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Ausgabe:

1916 Nr. 6

Spalte:

140-141

Autor/Hrsg.:

Köhler, Willy

Titel/Untertitel:

Die Aktivität der menschlichen Seele bei Locke. Diss 1916

Rezensent:

Kowalewski, Arnold

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Theologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 6.

140

Alles, was F. praktifch darbietet, kann in der Tat
für Schule, SSch. und KGD. fruchtbar gemacht werden.
Es ift durchweg anlchaulich, warm, kindlich, feffelnd. Die
Formalftufen mit Vorbefprechung, Zielangabe ufw. follten
freilich heut nur noch bei der Vorbereitung als Mittel zur
Bereicherung des Unterredungsftoffes angewandt werden;
denn ihre genaue Durchführung im einzelnen wirkt ermüdend
. Die Zielangabe infonderheit lähmt oft das kindliche
Intereffe, ftatt es zu fpannen, und die Anwendung
am Schluß läßt die ,Abficht' merken, die nur verftimmend
wirkt, oder fie bleibt eine leere Form.

möglichkeit verfehlt. Man darf wohl die Hoffnung ausfprechen,
daß bei der zu erwartenden Neuordnung der inneren Verhältniffe
Deutfchlands auch die deutfchen Jefuitenfich dem Modernen gegenüber
wohlwollender erweifen werden und ihm auch von ihrem
Standpunkte aus manche ,guten Seiten' abgewinnen. Das obige
Buch ift in einem fließenden Latein gefchrieben.
Bonn. Horten.

Die St. Gallirche Glaubensbewegung zur Zeit der Fürftäbte Franz u.

Kilian (1520—1530). (Von Thdr. Müller.)
Die Tagebücher Rudolf Sailers aus der Regierungszeit der Äbte Kilian
, German u. Diethelm Blarer (12. 7. 1529—20. 11. 1531).

Die Stoffeinteilung, nach der die biblifche Gefchichte j (Hrsg. v. Jof. Müller.) (Mitteilungen zur vaterländifchen Ge-

in 7—9 Jahren vollftändig dargeboten werden foll, ift für
den KGD. abzulehnen; denn einerfeits verliert die in Schule
und SSch. immer wieder behandelte biblifche Gefchichte an
Anziehungskraft, und andrerfeits bleibt kein Raum übrig für
die Behandlung von Sprüchen, die viel eher und viel tiefer
religiös wirken, als die biblifchen Gefchichten, für Lebensbilder
aus der Reformations- und der Kirchengefchichte im
allgemeinen, fpeziell aus der Heidenmiffions- und Inneren-
Miffionsgefchichte, auch aus der vaterländifchen Gefchichte.
F. lehnt die Behandlung von Sprüchen im Grunde ab, und
wo er felbft einmal einen zum Text wählt, entwickelt er
nicht aus ihm, fondern läßt den Spruch nur als Ergebnis
einer freien Erzählung erfcheinen (Pfalm 84,11 S. 103) und
macht zum Schluß eine ,Anwendung', die völlig wirkungs-

fchichte. Hrsg. vom hiftor. Verein in St. Gallen. (XXXIII,
4. Folge, III.) (VII, 551 S.) gr. 8». St. Gallen, Fehr 1913.

M. 16 —

Der um die fchweizerifche Reformationsgefchichte fehr verdiente
hiftorifche Verein des Kantons St. Gallen veröffentlicht
im vorliegenden 33. Bande feiner Mitteilungen aus der Feder
von Th. Müller eine gleichzeitig als Züricher Differtation er-
fchienene Arbeit, die fo ziemlich eine St. Galler Reformationsgefchichte
und eine folche des benachbarten Toggenburg bietet.
Vf. hat fein Thema fehr gründlich angefaßt und erfchöpfend behandelt
. Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden,
das Grundproblem ift der Konflikt zwifchen Klofter und Stadt
St. Gallen, in den fleh Zürich als Vormacht des Proteftantismus
und kraft feiner fchirmvogtlichen Rechte über die Gotteshausgebiete
einmifchte. Das Schlußurteil des Vf. aber möchte ich

los erfcheint. hierher fetzen, da es ausgezeichnet formuliert ift und die Un-

F. kann," was das ausmalende Erzählen der biblifchen : befangenheit des Verfaffers in befter Weife offenbart: ,Ein kühner,
Gefchichte betrifft, neben Zurhellen-Pfleiderer geftellt wer- , 8roßer ?u8 duicDhwreht,die1 religiös-politifchen Bewegungen; denn
den wegen feiner reichen Phantafie und feiner farbenfrohen e™e m»Jhtl8e ? hffle Z* ™1 ^f^ Ereig"

anfehaulichen Sprache. Ich frage nur allen derartigen beträchTet%nd es frehi^ Sewa'hgeht
modernen Erzählern gegenüber : was foll aus der biblifchen yor Recht rücknchtslos werden verbriefte Rechte und Gewohn-
Gefchichte werden, wenn alle Vater, Mutter Lehrer, Leh- heiten mit Füßen getreten) Leben und Eigentum geraten in Gererinnen
, Helfer und Helferinnen in der SSch. und am , fahl.; es ifl die offene Revolution, welche Zwingli in der Oftfchweiz
KGD., Lehrfchweftern und Paftoren nach eigner Phantafie | entfachte. . . . Daß der Reformator bei der Durchführung feiner
die Gefchichten ausmalen und die Kinder fie in fechs, acht, Reformen nicht immer auf dem legalen Wege bleiben konnte,
zehn oder zwölf Relationen zu hören bekommen? Be- fondern oft in gewalttätiger, revolutionärer Weife vorgehen mußte,
fchränkung auf das abfolut Notwendige und Gewiffe tut leuchtet ein; denn fo gewaltige, tiefgehende Umwälzungen find,
not, oder es müßte eine normative Ausmalung herge- wie die Weltgefchichte beweift, nie und nimmer nur auf fried-
ftellt und zwangsweife eingeführt werden. lichem, gefetzlichem, Wege durchführbar gewefen.' Vielleicht

