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Ausgabe:

1917

Spalte:

234-235

Autor/Hrsg.:

Erman, Adolf

Titel/Untertitel:

Beiträge zur ägyptischen Religion 1917

Rezensent:

Wiedemann, Alfred

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Professor Lic. Hermann Schuster

jährlich 26 Xm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mails

n Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan .

■4kS. Jaiirg. Nr. 12. Profeiror D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, rufenden. VL JUlll iyi7

° Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Meie, Gli studi di Max Müller sulla Religione
(Bertholet).

Er man, Beiträge zur ägyptifchen Religion.

i Wiedemann).
Duhm, Jfraels Propheten (Meinhold).
Peters, Die Weisheitsbücher des Alten Tefta-

mentes (Beer).
Charles, Studies in theApocalypse (Heitmüllcr).
Baehrens, Überlieferung und Textgefchichte

der lateinifch erhaltenen Origeneshomilien

zum Alten Teftament (Koetfchau).
Efpenberger, Grund und Gewißheit des übernatürlichen
Glaubens in der Hoch- u. Spät-
fcholaftik (Heim).

Martin, Les Proteftants Anglais (W.Köhler).

Lindner, Weltgefchichte feit der Völkerwanderung
Bd. 9 (G. Ficker).

Jaeger, Das Chriftentum Goethes (Eck).

Weidel, Weltleid und Religion (Lobftein).

Frey tag, Unterfuchungen zu einer Wiffen-
fchaft vom Sittlichen Tl. i. (Haering).

Harms, Das Domkapitel zu Schleswig. —
Stolze, Die deutchen Schulen u. die Realfchu-
len der Allgäuer Reichsftädte. — H o e b e r, der
Papfl u. die römifche Frage. —■ Meffer,
Die Philofophie der Gegenwart.—S chultheß-
Rechberg, Wilfenfchaft u. Perfönlichkeit.

— Stange, Der Weg zu Gott. — Ihm eis,
Jefus Chriftus die Wahrheit u. das Leben.

— Engelhardt, Der Geift der Irl. Schrift.
Beleites, Wie führe ich mein Kind zu

Kriegspädagogik (Schufter). Gott. — Brammer, Der Kampf um den ReReferate
: Kl uff mann, Syftemat. Verzeichnis ; ligionsunterricht im Lichte des Weltkrieges,
der Abbandlungen in den Schulfchriften. — ] Wichtige Rezenfiouen. — Neuefte Literatur.

M ele, Ascanio: Gli studi di Max Müller sulla Religione. Saggio
critico. (63 S.) gr. 8U. Cittä di Castello, S. Lapi 1913.

L. 1.50

Den Zweck feiner Schrift fieht der Verfaffer nicht
fowohl in der Verbreitung von Max Müllers religions-
wiffenfchaftlichen Theorien, mit deren Mitteilung er
allerdings eine Lücke in der Bildung feiner italienifch en
Lefer auszufüllen fich bewußt ift, als im Hinweis auf die
neuen Wege, welche lieh der Religionswiffenfchalt erfchlöf-
fen (S. 62), und er verheißt ihr eine große Zukunft. In der
nachdrücklichen Betonung des Rechtes und der Notwendigkeit
diefer neuen Forfchung liegt das Erfreuliche die-
fer Schrift, und die Begeifterung, mit der der Verfaffer
für M. Müller eintritt, hat etwas Anziehendes. Als fein
faft ausfchließliches Verdienft möchte er in Anfpruch nehmen
, daß wir ein Ganzes von Kenntniffen über die Religion
befitzen, das wiffenfehaftlich genannt zu werden verdiene
(S. 7).

