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Ausgabe:

1917 Nr. 13

Spalte:

260-261

Autor/Hrsg.:

Heinisch, Paul

Titel/Untertitel:

Die Idee der Heidenbekehrung im Alten Testament 1917

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 13.

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vorchriftliche Jahrhundert gehören, dargeftellt war. Von
dem Steinzaun von Bharhut behauptet es freilich Cunning-
ham (The Stupa of Bharhut 1879, VI) nur, ohne eine
Abbildung des Reliefs zu geben, aber in Sanchi war die
Legende auf dem Querbalken des nördlichen Tores
ficher dargeftellt (vgl. Ferguffon, Hiftory oflndian and
Eaftern Architecture2 1910, I, 116). Indes auch wenn
fich keine fo alten Darftellungen der Erzählung fänden,
alt genug, um einer wohl im 5. oder 6. Jahrhundert ent-
ftandenen chriftlichen Legende zu Grunde liegen zu
können, war fie natürlich doch.

So bleibt neben der Gefchichte von Barlaam und
Joafaph die von Placidus auch in ihrem zweiten Teil
(über den erften haben Gafter, Speyer und Garbe
das Nötige gefagt) der Hauptbeweis für einen buddhiftifchen
Einfluß auf das fpätere Chriftentum. Daß auch die
Chriftophorus-Legende fo zu beurteilen fei, erfcheint mir
nämlich nicht fo ficher, wie Speyer und Garbe; von
denen von der h. Lucie und der h. Brigitta hatte es gegenüber
E. Müller (die Sage von Uppalavannä, Archiv für
Religionswiff. 1900, 233) mit Winternitz (Gefchichte der
indifchen Literatur II, 1, 1913, 86, l) ja auch fchon Garbe
felbft bezweifelt. Für den nichtindifchen Urfprung der
Erzählung vom h. Martinianus hätte er auch noch auf
P. Wendlan d, De fabellis antiquis earumque ad Chriftianos
propagatione 1911, 15 hinweifen können.

Bonn. Carl Clemen.

Kubitfchek, Wilhelm: Die Kalenderbücher von Florenz.
Rom und Leyden. (Denkfchriften d. k. Akad. d. Wiff.
in Wien, phil.-hift. Kl. 57. Bd., 3. Abh.) (119 S. m.
1 Abbildg. u. 1 Beilage.) gr. 40. Wien, A. Holder 1915.

