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Ausgabe:

1917

Spalte:

282-283

Autor/Hrsg.:

Mitchell, Hinckley G.

Titel/Untertitel:

The Ethics of the Old Testament 1917

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

42. Jahrg. Nr. 14.

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchl1eß11ch an _ l0l —

Profefior D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fendeni /, JU11

Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Samter, Die Religion der Griechen (Ziehen). I Tappolet, Zur Etymologie von Huguenot
Mitchell, The Ethics of the Old Teftament (Schröder),

(Bertholet).

Huber, Unterfuchungen über den Sprachcharakter
des griechifcben Leviticus (Köhler).

Harnack, Aus der Friedens- und Kriegsarbeit
(Titius).

Schulz, Das Wefen des römifchen Kaifertums
der elften zwei Jahrhunderte (Preufchen).

Bihlmeyer, Die ,fyrifchen' Kaifer zu Rom
(211—35) und das Chriftentum (Preufchen).

Kern, Gottesgnadenlum und Widerftandsrecht.
(Bonwetfch).

Hauck, Deutfchland und England in ihren

kirchlichen Beziehungen (Kattenbufch).
Hindringer, Das kirchliche Schulrecht in

Altbayern (Sehling).
Janentzky, J. C. Lavaters Sturm und Drang
im Zufammenhang feines religiöfen Bewußt-
feins (Kohlmeyer).
Wendland, Handbuch der Sozialethik
(Troeltfch).

Wartensleben, Die chriftliche Perfönlichkeit
im Idealbild (Schufter).

S c h i a n, Der evangelifche Pfarrer der Gegenwart
, wie er fein foll (Baumgarten).

Referate: Werner, Die neuen theologifchen
Enzyklopädien. — Hartmann, Chriftentum
und Sozialismus. — Richert, Schopenhauer
. — Bauch, Gefchichte der Philofo-
phie. ■— Mel'fer, Gefchichte der Philofophie
vom Beginn der Neuzeit bis zum Ende des
18. Jahrhunderts. —■ Meffer, Gefchichte der
Philofophie im 19.Jahrhundert. —Lippert,
Gott. — Eberhard, Frömmigkeitspflege u.
Kriegserlebnis.

Wichtige Renzenfionen. — Neuefte Literatur.

Samter, Ernft: Die Religion der Griechen. Mit e. Bilder- j werden — über Zeus findet fich noch das Meifte in dem

anh. (Aus Natur u. Geifteswelt 457. Bdchn.) (VI, 86
u. 16 S.) kl. 8°. Leipzig, B. G. Teubner 1914.

M. 1.25; geb. M. 1.50

Die Forfchung über die griechifche Religion ift noch
fo im Fluß, die Anfchauungen über ihre Grundlagen und
ihre Entwicklung, über das Wefen der einzelnen Götter
liegen noch fo miteinander im Kampfe, daß es ein recht
fchwieriges, faft gewagtes Unternehmen ift, ein populäres
Buch über diefes Thema zu Schreiben. Die Gefahr liegt
fehr nahe, daß man die Darfteilung auf den eigenen
fubjektiven Anflehten aufbaut und damit vielleicht etwas
recht Intereffantes bietet, aber nicht das, worauf der
Lefer, der zu einem folchen Werk greift, unbedingt An-
fpruch hat. Oder aber, will man diefer Gefahr entgehen,
fo bleibt, da eine kritifche Darlegung der verfchiedenen
Theorien in einem populär gehaltenen Büchlein fich von
felbft verbietet, kaum etwas anderes übrig, als diefe in-
tereffanten Fragen überhaupt aus der Darftellung aus-
zufchalten, und dazu gehört Refignation. Samter hat
diefe Refignation in weitgehender und höchft anerkennenswerter
Weife geübt. Das Wort Animismus kommt, fo
viel ich fehe, in feinem Buche überhaupt nicht vor, und
Totemismus wird einmal ganz beiläufig - erwähnt, felbft
die wichtigen Begriffe des fakramentalen Mahles und der
ehelichen Vereinigung mit der Gottheit läßt er unerörtert.
Sein Hauptziel ift, wie er felbft in der Vorrede fagt, die
irrigen Anfchauungen von griechifcher Religion, die noch
fo vielfach unter den Gebildeten auf Grund der alten
.Mythologie' verbreitet find, zu befeitigen und ftatt deffen
einen Begriff von der .Volksreligion' der Griechen zu
geben. Diefe Aufgabe hat er ohne Zweifel gefchickt
und erfolgreich gelöft. Gleich zu Anfang macht er den
Lefer mit den Reften des Fetifchismus und des Tierkultes
bei den Griechen bekannt, erläutert den Begriff der
.Sondergötter' durch zahlreiche Beifpiele, kennzeichnet
kurz und treffend die Eigenart der homerifchen Religion
und behandelt den Totenkult, die Erdgottheiten, Delphi
wie den Dionyfoskult und die Orphik ausführlich. In
dem Gegenlatz zu der früher üblichen Darftellungsweife
geht Samter, fürchte ich, fogar zu weit. Denn wenn z. B.
der Zeus-, Apollon- und Athenekult überhaupt gar nicht
befonders behandelt, fondern nur mehr beiläufig erwähnt

