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Ausgabe:

1916

Spalte:

28-29

Autor/Hrsg.:

Becker, F.

Titel/Untertitel:

Karte von Jerusalem und Mittel-Judäa für Palästinareisende und Bibelleser 1916

Rezensent:

Guthe, Hermann

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Tbeologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 2.

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auf, wofür Herausgeber und Mitarbeiter des Dankes der
Fachgenoffen und aller Benutzer ficher fein können. Die
Gründe, welche das Vorwort für das Fefthalten an der
feifherigen Anlage geltend macht, find durchaus zu billigen.
Ein lolches Handwörterbuch muß fich fchon in der eigentlichen
Wortbefchreibung möglichft kurz faffen, um wie
viel mehr erft in fprachwiffenfchaftlicher Beziehung. Gerade
hier fchleppt das Buch fogar noch viel wertlofen Ballaft
mit und nimmt auch die unbegründetften Vermutungen
und Einfälle neuerer Gelehrten allzu bereitwillig auf. Wenn
man ftrenge Maßftäbe anlegt, könnten die etymologifchen
Exkurfe etwa auf die Hälfte des jetzigen Umfanges
zufammengeftrichen werden. Auch das etymologifche
Material, das der Herausgeber in den Nachträgen S. XIV
—XIX aus der allerneuften Literatur zufammengelefen hat,
hätte größtenteils unberücksichtigt bleiben können. Aber
die größten Schwierigkeiten der hebräifchen Lexikographie
liegen weniger in der eigentümlichen Stellung,
welche das Hebräifche innerhalb der femitifchen Sprachenfamilie
einnimmt als in der Unficherheit der Textgeftalt,
und in der Belaftung durch eine Jahrtaufende alte exe-
getifche Tradition. Von den zahlreichen Verbefferungs-
vorfchlägen, die ich zu machen hätte, kann im Folgenden
aus naheliegenden Gründen nur eine kleine Auswahl gegeben
werden.

S. 31 "pX Nr. 2 b Die Bemerkung .wobei das fupplierrc.de Verbum
alle Zeiten angeben kann', beruht auf der allgemein verbreiteten Annahme,
daß die Zeitfphäre des hebr. Nominallatzes nur von dem Zufammenhang
abhängt. Wie ich in der Deutfchen morgenländifchen Zeitfchrift Bd. 68
(1914) S. 111 ff. gezeigt habe, gilt dies nur von dem nominalen Neben-
fatz, während der nominale Hauptfatz, wie iu allen anderen femitifchen
Sprachen, immer der Gegenwart angehört. — S. 78 Daß die überlieferte
Lesart J3PX .Buhlerlohn' noch immer an der Stelle Micha 1,7 aufrecht
erhalten wird, ift nicht zu billigen. Der Zufammenhang verlangt unbedingt
ein Wort für ,Idol', womit aber nicht gefagt fein foll, daß Wellhaufens
Korrektur frVtllM unbedingt das Richtige trifft — S. 121 No. 5
Die fehr verbreitete und auch hier befolgte Wiedergabe der Wendung
"Ttt P3 durch .Tochter Zions' ift ebenfo fprachwidrig, als ob man im Deutfchen
von ,der Stadt Berlins' fprechen wollte. — S. 153 Die Stellen des
A. Ts., in denen das Qal von 33"! in der Bedeutung .fprechen' fteht,
find alle textkritifch verdächtig. — S. 242 Von D*H810fi fteht nur feft,
daß es eine Art von Kriegern bedeutet. Alles andere ift geraten. Die
angegebene Bedeutung .ftreitfertig' wird auch durch den Hinweis auf
arab. hamis ,Heer' nicht gerechtfertigt. Viel näher läge es, einen Zufammenhang
mit arab. hamäsa ,Tapferkeit' anzunehmen. — S. 296 "KT
heißt überall ,zufammen', niemals .allein'. Die für die letzte Auffüllung
angegebenen Stellen, Ezra 4, 3 und I Sam. 17, 10 beruhen auf falfcher
Auffaffung. — S. 300 lbsV* Hofea 8, 5 kann unmöglich .erlangen' heißen,
fondern muß, falls der folgende Objektsakkufativ "|"Pp! richtig überliefert
iß, Textfehler fein. — S. 314 5p"1 hat mit arabifch stinä nichts zu tun, da
dies eine fchallnachahmende Bildung ift. Über die genauere Art der S^piPl
genannten Todesftrafe läßt fich auf Grund der Etymologie nichts ausmachen
. Der Hinweis auf das angeblich verwandte Sp3 bringt auch keine
Aufklärung. Denu diefes, nur aus Ezech. 28 zu belegende, Verbum ift
nach Form und Bedeutung fehr undurchfichtig. — S. 315 X"!"1 Das etymologifche
Material diefes Artikels ift zu weit her geholt. Das nächft-

