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Ausgabe:

1916

Spalte:

529-532

Autor/Hrsg.:

Jeremias, Alfred

Titel/Untertitel:

Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients. 3., völlig neu bearb. Aufl 1916

Rezensent:

Staerk, Willy

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

__,„ _ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchl i e ß 11 c h an 0_ rn-airr. y. rt_ miß

AI TrsVlVC TJr 9E» 9fi ProfelTor D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. IJeZeHlDer lülO

UCUIig. AVI« ^^r"' Rezenüonsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Jeremias, Das Alte Teftament im Lichte des
Alten Orients. 3. Aufl. (Staerk).

Stange, Die Eigenart der johanneifchen Produktion
(Bultmann).

Schlatter, Der Märtyrer in den Anfängen der
Kirche (Koch).

Kühn, Die Immunität der Abtei Groß-St. Martin
zu Köln (Lerche).

Michael, Gefchichte des deutfchen Volkes.
5. Bd. (Stuhlfauth).

Freifen,Verfaffungsgefchichte der katholifchen
Kirche Deutfchlands in der Neuzeit (Sehling).

Galm, Das Erwachen des Miffionsgedankens
im Proteftantismus der Niederlande (Mirbt).

Cherbury's Religionsphilofophie, hrsg. von
Scholz (Kohlmeyer).

Locke's Reafonableness of Chriftianity, hrsg.
v. Zfcharnack (Derf.).

Frifcheifen-Köhler, Wiffenfchaft und Wirklichkeit
(Troeltfch).

Conrad, Sonne und Schild (Schloffer).

Referate: Kirmes, Beiträge zur Frage nach

dem Datum der Geburt, des Todes und des
Abendmahles Jefu. — B u c h w a 1 d, Koburger
Predigten Martin Luthers aus dem J. 1530.
— Kant, Worin befteht der Fortfehritt zum
Befferen im Menfchengcfchlecht? — Wein-
ftein, Entftehung der Welt und der Erde
nach Sage und Wiffenfchaft. —Weinftein,
Der Untergang der Welt und der Erde in
Sage und Wiffenfchaft. —Jacobafch, Theorie
und Praxis des Perikopenunterrichts. —
Strunz, Die menfehliche Rede und das Leben.
Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

durch für ATAO gewonnene Raum ift der hiftorifchen
und religionsgefchichtlichen Beleuchtung der at. Dokumente
fehr zu Gute gekommen. Das Buch ift nunmehr
zu einem ftattlichen Bande von 648 S. (gegen 477 S.
der 2. Auflage) angewachfen.

Neu hinzugekommen lind außer einem kurzen einleitenden Abfchnitt
über die Quellen der at. Gefchichtsbücher folgende Kapitel: Weltbild und
Weltanfchauung der Bibel — Die 7 tägige Woche und der Sabbat — Der
Ertrag der neuen Ausgrabungen in Paläftina — Die Kultur im vorifrae-
litifchen Kanaan. Vor allem aber find die beiden umfangreichen Motiv-
regifter (S. 651—688) eine wertvolle Bereicherung der neuen Auflage.
Von den einzelneu Themen der früheren Auflage ift kein einziges ohne
Änderungen geblieben. Viele find wefeutlich erweitert oder ganz neu
gcftaltet worden. Die GlolTen zu den Väterfagen umfaflen faft too S.,
die zu den Traditionen der fogenannteu Gefchichtsbücher über 200.
Propheten und Hagiographen, die früher etwas fehr fummarifch abgehandelt
worden waren, werden jetzt in den Kapiteln 35—43 ausführlich
befprochen.

Es ift dem Verfaffer fchon in der Anzeige der beiden
erften Auflagen feines Werkes (f. o.) mit Recht nachgerühmt
worden, daß er die von E. Schräder erftmalig
angewendete gloffatorifche Erklärung des A. T.'s aus
den Quellen des wiederentdeckten Alten Orients auf eine
höhere Stufe gehoben habe, indem er fie fyftematifch
auszubauen verfuchte. Die neue Auflage geht hierin
einen bedeutenden Schritt weiter. J. bezeichnet es in der
Vorrede felbft als den eigentlichen Fortfehritt der Neubearbeitung
, daß er nunmehr gewagt habe, die orienta-
lifche, kosmifch-mythifcheSprechweife'zum Kanon
für das Verftändnis der gefamten at. Erzählungs-
kunft und der gefamten biblifchen Symbolfprache
zu erheben. Das Refultat diefer Interpretationsmethode
liegt in den bereits erwähnten ausführlichen Motivregiftern
am Schluffe des Buches vor. Sie bieten dem Forscher
in kürzefter Form den Ertrag diefes originellen, von einer
gefchloffenen Gefamtauffaffung aus unternommenen Erklä-
rungsverfuch.es der at. Überlieferungsftoffe nach Idee und
Formgebung.

