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Ausgabe:

1917

Spalte:

209-211

Autor/Hrsg.:

Schwab, Johann

Titel/Untertitel:

Der Begriff der nefes in den hl. Schriften des Alten Testamentes 1917

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortcreführt von Professor D. Arthur TitiUS und Professor Lic. Hermann Schuster

Jahrlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

_ _ _ 1 _ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find au sf chl ie ß 1 i c h an o/> "an" ■ trtit-r

44, JaXirff. Nr. 11. Profeiror D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden, äD. jv19.1 Lxjl/

^ Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Gelbhaus, Religiöfe Strömungen in Judäa I van Slee, De Gefchiedenis van het Socinia-
(Beer). nisme in de Nederlanden (Köhler).

Schwab, Der Begriff der nefes in den hl. W"tfchke,GlaubensbedrückungenimiSJahrh.
Schriften des Alten Teftaments (Bertholet). - - Die religiöfe Stellung des Grafen Latalski

lahrbuch der Tüdii'ch-Literarifchen Gefellfchaft ! T' Y°Jker).

3 ..._... t 3 .. ! D. Johann Nepomuk Sepp (Stephan).

. T' Lj . ™ .„ , ,v n I Leibniz, Nette Abhandlungen überdenmenfch-

Loofs, Wer war Jefus Chrrftns? (Knopf). , j,chen Verftand. Hrsg. v. Kruft Caffirer

Stokmann, Reichsgefchichtliche Auslegung (Scholz).

der Offenbarung des Johannes (Heitmüller)
Die Briefe des heiligen Bonifatius und Lullus

Hrsg. v. M. Tangl (Ficker).
Concilium Tridentinum. Tom. io. Pars. I (Ben

rath).

Mausbach, Grundzüge der katholifchen Apologetik
(Lobftein).
Kerfchenfteiner, Deutfche Schulerzichung
in Krieg und Frieden. — Charakterbegriff
und Charaktererziehung (Schufter).

Niebergall, Theologie und Praxis (Eger).

Referate: Jeremias, Chriftlicher und auläer-
chriftlicher Schicksalsglaube. — Fehr, Die
Staatsauffaffung Eikes von Repgau. — Reu,
Quellen zur Gefchichte des kirchlichen Unterrichts
in der evangelifchen Kirche Deutfch-
lands zwifchen 1530 u. 1600. — EmanuelCre-
fpel's Reifen und Schiffbruch.— Stoecker,
Reden und Auffätze. — Jahn, Eine Reichskirche
? — Göttler, Der Religionsunterricht
in der Fortbildungsfchule.

Mitteilung betr. G. v. Below, Die Urfachen
der Reformation.

Wichtige Renzenfionen. — Neuefte Literatur.

Gelbhaus, Lekt. Rabb. Dr. S.: Religiöfe Strömungen in j jüd. Religionsgefchichte. Diff. (München). (X, 103 S.)

Judäa während u. nach der Zeit des babylonifchen Exils.
(Zur Gefch. u. Lit. des 2. jüd. Staatswefens.) (66 S.)
8°. Wien, M. Breitenftein 1913. M. I.80

Gelbhaus verfucht fich in einer Art Geiftesgefchichte
des nachexilifchen Judentums (eit der Zerftörung des Tempels
586. Der Verf. fteht auf orthodox jüdifchem Standpunkt
. Das Gefetz, auch das Deuteronomium, flammt von
Mofe (S. 10.) Er phantafiert von dem Monotheismus der
Edomiter, der ein Abfenker der Religion der Patriarchen
war (S. 12). Überhaupt haben es ihm die Edomiter angetan
. Macht er doch auch den biblifchen Propheten
Obadja zu einem Edomiter (S. 31). Bereits im Buch
Hiob, das edomitifche Verhältniffe widerfpiegelt ,wird ,der
höchfte Gipfel menfchlicher Ethik' erftiegen (S. 15) — das
ift ein heimlicher Seitenhieb gegen die Ethik des N. T.
Altes Teftament und talmudifche Literatur wird als Ge-
fchichtsquelle gleich gewertet.

