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Ausgabe:

1916

Spalte:

393-395

Autor/Hrsg.:

Schroeder, Leopold von

Titel/Untertitel:

Arische Religion. 1. u. 2. Bd 1916

Rezensent:

Kauffmann, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

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Schroeder, Arifche Religion (Kauffmann).
R oeder, Urkunden zur Religion des alten

Ägypten (Wiedemann).
Das Alte Teftament in religiöfen Betrachtungen

für das moderne Bedürfnis. Hrsg. v. Gottlob

Mayer. 10—15. Bd. (Niebergall).
Kohl u. Watzinger, Antike Synagogen in

Galiläa (Lietzmann).
Kögel, Der Zweck der Gleichniffe Jefu im

Rahmen feiner Verkündigung iFiebig).
Weiß, Paulus und feine Gemeinden (Bauer).
Batiffol, La Paix Constantinienne et le Catho-

licisme (Krüger).
Preuß, Das Bild Chridi im Wandel der Zeiten

(Stuhlfauth).

Kovyeag, '0 liaiaapeiag jlot&a? xai rd

enyov avzov.
— 'Eqivvo.1 negl rffc. iXXrjvixfjq XaoyQaylaQ

xaiä xovq fJtaovg xqövov? (Ph. Meyer).

Merk, Anfchauungen über die Lehre und das
Leben der Kirche im altfranzöfifchen Heldenepos
(Friesland).

Singer, Die Dekretalenfammlung des Bernardus
Compoftellanus antiquus (Ficker).

Bibliotheca reformatoria Neerlandica. 10. Bd.
(W. Köhler).

Naegle, Kirchengefchichte Böhmens. — Rotenberg
, Beitiäge zur Gefchichte der Juden
in Steiermark. — Holzknecht, Urfprungund
Herkunft der Reformideen Kaifer Jofefs II.
auf kirchlichem Gebiet. — Monumenta Hof-
baueriana.— Seile, Die Förderung des nationalen
Friedens in Öderreich und die Religion
. — Fifcher, Das Evangelium in Eger
und im Egerlande (Loefche).

Schwarz, Immanuel Kant als Pädagoge (Buchenau
).

Neef er, Le Probleme de Dieu (Lobftein).
Seeberg, Ewiges Leben? (Thieme).

Bezzel, Pflicht und Recht der Inneren Miffton
(Knoke).

Grentrup, Die Raffenmifchehen in den deut-
fchen Kolonien (Mirbt).

Referate: Meffer, Gefchichte der Philofophie
im Altertum und Mittelalter. — Breithaupt
De Parmenisco grammatico. — Schröer Das
Buch Hiob. — Banescu, Deux Poetes byzan-
tins inödits du XIIIe siecle. — Penn, Früchte
der Einfamkeit. — A. Seeberg. Worte des

Gedächtniffes u. Arbeiten aus dem Nachlaß._

Schian, Der Pfarrer und die Gemeinde-
organifation. — Kirchliches Jahrbuch, 42. Jahrg.

— Faut, Einführung in die Philofophie. _

Schmidlin, Die chriftliche Weltmiffion im
Weltkrieg. — Koehler, Die deutfch-prote-

ftantifche Kriegspred;gt der Gegenwart. _

Schneider, Kirchliche Fürbitten zur Belebung
des Gemeindegottesdienff.es. — Mix, Der
Pfarrer als Volkserzieher.

Wichtige Rezenfionen. — Neuede Literatur.

Schroeder, Leopold von: Arifche Religion. 1. und 2. Bd. j wenn nicht doch vielleicht dem Sonnenkult der Arier ein
8n. Leipzig, H. Haeffel. Je M. 10 — ; geb. M. 13— ! älterer Mondkult vorausgegangen fei (II, 4570°., 659fr.).

..Bd. Einleitung. Der altarifche Himmelsgott. Das höchfte gute D°g.ma ftdlt /Ür ^ Religion der arifchen

Wefen. (VIII, 618 S.) 1914. — 2. Bd. NatuiVerehrung u. Lebensfefte.
(VII, 707 S.) 1916.

Dies weitfchweifige Buch gehört der apologetifchen
Literatur an. Der Verfaffer, von der Evidenz feiner
Dogmen gru.ndlicb.ft überzeugt, überfchüttet uns mit Argumenten
und Exzerpten, wie er fie unter allen Himmels-
ftrichen gefammelt hat — die neuere religionswiffenfchaft-
liche und religionsgefchichtliche Richtung macht fich
allerdings kaum bemerkbar1 —, um durch den Einklang
der verfchiedenartigften Stimmen feine Thefen zu erhärten.
Sein erftes Dogma lautet, die Arier — er meint die
Indogermanen — feien ganz anders und weit höher or-
ganifiert als die übrige Menfchheit (I, 170fr.). Man erwartet
daher die Schlußfolgerung, daß die Ausdrucksformen
der überlegenen .arifchen' Religion mit denen der
andern Religionen unferer Erde einen Vergleich nicht
dulden; ftatt deffen hören wir, ein Hauptftück der arifchen
Religion, die Sonnen- und Feuerfefte, feien in Mexiko
und Peru genau ebenfo gefeiert worden (II, 595 fr.). Das
zweite Dogma handelt von der Gegenfätzlichkeit der
Naturverehrung und des Seelenkultes2 (I, 50ff., 64fr.).
Diefer wird von dem Verfaffer fpäter dargeftellt werden;
von der Naturverehrung der Arier, die er in feinem

