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Ausgabe:

1917 Nr. 1

Spalte:

339-341

Autor/Hrsg.:

Bonwetsch, G. Nathanael (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Methodius 1917

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 16/17.

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ftellung; Wert für die Exegefe und die Motive ihrer Ge-
fchichte können ihm nicht zuerkannt werden.

Breslau. Bult mann.

Platon's Staat. In 4. Aufl. neu überf. u. erläutert, fowie
m. griechifch-deutfchem u. deutfch-griech. Wörterverzeichnis
verfehen v.Otto Apelt. (PhilofophifcheBibliothek
, 80. Bd.) (XXXII, 568 S.) 8». Leipzig, F. Meiner
1916. M. 7.50; geb. M. 8.50

In rafcher Aufeinanderfolge gibt Apelt für die Bände
der philofophifchen Bibliothek, die Piatons Werke in
Schleiermachers Überfetzung enthielten, eine Neuüber-
fetzung heraus. Zu den bisher erfchienenen Büchern
Gorgias, Menon, Phaidon, Politikos, Sophiftes und Philebos
ift jetzt der Staat hinzugekommen, das Hauptwerk Piatons,
aus dem auch wir augenblicklich bei der Frage der Ver-
faffungsänderung und ,Neuorientierung' in mancher Hinficht
Anregungen aufnehmen können. Die Überfetzung
ift philologifch einwandfrei und von diefem Gefichts-
punkte aus die befte, die wir haben. Die eingehenden
Anmerkungen erleichtern zudem das Verftändnis in hervorragendem
Maße. Auch ftiliftifch lieft ficht die Arbeit,
wenn man erft einmal drin ift und fich an gewiffe Eigentümlichkeiten
gewöhnt hat, gut. Befonders im Anfange
nimmt man indeffen an Einzelheiten Anftoß, auf die ich
nur deshalb hinweife, weil durch ihre Befähigung die
Überfetzung einer Vollkommenheit näher gebracht werden
kann. So ift die andauernde Satzverbindung durch ,nun'
durchaus nicht deutfch, ,hin fichtlich' und ,rückfichtliclv
find Präpofitionen, die künftlich gebildet verhältnismäßig
fpät aufgetreten find, fich aber noch nicht haben einbürgern
können. Befonders Verbindungen wie ,rück-
fichtlich feiner' find unerträglich. Dasfelbe gilt von ,in
bezug'; Relativfätze, die mit unbezug auf welchen' anfangen
, gibt es im Deutfchen nicht. Die Stellung der
Negation und der Gebrauch der Futura find auch nicht
immer einwandfrei, ftatt ,wenn du die Antwort gegeben
haben wirft' (S. 19), muß es natürlich heißen ,wenn du die
Antwort gibft'. Ünd auch eine Häufung der Subftantiv-
verbindungen durch Präpofitionen, wie fie im Griechifchen
durchaus klar und gut find, können wir im Deutfchen
nicht brauchen, fo S. 148 ,Eine Aufrechterhaltung der
durch das Gefetz vermitteln; der Erziehung eingepflanzten
Meinung über das Furchtbare, was es ift und welcher
Art'. Da müffen wir uns fchon durch Sätze helfen. Man
fieht alfo, es gibt in der Überfetzung manches, was man
anders haben möchte; doch das find Schönheitsfehler, die
fich befeitigen laffen und die dem philologifchen Werte
der Arbeit keinen Abbruch tun.

Königsberg i. Pr. K. Cybulla.

Methodius. Hrsg. im Aultrage der Kirchenväter-Commif-
fion der Königl. Preuß. Akademie der Wiff. v. Prof.
D. G. Nathanael Bonwetfch. (Die Griech. Chriltl.
Schriftfteller Bd. 27.) (XLII, 578 S.) gr. 8«. Leipzig,
J. C. Hinrichs 1917. M. 27—; geb. M. 30 —

Zur Herausgabe der Werke des Bifchofs Methodius
für die Sammlung der ,Griechifchen chriftlichen Schriftfteller
der erften drei Jahrhunderte'war niemand geeigneter
als N. Bonwetfch, der in feiner Ausgabe von 1891 nicht
nur die griechifchen Texte — mit Ausnahme des ,Gaft-
mahls' — in vermehrter und verbefferter Geftalt vorgelegt,
fonden auch erftmals die altflavifchen Stücke in wortgetreuer
deutfcher Überfetzung der abendländifchen theo-
logifchen Welt zugänglich gemacht hat, und der dann
1903 eine eingehende Untersuchung über die Theologie
des Methodius veröffentlicht hat.

