanchthons Schriften zur praktifchen

Theologie. Tl. I. Hrsg. v. Cohrs (Knoke).
Döring, Das Lebenswerk Immanuel Kants

Nelfon, Ethifche Methodenlehre (Troeltfch).
Marten fen-La rfen, Zweifel u. Glaube
(Thimme).

Fröbes, Lehrbuch der experimentellen Pfycho-

logie 1, 1 (Störring).
BiIchoff, Die unflehtbare Kirche (Schian).

_ . . , T. . , —__... j Referate: Leibniz, Ausgewählte philofo-

Bergmanr1 Fichte, der Erztcher zumDeutfch- he Schriften- _ Lieberknecht, Ge-

tum (Hirich). fchichte des Deutfehkatholizismus in Kur-

Loew, Das Grundproblem der Ethik Schleier- I heften. — Rudolph: Das Leben nachdem

machers in feiner Beziehung zu Kants Ethik Tode. — Schlatter, Recht u. Schuld in

(Mulert). der Gefchichte. — Knoth, Wandtafeln

Jahrbuch der Philofophifchen Gefellfchaft an zur Kirchenverfaffung.

der Univerlität Wien, 1914 u. 1915 (Dorner). Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Otto, Rudolf: Dipikä des Niväsa. Eine ind. Heilslehre, j des visnuitifchen Theologen Srinivasa, die der bekannte

Aus dem Sanskrit. (Sammlung gemeinverftändl. Vorträge
u. Schriften ausd.Gebietd.Theol. u.Religionsgefch.
80.) (XIV, 84 S.) gr. 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr 1916.

M. 2.40

Die Metaphyfik des Hinduismus, wie fie im Vedänta
fyftematifche Form gewonnen hat, ift in weiteren Kreifen
fall ausfchließlich in der idealiftifch-moniftifchen Geftalt
bekannt, die Samkara (9. Jh. n. Chr.) auf Grund feiner
Auslegung der Upanisaden vertreten hat. Diefe Geftalt
ift vielleicht ihrem philofophifchen Gehalt nach diegenialfte,
aber weder die einzige, noch die ältefte. Von jeher find
vielmehr zahlreiche Kirchenlehrer aufgetreten, die mit
ihren mehr realiftifch-dualiftifchen Syftemen der Illufions-
lehre Sanikaras entgegentraten und fie als .verkappten
Buddhismus' bekämpften. Zu den bedeutendften Gegnern
Samkaras gehörte der große Rämänuja (12. Jh. n. Chr.),
der auf einer älteren Interpretation der heiligen Schriften
fußend, einen geiftvollen und tieffinnigen Vedänta lehrte.

Nicht in einer eigenfchaftslofen Weltfeele, fondern in
einem perfönlichen Gott, in Visnu fieht Rämänuja das
höchfte Weltprinzip. Aus Visnu ift die vielgeftaltige,
reale Welt hervorgegangen, aus feinem Körper hat er
bei den vielen periodifchen Weltfchöpfungen alles Mate-

Breslauer Religionshiftoriker Profeffor Rudolf Otto in
dankenswerter Weife aus dem Sanskrit überfetzt hat
Die zehn Kapitel der kleinen Schrift geben einen voll-
ftändigen Überblick über alle Punkte diefes philofophifchen
Syftems: die erften drei behandeln die drei Erkenntnisgründe
(Sinneswahrnehmung, Schlußfolgerung und Wort),
die übrigen die Erkenntnisobjekte: Natur, Zeit, ewige
Herrlichkeit, Erkennen, Seele, Gott und fchließlich Nicht-
ding, unter welchem Namen Urqualitäten, Sinnesqualitäten,
Verbindung und Vermögen zufammengefaßt werden. Der
eigentliche Angelpunkt des Syftems, der die Lektüre
diefer Schrift auch gerade für proteftantifche Theologen
fo anziehend geftaltet, ift die Gnadenlehre, die von chrift-
licher Einwirkung unabhängig entftanden, zur Entwicklung
eines, dem chriftlichen in mancher Hinficht ähnlichen
Glaubensideals geführt hat.

Berlin. H. v. Glafenapp.

Haefeli, Pfarrhelfer Dr. Leo: Samaria und Peräa bei
Flavius Jolephus. (Biblifche Studien XVIII, 5.) (X, 120S.)
gr. 8°. Freiburg i. B., Herder 1913. M. 3.50

Nachdem W. Oehler und Erwin Neftle Galiläa und
rielle und die zahllofen individuellen Seelen entftehen 1 Judäa nach Jofephus behandelt haben (vgl. ZDPV Bd. 28

lallen; wie die Seele die Glieder des Leibes beherrfcht, | und 34), erhalten wir in diefer Schrift eine ähnliche Arft
) lenkt er das All zur Zeit des Weltbeftandes, um es j beit über Samaria und Peräa. Sie füllt demnach eine
bei den rythmifch wiederkehrenden Weltzerftörungen j Lücke aus, und da es ohne Zweifel von Wert ift, die

wieder in fich zurückzunehmen. Ihrem göttlichen Urfprung
entfprechend find die Seelen ewig und feiig; durch die
Verbindung mit dem ftofflichen Einzelleibe aber wird
diefe ihre wahre, transzendente Natur getrübt; fie irren
in Leid und Not umher, dem Wirrfal der Seelenwanderung
unterworfen. Die Erlöfung aus diefem qualvollen
Zuftand finden fie nur durch die Liebe zu Visnu, durch
die durch Pflichterfüllung und rechte Erkenntnis wohlvorbereitete
Glaubensergebenheit. Wenn die wahre Gottesliebe
erlangt ift, wird der Erlöfungfuchende von den
Banden des Weltdafeins frei und geht, mit einem verklärten
Leibe angetan, zur Wohnftätte Visnus ein, wo er für alle
Zeiten die ewige Herrlichkeit genießt.

Die im Vorftehenden kurz fkizzierte Lehre bildet

zerftreuten Ausfagen des Jofephus über Paläftina in über-
fichtlichem Zufammenhang vor fich zu haben, fo wird
man gern nach ihr greifen und fich, wie ich vorweg bemerken
kann, bei ihrem Gebrauch im Allgemeinen nicht
enttäufcht fühlen. Ohne Zweifel find die Abfchnitte über
die von Jofephus genannten Ortfchaften (S. 35—65 und
94—120) dem Verf. am bellen gelungen. Sie find auch
die wichtigften; denn die Angaben des Jofephus über die
natürliche Ausftattung der Landfchaften lauten häufig fo
allgemein und ungenau, daß fie fich ohne eine forgfältige
Prüfung und Vergleichung mit all den Hilfsmitteln, die
die gegenwärtige Kenntnis des Landes darbietet, in ihrem
Kern und Sinn nicht richtig erkennen und verwerten
laffen. Nach diefer Seite hin hätte der Verf. den Äuße-

den Kernpunkt des Syftems Rämänujas; fie wird in j rungen des Jofephus fchärfer zu Leibe gehen follen, z. B.
prägnanter und feflelnder Weife dargeftellt in der ,Erhel- | betreffs des kahlen, unfruchtbaren Gebirges von Jericho
lung der Lehre des Asketenfürften' (Yatipatimatadipikä) ! bis Skythopolis und des Eifengebirges örtlich vom Jordan
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