Urzeit ,eine klar ausgefprochene Beziehung zu den
moralifchen Begriffen' (I, 267) feft und entwickelt aus
diefer Prämiffe im erften Band den Glauben an ein
.höchftes gutes Wefen', das auf Grund von waghalfigen
etymologifchen Kombinationen im .Himmelsgott' der
arifchen Urzeit wiedergefunden wird 1 (I, 555ff); Merkmale

fpeziell bei allen arifchen Völkern feit alters bezeugt', II, 28; ,demnach
müßte man in den Ariern . . . eifrige Sonnenverehrer vermuten, und ich
glaube, daß diefe Vorausfetzung fleh tatfächlich als eine richtige bewährt'
90; ,Man hat den Eindruck, daß gerade bei den arifchen Völkern die
Sonnenverehrung recht eigentlich zuhaufe ÜV, 92. Der Verfaffer hat fich
aber auch eine andere Betrachtungsweife zu eigen gemacht, die feine
.Vorausfetzung' widerlegt: ,Man hat bei der Kondruktion des Urfprungs
der Sprache, der Religion, der Mythologie oft genug den Fehler begangen
, daß man den Urmenfchen gewiffermaßen plötzlich mitten in die
Natur . . . hineinfetzte und diefe nun auf ihn wirken ließ. Da daunte er
dann über die Erfcheinung der Sonne, der Morgenröte ufw. Doch wir
dürfen nie vergelten, daß die Untermeufchen ehe fie Menfchen wurden
fchon durch unabfehbare Zeiträume mitten in der Natur ftanden, in ihr
lebten und darben, daß ihnen alfo alle ihre Erfcheinungen fchon durch
endlofe Generationen fo wohlbekannt und vertraut waren, wie auch den
andern höheren Wirbeltieren; Leben und Tod in der Natur war ihnen
ebenfo geläufig wie auch eine Fülle fozialer Erfcheinungen und Indinkte,
die fie mit andern Wirbeltieren gemein hatten' (I, 50).

1) ,Es lag doch auch nahe, das höchde Wefen hoch hinauf in die
lichte Himmelsferne zu verletzen, ihn (I) zum Alten des Himmels, zum
Vater im Himmel zu machen, und man wird diefe höchd einfache Kon-
zweiten Band mit maßlofer Breite behandelt, wird be- zeption, die keine irgend höher entwickelte Kultur vorausfetzt, wohl zu

hauptet, daß die Lichterfcheinungen des Himmels den
wefentlichen Inhalt des mythifchen Denkens bilden (II, 80),
und daß die Sonne es vollftändig beherrfcht habe3 —

1) Eine bemerkenswerte Ausnahme begegnet Bd. II, 657 f.

2) ,I)ie Entdehung des Seelenglaubeus und des aus ihm hervorgehenden
Seelenkultes id klar und leicht begreiflich. Sie ruht auf der
großen Tatfache des Todes in der Natur und in der Menfchenwelt, wie
die Naturveiehrung auf der großen Tatfache des Lebens .... Die beiden
großen, bedändig mit einander ringendeu, anfcheinend unvcrföhulich feindlichen
Mächte wurden beide zu Wurzeln der Religion', I, 69 f.

3) ,Wie die Sonnenverehrung in irgendwelcher Form zu den nächd-
liegenden und weitedverbreiteten Naturkulten überhaupt gehört, fo id fie

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den Elementargedanken des Menfchengefchlechtes rechnen muffen', I,
84f.; ,Es findet fich gerade bei den Völkern auf der allerniedrigften
Kulturdufe ... die Vordellung, daß diefes höchde gute Wefen auch von
den Menfchen ein entfprechendes, gutes, moralifches Verhalten fordere',
99; ,Vor allem müffen wir feflhalten, daß das höchde Wefen als durchgehenden
Hauptzug feines Charakters bei allen primitiven Völkern denjenigen
der reinen Güte aufweid', toi; .Wenn Naturerfcheinungen überhaupt
vergöttlicht wurden, fcheint der Himmel befonders dazu angetan',
304; ,Der Himmelsgotl war in feinem innerden Kern ethifcher Natur'
342; ,Alle großen Züge in feinem Wefen gehen auf diefe zwei Dinge
zurück: die daunende und ehrfürchtige Betrachtung des Himmels, die
daunende und ehrfürchtige Betrachtung des moralifchen Gefetzes im
Menfchen', 343f. (Kantl); ,Es id kein Naturgott, kein Seelengott . . .
erwachfen aus der Beobachtung des moralifchen Gefetzes im Menfchen