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Ausgabe:

1917 Nr. 15

Spalte:

315-316

Autor/Hrsg.:

Eekhof, A.

Titel/Untertitel:

De Negerpredikant Jacobus Elisa Joannes Capitain 1717-1747 1917

Rezensent:

Bossert, Gustav

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315

Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 15.

316

auch auf den dritten und vierten zu, und ich kann, um
die Spalten der Zeitung nicht unnötig zu belaften, einfach
darauf verweifen. Daß die an fich gut gearbeitete
und vollftändige Bibliographie noch immer manche Lücken
aufweift, hat zunächft für den dritten Band in forgfältiger
Nachprüfung A. M. Koeniger, Theol. Revue 1917, Sp.
113 ff., gezeigt.

Gießen. G. Krüger.

Eekhof, Prof. Dr. A.: De Negerpredikant Jacobus Elifa Joannes
Capitain 1717—1747. Met portret en 11 onuit-
gegeven brieven. (112 S.) 8°. 'S Gravenhage, M. Nij-
hoff 1917.

Der Negerfklave Capitain, deffen Name auch in deut-
fchen gelehrten Zeitfchriften des 18. Jahrh. viel genannt .

wurde, ift der erfte in Europa für den Dienft der nieder- ! miffion für möglich hielt
ländifchen Kolonie St. George d'Elmina in Guinea (Weft- j Eekhof gibt mit der Biographie Capitains für die
afrika) ordinierte Prediger. Seine Lebens^efchichte die Miffionsgefchichte viel Licht und neue Anregung. Ganz

auch auf den Handel, der ihn in große Schulden ftürzte.
Dem völligen Zufammenbruch kam fein Tod zuvor am
1. Februar 1747.

Das Lebensbild von Eekhof läßt nicht nur einen
Blick in die damaligen kirchlichen Zuftände der Niederlande
und ihrer Kolonien tun. Sie regt auch wichtige
Fragen der Miffion an, in erfter Linie, wie weit die aka-
demifche Bildung für den Miffionsdienft befähigt, dann
welche Gefahr das Kopieren der heimatlichen Kirche in
der Miffion bildet. Wir lernen fchon hier die Schwierigkeit
der Überfetzung biblifcher Texte in die Negerfprache
kennen, welcher Begriffe wie Ewigkeit, ewiges Leben
fehlen, die im 10. Gebot keinen Efel kennt, weshalb Capitain
Pferd dafür fetzt, endlich das fchwierige Eheproblem
und die Jugendbildung, die 1628 der Prediger Michaelius
nur in ganz abgefonderter Kinderkolonie in der Indianer-

überfehen hat er den aus Guinea gebürtigen Mulatten
Chriftian Protten, der auf Zinzendorfs Betreiben 1737 als
Miffionar nach Elmina gefandt wurde. Miff.-Mag. 1917,
230. AMZ 1874, 310. 1893, 33.

Stuttgart. G. Boffert.

Jahrbuch für die evangelifch-lutherifche Landeskirche Bayerns.

Hrsg. v. Pfr. Siegfried Kadner. 16. Jahrg. 1916/1917.
(159 S.) gr. 8°. München, Müller & Fröhlich. M. 3.50

Der Referent bringt gerne diefes Jahrbuch zur Anzeige
. Wie viele kennen eigentlich das geiftige Leben der
bayrifchen Landeskirche? Meinen nicht viele, fie führe
ein ftilles Sonderdafein unbekümmert um das Getriebe
der Welt; und wieder andere, in ihr ftagniere alles? Allerdings
wird man mit Befremden wahrnehmen, daß fich
unter den auf Seite 154—157 aufgeführten Druckfchriften
bayrifcher Pfarrer kaum ein einziges wiffenfchaftliches
Werk befindet. Um recht aber zu urteilen, bedenke man,
daß im fränkifchen Charakter das rezeptive Element vorwiegt
. Wer aber nun wirklich einen Einblick in die bay-
rifche Landeskirche gewinnen will, greife nach diefem
Jahrbuch, um fo mehr, als auch Laien an ihm beteiligt
find.

Stadtpfarrer Kadner in München hat heuer mit gutem
Bedacht fein Jahrbuch allein zur Erwägung der durch den
Weltkrieg hervorgerufenen Probleme beftimmt. Auch in
einfachen Schilderungen wie von Dekan Hermann-Nürnberg
in den .Skizzen aus den Kriegstagen in einer Groß-
ftadtgemeinde (Nürnberg)' oder von Pfarrer Zindel-Aha
,Aus einem Altmühldorf' (Aha) oder in referierenden Arbeiten
wie von Pfarrer Georg Merkel-Filke: ,Die Kriegsdichtung
' klingen fie an. Andere wie Pfarrer Georg Kern-
Fünfbronn in .Erfahrungen und Folgerungen aus dem
Seelforgedienft an einem bayrifchen Kriegslazarett', Pfarrer
Bildung durch Valckenaer und eine gelehrte Jungfrau er- ! Fuchs-Kaltenbrunn .Seelforge im Gefangenenlager', Pfarrer

