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Ausgabe:

1917 Nr. 2

Spalte:

408

Autor/Hrsg.:

Diels, Hermann

Titel/Untertitel:

Philodemos über die Götter. I. Buch. Griechischer Text und Erläuterung 1917

Rezensent:

Cybulla, K.

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Seite 1

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407 Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 22/23. 40S

den Überfetzungen die Entfcheidung über die Reihen- j Studien recht viele Anregungen geben möge. Dann
folge gibt. Um ein Urteil über die Zuverläffigkeit zu ge- | bleibt eine vollftändige fyrifch-griechifche Konkordanz
winnen, habe ich einen Buchftaben (k-) durchgearbeitet j zum NT. vielleicht kein fchöner Traum.

mit dem Ergebnis, daß dem Buch doch recht erhebliche
Mängel anhaften, die feinen Nutzen nicht unwefentlich
vermindern. Daß die Druckfehler auch in dem von dem
Verf. korrigierten Teile feiten find, wird man ihm zum
höchften Lobe anrechnen. Aber fowohl in der An.ord

Hirfchhorn a. M. E. Preufchen.

Diels, H.: Philodemos über die Götter. 1. Buch. Griechi-
fcher Text u. Erläuterg. (S.-A. a. d. Abh. d. kgk

nung, wie in den einzelnen Angaben find doch manche j Preuß- Akad d-wiff- ^ü, pM.-bift. Kl.) (104 S.)
Verfehen vorgekommen. So gehört 4)1 Mc. 2,21 nicht zu j Lex. 8°. Berlin, G. Reimer m Komm. 1916. M. 4.50
zu ^1 S. 48, fondern war S. 47 als befonders aufzu- | Da von Epikurs Werken über dasWefen der Götter

führen. Bei ift Mt. 22,37 virtus angegeben; ein

Blick auf die Parallelftelle Lc. 10,27 zeigt, daß Ißfjöß Se~
meint ift, da hier das Diateffaron abgefärbt hat. ^^iais.
gehört auf Sp. 2 zu und die Stellenangabe ift durch
Lc. 9,32 zu vervollftändigen, wo allerdings die Pes. freier
überfetzt ,und fie wurden kaum wach' (ftatt diaygtjyoQ^-
davxsg). Die Syra vet. ftimmt genau mit dem Griechen
oix^.önK' S. 50,1 fehlt »^io« jtivxe und feine Derivate.
Unter *nlm ift fowohl bei dutonvlyco, wie bei ovputviym

(ptsQi ftemv, negl evöeßelag und meql daiox>]xog) nur geringfügige
Reihe vorhanden find und fich fonft in der
philofophifchen Literatur nur verftreute Bemerkungen zur
Frage der epikureifchen Theologie finden, find uns die
Schriften Philodems, die fich in einigen Rollen in Her-
kulaneum gefunden haben, ganz befonders wichtig. Die
Ausgabe der Schrift ztepl svosßtiag von Th. Gomperz
genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr. Und
von der andern großen Schrift negl Dsmv hat es eine
deutfche Ausgabe bisher nicht gegeben. Obwohl das

,p s c phil Mc 7, 7.19' angeRihrt. Gemeint ift Mc 4, 7. j Original in Neapel und die belle Abfchrift in Oxford
wo ovvotvlym fleht. Der Art. ]za*m- ift in diefer Form während des Krieges nicht zugänglich waren, hat Diels
und an diefer Stelle irreführend. Es hätte heißen müf- ' es doch gewagt geflutet auf eine gute für Gonmerz an-
fen: Lm. Pa Ud6xotuat phil Lc 18,13. Darunter war gefertigte Durchzachnung der Oxforder Abfchrift von
0 * , . . , , , J. J. Cohen, den Text herzuftellen und durch eine ein-

Iza^ zu verzeichnen. %* Msv&sqos gehört unter ^ j gehende Erklärung Licht in die Theologie Epikurs zu

nicht umgekehrt. Unter ift ,s Mc 6,48' mit der

Überfetzung vagina verzeichnet; was das an der Stelle
ioll, ift wohl dem Verf. felbft nicht deutlich gewefen.
Aber an der Stelle ift von gar nicht die Rede; es

heißt reTi-Vi ^äAm.i £n ,aus Angft vor den Wogen'.
Die Stelle gehört alfo auf S. 40 zu )ikz-?. )vi., xav-
fiariö&rjvai Mc 4,6 fehlt. Unter j.^ia- wäre Mt 19,20 )jie
U) 1 ■ rt tri vaxtgm wegen der Konftruktion zu nennen
gewefen. Auch die Angaben über das Vorkommen in
den verfchiedenen Überfetzungen find nicht überall zu-
verläffig. Mt. 5,46 fehlt psc; ]j-2o- fleht Lc 9,3 nur

in phil; Mc 15,23 auch p, ebenfo taSw^ic LC440;

tm. "ElXrjveg Joh. 7,35 auch p ;_*.*- Pa ygtiav iym Mt
3,14 s c nicht p c. Bei den griechifchen Äquivalenten

bringen. Zunächft liegt das erfte Buch vor uns. Diels
erhebt natürlich nicht den Anfpruch, den Text endgültig
hergeftellt zu haben. Wer einen Blick in den Zuftand
des Papyrus tut, wird an der Möglichkeit einer einwandfreien
Textherftellung überhaupt verzweifeln. Was aber
Diels aus der Schrift, von der einige Kolumnen befonders
im Anfang fo fchrecklich zerftört find, daß man kaum
hin und wieder ein Wort erkennt, herausgelefen hat, ift
vielfach geradezu bewundernswürdig.

