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Ausgabe:

1917 Nr. 10

Spalte:

204-404

Autor/Hrsg.:

Cumont, Franz

Titel/Untertitel:

Die orientalischen Religionen im römischen Heidentum. Vorlesungen. 2., verb. u. verm. Aufl 1917

Rezensent:

Titius, Arthur

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Theologifche Literaturzeitung 1917 Nr. 10.

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Gefchichte, insbefondere der Perlon Jefu entgegenbringen.
Man vergleiche etwa den in feinem Bekenntnischarakter
vielleicht ergreifendflen Beitrag K. Röttgers, z. B. S. 106:
,Aber was rede ich? In den Evangelien fleht ja alles. In
den Worten der großen Meifter redet, fpricht, glüht, jubelt
es. Wer da fuchen will, kann fchon finden'. Jeder der
verfchiedenen Auffätze befitzt feine Eigenart und Tiefe und
regt zu filmender Betrachtung an, kaum jemals bei Profa-
wort oder Vers befchleicht den Lefer das Gefühl des Unechten
oder Gemachten. Trotz der Verfchiedenheit der
Geifter und Temperamente geht ein fchöner Einklang durch
das Buch, das ein Erbauungsbuch im edelflen Sinn des

volle derpädagogifchen Anfchauungdesfelben abzuleugnen,
bis er fich zu einer felbftändigen Gefamtanfchauung hindurchgearbeitet
hat, die in der Weltanfchauung der antiken
und chriftlichen Denker fundamentiert ift. Mit Recht
wird von dem Vf. daneben hervorgehoben, daß Willmann
unter den neueren pädagogifchen Syftematikern — Pefta-
lozzi war kein Syftematiker — der erfte gewefen, der die
Erziehungswiffenfchaft von der Form der Individualpäda-
gogik in die der Sozialpädagogik übergeleitet hat, und
ein Hauptverdienft desfelben darin gefehen, daß er von
diefem Standpunkte aus ,eine ausführliche wiffenfchaftliche
Darftellung der Bildungslehre' S. 227 und, wie ich hin-

Wortes genannt zu werden verdient. Man mag daran | zufügen möchte, in feiner ,Didaktik' einen Überblick über
zweifeln, ob die Erwartung von M. Laros in Erfüllung ,die gefchichtlichen Typen des Bildungswefens' gegeben
gehen wird, daß auf Grund des Gotteserlebens diefer Not- j hat, der als eine großzügig angelegte und meifterhaft
zeit eine tiefe dauernde Gottesfreundfchaft, wie fie unfer durchgeführte gefchichtskundige Leißling bezeichnet wer-
Volk fchon einmal im 14. Jahrhundert erlebt hat, nunmehr j den muß. Aus diefem Überblick nicht minder wie aus
nach dem Kriege wieder anheben werde (S. 147). aber j feinen fonftigen Arbeiten erhellt Willmanns in der chrift-

man legt das Buch mit dem frohen Gefühle aus der Hand,
daß in unferm Volk eine unfichtbare Gemeinde ftiller, edler,
freier Gottesfreunde vorhanden ift und wächft.

Iburg. W. Thimme.

Lindeboom, Prof. L.: Evangelisatie en genadeverbond. (24S.I
Lex.-8°. Rotterdam 1916.
Diefer Vortrag, der auf dem 2. Kongreß für gerefor-
murde evangelifatie zu Rotterdam, 3. Mai 1916, gehalten
wurde, will die Arbeit der Evangelifation fördern, indem
er das Arbeitsfeld und die Bedingungen der Evangelifation
umfchreibt. Die Ungläubigen innerhalb der Kirche, die
durch Abftammung von gläubigen Vorfahren durch die
Taufe und durch äußere Zugehörigkeit zur Kirche noch
immer dem Bereich des Gnadenbundes unterftellt find,

die weder ,getaufte Heiden' noch eigentlich Chriften find, j frchtsp unkte fteter Vergleichung der Anflehten Willmanns

liehen Weltanfchauung verankerter pädagogifcher Standpunkt
, der fich u. a. darin kund gibt, daß er auf das Ent-
fchiedenfte für die Erhaltung der konfeffionellen Schule
eintritt. Willmann war überzeugter Katholik, aber fein
Bekenntnis hat fein Urteil nicht eingeengt; er tritt ebenfo
beftimmt für die Rechte der evangelifchen Kirche, wie
für die der römifchen ein. Greißl führt dafür einen Satz
aus Willmanns ,Didaktik' an, der lautet: ,Die Lehre Luthers,
daß der Glaube das Köftlichfte und die Hl. Schrift das
Wort Gottes ift, und die Gefänge, welche ihr Ausdruck
geben, haben taufend deutfehe Herzen erfüllt und gehoben,
und die proteftantifche Schule hat die Pflicht, diefe Lehre
aufrechtezuerhalten gegenüber dem gleichfehr unchrift-
lichen wie undeutfehen Wahne, daß der Glaube etwas
Gleichgültiges' fei S. 88. — Ein Eingehen auf die fpezififch
pädagogifchen Fragen, die in dem Buche unter dem Ge-