Diefem Verfuch gegenüber fieht ftch die Kritik m.
E. eigentlich nur vor eine große, aber entfeheidende Frage
geftellt, nämlich die nach dem wiffenfehaftlichen Recht
diefer altteftamentlichen kosmifch-mythifchen Weltanfchauung
. Alles andere fcheint mir demgegenüber von nebenfächlicher
Bedeutung zu fein. Was gibt J. das Recht zu
der von ihm vertretenen Anfchauung von Inhalt und
Form der at. Überlieferung? Die Antwort darauf liegt
einerteits in der Entwicklung, die die Wiffenfchaft vom
anfchauung des Alten Orients zu liefern, vgl. die Anzeige A.T.inden letzten Jahrzehnten genommen hat, andererfeits
des Buches in diefer Zeitfchrift 1914 Nr. 22/23. Der da- 1 in dem befonders von Winckler und Jeremias angebahnten

Jeremias, Pfr. Doz. D. Dr. Alfh: Das Alte Teftament im
Lichte des Alten Orients. 3. (deutfehe) völlig neu bearb.
Aufl. (5. u. 6. Taufend). Mit 306 Abbildgn. u. 2 Karten u.
ausführl. Motiv- u. Sachregiftern. (XVI, 712 S.) Lex.
8°. Leipzig, J. C. Hinrichs 1916. M. 18.50; geb.M. 20 —

Diefes monumentale religionsgefchichtliche Gloffar
zum Alten Teftament, das 1904 in 1. und 1906 in 2. Auflage
erfchien, hat mitten im Weltkriege eine neue Auflage
erlebt. Das viel umftrittene Werk war fchon feit 1913
vergriffen. Bedenkt man, daß es feit 1911 auch in eng-
lifcher Überfetzung vorliegt, fo dürfte fein buchhändle-
rifcher Erfolg in Anbetracht feines gelehrten Inhalts
und feines befonderen Charakters nicht fo leicht in der
theologifchen Literatur ein Gegenftück finden. Auch in
diefer Zeitfchrift ift es 1. Z. wohlwollend aufgenommen
worden, ohne daß der Ref. dadurch ftch abhalten ließ,
feiner abweichenden Auffaffung im ganzen und im einzelnen
in ruhiger, aber deutlicher Weife Ausdruck zu geben,
vgl. 1905 Nr. 23 und 1908 Nr. 6. Wenn die Anzeige
der vorliegenden 3. Auflage an einen andern übergegangen
ift, fo entfpricht das einem persönlichen Wunsche des
Verfaffers, für den aber einzig und allein der Umftand
maßgebend war, daß der Unterzeichnete, wie wohl kaum
ein anderer unter den Fachgenoffen, Gelegenheit gehabt
hat, fozufagen in die wiffenfehaftliche Werkstatt felbft Einblick
zu tun. Ich habe mit meinem Freunde J. das Problem
diefes Buches, das im höchften Sinne feine Lebensarbeit und
fein wiffenfehaftliches Bekenntnis ift, wiederholt mündlich
durchgefprochen und während der Korrektur auf feinen
Wunfeh Bogen für Bogen durchgemuftert und mit kritifchen
Bemerkungen verfehen. Es ift daher erklärlich, daß dem
Verfaffer an einem in der Öffentlichkeit abgegebenen Ge-
famturteil über fein Werk von meiner Seite fehr gelegen
ift. Ich erfülle diefe Freundespflicht gern und mit Dank
gegen die Schriftleitung der Theologifchen Literaturzeitung
und den Referenten der erften Auflagen dafür, daß fie
beide bereitwillig zugeftimmt haben.

J. hat bekanntlich vor Erscheinen der 3. Auflage von
ATAO die beiden erften Abschnitte des Werkes zu einem
befonderen Buche ausgestaltet. Es erfchien 1913 als ,Hand-
buch der altorientalifchen Geifteskultur' und gab
ihm Gelegenheit, die von der wiffenfehaftlichen Kritik
längft gewünschte ausführliche Darftellung feiner grundlegenden
Anschauungen über das Weltbild und die Welt-

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