Das erfte Buch zerfällt in zwei Teile. Im erften allgemeinen
Teile wendet fich Philodemos zunächft wahrscheinlich
gegen Leute der eigenen Schule, die in den
alten Aberglauben zurückgefallen find. Dann gibt er eine
Definition des Begriffes der Gottheit und eine Prüfung
der gegnerifchen Dafeinsbeweife. Im zweiten Teile werden
Einzelfragen behandelt. Er wendet fich zunächft gegen

ftimmt nicht alles. Bei ift ovvgdnxco zu ftreichen. die Vorftellung, daß fich die Götter um den Lauf der
Unter Lu*- fehlt Mt 18,28 bvL. )ooi ^.«j axpsitev avxm, v. ' Welt kümmerten, als unvereinbar mit ihrer Unverletzlich-
30,34 «^a»., to owsiXouivov, unter Lc 9,29 h:eoov j k,eit und Glückfeligkeit. Den Hauptteil des Buches nimmt
. n . T 0 ... aber der Streit um die lodesfurcht ein. Er beginnt mit

rwtoircu; unter Etpa Lc 8,14 Cvvxvqo^ac, unter den Furchtgefuh]en der Tiere. Er leugnet nicht die Ana-

Lam- Lc 6,11 avoia; unter ^z) öilöxvQ%°l/al De 22,59; | logie zwifchen Menfchen- und Tierfeele, womit er fich
unter tgtjfiov depisofreu Mt 23,38. j gegen die Stoiker, befonders Dionyfios aus Kyrene, wen-

Soll das Buch nur eine Art Spezialwörterbuch zu den j deL polemifiert aber auch gegen die kynifchen An-
fyrifchen Evangelien fein, das dem Anfänger dienen will, i üch^n von den glücklichen Heren Hierauf unterfucht
fo find diefe Mängel doch recht bedauerlich. Soll I er die Präge ob die Furcht vor dem Tode oder vor
es aber einen viel wichtigeren wiffenfehaftlichen Zweck ! den Gottern das größere Übel ift, wobei er als erfter die
erfüllen und ein ficheres Urteil über den einer fyrifchen I Vorftellung vom Fegefeuer oder Hollenfeuer erwähnt,
Variante zugrunde liegenden Text ermöglichen, fo wäre j und zeigt dann, wie der Weife über Gotter-, Todes- und
Vollftändigkeit unerläßlich. Es ift zu beklagen, daß der Menfchenfurcht erhaben ift.

Verf., der viel Mühe aufgewandt hat, fich nicht das hoch- ! Schon in diefem erften Buche zeigt es fich, daß.
fteZiel gefleckt und damit eine außerordentlich wichtige j Philodemos mcht eigene ^^^_^^k^ }°^^
Vorarbeit erledigt hat. Aber auch fo wird man, wenn
man die nötige Kontrolle übt, fein Buch auch für wiffen-
fchaftliche Zwecke fehr wohl benutzen können.

Die einleitenden Unterfuchungen handeln von der
Philoxeniana, über die Frage, ob die einzelnen Evangelien
bei dem Sinaifyrer von einer Hand überfetzt find,
über die Begriffe dixcuoovvt] und omxTjQia in den ver-
fchiedenenEvangelienübefetzungen, und von derGefchichte
der fyrifchen Evangelienüberfetzungen. K. will damit

Ä ^t^JLT^dlt^ Wl.H.„.r Dr. Auguft. Die K„n,la BiIch6fe H o

gelungen, wenn er auch die Fragen nicht erfchöpft hat. von Landenberg, Balthafar Merkhn, Johann von Lupfen
Seinem Buch darf man wünfehen, daß es zu ähnlichen j (1496—1537) und die Glaubenslpaltung. (Reformationsge-

fremde vermittelt. Diefe Zufammenhänge aufzudecken
und den Spuren älterer Philofophen nachzugehen, hat
Diels als eine Hauptaufgabe betrachtet, zu deren Löfung
er wie kaum ein anderer berufen ift. So können wir nur
dem Wunfche Ausdruck geben, daß es ihm vergönnt
fein möchte, uns auch die andern Bücher in gleicher Bearbeitung
zu fchenken.

Königsberg i. Pr. K. Cybulla.