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Ausgabe:

1917 Nr. 1

Spalte:

372-373

Autor/Hrsg.:

Berger, Emil

Titel/Untertitel:

Das Problem der Erkenntnis in der Religionsphilosophie Jehuda Hallewis 1917

Rezensent:

Bischoff, Erich

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Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 18/19.

372

Beck, weil. Prof. D. J. T.: Treu und frei. Zwifchenreden

aus den Vorlefgn. über Ethik, red. v. Paft. Robert
Pries. (Neue Folge der Zwifchenreden.) (XV, 345 S.)
8°. Gütersloh, C. Bertelsmann 1917. M.4.50; geb.M. 5 —

Den erften Band der ,Zwifchenreden' J. T. Becks
habe ich 1915 in diefer Zeitfchrift angezeigt. Nun läßt
der Herausgeber auf die der Glaubenslehre die aus den
Vorlefungen über Ethik folgen. Diefe Fortfetzung beweift
, daß der Anfang dankbare Lefer gefunden hat.
Dem Wunfeh, das Zufammengehörige zufammen zu laffen,
ift fchon durch die Verweifung auf die Überfchriften
der Ethikparagraphen in etwas genügt worden, mehr
noch durch das mit befonderer Liebe gefertigte Verzeichnis
der befprochenen Gegenftände von der Hand
Pf. Strebeis. Früher Gefagtes darf ich nicht wieder

tane Entfcheidung Stellung genommen werden kann und I keit der ifraelitifchen Gefchichte ift ergreifend und reich
die nur durch erft neu zu bildende Begriffe in den Zu- ! an fortfehreitender Handlung wie ein guter Roman',
fammenhang einer allgemeinen Entwickelung der Ver- j Tögels Buch lieft fich wirklich wie ein guter Roman,
nunft oder des Geiftes aufgenommen werden kann. j Da fein Buch pädagogifche Zwecke verfolgt, — er will

gerj:n Troeltfch ■ zu ferner Erzählungskunft anleiten — da er feinen

Gegenftand beherrfcht und mit großem Gefchmack zu
erzählen weiß: fo feffelt das Buch den Lefer fofort und
zieht ihn in feinen Bann. Allmählich kommen doch
einige Bedenken. Zuweilen ,fabuliert' (trotz grundfätz-
licher Ablehnung) Tögels hiftorifche Phantafie, d. h. fie
erfindet, ftatt das Gefundene zufammenzufetzen und zu
ergänzen (140. Mitleidige Frauen, Verehrerinnen desjere-
mia, veranlaffen den Mohren zu feiner Rettung), und für
gewiffe Gegenftände, wie den nüchteren Hefekiel, den
dürftigen Haggai, eignet fich der poetifche, dithyrambi-
fche Erzählungsftii überhaupt nicht recht: fie kommen
dabei zu gut weg. Tögel gibt keine Textproben wie
Niedlich, weil er überall auf fein mit Neuberg und
Oftermai zufammen herausgegebenes bibl. Lefebuch ver-
weifen kann (womit natürlich, dem Charakter diefes
Lefebuches entlprechend, eine gewiffe Begrenzung gegeben
ift). Dafür gibt er häufig Paraphrafen der bibli-

11. oueua». i'iuuci vjrciayies uari ich nicnr wiener- y , ™ - ■ __w , r ' „A.t;r„i,. t .«.SU

, , Ai , , , , fa- r n r , n- • fchen Texte, leider auch wo es fich um poetilche Cyrix
holen. Aber doch den bei mir felbft fich verftarken- . T • ' u . cc 1 _„ , tt- _of,:-

, i-.-,, it},. ja r-, i wie Jeremias Herzensergulfe handelt. Hier kann natui-

den Eindruck von der Bedeutung der Ausfuhrungen ! ,. , J , ,. , „ „ öu c : u^„j „~a

D , , c- r j • s .. rn. a , ,.6, lieh auch die befte Paraphrafe nur unzureichend und matt

Becks bezeugen. Sie find in ihrem tie ften Gehalt fo ^ Tögel fügt, was N. unterläßt, feinen Erzählungen
völlig unabhängig von dem befondern theologifchen Stand- ; (denen eryCointfer'te> impreffioniftifch wirkende Überfchrif-
punkt Becks, daß man nur wunfehen kann, fie mochten ; V. ^ ' en ^ V Kleindruck noch kurze gehalt-
in allen Lagern Gehör finden. Sie haben wirklich etwas , reiche Atndeutungen praktifcher Verwertung hinzu, öfter
nn bellen Sinn Zeitlofes, wie Beck felbft.gerne fagte, ; fchon unter Heranziehung des Weltkrieges. Tögel be-
Ewigkeitgemaßes. Es weht dann der Geift der Einfalt ; innt mit Mofe und dembAuszug aus Ägypten und führt
für den er uns empfanglich zu machen fuchte, man darf; ^ Stoff fa gldchmä|i B^e bis an die

vielleicht fegen, der höheren Natürlichkeit den man in : Schwdle des Neuen Teftaments (das er in zwei weiteren
fo vielen religiofen Darbietungen vermißt. Und was Bändefl. Der Herr der Menfchheit' [foeben erfchienen]
wahrend des Vortrags etwa ,n Ton und Farbe abflößen . und. Di ft Chriften. behandeln will); Niedlich be-

konnte, tritt letzt noch mehr zurück vor der weitgehen- ; „• ... ' -, , r?- , y __w

j . ' t, .., r -rr xr ... T , ginnt mit der Einwanderung in Kanaan, da ihm Ägypten

den inneren Bewahrung am Gewiffen. Namentlich das : ° , ,,T r r , j c j 1 u r„j ,TjV.;u-

