Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1917 Nr. 2

Spalte:

467

Autor/Hrsg.:

Saathoff, Albrecht

Titel/Untertitel:

Jesus und seine Botschaft nach den Evangelien 1917

Rezensent:

Schuster, Hermann

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

467

Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 26.

Referate. I fchaulich orientiert, insberondere die Stellung der Philofophie

_. „ f. ..____. ,. , ,„ . i und des römifchen Rechts zu ihr zeichnet, fodann die Stellung

ChfvyvM' lifo «o" L, /"^/r^8 r? lnf?oq,'le 6 a 6 • 1 AT und des Judentums. Mit Recht wird dann gezeigt, wie

(XXII, 176 S.) 8». London, A & Ch. Black 914 Jeru Botfchaft J fozja p m ,ft wie abe* inSfeiner

Die fresh voyages Cheynes find neue Entdeckungsfahrten D .. . , ... , . % ..„ j n-__^__j:. :„„....„

um j 11 „. ' „ ,, , ., f. ... Predigt von der Liebe und der Große des Dienens die innere

mit Hilfe des JerachmeelkompafTes. Dies Ma geht die Reife . ■ , c, , . . ,__„ a ... h ,„• ;_

a..,,i, a;~ ^„-firoii „.„ii.vii^i,. i;(.„..... w,™,; «„„w Überwindung der Sklavenfrage angebahnt ift; endlich, wie im

durch die fpeziflfch nachexilifche Literatur: Haggai, Sacharja,
Efra, Nehemia, Efther, Hiob, Hoheslied, Proverbien, Kohelet,
Tobit, Judit, 1. Makkabäer, Daniel und Baruch I. Ja fogar das Neue
Teftament muß dazu herhalten mitzubeweifen, daß Il'rael 596 586
ftatt nach Babel nach Nordarabien deportiert wurde! Ich möchte
nun hier nicht dazu beitragen, durch Vorführung einzelner be-
fonders törichter Einfälle das Anfehen eines Forfchers herab-
zufetzen, deffen Feinfinn, Freimut und Fruchtbarkeit die internationale
altteftamentliche Wiffenfchaft zu großem Dank verpflichtet ift,
und begnüge mich damit, zu betonen, daß die ganze Jerachmeel-
hypothefe, das was fie von Anfang an gewefen, auch in diefem
jüngften Buch ihres Urhebers geblieben ift: die Ausgeburt einer
aller Zucht entratenden Phantafie —, kurz die richtige ,Gott erbarm
ßch-Hypothefe'. —
Heidelberg. G. Beer.

Saathoff, Paft. Albr.: Mus und feine Botfchaft nach den Evangelien.
(160 S.) 8°. Göttingen 1915. (Leipzig, H. G. Wallmann.)

