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Ausgabe:

1916

Spalte:

526

Autor/Hrsg.:

Papadopoulos, Chrysostomos A.

Titel/Untertitel:

Nikolaos Papadopoulos Kymnenos (1651 - 1740) 1916

Rezensent:

Meyer, Philipp

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526

29 etwas redfelige Leitfätze werden hier zu einem
Auffatze erbreitert, der viel ehrwürdige Wahrheiten enthält
. Ein proteftantifcher Zäzilianer fpricht zu uns, nicht
ohne ftarkes Selbftvertrauen und in einem, an berühmten
Muttern gebildeten bajuvarifchen Stil. Die gefchilderten
Notftände und Rückftändigkeiten werfen auf feine Heimat
ein nicht gerade günftiges Licht. Der Standpunkt
wird durch Gedanken wie diefe kenntlich: ,Gottesdienft-
formen muffen von der Synode (Generalfynode) ohne
weiteres in jeder Einzelgemeinde eingeführt werden dürfen
'. ,üie Kirche muß mit aller Energie verlangen, daß
der Unterfchied zwifchen gottesdienftlicher Mufik und
Oratoriummufik (Konzertmufik) unvergeffen bleibe.' ,Koft-
fpielige Vereins- und Gemeindehäufer — ein Modeartikel
— follten etwas in den Hintergrund treten zugunften
einer großzügigen Organifation des gottesdienftlichen
Lebens.' Gegen lateinifche Chortexte im evangelifchen
Gottesdienft beftehen keinerlei Bedenken. ,Bezahlte Chöre
find die folide Bafis einer neuen kirchenmufikalifchen Zukunft
.' In das Gebiet perfönlicher Gefchmacksurteile wird
es gehören, wenn dem Händelfchen „Halleluja" künft-
liches Pathos nachgefagt oder Eelix Mendelslohn die
Eigenfchaft des Kirchenmufikers abgefprochen wird —
letzteres deshalb, weil diefer Künftler daran verzweifelte,
die preußifche Liturgie durch fchöne Zutaten zu heben.
Einfache Formen evangelifcher Kirchenfeier glaubt der
Verfaffer — etwas unvorfichtig — durch Goethes Wendung
,von etwas Predigt und Gelang' ironifiert. Er fei
daran erinnert, daß die Ironie in diefem reizenden Gedichte
(.Pfaffenfpiel') vielmehr den ,neupoetifchen Katholiken
' gilt. Schade, daß fich zu fo viel fchätzbarem Wiffen
und löblichem guten Willen fo wenig wahrhaft förderliche
Erkenntnis gefeilt! Dem fteht anfcheinend eine Art
Familienreligion im Wege, für die es außerhalb der braven
„Siona" kein Heil gibt, und die fich mit erheiterndem
Selbftgefuhl am liebften felbft zitiert. W. Herold meint in
allem Ernft, Thibauts verdienftliche .Reinheit der Ton-
kunft' (1824/25) füllte Jeder Kirchenmufiker taufendmal
lefen'. Zur Beruhigung vielbefchäftigter Männer von der
Zunft fei bemerkt, daß bei dem vorliegenden Werk ein
einmaliger Genuß reichlich genügt.

Münfter W. J. Smend.

Referate.

Kögel, Prof. D. Jul.: Zum Gleichnis vom ungerechten Haushalter.