. ,r , . r.. J? ,t, j j u • v.j. au : und Mofe zu fehr von der Sage verdunkelt find, und eilt

zarte Verftandnis für die Werdenden, noch nicht Abge- , r , c t5? o r j o iL: i^^ ia

r Lt cc c- j- c • ta ,„ ; , ., , , , .3. gegen Ende rafch zum Schluß, fo daß er leider die
fchloffenen, für die aufrichtigen Wahrheitsfucher durfte M ■ u-u. u 1- j- tut 11 uk 1 r> • 1 „„■■k^rr»i,i
, tt,' , . ,ö n -uat it. , • VV eisheitsliteratur, die Makkabaer und Daniel ganz ubergeht,
dem Buch gerade unter der ernft gerichteten theologi- tt • u -j l-aa. • i. • tt- i t. t? ^ „:?t

r, „ i a a rr a ■ r ■ a ml 1? Bei beiden hatte ich im Einzelnen noch Fragezeichen

fchen Jugend neue Freunde gewinnen; fie wird ihre be- d Wünfche_ z ß< wenn Niedlich den Amos (wegen

rechtigte Abneigung gegen die rel.giofe Phrafe verftan- i } f d Karmel feine Herde weiden läßt, durch die
den und doch nirgends zum fchnellfertigen Urteil fich ; d'euteronomifche Kultkonzentrierung in Jerufalem den
auigetorciert turnen. innerlichen (!) Gottesdienft des Einzelnen aus dem
Tübingen. Th. Haering. , täglichen Leben ausfeheiden läßt, den Habakuk zum An-
---- S hänger der ägyptenfreundlichen Hofpartei und zum Tod-
Niedlich, Joachim Kurd: Eine Gefchichte des iiraelitilchen j feind des Jeremia macht; wenn Tögel den David erft
Volkes für Schule und Haus. (III, 107 S. m. 2 färb. Kar- j nach Salomos politifchen Morden fterben läßt, bei Holen
.) 80. Leipzig, Dürr'fche Buchh. 1914. M. 1.60 y.a Ly-en Kampf gegen Priefter und Bilder nicht genug,

1 die Zukunftshoffnung zu ftark betont, u. a. Wichtiger
ift mir die grundfätzliche Bitte, die Verfaffer folcher
Hilfsmittel möchten alle unficheren Tatfachen deutlich
als folche bezeichnen, unter Angabe der Stellen und der
Gründe, damit der ungelehrte Lefer nachprüfen kann.
Wiflenfchaftlichkeit muß ftets die Grundlage unferes UnZwei
Bearbeitungen der ifraelitifchen Gefchichte für j terrichts fein. Den beiden Verfaffern fehlt es daran
die Zwecke der Schule, beide auf hiftorifcher und kriti- ' nicht; fie muffen aber auch ihre Lefer dazu anleiten.

Tögel, Prof. Dr. Herrn.: Der Werdegang der chriftlichen
Religion. i.Bd. gr. 8°. Leipzig, J. Klinkhardt.

I. Das Volk der Religion. Die Gefchichte Ifraels f. die Zwecke
der Schule gefchaut u. geftaltet. (XVI, 214 S.) 1916. M. 3.40; geb.
M. 4—.

fcher Grundlage, beide gediegene und im ganzen zuver-
läffige Leiftungen; fonft aber recht verfchieden von einander
. Niedlich gibt feinen erzählenden Text im Stil
guter nüchterner wiffenfehaftlicher Profa-Erzählung, belebt
aber die Darfteilung durch zahlreiche umfangreiche,
glücklich ausgewählte Anführungen der altteftamentlichen
Quellen, nach Cornill, Duhm, Refa, oder auch nach einer
eignen Auswahl ifraelitifcher Poefie (,Von Sonnenaufgang').
Auf erbauliche Nutzanwendung verzichtet er. Tögels
Buch dagegen trägt einen ganz andern, durchaus eigenen
Stil. Er macht von dem Recht der wiffenfehaftlichen

Aber ich beftätige noch mal: es find zwei verdienftvolle
Bücher. Der Leiftung Tögels dürfte man geradezu eine
gewiffe Genialität zufprechen.

Hannover-Kleefeld. Schuft er.

Referate.

Berger, Emil: Das Problem der Erkenntnis in der Religionsphilo-
fophie Jehuda Hallewis. (Schriften der Lehranftalt f. d. Wifi.
des Judentums, Bd. IV, Heft 3-4.) (VIII, 107 S.) gr. 8". Berlin
, Mayer & Müller 1916. M. 2.80
olu. i.iaoxTL vw„ u«.rLu "^^"«"■u'.iku 1 T unendlich felbltgefälligem, an logifcher Schärfe ebenfo ar-
Phantafie einen fehr weitgehenden Gebrauch: ,Ein Freund, mem wie an überflüfneen Fremdwörtern überreichem Wortfchwall.

.... . 1 mem wie an überflüffigen Fremdwörtern überreichem Wortfchwall

den ich die Handfchnft lelen ließ, meinte, fie lafe fich ! derein MitteldingzwirchenWippchenftil und fog.,Gefchmufe'bildet,

wie ein Roman. Diefes Urteil machte mir in dem Sinne, j ragt Verf. in der Hauptfache dasfelbe, was man kürzer und klarer

wie es gemeint war, Freude. Hoffentlich lieft es fich in bei Guttmann, Goldziher, Hirrchfeld, Neumark u. a. nachlefen

der Tat fpannend wie ein Roman. Denn die Wirklich- ; kann. Statt beim Thema zu bleiben, verrucht er, den religions-