M. —50

Das vorliegende Büchlein foll Anfang oder wenigftens Vorarbeit
zu einer vollftändigen ,Volksbibel' fein, die der Verfaffer
Paftor in Göttingen, zu fchaffen plant, wenn der vorliegende Teil
Anklang findet. In ihm bietet S. aus den drei erften Evangelien
eine Einheitsevangeliums, und nach ihr felbftändig das 4. Evan,
gelium. Den Gedanken des Einheitsevangeliums wird man für
eine Volksbibel billigen dürfen. Saathoffs Ausführung, die mög-
lichft dem Mc-Faden folgt, aber auch gegen die Mc-Ordnung
die Stücke in Sachgruppen neu ordnet, verdient im Ganzen
Anerkennung. Doch warum find nicht das kanaanäifche Weib
und der Hauptmann von Kapernaum zufammengeftellt, warum
nicht der bettelnde Freund und der ungerechte Richter? Auch
mag man zweifeln, ob es richtig ift, in der Bergpredigt Stücke
umzuftellen oder gar manche an einen ganz anderen Platz zu
bringen. Matth. 5,18f. ift ausgelaffen, leider auch Luk. 22,15f.;
ebenfo eine Reihe von Stellen, die fleh auf das Gefchlechtsleben
beziehen, auch Mariae Schwangerfchaft in der Weihnachtsperikope.
Mit der Verkürzung einiger Reden im Joh. Ev. bin ich gern ein-
verftanden. Der Text ift nach wiffenfchaft liehen Erforderniffen
behandelt, fo ift z. B. das V. U. nach Matth, und Luk. gegeben.
Die Doxologie bei Matth, ift beibehalten; hier wie bei andern
Stellen fagt eine Anmerkung (im Regifter am Ende) das Nötigel
Der Wortlaut ift nach Luther vorllchtig berichtigt, Versabfchnitte
und Versziffern find weggefallen, nur die Kapitelnummern ftehen
über den Abfchnitten, die der weniger berückfichtigten Seitenreferenten
in Klammern. Mein einziges grundfätzliches Bedenken
richtet fleh gegen die U berfchriften der Perikopen.
S. vermeidet möglichft die alten nüchternen fachlichen Überfchrift
ten und fucht pointierte, charakterifierende Inhaltsangaben: ftatt
des verlorenen Sohns heißt es: ,Verkommen und doch gnädig
aufgenommen', ftatt des barmherzigen Samariters: .Fromme Selbft-
fucht und felbftlofe Barmherzigkeit', ftatt Maria und Martha: ,Eine
ftille Stunde' (warum dann nicht lieber: ,Eins ift not'?). Dazu
find nicht wenige Überfchriften ganz allgemein und unbeftimmt.
Wer vermutet unter der Überfchrift ,Ein fcharfer Angriff' das
Gleichnis von den zwei ungleichen Brüdern?, unter ,Eine harte
Anklage' die ungetreuen Weingärtner? Eine Volksbibel Tollte
m. E. die dem Volk geläufigen alten Überfchriften behalten,

übrigen Urchriftentum der Grundfatz von der religiöfen Gleichheit
aller Menfchen zur Herrfchaft gelangt, ohne daß jedoch daraus
Konfequenzen für die fozialen Verhältniffe gezogen werden,
indem aber der Liebesgeift diefe Verhältniffe durchdringt,
1. Kor. 7,20—24 findet eine ausführliche Befprechung.
Breslau. Bultmann.

Wlaffak, Dr. Rud.: Ernft Mach. Gedächtnisrede, geh. in der
soziolog. Gefellfchaft in Wien am 26. VI. 1916. (47 S.) 8».
Leipzig, J. A. Barth 1917. M. 1.20

Die Kantifche Lehre hat feiner Zeit gegen den Humefchen
Pofitivismus und Relativismus einen eingefchränkten erfahrungsimmanenten
Rationalismus behauptet. Dasneuere Denken ftrebt —
namentlich unter naturwiffenfchaftlichen, biologifchen und pfycho-
logifchen Einflüffen — außerordentlich ftark zu Hume zurück-
ohne übrigens dabei die Marke Schätzung des belief, der gefühlsmäßigen
Gewißheiten zu erneuern, die von Hume zu den fchot-
tifchen Gefühlsphilofophen und zujacobi geführt hat. In Deutfch-
land find die ftärkften Führer diefer Bewegung der Philofoph
Avenarius und der Phyfiker Mach gewefen. Den Lefern diefer
Zeitfchrift werden diefe Lehren fern liegen, foviel fie nicht etwa
mit Hume diefen modernden Relativismus als Unterbau für die
Paradoxie des Glaubens anfehen, eine Wendung, die freilich von
jenen Pofitiviften aufs äußerfte bekämpft werden würde; auch diejenigen
, welche zu Heinrich Rickerts Lehre Beziehungen haben,
werden wiffen, daß feine Lehre aus dieTer Unterlage hervorge-
wachfen ift und nun ihrerfeits mit neuen Mitteln verfucht, auf
diefer Grundlage das relative Recht des Rationalismus d. h.
notwendiger und gültiger Wahrheiten und von da aus letztet
Wirklichkeitsbegriffe zu gewinnen. So mag die klare und durchfichtige
, mit literarhillorifchen lehrreichen Bemerkungen ausge-
ftattete Gedenkrede vielen erwünfeht fein als Einführung in
wichtigfte moderne Gedankenrichtungen. Der Inhalt läßt fich in
der Kürze nicht wiedergeben, noch weniger eine Stellungnahme
vollziehen und begründen. Ich hebe nur hervor, daß ich es für
einen Gewinn halte, daß durch diefe Lehren das irreführende
Spiel zwifchen Innen und Außen, Objekt und Subjekt aufgelöft
und die Problemftellung einer ,Erklärung' vom Seienden erledigt
ift. Nicht warum, fondern wie wahrgenommen wird, läßt fich fagen.
Auf der andern Seite dagegen halte ich die Meinung, damit jeden
rationalen Wahrheitsbegriff, jede Notwendigkeit und Allgemeinheit
überwunden zu haben, für einen Irrtum. Das Streben zu ihr
bleibt, fowohl in der formalen Logik als in der durch fie aufgedeckten
tranfzendentalen Logik, die es allerdings nur zu formu
lieren und aus den phänomologifchen Denkprozeffen herauszuheben
gilt. Religiös find diefe Denker abfolute Verneiner alles
Göttlichen,Künftlerifchen.Myftifchen, Überindivituellen undUnbe-
wußten von großer Aufrichtigkeit und großer Selbftbefchränkung.
Merkwürdig ift freilich, wie fich hier das alte Spiel des Nominalismus
wiederholt, daß religiöfe Naturen, die an folche Lehren herankommen
, dadurch Luft für das Irrationale und Supranaturale bei
der Befeitigung der allgemeinen Begriffe gewinnen, daß aber das
Religiöfe felbft in feinem allgemeinften Sinne feiner Möglichkeit
am Rationalism us allgemeiner Subftanz- und Notwendigkeitsbegriffe
hängt, weshalb es von jenen Pofitiviften als mit der Religion nahezu
identifch und gieichmyftifchen Charakters verächtlich bekämpft