Bemerkungen zu Luk. 16, 1—13. (Beiträge zur Förderung
chriftl. Theologie. 18. Jahrg., 6. Heft.) (36 S.) 8". Gütersloh,
C. Bertelsmann 1914. M. —80

Nicht an dem Gleich nisftoff nimmt der Verf. Anftoß; da es
ja, wie Zahn gezeigt habe, nur auf den einen Vergleichungspunkt,
die Klugheit, ankomme. Sondern daran, daß der Herr des Haushalters
(in Wahrheit ift der xi'-Qiog v. 8 Jefus) diefen lobe. Aber
o olxorö/wq Ttji äSixlaq bezeichne diefen gar nicht nach feiner fitt-
lichen Qualität, fondern — entfprechend dem fiaitoiväq Trjq äSi-
xiaq — einfach als Haushalter, der diefer Welt angehört (aber der
oixnvd/ioq ift ein Individuum, der putitmv&c; eine Gattung!). Dann
wirke derSchluß a minori ad maius: wenn fchon ein Haushalter die-,
fer Welt folche Klugheit bewährt, wieviel mehr follen es die Kinder
der Welt des Lichts. Danach feiauchdieHandlungsweifedesotkovö^o?
zu beurteilen. Die Schuldner, deren Schuld herabgefetzt wird, feien
nicht feinem Herrn, fondern ihm felbft verpflichtet (aber v. 5;
nöaov o</n').ii. iöi xvplfji i'ovl); fie feien nämlich Afterpächter,
er der Großpächter. Sein ßiaoxopm&tv habe im Raubbau be-
Itanden, — d. h. er fei denen verleumdet worden. Daß er nun
den rückftändigen Pachtzins herabfetze, fei völlig einwandsfrei
und für den gewünfchten Erfolg höchft geeignet.
Breslau. Bultmann.

Hadorn. Prof. D. W.: Das tauTendjährige heich. (Biblirche Zeit-
u.Streitfragen,X.Serie, 4.Heft.) (40 S.) 8». Berlin-Lichterfelde,
E. Runge 1915. M. — 60

Hadorn legt in feinem Beitrag zu den ,BibIifchen Zeit- und
Streitfragen' dar, welche Bedeutung die Vorftellung vom tausendjährigen
Reich für den Chriften von heute hat. Er bahnt fich
dazu den Weg, indem er zunächft ,die biblifchen Ausfagen über

das taufendjährige Reich', d. h. die bekannte Stelle Apok. 20 1—10
verliehen lehrt. Als Ausleger der Offenbarung verbindet er die
zeitgefchichtliche mit der traditionsgefchichtlichen Deutung, indem
er gleichzeitig den echt prophetifchen Charakter des Johannes
in Anfchlag bringt. Die Berührungen mit der zeitgenöffifchen
jüdifchen Apokalyptik in der Idee des taufendjährigen Reiches
werden aufgezeigt. Aber fie betreffen eigentlich nur die äußere
Form, während fich der Inhalt, wie ein Vergleich mit Jefu Predigt
bei den Synoptikern und gelegentlichen Äußerungen des Paulus
zeigt, echt chriftlich ift. Da, was die Apokalypfe über die Parufie
und die von ihr eröffnete Endentwicklung zu fagen hat, auch noch
für die Gegenwart feine Bedeutung behält, foll der Chrift aus
Apok. 20, 1—10 die Erwartung einer HeriTchaft Chrifti auf Erden
entnehmen. Der Satan ift durch die Vereinigung der Gemeinde
mit Chriftus gebunden. Aber da er nochmals loskommen foll,
fteht ,ein letzter Anfturm der von ihm irregeleiteten und verführten
heidnifchen Völker gegen die Gemeinde' in Ausficht.
Für diefen Kampf gilt es fich zu wappnen. Das mag genügen,
um zu zeigen, in welcher Weife H. den Schluß der Bibel für
unfere Zeit fruchtbar zu machen trachtet.

Göttingen. Walter Bauer.

