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Ausgabe:

1916 Nr. 5

Spalte:

115

Autor/Hrsg.:

Gradmann, Eug.

Titel/Untertitel:

Dorfkirchen in Württemberg 1916

Rezensent:

Stuhlfauth, Georg

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Seite 1

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115 Theologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 5. 116

Bekenntnis direkt widerfprechen. Gefährlich wird auch j Referate.

öfter die Neigung zu zugefpitzer Redeweife, fo wenn an : Carpari, Prof. D. Dr. Wilh.: Erd- oder Feuerbeftattung, der MbH-
den Satz, daß der evangelifche Prediger Zeuge fein foll, rche Brauch auf ethnograph. Hintergrund. 2. Tauf. (Biblifche
der weitere angeknüpft wird: ,Zeugen aber heißt Leben Zeit- u. Streitfragen, IX. Serie, 10. Heft.) (48 S.) 8». Berlin-
fchaffen'. MaQtvQSlv'lft. doch etwas ganz anderes als yevväv. , Lichterfelde, E. Runge 1914. M. — 60

Auch die Wendung, daß der evangelifche Gottesdienft Cafpari hat eine Fülle von Parallelen aus aller Welt ge-

ein Dienft fei, den Gott uns leiftet, die dem Vf. fo gut I fammeit und fie nach einem mir nicht durchfichtigen Prinzip
gefällt, daß er fie zweimal (S. 42. 82) bringt, kann mir | geordnet, fodaß man nur fchwer etwas wieder auffinden wird; wert-
nicht gefallen, obgleich man fie auch fonft öfter zu lefen voll find die Literatur-Angaben in den Anmerkungen, die eine
bekommt. Nachprüfung ermöglichen. Aus feinen Ausführungen geht mit

H c jv- p0.f.r großer Deutlichkeit hervor, daß eine einheitliche ehriftliche Sitte

Halle a" •3- _ ^ger- ! der ßeftattung weder exiftiert hat noch exiftiert. Entfcheidend ift

i alfo nicht das Prinzip ,ihrer vorftellungsmäßigen Vereinbarkeit
Gradmann, Landeskonfervat. Prof. Dr. Eug.: Dorfkirchen ! mit dem chriftlichen Dogma' (S. 8), fondern einzig der Gefchmack.

Cafpari aber befitzt keinen Gefchmack, wie folgende Äußerungen
beweifen: ,Wer weiß, wie bald in ein Riefenfchiff auch ein Krematorium
eingebaut werden wird' (S. 4). ,Durch weitestgehenden

in Württemberg. (Schriften zur .Dorfkirche'. 4. Heft.)
(28 S. m. 17 Abbildgn. u. 1 Doppel-Taf.) Berlin,
Deutfche Landbuchhandlg. 1911. M. 1 —

Mit einer Sachkenntnis, wie fie nur dem mit allen
Einzelheiten feines Gebietes und feines Dienftes aufs intimfte
vertrauten Landeskonfervator zu Gebote fteht, läßt Grad-

Verzicht auf die individuelle Form erreicht die Verbrennung
einen fubftanziellen Fortbeftand des körperlichen Lebensträgers
' (S. 36). ,Der Totenglaube will jetzt gebieterifch die Toten-
subftanz in dem oben umfchriebenen Sinne' (S. 40). ,Was für
Bräuche an den Urnen einfetzen werden, ob es zu einem rich-

mann das Bild der württembergifchen Dorfkirche nach j tigen Totenkult kommt, weiß einftweilen kein Menfch' (S. 40).
ihrer gefchichtlichen Entwicklung und Geftaltung durch 1 ,Gut wäre es, wenn die Kirche bezeugen würde, daß ihre Auf-
die Zeit des romanifchen und gotifchen Stiles und für j erftehungshoffnung von dem Nachweis irgendwelcher Totenfubftanz
die neuere Zeit vor allem der evangelifchen Dorfkirche j unabhängig ift' (S. 44). Die Feuerbeftattung ,ift ein Ausfluß haupt-
Württembergs bis herauf zu den glücklichen, an der i fächlich vorchriftlicher Gefühle, ein unwiedergeborner Teil des
Schwelle des Jahrhunderts einfetzenden Anregungen zur j alten Menfchen. Diefer foll gerettet und bekehrt werden' (S.43).
Reform der Kirchenreftauration und den gediegenen, die ! In diefer Logik und mit diefem Deutfch ift das ganze Büchlein
heften Leiftungen der Vergangenheit erreichenden Neu- gefchrieben: ,Die Feuerbeftattung ein unwiedergeborener Teil des
fchöpfungen der Gegenwart, wie fie einem G. Halmhuber, alten Menfchen.

Th.Fifcher und H.Dolmetfch unter den Älteren, unter den Schlachtenfee. Hugo Greßmann.

