Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1917

Spalte:

425-426

Autor/Hrsg.:

Otto, Rudolf

Titel/Untertitel:

Visnu-Narayana. Texte zur indischen Gottesmystik. I 1917

Rezensent:

Glasenapp, Helmuth

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitlUS und Professor D. Hermann Schuster

lährüch ?fS Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich io Mari:

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan _ , .____

42. Jahre. Nr. 24/25. Profeffor D.Titius inGoitingcn, Nikolausberger Weg 66, ju fenden. 8. DeZeiTlDer 1917

üai &' *^/«« Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

R a d e m a c h e r, Das Seelerdeben der Heiligen

(Kattenbufch).
Köhler, Martin Luther und die deutfche Reformation
(Kawerau).
Buchwald, Gefchichte der deutfchen Reformation
(Boffert).
Heim, Glaubensgewißheit (Rit(chl).
Dunk mann, Metaphylik der Gefchichte (Eck).
Praktifche Bibelerklärung. (Schufter). | Sägmüller, Der rechtliche Begriff der Tren- I D c " _ M „ . . .

Wulff, Die altchriftliche Kuuft (LieUmann). | uung von Kirche und Staat (Sehliug). ! WlchtlSc Rezcnf.onen. - Neuelle L.teratur.

Visnu-Narayana, Texte zur indifchen Götter-

myftik (v. Glafenapp).
Urkunden des ägyptifchen Altertums 5. Abteiig.

Heft 3 (Wiedemann).
Baumgartner, Die Klagegedichte des Jeremia

(Lohr).

Schlat'ter, Die hebräifchen Namen bei Jofe-
phus (Beer).

Referate-, Pölzl, Der Weltapoftel Paulus.—
Hennig, Die Entwicklung des Naturgefuhls.
— Das Wefen der Infpiration. — Predigten
bei Weihe- und Jahresfeften. — Everling,
Vom Fahneneid. — Kolbe, Fehler im Religionsunterricht
der Schule und Kirche. —
Beyfchlag, Chriftenlebre. — Hilling's
(Juellenfammlung Heft 11.

VTsnu-Näräyana. Texte zur indifchen Gottesmyltik. i. (Religiöfe
Stimmen d. Völker. Die Religion des Alten Indien III.)
(IV, 162 S.) 8°. Jena, E. Diederichs 1917.

M. 4 — ; geb. M. 5.50

Der bekannte Marburger Theologe Prof. Rudolf Otto
legt in dem vorliegenden Werke eine Sammlung von cha-
rakteriftitchen Texten des indifchen Visnuglaubens in deut-
fcher Übertragung vor. Hatte er mit der Überfetzung der
,DlpikädesNiväsa'(vonmir befprochen in Nr. 3 des 42. Jahrgangs
diefer Zeitfchrift) uns einen Überblick über das dog-
matifche Syftem des großen Visnutheologen Rämänuja
eröffnet, fo gibt er in dem gegenwärtigen Buche nicht nur
einige Stücke, welche die in der Dlpikä dargeftellten Lehren
erläutern und illuftrieren, fondern auch folche, die den von
Rämänuja verfchiedenen Konfeffionen innerhalb derVi.snu-
kirche angehören.

Die ganze Arbeit zerfällt in drei Abfchnitte: der erfte
enthält Legenden, Hymnen, Predigten und Lehrgedichte,
die allen Zweigen der Visnureligion gemeinfam find; der
zweite bringt die kleine Schrift ,AI ler Meifter Lehren', in
welcher die Hauptunterfchiede in den Syftemen der vier
visnuitifchen Konfeffionen in kurzer Zufammenfaffung dargelegt
werden; der letzte Teil fchließlich begreift vier Stücke
erbaulichen Charakters in fich, in denen einige Hauptpunkte
der Lehren Rämänujas in anfprechender Weife popularifiert
werden.