von allerlei ihm günftigen und ungünftigen Sagen umwoben
und lückenhaft bekannt war, ift durch Eekhofs
gründliche Arbeit in helles Licht gerückt. Es ift erfreulich
zu fehen, wie viel neue Funde ihm geglückt find,
wie vor allem die elf bisher unbekannten, fehr bezeichnenden
Briefe, dann die Lobgedichte der Freunde in
Leiden, die Predigten und die beiden lateinifchen Gedichte
des Negers, und endlich feine verfchiedenen Bilder,
die offenbar in den Niederlanden viel verbreitet waren.
Bisher war man auf die eigenen Mitteilungen Capitains
über fein Leben in feiner Dissertatio politico-theologica
de Servitute libertati Christianae non contraria 1742 an-
gewiefen, die nur bis zum Abfchluß feiner Studienzeit in
Leiden reichten. Vielleicht hätte Eekhof gut daran getan,
die eigenartige Verteidigung der Sklaverei durch einen
Negerfklaven, von der er eine Inhaltsangabe und Beurteilung
gibt, im Anhang ganz zum Abdruck zu bringen.
Capitain betrachtet die Frage ganz durch die Brille der
Kolonialherren und wohl im Sinn der öffentlichen Meinung
in Holland, wenn er die Vertreter der Abfchaffung
der Sklaverei als Geifttreiber abtut und die Mißftände,
die fich aus Sklaverei entwickeln, ganz und gar nicht in
Anfchlag bringt, obgleich fie ihm ficher nicht unbekannt
fein konnten.

Eekhof behandelt feinen Stoff in vier Teilen, l. Capitains
Jugend. 2. C. Student in Leiden und Prädikant.
3. Seine Wirkfamkeit in feiner Heimat in der Blüte. 4. Der
Verfall derfelben. Geboren 1717 von Sklaveneltern, deren
er mit 7 oder 8 Jahren beraubt wurde, kommt er in die
Hände eines Kaufmanns, der ihn 1728 nach Holland mitnimmt
, wo er getauft wurde und unter dem tiefen Eindruck
des Unterrichts des hochdeutfchen Predigers Manger
und feiner Gattin geb. Meinertzhagen aus Köln zu
dem Wunfeh kommt, Theologie zu ftudieren und feine
Landsleute zu bekehren, und eine gründliche klaffifche

hält. In der damaligen von Coccejus Bundeslehre be- Fr. Langenfaß-Rothenburg .Kriegswirkungen' ziehen be-

herrfchten Theologie wohlbefchlagen und befähigt, Predigten
nach den Regeln der damaligen Homiletik auszuarbeiten
, verließ er die Univerfität und ging 1742 in feine
Heimat als Prediger für die Kolonie, wo vor 8 Jahren
fein letzter Vorgänger entladen wurde, weil er .einen
Flecken auf feinen Mantel geworfen hatte'. 42 Jahre lang
war kein Abendmahl gehalten, die meiften Koloniften
lebten in wilder Ehe mit Negerfrauen, nur fünf rechtmäßige
Ehen gab es. Mit großen Ehren aufgenommen, nahm

wüßt aus ihren mannigfachen Erlebniffen im Felde die
Konfequenzen für das kirchliche Leben der Zukunft. Prinzipiell
nehmen Stellung: Präfident von Bezzel .Erinnerungen
aus dem Frühjahr 1916', die Gefchichte zur Gegenwart
reden laffend, Profeffor Bachmann in Erlangen:
.Über die Rückwirkung des Krieges auf unfere religiöfe
und fittliche Lage', G. Vocke: .Sittliche Kriegswirkungen'
und der Herausgeber felbft: ,Aus dem Lehrbuche des
Krieges'. Einzelfragen behandeln: RichterBotzong: ,Der

Capitain die Arbeit mit Eifer auf und fuchte auch feine ! Krieg und die Kriminalität der Jugend', Prof. Grütz
Landsleute zu gewinnen, gründete eine Schule, überfetzte ! macher: ,Die Univerfitäten im Kriege', Pfarrer Hauck
das Vaterunfer, die zehn Gebote und den Glauben in die ! Gunzenhaufen: ,Der Kampf gegen den Alkohol während
Negerfprache. Aber er wollte eine Heidin ehelichen und ! des Weltkrieges'.

dann erft im Chriftenglauben unterweifen. Das erwies
fich untunlich, man fandte ihm eine Braut aus Holland.
Der anfängliche Eifer flaute ab unter den Erfahrungen
von Spott und Widerwärtigkeiten. Capitain warf fich nun

Verfchieden find die Standpunkte der Verfaffer; die
bayrifche Landeskirche hat ja längft aufgehört, ein ge-
fchloffenes Ganze zu fein; verfchieden find auch oft die
Folgerungen, die gezogen werden; aber den Eindruck