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Ausgabe:

1916 Nr. 1

Spalte:

365-369

Autor/Hrsg.:

Fiebig, Paul

Titel/Untertitel:

Rosch ha-schana. (Neujahr.) 1916

Rezensent:

Miefes, J.

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Theologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 16/17.

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feiner ftreng konfervativen Stellung zum überlieferten
Text nicht in Betracht. Dagegen enthält fein Werk an
dem, was er aus der jüdifchen Literatur mitteilt und was
er felbft als Exeget zu fagen hat, ein fehr reichhaltiges
Material jüdifcher Exegefe. Inwieweit wir daraus für die
Erklärung desDeuteronomiums pofitive Belehrung fchöpfen
können, läßt fich vielleicht zur Zeit nicht völlig überleben
. Möchte der Verfaffer den abfchließenden Band
bald folgen laffen.

Roftock. J. Herrmann.

Fiebig, Ob.-Lehr. Lic. Paul: Rolch ha-lchana. (Neujahr.)
Text, Überfetzg. u. Erklärg. Nebft e. textkrit. Anh.
(Die Mifchna. Hrsg. v. G. Beer u. O. Holtzmann.
2. Seder. Moed.) (VII, 127 S.) Gießen, A. Töpelmann
1914. M. 6.75

Der Herausgeber hat zunächft der Auswahl eines
Textes fein Augenmerk zugewendet. ,Ich biete als Text
des Traktates lediglich den Text der editio princeps des
Babli (abgefehen von den durch die Vokalifation bedingten
Änderungen); nicht(!), weil ich diefen für befonders wertvoll
hielte, fondern weil er durch Goldfchmidts Über-
fetzung am bequemften zugänglich ift' (S. 111). Alle
möglichen Varianten wurden auf S. 112—124 zufammen-
getragen. Jedoch wurde diefe einfeitige, bedingungslofe
Bevorzugung des einmal erwählten Textes (,Bpr'), felbft
auf Korten der Einheitlichkeit und der Konfequenz durchgeführt
. So heißt es (S. 84, II 5 a) Sl©b T^tn IST© bi©©'a,
hingegen (S. 86. II 6c) 'b D^T] "<» ;©a. (S. 88,' II 8cj;
Z~~~VQ tJXTl mit ©i— zum Schluß, ftatt des zur Bezeichnung
des plur. masc. durchgängig gebrauchten "j*»—-. Vgl.
dazu die Angabe im textkritifchen Apparat (S. 118): /©''Ty©:
nur Bpr T Bq. Die übrigen: pTy©.' Das fprachlich
richtigere nby© lEbs (vgl. z. B. babli ketubot p. 103b
bman iBba .'. ©yn "Tjba iidb ... "nx und ibid. p. 104a
nby© ^sb© iTiyasx -i©y Cjpr) ift durch nby©b 's (S. 96,

III 8a) verdrängt worden, weil Bpr (vgl. Textkr. Anhang)
dafür war. Übrigens ift richtig nby©(b), und nicht nby©b;
vgl. Jef. VII11 nbyab nrnn und rp LXXIV 5 nbyab K*a»i.

Unverkennbar ift das Beftreben, eine korrekte Punktation
herzuftellen, jedoch nicht immer begleitet vom Erfolg
. Die Paufa z. B. übt nicht immer die gleiche Wirkung
aus. (S. 92, III 1 b) nabs r«J tTO 1stxt, hingegen
(S. 98, IV 1) -uba n:ma x'sst." (S. 27) ip/n tb xnia, (S. 86,
II 6b) n©?p inViy,' (S. 164, IV 8a) bin n»... vnfctti

neben (S. "88, II 7 c) m©©' Tsöpp 133», (S. 92, ii Qd)
■na*j n** nbap», (S. 100,' IV 4) •mn Dipab ... Falfch ift
ferner y)»i Tpnb», nomina loci find bekanntlich feminin;
richtig: 's T^'bx, vgl. y> CXLVI 10; (S.48) D3Tj -in), (S. 64)
in, fowie (S. 64) ©Tiain -in», richtig: sta't. constr.
TtxY-iT3 oder V"tT3, vgl. Levy, Neuhebräifches Wörterbuch
sVh. v. und n©©Vnö©' vgl. D^VÖT^, iJOT etc. Y1»T
vgl. Olshaufen, Lehrbuch der hebräifchen Sprache § 14a.
Vom Sg msba (S. 61) ift der Plural PiVaba, ftatt tfrCgQ

(S. 41, 42, 49, 51 .. .), ähnlich rrt»"» (,EdujotfS. 125) /ri«n?.
Ebenfo tfl*Br, ftatt ni'DT (S. 64, IV 3) VITDT. — Bezeichnenderweife
zitiert der Verfaffer felber (S. 70) ,Malchujos'.

Der Herausgeber vokalifiert ftets DbOTV), einmal richtig
B)b©lT, jedoch mit wiewohl in der Bibel ©btth-P nur
defektive vorkommt. In den aramäifchen Texten, z. B.
Efra IV 23 kommt ein bloß ähnlich lautender Name
DbqJ>m vor. Statt riTTb (S. 74), richtig ©TTb. Statt
nbsn (S. 25) richtig nbW Statt na©'b «Cb» (S. 49) richtig
H3©b '9. In der Bibeiftelle y> LXXXI 5"'. . . pH *3 wird
ph einmal (S. 54) defektive pH, das andere Mal (S. 48)
plene pin gefchrieben. Falfch ift (S. 60) wby (TltÄB

Tinnina, richtig ... nisas. Statt -i©iri (S. 96,' III* 8a)

I richtig IBia) d. i. Und er (der Satz) fchließt. Die gram-
matikalifch unrichtigen Wendungen !TBr]rj yp©')©/ "jy(S. 27)
und rriyo PI©'© (S.99, Anm. zu IV 2) hätten ftilifchweigend
korrigiert, zumindeft aber als fprachwidrig bezeichnet
werden follen.