liegende, das formell völlig gleiche arab. ^ .hinten fein', ift dabei über- j
fehen, obwohl fich ,furchten' fehr gut daher ableiten läßt. gehört
nicht hierher, obwohl es im Arab. in der Bedeutung .fürchten' vorkommt.
Diefe Bedeutung geht aber zurück auf die ältere ,fich enthalten' (I, II),
,dazwifchen treten' (IV). Dahin gehört auch hebr. .Vorhang', wo- j

durch fich auch das S. 320 s. v. S"V Vorgebrachte erledigt. — S. 319
iTSlIi Der Artikel gibt wegen feiner allzu großen Kürze ein unklares
Bild des Tatbeftandes. Das hebr. Wort (im Plural) wird Exod. 26, 1 ff
ufw. nicht von der Stiftshütte gebraucht, fondern von den .Zelttüchern' !
der Stiftshütte. Wenn der Text von II Sam. 7, 2 iu Ordnung ift, fteht ;
hier der bingular iu der Bedeutung ,Zelt' (= LXX). — S. 341 13 Ob
die urfprüngliche demonftrative Bedeutung diefer Partikel fich überhaupt
noch irgendwo in der hebr. Syntax zeigt, ift fehr die Frage. Jedenfalls
ift das in der Stelle Gen. 18, 20 nicht der Fall. Die fehr verbreitete
Überfetzung ,Das Gefchrei von Sodom, gewiß, es ift fehr groß' ift ganz
unbegründet. Es liegt gar keine Veranlaffung vor, entfprechend dem
herrfchenden Sprachgebrauch 13 hier nicht als Kaufativpartikel aufzufaffen:
,weil das Gefchrei Sodoms und G.s groß und ihre Sünde fehr fchwer geworden
ift, fo will ich herabfteigen'. Bei diefem Sachverhalt ift die
angeführte Korrektur Wellhaufens unnötig. — S. 409 Daß PXäP Deut. 17, 6
,der zum Tode Verurteilte' fei, widerfpricht allem tatfächlichen und denkbaren
Sprachgebrauch, Es muß irgend ein Textfehler vorliegen. — S. 564
In dem unverhältnismäßig weitläufig angelegten Artikel kommt nicht deutlich
zum Ausdruck, daß "is überall .Zeuge' heißt und niemals .Zeugnis'.
Die befonders aus dem Dekalog bekannte Phrafe 3 HS 2133 bedeutet
eigentlich ,als Zeuge gegen einen auftreten'. — S. 677 Die nur an einer