Abfchnitt über Hefiod —, fo ift das doch bedenklich
und geeignet, den Laien wieder nach der anderen Seite
zu falfchen Schlüffen zu verleiten. Und noch eines:
Samter betont in der Einleitung die bekannte von der
neueren Forfchung gewonnene Erkenntnis, daß nicht im
Mythus, fondern in den Riten des Kultes der eigentliche
Volksglaube am deutlichften zum Ausdruck kommt und
am treueften bewahrt wird. Um fo mehr ift man nachher
überrafcht, wenn in der Darfteilung diefem Kult
recht wenig Raum gegönnt wird. Das Prieftertum wird
mit zwanzig Zeilen abgemacht und der Kult in feinen
verfchiedenen Formen wie Opfer, Gebet, Spende, Prozef-
fion auf 3 V2 Seiten; Fefte werden überhaupt nur ganz
wenige erwähnt. Gewiß, Samter gibt das Notwendigfte,
zählt alfo z. B. die Hauptteile und Hauptarten des Opfers
auf, aber die handbuchartige Kürze, mit der das gefchieht,
wirkt doch fehr trocken; gerade im Intereffe der Laien
wünfehte man etwas mehr Fülle und Farbe, die allein
eine wirkliche Anfchauung vermitteln können. Vielleicht
entfchließt fich der Verfa'ffer, bei einer zweiten Auflage,
die dem fonft fo verdienftlichen Büchlein unbedingt zu
wünfehen ift, hier feiner Feder etwas freieren Lauf zu
laffen. Wenn der Raummangel hindert, würde ich dann
lieber doch noch die Abfchnitte über Hefiod, Herodot,
Aefchylus und Sophokles kürzen. Ich meine, in einer
Schrift über Religion der Griechen will und foll der Lefer
nicht fo fehr die geläuterten Anfchauungen hervorragender
Dichter und Denker als den eigentlichen Volksglauben
und Volkskult kennen lernen, wie es Samter ja felbft
als fein Ziel bezeichnet hat.

Die im Anhange beigefügten Abbildungen find gefchickt
ausgewählt und befonders dankenswert.

Brandenburg a. H. L. Ziehen.

_x_____

Mitchell, Prof. Flinckley G.: The Ethics of the Old Teltament.

(X, 417 S.) 80. Chicago, The Univerfity of Chicago
Press (1913). 2_

Der Verfaffer ift von der richtigen Erkenntnis durchdrungen
, daß das Alte Teftament alles andere als ein
einheitliches Buch ift, und daß dem entfprechend eine
Darftellung feiner Ethik kein einheitliches Bild ergeben
kann. Er macht Ernft damit, aus diefer Erkenntnis die