An diefer Einfehätzung M. Müllers wird eine objektive
Kritik ihre Abftriche zu machen haben. Nicht als wäre
fich der VerfafTer nicht felber gewiffer Schwächen
M. Müllers bewußt. Vor allem empfindet er als verhängnisvolle
Einfchränkung, daß nach ihm die Sprach-
wiffenfehaft der Quell aller Religionswiffenfchaft fein foll
(S. 51). Aber die kritifche Auseinanderfetzung bleibt doch
ftark gedämpft: ,Non vi sono deficienze in questi suoi
studi, ma perplessitk, non errori ma sviste' (S. 61). Vor
allem erweift fich der Verfaffer als feines Geiftes Kind,
wenn er nicht über die Anfchauung hinauskommt, daß
die Religion beftimmt fei durch das dem Menfchen eingeborene
Bedürfnis, fich das Unendliche zu erklären (S. 29):
,La tendenza apereepire l'infinito e il vero carattere speeifico
della religione' (S. 31). Diefer einfeitig intellektualiftifchen
Auffaffung der Religion entfpricht es, daß der Verfaffer
findet, es fei eines der wichtigften Refultate mythologifcher
Forfchung, daß der Mythus und der Mythus allein die
urfprüngliche Form aller Religionen fei (S. 38). Er kann
es geradezu als eine wefentliche Aufgabe bezeichnen, dem
nachzufpüren, wie vom Mythus fich nach und nach die
Religion ,herausfchäle und herausläutere'. Und wiederum
entfpricht es jener intellektualiftifchen Faffung, daß der j
Verfaffer Gottes- und Unfterblichkeitsglauben als gemein-
fame Grundlage und Subftanz aller Religionen hinftellt
(S. 50). Dabei geht er bewußt vom Prinzip aus, den
Maßftab der Beurteilung den ethnifchen Gruppen zu
entnehmen, in denen das religiöfe Phänomen den höchften

Grad der Entwickelung erreicht habe (vgl. S. 55), wie er
denn auch feine Kritik gegen jede Auffaffung richtet, die
auf eine wenn auch nur potentielle Gleichftellung der
Religionen hinausläuft (S. 55).

Behauptungen wie die, daß fich die Fäden der mo-
faifchen Religion in der altägyptifchen verlören (S. 23),
oder daß fich die Auffaffung der indifchen Aditi aus
der Betrachtung des Sonnenauf- und -Untergangs herleite
(S. 40), zeigen, daß die religionsgefchichtliche Orientierung
des Verfaffers nicht unanfechtbar ift.

Göttingen. A. Bertholet.

Er man, Adolf: Beiträge zur ägyptifchen Religion. (Sitzgsber.

d. kgl. preuß. Akad. d. Wiff. Philof. hift. Kl. 1916.)

(S. 1142—1153) Lex. 8°. Berlin, G. Reimer (1916). M.—50
Die ägyptifchen Kosmogonien berühren dieEntftehung
der Welt, der Erde und ihrer Gefchöpfe meift nur kurz,
fie legen das Hauptgewicht auf die Theogonie. Hierbei
konnte ein Götterpaar präexiftieren oder nur ein Gott,
den man die übrigen Götter hervorbringen ließ. In einem
ftark verbreiteten Mythus erzeugt der Sonnengott das
erfte Götterpaar durch Mafturbation (Wiedemann, Urquell.
Neue Folge. 2. S. 57 ft). Einige Texte des Mittleren Reiches
haben diefen Bericht in der Weife ausgeftaltet, daß fie
die bei der Zeugung beteiligte Hand des Gottes als
Sondergöttin Der-f ,Seine Hand' behandeln (Chaffinat,
Bull. Inst. Frang. du Caire 10 S. 159 f.). In einem der
intereffanten und lehrreichen, in vorliegender Arbeit
vereinten vier Beiträge (Nr. 2 Der Titel ,Gotteshand')
führt Erman aus, das der im neuen Reiche auftretende
Prinzeffinnentitel ,Gotteshand' mit dem Vorftellungskreife
des urfprünglichen Mythus in Verbindung ftehe und von
einer Benennung der Hathor, der Gattin des Sonnengottes
von Heliopolis, ausgehe. Unbefchadet diefes Zufammen-
hanges erfcheint es fehr wohl möglich, daß durch die
Titelverleihung zunächft ausgedrückt werden follte daß
Hathor und nach ihrem Vorbilde den gleichbezeichneten
Frauen eine entfprechende Rolle bei obszönen Feierlichkeiten
zukam, wie folche im Zufammenhange mit Vegetationszauber
bei andern Völkern in verfchiedenen Aus-
geftaltungen (vgl. befonders Preuß, Globus 86 S. 358 ff.
Dieterich, Mutter Erde, 2. Aufl. S. 94 ff.) auftreten.
Andere Legenden führen die Götter auf Selbftbegattung
zurück und geben damit der fchaffenden Gottheit einen
androgynen Charakter, wie ihn ftatuarifche Werke für