Nichsdeftoweniger wird man manchen Abfchnitten einiges
Intereffe nicht verfagen, z. B. den Ausführungen über die
verfchiedenen Tempel, die das Gefamtjudentum, unbe-
fchadet der äußeren Einheit in Paläftina und Ägypten
befaß S. 47 ff. Auch liegt etwas Wahres in der inneren
Spaltung des Judentums in eine gefetzesfeindliche, eine
das Gefetz fpiritualifierende, eine ftreng gefetzliche und
eine das mofaifche Gefetz zeitgemäß weiterbildende Richtung
. Das Programm der letzteren, oder des eigentlichen
Rabbinismus fieht G. in Kiddufchin 36b. Jedes Gebot,
das vom Lande (Paläftina) abhängig ift, gilt bloß im
Lande, das aber, welches nicht vom Lande abhängig
ift, gilt im Lande und im Ausland' (S. 62). In dem
Rabbinismus erblickt G. als phariiäifch gefilmter Jude
den Abfchluß der Periode Efra-Nehemias (S. 65), während
der Antinomismus in den Evangelien, die ftreng gefetzliche
Richtung im Islam und der Symbolismus in dem
effenifchen Schrifttum weiterlebt.

Leider fehlt dem Schriftchen jede Kapiteleinteilung.
Auch ift es durch eine Unzahl falfcher Namenfehreibungen
entftellt.

Heidelberg. Georg Beer.

Schwab, Prieft. Johann: Der Begriff der nefes in den hl.

Schriften des Alten Teftamentes. Ein Beitrag zur alt-
209 /TTN 210

gr. 8°. Borna 1913. (München, J. J. Lentner.) M. 4-

Schwabs Unterfuchung über nefes, die ich leider erft
verfpätet zur Anzeige bringe, ift eine tüchtige und erfreuliche
Arbeit. Der Vf. hat das Material mit großem Fleiß
zufammengetragen und zeigt fich in der einfehlägigen
Literatur vorzüglich bewandert. Die exegetifche Behandlung
der Einzelftellen zeugt von gefunden! Urteil. Vor
allem ift S. der Gefahr zu großen Syftematifierens glücklich
entgangen. Mit Recht weift er alle Verfuche ab,
aus den Büchern des A. T. ein ausgeprägtes anthropo-
logifches Syftem herauszukonftruieren. ,Was fie, die An-
fchauung über die Zufammenfetzung des menfehlichen
Wefens betreffend, bieten, ift nicht Ergebnis der Spekulation
, ift, um den Ausdruck zu gebrauchen, Vulgärpfy-
chologie oder, wenn man will, Pfychologie des Sprachgebrauches
' (S. 79). Diefem Sprachgebrauch geht er für
die Begriffe ©s:, rta©? und iyn forgtältig nach, mit richtigem
Verftähdnis' dafür, daß öfter verfchiedene Vor-
ftellungsreihen nebeneinander herlaufen. In der Behandlung
von rj'rn kommt er auf einen dreifachen Stammbaum,
wogegen fich für ©ED allerdings ein einheitlicher ergeben
foll (f. S. 75 ff). Die Verfolgung des Sprachgebrauches
beider Ausdrücke nach rückwärts führt S. letztlich auf
die Annahme der Vorausfetzung desfelben Seelenbegriffes,
,den die am Anfang der Kultur flehenden Völker zu
haben pflegen, bevor die Spekulation fich desfelben bemächtigt
, eines Begriffes, der, aus groben Sinneswahrnehmungen
gewonnen, auch die diefen entfprechenden groben
Begriffsmerkmale ausfchließlich enthält' (S. 28). Dem
entfprechend weift S. auch auf die Anklänge der h'H-
vorftellung an dämoniftifche Anfchauungen hin (S. 63).
Für die Feinheit feiner Analyfe liefert die hefte Probe
auf's Exempel fein zufammenfaffender Vergleich der ©'s*
und rttl-vorftellungen (S. 71 ff.), auf den hier nur auf-
merkfam gemacht werden kann. Zutreffend ift auch S.'s
Abweifung der Meinung, als fei ©'s? das, was vom Men-
fchen nach dem Tod zurückbleibt' und im Totenreich
weiterlebt (S. 50 ff). ,In dem Augenblick, da nefeä den
Leib verläßt, hören die Ausfagen der heiligen Bücher
über fie auf. Was wir über das Leben nach dem Tode
erfahren, hat zum Subjekt die menfehliche Perfon fchlecht-
hin oder r'fä'im' (S. 52). ITn ©'s? heißt einfach: jemand
Toter' (S. 47). Eine Unterfuchung des Sprachgebrauches