HaxadöxovXo^, Xyvouozofioq A.: Nixot-aos Jlaxaöoxovi.oq
Kv/ivtjvös (1651—1740). (56 S.). 8". 'Ev 'Alegavöpeia, 'Ex
xov TtaxQiaQyixov rvnoytiaiptiov 1913.
Eine unerfreuliche Erfcheinung in der griechifchen Kirche
feit dem fpäten Mittelalter find die vielen Theologen, die zu den
Lateinern übergegangen find. Ein folcher war auch diefer Kom-
nenos. Und er hat es an Bekämpfung feiner mütterlichen Kirche
nicht fehlen laffen. Jetzt verfucht der gelehrte Chryfoftomos
Papadopulos auf Grund einer Anzahl von Briefen des K. an den
Patriarchen Chryfanthos von Jerufalem, die er in einem Kodex
des Metochions vom heil. Grabe in Konftantinopel gefunden,
nachzuweifen, daß trotz feines Fanatismus Komnenos fich doch
ftets als Grieche gefühlt, von Rußland das Heil erwartet und
am Katholizismus auch manches getadelt, wie z. B. den Jan-
fenismus und den Molinismus. Aber das Letzte beweift nichts,
und feine freundlichen Äußerungen hat er eben Chryfanthos gegenüber
gemacht, der fein alter Schüler und mit dem er fehr
befreundet war. Ich kann den Beweis nicht für erbracht anfehen.
Den literargefchichtlichen Zweck der Schrift erkenne ich an.

Hannover. Ph. Meyer.

Fiebig, Gymn.-Lehr. Lic. Paul: Bilder aus der Gefehlchte des
Chriftcntums. Ein Hilfsbuch zum Religionsunterricht vorwiegend
der unteren u. mittleren Klaffen höherer Lehran-
ftalten, auch f. Gebildete der Gegenwart. Nebft e. Anh.:
Außerchriftliche religiöfe Perfönlichkeiten. (VIII, 108 S.)
gr. 8". Tübingen, J. C. B. Mohr 1915. M. 1.50;

geb. in Leinw. M. 2.—
Um diefes Buch gerecht beurteilen zu können, muß man
fich genau anfehn, was der Verfaffer will. Es fieht ja etwas feltram
aus, wenn er Luther und Calvin auf je einer Seite abmacht,
aber Geliert drei Seiten, dem jetzigen Kaifer fünf, den Heiligen
der katholifchen Kirche dreizehn Seiten einräumt und Rabbinen
famt außerchriftlichen Religionsftiftern behandelt. Er will nur Be-
gleitftoffe für den Bibelunterricht und Einzelzüge für den Ge-
fchichtsunterricht in Olli und OII darbieten, auch ein Beifpiel
dafür geben, wie man felbfländig folche Stoffe, zumal auch aus
der Ortsgerchichte, zufammenftellen kann, die er für Gotha reichlich
berückfichtigt.

Heidelberg. f. Niebergall.

Möhn, Pfr. E.: Konfirmanden-Unterricht In Theorie u. Praxis. (86 S.)
8°. Herborn, Buchh. d. Naffauifchen Colportagevereins 1913.

Geb. M. 1.60

Der Verfaffer entwickelt in einem theoretifchen Teile in
klarer und nüchterner Weife feine Hauptgedanken über Konfirmation
und Konfirmandenuntericht, vorfichtig und freimütig
zugleich. In den meiden Punkten kann ich ihm beipflichten,
freilich nicht in der Anficht, daß der Religionsunterricht in der
Schule und der Konfirmandenunterricht im Wefentlichen das
gleiche Ziel haben. Wo die Pfarrer felbft in der Schule unterrichten
, könnte man bis zu einem gewiffen Grade das Letztere
zugeben, Aber diefe Voraussetzung ift in vielen Landfchaften
nicht gegeben, und außerdem ift der Lehrplan der Schule felbft,
z. B. was den Katechismus und die Kirchengerchichte anlangt,
fehr ungleich und heutzutage fehr unfleher. In einem praktifchen
Teile legt der Verfaffer fodann den Gang feines Unterrichts dar.
Auch hier findet fich vieles Gute und Beherzigenswerte; aber
auch hier habe ich allerlei Fragezeichen, Bedenken und Wünfche.
Frankfurt a. M. W. Bornemann.