Jüngeren den Meiftern R. Böklen und K. Feil, P. Schmohl, ! D c r> . c • * • e - .4 <~ ...

t? a ! n n/r t?:r~n~____1 *. . ;„ _____j____u„ Monceaux, Prot. Paul: Saint Cypnen, Eveque de Carthage (210

F. Schufter,M. Elfaßer gedankt werden m wundervoller ; _ ; g (V,199S. kl. 8». Paris, V. Lecoffre
Anfchauhchkeit am Lefer feiner durch Kurze und Würze 1914 Fr. 2—- geb. Fr. 3 —
ausgezeichneten Schrift vorüberziehen. Vorzüglich hat es Vorliegende Veröffentlichung ift ein unveränderter'Abdruck

G. verftanden, den Dorfkirchbau der verfchiedenen Stufen Qes die Perfönlichkeit und das literarifche Schaffen Cyprians be-
als Gefamtbau und Gefamtftimmung lebendig werden zu | handelnden Teiles des, dem Vorwort zufolge vergriffenen, zweiten
laffen, wobei doch durchgehends die Schilderung auf der j Bandes der Historie litteraire de l'Afrique chretienne (1902. p.
ganzen Fülle aller in Betracht kommenden Einzelheiten ; 201—368),wobei nur das allzuliterarhiftorifcheKapitel,Chronologie
der Architektur wie der Ausftattung aufgebaut ift. Manche | et Classification des oeuvres de Cyprien' und der Anhang über
allgemeine Bemerkung und manche eigens betonte Be- I de tombeau et Ies basiliques de Saint Cyprien ä Carthage' und
fonderheit ift dem Fachmann von befonderem Intereffe, fo leider auch die Anmerkungen mit den näheren Angaben der im
die wahrfcheinlich oft-weftliche Richtung der romanifchen Texte zitierten und überfetzten Stellen weggelaffen wurden. S. 2
Kirche zu Burgfelden (3), die gelegentlich vorkommende wird zwar in der Anmerkung kurz auf die recents ouvrages'

*?r , r-i 1 4.- _ ir v j _ __u~ von Bardenhewer, Harnack, Schanz und Jordan verwiefen. aber

Stellung romamfcherGlockentu^ , dje Einzelforfchun' über'Cyprian feit J1902 werden nirgends

auf einem Friedhofe, etwa über dem Tore'(6), dasMot v ; berücknchtigt oder auch nur erwähnt. Daß man (Ich in den

der nach innen gezogenen Strebepfeiler in der Baufchule ,etzten Jahren ein bjschen über die StelIung des karthagifchen

Alberlin Jorg s (f 1492), die Anlage verfchiedener evange- | ßifchofs zum römifchen Primat geftritten hat, erfahren die Lefer

lifcher Kirchen des 18. Jahrhunderts in der Form des ; diefes Bändchens nirgends. Monceaux felber nennt die Errichtung

Querfaales (21), die Verwendung von Drehbänken oder der römifchen Suprematie eine Revolution'und glaubt, daß Cyprian

Klapplehnen in gewiffen evangelifchen Kirchen (21 f.), die indirekt die Wege dazu bereitet habe (S. 166). Diefes Urteil hat

Ablehnung der Meinung, daß der Kirchenbau des hohen weder die Aufnahme der Schrift in die Sammlung ,les Saints'

Mittelalters zumeift in den Händen der Mönche gelegen, noch ihre Widmung an den Rektor des .Institut catholique' von

als einer Fabel (17) uff. Gerne hätte ich zu dem Satze, Paris, den Prälaten Baudrillart, gehindert. Die Darfteilung, die

daß trotz des großen Vorrates an Kirchen aus dem Monceaux dem großen Bifchof von Karthago widmet, ift ohne

Mittelalter nach der Reformation immer noch Neubauten, Zweifel fein und geiftreich, aber fie ift eben doch, ihrem ur-

befonders auf dem Lande, entftanden feien (20), nähere fprünglichenRahmen,derHistoire litteraire de l'Afrique chretienne,

Aneaben von folchen evangelifchen Kirchbauten des 16. entsprechend, vor allem literarhiftorifch interefflert. Und wenn

Jahrhunderts gelefen. Unter den im Text und auf einer auch ,e?e. Dff,rfthellun| CJp™nnaf" r7>ß-r,0H«Jh n T
•L71 , 7. : : ■ tj... feinem fchnfthchen Nachlaß zu befaffen hat, fo wäre doch flcher

poppeltafel beigegebenen^Abbildungenund Planen die dne neue> yon Haus aug für dje Sammlung >les Saints< beftimmte

durchwegevangelifche, meift neuere, Kirchbauten betreffen, Biographie vielfach anders ausgefallen

vermiffe ich die Grundriffe und Aufnahmen zweier fo
merkwürdigen Anlagen des 17. Jahrhundets wie der in
Bad Teinach und in Riedbach (20. 21). Nicht verfäumen
möchte ich die aus tiefer Beobachtung gefchöpfte und
von reiner Freude getragene Wahrnehmung wiederzugeben
, der G. zum Schluffe Ausdruck gibt und der auch
ich mit voller Überzeugung zuftimme: ,Wir haben wieder
eine proteftantifche Kirchenbaukunft, wie fie feit den Tagen
Albrecht Jörgs und Schickhardts nicht mehr bei uns da-
gewefen ift'.

Berlin. Georg Stuhlfauth.

München. Hugo Koch.

Reichert, Benedictus Maria: Regiftrum litterarum Joachimi Turrani
1487—1500, Vincentii Bandeiii 1501—1506, Thomae de Vio Caietani
1507—1513. (Quellen und Forfchungen zur Gefchichte des
Dominikanerordens in Deutfchland, 10. Heft.) (VII, 207 S.)
gr. 8°. Leipzig, O. Harraffowitz 1914. M. 8 —

Mit dierem 10. Heft der .Quellen und Forfchungen' fchließen
die Briefregeften der Ordensmeifter zur Gefchichte der Ordensreform
in der oberdeutfchen Ordensprovinz Teutonia (1386—1523).
Außer den Regelten der Schreiben der im Titel genannten General-
magifter enthält es die auf uns gekommenen Regelten des Hieronymus
de Rupefldeli, der 1520—1523 unter dem Magilter Garcia di