Eine einheitliche Überlieferung der methodianifchen
Schriften gibt es nicht. Aber die indirekte Überlieferung
, die wir dem altflavifchen Überfetzer, Photius,

den Sacra Parallela und den Catenen verdanken, geht
auf Sammlungen von Werken des Methodius zurück,
aus denen die Übertragung oder die Auszüge gefchöpft
find. Die vollftändigfte Überlieferung, ein corpus Me-
; thodianum, liegt in der altflavifchen Überfetzung vor
und umfaßt die fechs Schriften ,Von Gott und von der
Materie und von dem freien Willen', ,Desfelben zweite
Abhandlung über das Leben und die vernünftige Hand-
1 lung', ,Dem (Zu?) Aglaophon über die Auferftehung',,Über
die Ünterfcheidung der Speife, Und über die junge Kuh,
; welche im Leviticus erwähnt wird, mit deren Afche die
; Sünder befprengt wurden', ,An (Zu) Siftelius vom Ausfatz'
und ,Von dem Igel, welcher in den Sprichwörtern ift, und
von Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes'. Die
von B. verglichenen flavifchen Handfchriften gehen, da
fie mitten in einer Zeile diefelben, durch nichts angedeuteten
, Lücken aufweifen und dann in gleicher Weife
fortfahren, auch diefelben Verderbniffe haben, auf einen
Archetyp zurück. Die in den erhaltenen Handfchriften fich
I kundgebende Treue in der Überlieferung des flavifchen
I Textes läßt fich auch für ihre Vorlagen als wahrfchein-
lich vorausfetzen, wie anderfeits die griechifche Vorlage,
foweit fie erhalten ift, auch die Treue in der Überfetzung
im allgemeinen erkennen läßt. Freilich hat der Überfetzer
oder fchon feine griechifche Vorlage am Text je
länger je mehr, fchließlich bis zum Exerpt, gekürzt. Die
Überfetzung wird von den des Altflavifchen kundigen Gelehrten
ins 11. Jahrhundert verlegt. Ein anderes corpus
Methodianum, als dem flavifchen Überfetzer, lag dem
Patriarchen Photius vor, der in feiner Bibliotheca erwiefe-
nermaßen, auch wo er abkürzt und umfchreibt, fich vielfach
an die Ausdrucksweife feiner Vorlage anlehnt, ohne
aber zum bloßen Kopiften zu werden. Ebenfo wertvoll
find für die Überlieferung des Methodius die Sacra
Parallela, deren Vorrat an vornicänifchen Fragmenten K.
Holl erhoben und beleuchtet hat, wie er auch die mannigfaltige
Umgeftaltung, die_ diefe Sammlung als folche
in ihrer handfchriftlichen Überlieferung erfuhr, aufgezeigt
hat. Auch die fyrifchen Florilegien und die Catenen
gewähren Ausbeute.

Was die Überlieferung der einzelnen Schriften betrifft
, fo ift das Sympofion in zwei, auf einen gemein-
famen Archetyp zurückgehenden Handfchriftengruppen
überliefert. Von De autexusio nur Kap. 1—7,5 in einem
cod. Laurent, und feinen Abfchriften. Glücklicherweife
fetzt, noch ehe diefe Handfchrift abbricht, der wert-
vollfte Zeuge für den griechifchen Text von De autexusio
ein, nämlich des Eufebius Praeparatio evangelica VII, 22,
ein Abfchnitt, der auch in die von Bafilius und Gregor
von Nazianz beforgte Philocalie des Origenes aufgenommen
wurde. Und fchon vor dem Exzerpt des Eufebius fetzt
ein und wohl fchon zeitlich früher hat ftattgefunden die Benutzung
von De autexusio in dem Dialog des Adamantius
jteQi zt]i dg &eov OQÜfjg nioremg. In ihrem ganzen Umfange
aber ift die Abhandlung in der flavifchen Überfetzung
wiedergegeben. Beträchtliche Abfchnitte find endlich
auch in den Sacra Parallela und bei Photius erhalten.

Auch De resurrectione ift erft durch die flavifche Überfetzung
als vollftändiges Werk erfchloffen worden, aber
nicht in feiner Vollftändigkeit, fondern in einer von Buch
zu Buch zunehmenden Verkürzung, die vermutlich auf
den Überfetzer zurückgeht. Für den griechifchen Text
diefer Schrift fteht obenan das große Stück 1,20—11,8,
das Epiphanius in feine Beftreitung des Origenes im
Panarion haer. 64 aufgenommen hat. Im Dialog des
Adamantius ift von De resurrectione viel weniger Gebrauch
gemacht als von De autexusio. Dafür leiften außer umfangreichen
Exerpten in den Sacra Parallela, den fyrifchen
Florilegien und bei Photius auch Benutzungen bei Proko-
pius von Gaza, Andreas von Cäfarea, Kaifer Juftinian
in feinem Schreiben an Mennas und bei Euftratius Dienfte.

Die ausfchließlich oder durchaus überwiegend in der
flavifchen Überfetzung überlieferten vier Schriften find