Stelle, Exod. 16,34, fich findende Koftruktion von P>)3 .befehlen' mitbx
,der Perfon' ift zu beanftanden und durch Korrektur in PX zu befeitigen.
— S. 739 f. Nach echt hebräifchem Sprachgebrauch heißt 3*1 ,viel'.
Überall wo die Bedeutung ,groß' tatfächlich vorliegt, ift Entlehnung aus
dem Aramäifchen bew. Affyrifchen anzuerkennen. Dasfelbe gilt auch für
das Suftantiv 31. Zuweilen ift es zweifelhaft, welche Auffaffung von dem
Schriftfteller beabfichtigt ift. So kann z. B. rf3"3"l eben fowohl ,Größe'
wie .Fülle' der Kraft heißen. — S. 78S Wie PO^TSlü (oder mit Dl zur
Bedeutung ,Decke' kommen foll, wiffen die Götter. Ich' fchlage vor, nbaic
,Mantel' zu lefeu. — S. 814 31] 12! ,um Hilfe rufen' gehört anfeheinend zu
arab. £^*4/j, das von .verirrten' Herdentieren gebraucht wirJ. — S. 798
Von dem Verbum bx'ii find zwei Ableitungen nicht mit hinreichender
Schärfe erfaßt. Das nur drei mal zu belegende Niphal foll heißen ,fich
Urlaub erbitten'. Eine folche, dem griechifchen Medium entfprechende,
Bedeutung ift aber fonft für diefen hebräifchen VerbalOamm nicht nachzu-
weifen. Dagegen führt die Auffaffung von 5x3.": als Reflexiv des tranfi-
tiven Qal zu dem Sinne ,fich losbitten'. Nach der Interpretation I Sam.
20, 29 fagte David zu Jonatan hjnJslC .entlade mich', d. h. wohl mit dem
üblichen Segensfpruch für Abreifende, alfo etwa mit den Worten 3"5 A A
.ziehe hin in Frieden!' An eine Urlaubserteilung ift nicht zu denken.
Wäre diefe nötig gewefen, fo hätte fie von Saul felbft ausgehen müffen.
Auch Nehemia 13,6 vermag ich nur den Gedanken zu finden, daß Nehe-
mia, nachdem feine Dienflzeit bei Hofe abgelaufen war, fich von dem
Großkönige ,verabfchiedete'. Was das Hiphil anbelangt, fo heißt es
nicht fchlechtweg ,verleihen', fondern nur da, wo feine eigentliche Bedeutung
.einer Bitte entfprechen' angebracht ift. Davon kann aber I Sam.
1,28 keine Rede fein. Auf einen gangbaren Weg führen vielleicht die
Worte .zeitlebens foll er fVIPlA blXU! fein', weil fich hieraus für das Hiphil
die Bedeutung .einen für einen mpA bixlö erklären' ableiten läßt.
Leider ift der Sinn diefes Ausdruckes dunkel. Die gewöhnliche Auffaffung
,dem Jahve geliehen' ift ficher falfch, da bx'ii nicht .verleihen', fonderu
höchftens .entleihen' heißt, und da es eine Blasphemie wäre, wenn Hanna
den ihr von Gott gelchenkten Knaben derfelben Gottheit als Leihgabe
anbieten wollte. — 3312!, das gewöhnlich .liegen, fich legen' heißt, foll
im Hiphil und zwei Verbalnomina auch die Bedeutung ausgießen haben,
wofür auf arab. i_^L*e verwiefen wird. Diefe Heranziehung würde aber
nur dann gerechtfertigt fein, wenn die Erklärung der wenigen in Betracht
kommenden Stellen vom Boden des herrfchenden hebräifchen Sprachgebrauches
aus Schwierigkeiten bereiten würde. Das ift aber durchaus nicht
der Fall. S^r'A Hiob 38, 37 heißt nicht ,die Schläuche des Himmels
ausgießen', fondern fie umlegen, fodaß fie ausfließen können. Wie
ba P331Z! nicht .Ausgießen von Tau', (baden Tauniederfchlag ift, fo
heißt 5nj PI?-.1!!, nicht ,Samcnausguß', fondern ,Samen-Bcilager', geschlechtliches
Beilager; das geht mit befonderer Deutlichkeit hervor aus der
dreimal vorkommenden Wendung S~i1 P323 PffiX PX 335), die Buhl überfetzt
.einem Weibe gefchlechtlich beiliegen'. Hier darf doch das Verbalnomen
, das fyntaktilch ein innerer Objektsakkufativ ift, nicht anders erklärt
werden, als das der gleichen Wurzel angehörende regierende Verbum.
Auch die andere Phrafe rvi:X3 iP33'r PX *|P3 heißt nichts anderes als
,fein Beilager vollziehen', das hier ohne weiteres als gefchlechtlich.es aufgefaßt
wird, während Lev. 18,20 noch S"}tb hinzufügt. Desgleichen
ift an den Stellen Lev.^ 15, 16. 17. 32. 22,4 die'exegetifche Tradition der
Septuaginta (xoirrj onspftaToq) das allein richtige. Kurz, es gibt keine
einzige Stelle, in der die Bedeutung .ausgießen' aufrecht erhalten werden
könnte.

Königsberg i. Pr. Fr. Schwally.

Becker, Prof. F., u. Prof. Dr. G. Dalman: Karte von Jerufa-
lem und Mittel-Judäa für Paläftinareifende und Bibellefer.
Hrsg. v. Dr. E. Peftalozzi-Pfyffer. (47x55 cm.) Farbdr.
Leipzig, J. C. Hinrichs. M. 3 —

Fried. Becker, Profeffor für Topographie, Kartographie
und Militärwiffenfchaften am eidgenölfifchen Polytechnikum
in Zürich, hat für diefe Karte, die die Gegend
zwifchen Bethel und Hebron, Nikopolis-'Amwäs und
dem Jordan umfaßt, nach der Aufnahme der Engländer
1872—77 die Zeichnung, Profeffor Dr. Dalman die Legende
fowie Berichtigungen der englifchen Aufnahme geliefert.
Der Letztere hat über feine Mitarbeit in ZDPV 1914,
348—370 genau berichtet und dabei erwähnt, daß die
Auswahl aus den von ihm gefammelten Namen nicht von
ihm felbft für diefe Karte getroffen worden ift, und daß
die Druckerei feine Verbefferungen zum großen Teil nicht
ausgeführt hat. Nach dem dort S. 353—364 gegebenen,
fehr wertvollen Verzeichnis, das zugleich Irrtümer der
englifchen Aufnahme und der Schick-Benzinger'fchen
,Karte der weiteren Umgebung Jerufalems' (1896) berichtigt,
kann man alfo die Namen der neuen Karte von ihren
Fehlern — es find gegen achtzig — befreien; aber hat
denn jeder Gebraucher der Karte das Verzeichnis zur