Die Hunderte von Sprüchen, die S. 276!!". zu den I wird nach Jahren auch von fchweizerifcher Seite, die fleh be-
biblifchen Gefchichten dargeboten 'werden, offenbar auch greiflicherweife dagegen fperrt, der gegenwärtige Weltkrieg fo
als Memorierftoff, find mit Gefchick ausgewählt, aber es ' beurteilt werden, wie er u. E. beurteilt werden muß. - jof. Müller

r „, . . p / ., -° •■ , __1__1 veröffentlicht eine von Th. Muller z. T. fchon benutzte One e,

follte nur ein befcheidener Teil von ihnen eingeprägt werden. ' ._____„ on ... . >

die vom 12. Auguft 1529 bis 20. November 1531 gehenden Tagebücher
Rudolf Sailers. Der Herausgeber hat fehr viel Fleiß auf

Bremen. Zauleck.

Referate.

gute Anmerkungen, Perfonalangaben u. dgl. gewandt; und welche
Mühe derartige Zufammenftellungen koften, weiß, wer Ähnliches
zu bearbeiten hat. Ein gutes Regifter erhöht die Brauchbarkeit
des Bandes.

Pefch, Tilmannus, S. J.: Instltutiones logicae et ontologicae quas Zürich. Walther Köhler,

secundum prineipia S. Thomae Aquinatis ad usum schola-

sticum aecommodavit P.—Pars I. Introductio in philosophiam Meie r, Priv.-Doz. Dr. Matthias: Descartes und die Renaiffance. (X,
— Logica. Ed. altera, abbreviata, emendata, novis aueta a ! 68 S.) gr. 8°. Münfter i. W., Afchendorff 1914. M. 2.50

Carolo Frick, S. J. (Philosophia Lacensis sive series in- Die Arbeit fcheint eine Differtation zu fein. Sie will den

stitutionum philosophiae scholasticae. Ed. a presbyteries so- Zufammenhang Descartes' mit der Renaiffancephilofophie dartun,

cietatis Jesu in collegio quondam b. Mariae ad Lacum. Dis- I den der Verf. freilich als eine Wirkung bloß der allgemeinen

eiplinas philosophicasprofessis.)(XXI 1,683S.)gr.8«. Freiburg i.B., j ,Atmofphäre, in der er atmet' bezeichnet. Diefe Beziehungen

Herder 1914. M. 12—; geb. M. 14— fcheinen ihm ftärker zu fein als die zur Scholaftik, von der Des-

Der erfte Teil der Logik des Jefuitenpaters T. Pefch liegt cartes überdies nur den damals üblichen Thomismus der jefu-

in zweiter Auflage vor. Manches ift in diefer gekürzt, manches itifchen Schule gekannt hat. Die Beziehungen auf den Renaiffance-

neu hinzugefügt worden z. B. die Wiederlegung des Relativismus Piatonismus werden in feiner Lehre von den angeborenen Ideen ge-

und Subjektivismus, wie auch manches in der wichtigen Frage fucht und an Parallelen bei Marfllio und dem Grafen von Miran-

nach der Realität der Sinnesqualitäten. Während ein Grundzug dola erläutert; weiter werden aufgezeigt folche zum Renaiflance-

der Philofophie von Pefch war, Kant zu widerlegen, fügt Frick : Stoizismus desjuftus Lipfius und verwandter Humaniften in der

diefem noch die Bekämpfung moderner Syfteme z. B. des Prag- Ethik, worauf fchon Dilthey nachdrücklich hingewiefen hatte; die

matismus hinzu. Unter diefem Titel finden wir fogar Bergfon ; zu einer Verbindung von Piatonismus und Stoizismus in feiner

befprochen. Die Stellung, die der Jefuitenorden und ficherlich I Lehre vom lumen naturale und von der Willensnatur des Urteils,

auch große Kreife unter den gebildeten Katholiken zu modernen | in welchem Bejahung und Verneinung nur unter Beteiligung des

Problemen einnehmen, kann man aus diefer Arbeit entnehmen, i Willens möglich find. Die Nachweife fcheinen mir richtig zu fein,

Man hat im Grunde den Eindruck, daß hier zwei Welten neben- | für das Verftändnis der eigentlichen Bedeutung und Stellung Des-

einander beftehen, die fleh doch durchaus fremd bleiben. In | cartes kommt wenig heraus.

den modernen realiftifchen Beftrebungen könnten vielleicht einige
gemeinfame Anfchauungen gefunden werden, die wenn nicht zur
Verföhnung fo doch zu einer Annäherung führen könnten. Leider
werden diefelben übergangen und dadurch eine Verftändigungs-

Berlin. Troeltfch.

Köhler, Willy: Die Aktivität der menfchlichen Seele bei Locke.

Diff. (83 S.) gr.8». Leipzig, E. Gräfe 1914. M. 1.50