M. 7 —

Betreff der Monatsnamen und Monatslängen bei einer
Reihe von vorderafiatifchen Völkerfchaften, wie der Afianer,
Kreter, Kyperer, Kappadokier u. a. find wir bekanntlich
bisher auf zwei Quellen angewiefen: auf das Florentiner
und das Leydener Hemerologium; diefe enthalten die
Nachweife für 16 Kalender aus Vorderafien. Der Inhalt
der Florentiner Hf. und der Leydener Hf. ift der Allgemeinheit
durch Sainte-Croix 1809 zugänglich gemacht
worden, und die Chronologen haben fich, da eine Kritik
der Parifer Veröffentlichung von 1809 auf Grund einer
Unterfuchung beider Hf. über ihre Kompetenz hinaus
ging, notwendig an jene Publikation gehalten. Eingewiffer
Verdacht gegen die Richtigkeit einiger Details in der
Sainte-Croix ichen Veröffentlichung hat wohl immer be-
ftanden. Der Verf. der im Titel diefes Referates genannten
Abhandlung hat fich das große Verdienft erworben, die
beiden Hf. forgfaltig zu unterfuchen. Danach hat Sainte-
Croix die Hf. garnicht felbft eingefehen, fondern nur
Aufzeichnungen von De la Baftie benützt; bei der Publikation
hat er fich mehrere bedenkliche Willkürlichkeiten
erlaubt. Die HC, welche dem Verf. vorgelegen haben,
find: a) der Kodex Mediceus Laurentianus plut. XXVIII
26, der fchon 1766 von Bandini befchrieben worden ift;
diefe Hf. hat der Verf. 1907 in Florenz benützt; b) der
Kodex Medic. Laurent, plut. XXVIII 12, welcher eine
Abfchrift der Leydener Hf. ift, wurde vom Verf. ebenfalls
1907 eingefehen; c) die Leydener Hf. (Cod. Graec.
LXXVI1I), welche 1735 von Van der Hagen befchrieben
ift, hat dem Verf. 1905 und 1914 vorgelegen. Hierzu
kam noch d) eine römifche Hf, der Vaticanus Graec. n.
1291, auf deren Wert fchon F. Boll 1899 aufmerkfam
gemacht hat; von diefer hat der Verf. photographifche
Aufnahmen der Monatsliften benützt und 1913 die Hf.
in Rom felbft eingefehen. Die Kalenderliften der Hf. a
und c dürfen als bekannt vorausgefetzt werden; die Hf.
b ergänzt für den Monat Juli den Inhalt der Hf. c.
Der neu hinzugekommene Vaticanus d bringt die Kalender
folgender Völker für alle 12 Monate (abgefehen vom
römifchen Kai.): Hellenen (griech.-antioch. Kai.), Alexandriner
, Tyrer, Araber (Boftra), Sidonier, Gazaer, Askaloner,
Heliupolitaner, Lykier, Kappadokier, Bithyner, Afianer,
Kyperer, Kreter und den von Seleukia. Was das Alter
der drei Hf. a, c und d betrifft, fo laffen fich aus den
ihnen beigegebenen Regentenverzeichniffen einige Schlüffe
auf die Zeit ziehen, in welcher die Hf. gefchrieben fein
mögen. Für a ift die Zeit von Leo VI. des Weifen
(886—912) wahrfcheinlich; die Leydener Hf. c ift nach
F.Boll um 813 gefchrieben; der Vaticanus d ift möglicherweife
gleichalterig mit c, kann aber nach den Wahrfchein-
lichkeitsgründen des Verf. auch erft fpäter, um 867 her-
geftellt fein. Die Hf. b flammt aus erheblich jüngerer
Zeit. Die Entftehungszeit der Hemerologien felbft ift
nach den Darlegungen des Verf. wahrfcheinlich in der
Zeit zu fuchen, in welcher Städteverzeichniffe von der
Art, wie fie Ptolemaios in feiner .Geographie' gegeben
hat, im Oriente verbreitet wurden. — Der chronologifche
Gewinn, den wir aus dem Materiale ziehen können, ift
erbeblich, obwohl die Monatsnamen öfters nur abgekürzt
erfcheinen und manchmal durch Schreibfehler arg entftellt
find. Der reiche Inhalt der Abhandlung des Verf., deren
Studium allen Intereffenten hiermit angelegentlich!! empfohlen
fein foll, geftattet hier nicht ein detailiertes Eingehen
auf die einzelnen Kalender. Es follen deshalb
nur einige der bisher fragwürdigen Kalender berührt
werden. Bei den Kappadokiern ergeben die Leydener
Hf. und der Vaticanus eine hinreichende Übereinftimmung
in den Monatsnamen, fo daß etwa auf die folgende Reihe
gefchloffen werden darf: 1. Artana, 2. Artaefti, 3.Araiotata,
4. Tirei, 5. Amartata, 6. Chantheri(s), 7. Mithri, 8. Apome-
nama (?), 9. Athra, 10. Dathusa (Tethusia), II. Osmana,
12. Sondara. Die Monatsnamen kommen alfo ungefähr
mit den von I. Marquart aufgeftellten1 überein. Die
kretifchen Monate flehen in der Leydener Hf. größtenteils
unter den ,Afianern'; der fonderbare EIMAN (Dezb.)
heißt in der Leydener Hf. UM ANIS, der Nekyfios (Aug.)
fcheint fich zu beftätigen. Beim Kai. von Heliupolis ift
jetzt (durch den Vaticanus) Thifirin (Jan.) ftatt Thorin
und Ozir (Aug.) ftatt Ezer wahrfcheinlicher. Der kyprifch e
(im Hemerologium fpeziell der paphifche) Kalender enthält
im Vaticanus mehrere Abweichungen (Verderbtheiten).
Die Monatsnamen von Seleukeia erfcheinen imVaticanus
und in der Leydener Hf. (die Florentiner Hf. enthält
die Namen nicht) teilweife recht verfchieden; der recht
willkürliche Dionyfios (März) des Sainte-Croix2 heißt in
der Leydener Hf. 'holvioc, im Vatic. rPYNIS. . .; Juni
und Juli follen nach dem Vatic. II PAK AUS refp.
NENEAAIOS fein. — Diefe wenigen Andeutungen, die
wir hier geben können, mögen die Wichtigkeit der
Kubitfchek'fchen Abhandlung für Hiftoriker und Chronologen
dartun.

Berlin. F. K. Ginzel.

HeiniTch, Konfift.-R. Prof. Dr. Paul: Die Idee der Heidenbekehrung
im Alten Teltament. (Biblifche Zeitfragen,
VIII. Folge, l. u. 2. Heft.) (79 S.) gr. 8°. Münfter i. W.
Afchendorff I916. M. 1 —

Heinifchs Verfuch, die Idee der Heidenbekehrung im
Alten Teftament zu verfolgen, darf fich zunehmender
Zuftimmung erfreuen, je tiefer er zeitlich in der Mitteilung
der Quellen hinabgeht. So möchte gegen feine Darftellung
des .Univerfalismus in den Weisheitsbüchern', den er im
Schlußkapitel behandelt, kaum etwas einzuwenden fein.
Anders, wenn er mit dem ,Univerfalismus der mofaifchen
Religion' feine Schrift eröffnet. Hier wird je nach dem
Bilde, das man fich vom Entwicklungsgang der ifraeliti-
fchen Religion macht, das Urteil fehr viel anders lauten,
als daß der Monotheismus der mofaifchen Religion von
Anfang an univerfal gewefen fei (S. 8). ,Zu keiner Zeit

1) Vgl. Ginzel, Handb. d. math. u. techn. Chronologie, 3. Bd.,
Leipzig 1914, Seite 26. 2) Vgl. ebenda, Seite 31.