Verdienen fchon die formvollendeten Übertragungen,
die mit ihrem dichterifchen Schwung den Stimmungsgehalt
des Originals z.T. fehr gut wiedergeben, die Beachtung
eines jeden, der fich für vergleichende Religionsgefchichte
intereffiert, fo verleihen die feinfinnigen orientierenden Einleitungen
und Erläuterungen, die Otto den einzelnen Ab-
fchnitten beigefügt hat, dem Buche noch einen befonderen
Wert. In diefer Hinficht verdienen namentlich die lehrreichen
Ausführungen über das Gefetz der Parallelen in
der Religionsgefchichte, welche den Schluß des Buches
bilden, hervorragende Beachtung. In der gefchichtlichen
Entwicklung aller Religionen finden fich überrafchende
Ähnlichkeiten und Übereinftimmungen, bei denen man vielfach
vorfchnell eine Deszendenz des einen von dem anderen
angenommen hat, die einer tiefer fchürfenden Betrachtung
hingegen fich als Parallel- oder Konvergenzbildungen
erweifen. Unter dem einfeitigen Eindruck der Analogien
und Homologien, welche vielfach die fpezififchen Unter-
fchiede, die trotz aller Ähnlichkeit zwifchen den einzelnen
Religionen beftehen, überfehen, taucht oft die Frage nach
einer Univerfalrelierion auf Die letzten Seiten feines Buches

widmet Otto daher diefem intereffantenProblem und kommt
zu dem Schluß, daß eine Univerfalreligion wohl möglich
ift in der Form verbreiteter allgemeiner Überzeugungen,
Gefühle und gelegentlicher genieinfamer Betätigungen',
daß fie aber nicht leben könnte als eine religiöfe Univerfal-
organifation der Menfchheit überhaupt, da fie niemals im-
ftande fein würde, die tiefften Inhalte typifcher Religion
in fich aufzunehmen.

Berlin. H. v. Glafenapp.

Urkunden des ägyptifchen Altertums, 5. Abteiig., Heft 3:
Religiöfe Urkunden. 3. Heft. Ausgewählte Texte
des Totenbuches, bearb. v. Herrn. Grapow. (S. 137 bis
208 [40] in Autogr. u. deutfche Überfetzg. S. 53—80
[8°j in Buchdr.) Leipzig, J. C. Hinrichs 1917. M. 7.50

Die neue Lieferung der Ausgabe ausgewählter Toten-
buchkapitel durch Grapow, welche in der Anlage und Ausführung
den ältern Heften (vgl. Theol. Litztg. 41, Sp. 121 f.,
42 Sp. 156 f.) der Veröffentlichung entfpricht, enthält die
Kapitel 19 und 99. Elfteres, welches Pleyte (Actes du
Congrcs international des Orientaliftes, Leiden, IV, S. 1 ff.)
eingehender erörtert hat, fpricht von dem Blumenkranz
der Rechtfertigung für das Haupt des Toten. Die Sitte
des Umwindens der Mumie mit Blumen tritt in der the-
banifchen Zeit mehrfach auf, das Setzen eines Kranzes auf
ihren Kopf erfcheint in der faitifchen Zeit, um, wie die
Mumienporträts zeigen, in der fpäthelleniftifchen fehr verbreitet
zu werden. Die Bedeutung, welche das Kapitel
demGotteTum zufchreibt, und andere feiner Andeutungen
machen es wahrfcheinlich, daß der Text fich urfprünglich
auf den toten Sonnengott Horus bezog und erft fpäter
auf Horus, den Sohn der Ifis, übertragen und dement-
fprechend umgearbeitet wurde.

Das Kapitel 99 handelt von dem Bringen eines Schiffes
im Totenreiche für den Verftorbeiiv.,i, gibt das lange, reli-
gionsgefchichtlich wichtige Gefpräch desfelben mit dem
Fährmann und zählt die einzelnen Schiffsteile und ihre my-
thologifche Bedeutung auf. Letztere Lifte ift vonjequier
(Bull. de l'Inft. frang. dÄrcheol.orient. IX. S. 37 ff), den
Grapow S. 181 für die Textgeftaltung aufführt, benutzt
worden, um die Bedeutung der ägyptifchen Schiffsteilnamen
feftzuftellen, wobei er freilich in einer Reihe von Fällen
über Vermutung nicht hinauszugelangen vermochte.

einer Univerfalreligion auf Die letzten Seiten leines Buches : Bonn. A. Wiedemann.