fonft verwirrt fie den fchlichten Lefer; jedenfalls follte fie alles fub- wird- Nicnt folgen können, fagt der Redner zum Schluß, die
jektiv Impreffioniftifche, alles Geiftreiche vermeiden, als nicht zu J Heilsbedürftigen, die den Seelenhirten Tuchen, mag er nun durch
ihrem Stil und^Geift paffend. Vortrefflich find dm^Einfuhrungen, ] einen reiigiöi'en Glauben oder durch einige Vernunftwahrheiten

verbürgt fein. Nicht folgen können, die in der Gewißheit leben,
daß die Wahrheit fchon da ift, nur uns von böfen oder unaufgeklärten
Menfchen verhüllt wird. Nicht folgen können die
Weltanfichtsdefpoten, die aus allen Menfchen fei es Intellek-
tualiften, fei es Künftler und Myftiker, machen wollten'. Aber
ä'Tau'rend. (BiblifcheZeit-u. "Streitfragen.IX,Tf) (39~S.) 8»" i wie die menfchliche Seele einmal ift, fo wird aus diefer ZerBerlin
-Lichterfelde, E. Runge 1914. M — 50 Rörungdeslntellektualismus gerade die Myftik perfönlicherGefühle
Die Stellung des N. T. zur Sklaverei ift kurz zu formulieren: I und Überzeugungen ihre Sicherung ziehen. Es ift im Moment
es hat trotzdem es die Sklaverei für einen der chriftlichen Frei- i naheliegend, daran zu erinnern, daß die geiftige Situtation Luthers
heit nicht entTprechenden Zuftand hält, eine Aufhebung der ] mutatis m"tandis eine ähnliche gewefen ift und nur von denen
Sklaverei nicht gefordert, fondtrn die Sklaven ermahnt, in ihrem I v0" verftanden werden kann welche die nivellierende Wirkung
Stande zu bleiben'. Diefe Stellung fucht der Verf. gefchichtlich i des Nominahsmus nachzuempfinden vermögen,
begreiflich zu machen, indem er über die antike Sklaverei an- Berlin. Troeltfch.

fowohl zum Einheitsevangelium wie zu Joh. So ift der Gefamtein-
druck günftig. Der Gedanke ift gut und S. ift offenbar befähigt,
ihn glücklich auszuführen.
Hannover-Kleefeld. Schuft er.

Walter, Prof. D.Johannes von: Die Sklaverei im Neuen Teftament.