aber doch auch noch nicht völlig gelöft find vom /Bund', mit denen Herbarts durch alle einfchläglichen Vorftellun-
gilt es wieder zu gewinnen zu Gott und zu feinem Bund I gen diefer beiden Pädagogen mit unermüdeter Sorgfalt

zurückzurufen — dies ift die einzige Aufgabe der Eyan- ; und durchweg zutreffendem Urteile zufammengeftellt find,

gelifation, die nicht wie die Innere Miffion von diefer
Hauptfache fich abbringen laffen darf. Die gefamte
Gemeinde, die im lauteren Dienfl des Bundes fleht, ift
zu diefer Arbeit berufen. Wie Abr. Kuiper und andere
Gereformeerde fieht der Vf., der Profeffor an der theolo-
gifchen Schule zu Kampen ift, in dem gegenwärtigen
Weltkrieg eine Ankündigung des göttlichen Zorngerichts.
Die Kriegskanonen, die Ströme Menfchenbluts, die drohenden
Zeiten von Teurung und Mangel verkünden mit
furchtbarem Schall die Rache Gottes wegen der Verachtung
feines Wortes und Bundes. Echt reformiert fordert
er die Kirche auf, den Obrigkeiten und Mächten,
den Diplomaten und Heerführern Gottes Wort zuzurufen,
und die Fürften und Völker, die jetzt einander zu töten
trachten, im Namen des Herrn Jefu zu mahnen, daß fie
vor Gott in den Staub niederfinken und ihn um Frieden
anflehn. So ift nach L. die Evangelifation ein Werk,
das durch die befonderen Zeitumftände immer dringender
wird.

Leiden. H. Windifch.

Greißl, Kreisoberrealfch.-Prof. Dr. Georg: Otto Willmann

als Pädagog und feine Entwicklung. Ein Beitrag zur
Pädagogik des 19. Jahrh. (Pädagogifche Forfchungen
u. Fragen, hrsg. v. Stölzle. 1. Heft.) (XI, 243 S.) 8°.
Paderborn, F. Schöningh 1916. M. 5 —

Der Vf. gibt eine genaue Analyfe der pädagogifchen
Gedanken Willmanns, indem er dabei alle einzelnen Darftellungen
und Urteile aus der Gefamtanfchauung desfelben
berückfichtigt und bewertet. Dabei wird nachge-
wiefen, wie Willmann fich anfangs in feinen Ideen und
Ausführungen eng an Herbart anfchließt, fich aber nach
und nach unabhängiger von ihm Hellt, ohne das Wertliegt
außerhalb der Aufgabe diefer Zeitfchrift. Ich fehe
deswegen davon ab, unterlaffe aber nicht, die verdienft-
volle Arbeit den Studierenden der Pädagogik angelegentlich
zu empfehlen.

Göttingen. K. Knoke.

Referate.

Cumont, Franz: Die orientalifchen Religionen im römirehen Heidentum
. Vorlefungen, am College de France gehalten. Autori-'
flerte deutfehe Ausgabe v. Georg Gehrich. 2., verb. u. verm.
Aufl. (XXVIII, 347 S.) 8». Leipzig, B. G. Teubner 1914.

M. 5—; geb. M. 6 —
Bei der erften Anzeige diefes Werkes (ThLZ 1910 Sp. 552)
hat bereits Paul Wendland es ,aller Beachtung der Theologen'
empfohlen. In der neuen Ausgabe, an der C. felbft mitgewirkt
hat, hat der ,Text' ,nur unerhebliche Änderungen und Zufätze
erfahren. Die wiffenfehaftlichen Anmerkungen dagegen find unter
Berückflchtigung der feither erfchienenen einfehlägigen Literatur
vielfach berichtigt und erweitert'. Dies Urteil des Herausgebers
beftätigt fleh bei der Durchfleht. Nicht nur die neue Literatur ift
hinzugefügt, auch neues Material ift erfchloffen. Erwähnt feien
neue Bezeugungen des Cybelekultes in Rom und Pompeji (256,2
258, 22), des Menokultus (260, 34), der ägyptifchen Götter auf
Delos (266,20). Intereflant ift der Verfuch, das ,giftige' Stierblut
des Altertums auf Bildung von Cyankalium zurückzuführen
(XXIV). Die ,selenodromia' hat fich als Überfetzung eines keil-
fchriftlichen Originals herausgeftellt (315, 5); über Mondaberglauben
vgl. noch 316,14. Die Notiz über ,Dualismus' des Laktanz
erfcheint mir noch der Prüfung bedürftig (313,55). Der
Einfluß des Poseidonius taucht 252,20. 260,33 fehr bemerkenswert
hervor. Erwähnt feien noch Mitteilungen über omnipotens
und navxoxQ<txv)Q (260,33. 297,74), über Enthaltung (254, 31),
i^o/jioXöyrjaiq im Tempel der Artemis (254,33), über das Leben als
Arbeit im Dienft des Gefchicks, verbunden mit Hoffnung (255,43).
Göttingen. Titius.