Auch die Orthographie der Tranfkription der
Vokale ift nicht mit ficherer Hand durchgeführt worden.
Jehuda (S. 5), Jehofchu'a (S. 12), Soferim (S. 15), Gemara
(S. 108), Megilla (S. 125) gegenüber JHiuda (S. 80, 95),
Jehofchu'a (S. 45, 89, 92, 101), Megilla (S. 96, 97), fowie jcchiel
(S. 108), Schema' (S. 24), Unetanne (S. 65, 70), teqi'oth
i (S. 107), teruoth, (S. 105, 106), schebarim (ibid). Die Form
j Horkinas (S. 2, 12), für das richtige Horkinos = ©isia-irl
(S. 88, 90) darf wohl eher als ein Druckfehler angefehen
werden. Allein auch mit den Konfonanten ift es nicht
überall ganz gleich. Das afpirierte S lautet bh in Aqibha
YSSipy (S. 12 u. ö.) und b in Lulab Y©blb (S. 99),
schebarim y©">-q©' (S. 105, 106). Das n thatals Aequi-
valent h und ch: Jochanan (S. 2 u. ö.) y "J3ITP und Hanna
(S. 44) Vnsn; vgl. S. 127, 4 Umfchrift des hebräifchen
Alphabets. 'Das © ift teils — s, teils = sch. Schim'on
(S. 7 u. ö.), Schema' (S. 24), Jehofchu'aJS. 45), Rosch ha-
schana (S. I u. ö.), gegenüber Elifa yji©)bs (S. 15), Suna-
mitin Yniiaiti (ibid), Affur Vti»"« (S. 6b), Jerufalem
V"©b©nT (S. 81 I 7 c). Warum wird Tb (S. 80 I 6a) durch
Lydda wiedergegeben und nicht mit Lud überfetzt? vgl.
Geruphina für xyiETlä (S. 84, II 4), während doch wohl das
in einigen Handfchriften vorgefetzte X die Überfetzung
durch Agrippina von jedem Zweifel befreit.

Die Setzung der Determination T erfcheint mitunter
als willkürlich, z. B. (S. 80,1 8 a) tPS/ia X)3lpa pn'WBfl.

,Die Überfetzung habe ich . .'. möglichft wörtlich
geftaltet' (S. VI). Wenn jedoch (S. 82, I 9b) VfSi Vripib
fiibs© und rrbiT© ')a "ib durch ,fo nehmen fie' in ihre
Hand Stöcke, bzw. Speifen' überfetzt wird, ohne daß im
Kommentar die figürliche Bedeutung diefer Ausdrucksweife
hervorgehoben werden würde, dann ift diefer Grund-
fatz der wörtlichen Überfetzung auf die Spitze getrieben
worden. . . . t3 bedeutet figürlich in der Gewalt, im
Befitz haben oder fein fchon im Bh., vgl. Jud. VIII 6

Tj-p} nny wtabs) ©3? spn, 1 Reg. xx 6 i©n© bs irrn,

iiripb) DT3 Wvtt* *|^y, anderfeits für die analoge Bedeutung
Von ibsna vgl. Jud. IV 10 isbs n-iiay T'bana bys)
©iS, welches dem vorhergehenden 's 'S ff)V9 rfay Prrpb'l
(Ibid. V, 6) entfpricht, fowie Jud. VIlI 5 "»IjVtt S©«' ©yb'.
7* ift übrigens, gleich der manus, im Talmud zum jun-
ftlfchen terminus technicus für das (fubjektive) Recht, die
Rechtsfähigkeit, [vgl. Levy, Neuhebräifches Wörterbuch
s. h. v.], z. B. rvnnb im v nnn© sa^© -;ayb (b. Baba
mezia S. 19 a) ... ,für den Sklaven, der aus dem Machtbereiche
feines Herrn in die Freiheit zieht', oder by iT
rtii^byri (b. Baba mezia S. 44a) ,Seine Rechtslage, fein
Befitzrecht ift von oben', beatus possidens. Vgl. noch die
Erörterung des Begriffes T in b. B. mez. S. 56 b durch
den Amoräer bti© 13 rQI, ob n1' wörtlich zu nehmen
wäre, ob es nämlich ©Ta© IT fei. Dann ift am Feiertag
(und am Samftag) jedes normale Tragen einer Luft
unter Strafe verboten, vgl. (b. Sabbat S. 92a) S^Slttn

mn isno by is ipT iiro ibs©©a pa is^ia pa, wer

,hinausträgt' mit feiner Rechten, mit feiner Linken, in
feinem Schoß oder auf feiner Schulter ift fchuldig'. Auch
das Hinauswerfen aus dem privaten Gebiet titt ni©1 in
das öffentliche ©"mn tT©-|, fowie das Hineinwerfen in entgegengefetzter
Richtung find verboten (b. Sabbat 96 a)

m©-ib ©"mn tn©-i© D-mn ni©-ib rn'n m©-i© pnirn

3T T1TT.

Befonders nachdrücklich wird die Anficht vorgetragen,
daß ,die Mondverehrung bis auf den heutigen Tag
imjüdifchenKultusbefteht'(S.i5). Diefe Annahme ift natürlich
falfch. Das Judentum kennt bloß eine Mondweihe,