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Ausgabe:

1916 Nr. 15

Spalte:

344-346

Autor/Hrsg.:

Tafrali, O.

Titel/Untertitel:

Topographie de Thessalonique 1916

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Theologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 15.

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ftafis auf dem Madaba-Mofaik nicht weggelaflen ift, was
undenkbar, kann fie da nur in der Rundung weftlich der
Bafilika erkannt werden. In diefelbe Richtung weifen das
Apfis-Mofaik von San Pudentiana in Rom und zwei
Reliefs der Zeit vor 614. Das konftantinifche Apoftoleion
in Konftantinopel und der Dom von Parenzo find als be-
abfichtigte Nachbildungen des Baus in Jerufalem nicht
zu erweifen, während die als folche bezeugte Kirche San
Stefano in Bologna gegen Heifenbergs Annahme zeugt.
Ein ,Hinabfteigen' zum Grabe Chrifti. wie es einige Quellen
bezeugen, läßt fich auch verliehen, ohne es in die Helenakapelle
hinabzuverlegen. Die von Pleifcnberg angenommenen
Maße der Bafilika (30,98 m Länge und etwa 40 m
Breite) find eine architektonifche Ungeheuerlichkeit ohne
Analogie. Die von Aetheria erwähnte außen liegende
Bafilika nahe der Anaftafis muß nicht die von H. angenommene
, profane Wartehalle zwifchen beiden Höfen
fein, welche Eufebius zu erwähnen vergaß, fondern läßt
fich nördlich der Anaftafis denken. Daß der Kreuzes-
felfen im Konftantinsbau zuerft gar nicht vorhanden und
dann durch einen künftlichen Aufbau bei der ,Erdenmitte
' hergeftellt worden fei, erlauben weder die Auslagen
des Pilgers von Bordeaux noch des Cyrillus von Jerufalem.
Zum Schluß wird hingewiefen auf die Momente, welche
Vincents und Abels neuerliche archäologifche Unter-
fuchung der Grabeskirche gegen die Aufftellungen Heifenbergs
ergeben haben. Während die Südfaffade der jetzigen
Grabeskirche nicht zum Bau Konftantins gehört,
find die erhaltene Süd oftecke feines Ofthofs, die weftliche
Begrenzung der Auferftehungsrotunde und das Felfen-
maffiv hinter der Adamskapelle fefte Punkte, welche der
Rekonftruktion jenes Baues nach der Vorftellung Heifenbergs
widerftreben. — Auch wenn man in bezug auf
nebenfächliche Punkte anderer Meinung ift, wird man der
Beweiskraft der gründlichen und unbefangenen Unter-
fuchung Baumftarks fich nicht entziehen können. Sie
enthält dabei wertvolle Beiträge zur Erklärung und Wertung
der Schriften der alten Pilger und zur Feftftellung
wichtiger Einzelheiten des alten Baus. Aber fie zeigt
doch zugleich die dringende Notwendigkeit von Unter-
fuchungen an Ort und Stelle, welche im Ofthof der jetzigen
Grabeslcirche, im Refektorium der Griechen hinter Golgatha
, in den Kellern weftlich der Grabesrotunde und in
der Grabesaedicula anzufetzen hätten. Selbft Vincents
Pläne des gegenwärtigen Beftandes entfprechen nicht
durchweg der Wirklichkeit, wie meine eigenen Aufnahmen
der Refte des Konftantinsbaus und der Calvariuskapelle
mit ihrer Umgebung ergeben haben.

z. Z. Freienwalde a/O. Dal man.

Hartmann, Priv.-Doz. Dr. Richard: Palaftina unter den

Arabern. 632—1516. (Das Land dei Bibel. Bd. I, Heft 4.)
(53 S.) 8°. Leipzig,}. C. Hinrichs 1915. "M. —60

Von gründlicher Kenntnis der Hauptquellen und
gewandter wie fchwungvoller Darftellung zeugt die an-
fprechende Schilderung, die H. von der Gefchichte Paläftinas
unter den Arabern entwirft. Sie beginnt mit dem Nachweife
, daß die Völkerwanderung der Araber nach Norden
bereits vor dem Auftreten des Islam begonnen hat —
große Ereigniffe werfen in diefer Weife ihre Schatten
voraus — entwirft dann ein Bild der Eroberung Paläftinas
durch die Muslime, der Blüte diefes Landes unter den
Omajjaden, feines Rückganges unter den Abbanden
und Kreuzfahrern, mit der fchwachen Nachblüte unter
Saladin und den Mamluken. Die Darfteilung bleibt nicht
bei den äußeren Vorgängen der politifchen und kriegeri-
fchen Ereigniffe flehen, fondern deckt auch die tieferen
wirtfchaftlichen Triebfedern auf. Neben diefer materiellen
Kultur wird auch die geiftige vielfach und treffend berührt
(fowohl die Kunft als auch die Wiffenfchaft). Sehr
aufklärend dürften manche Ausführungen wirken, die die
islamifche Kultur mit der gleichzeitigen chriftlichen vergleichen
— aufklärend befonders für diejenigen, die das
mittelalterliche Abendland für höher kultiviert als die
islamifchen Völker halten. In demfelben Gegenfatze fleht
auch die edle Humanität Saladins bei der Eroberung Jeru-
falems 1187 zu der Barbarei der Kreuzfahrer ca. 100 Jahre
vorher. Gut wird auch gefchildert, wie die Kreuzfahrer
fich zu der überragenden islamifchen Kultur empfangend,
nicht gebend verhielten. Es ift zu hoffen, daß der Ver-
faffer aus dem Schatze feiner Quellenkenntniffe noch
manche Lücke der Gefchichte des Islam ausfüllen wird.
Eine Karte würde das Verftändnis des Buches unterstützen
1.

Bonn. Horten.

Tafrali, Dr. O.: Topographie de Thessalonique. Preface de
Ch. Diehl. (XII, XII, 220 S. mit 14 Fig., 32 Taf. u.
2 Plänen gr. 8°. Paris, P. Geuthner. 1913. Fr. 20—

— Thessalonique au quatorzieme siede. Preface de Ch.
Diehl. (XI, XXVI, 312 S.) gr. 8°. Ebd. 1913. Fr. 15 —

— Melanges d'Archeologie et d'Epigraphie Byzantines. (95 S.
m. Abbildgn.) gr. 8°. Ebd. 1913. Fr. 6—

Wer will fagen, was nach dem Kriege von der fchö-
nen Stadt Theffalonich, ihren Altertümern und Kunft-
reichtümern übriggeblieben fein wird! Darum ift es doppelt
wertvoll, von dem Allen, noch vor dem letzten großen
Erlebnis der Stadt, eine fo fchöne, gründliche und auf
Anfchauung wie auf Quellenftudium beruhende Darftellung
zu erhalten, wie fie in den beiden Büchern über
Theffalonich vorliegt. Das erfte von ihnen wird namentlich
dem F"orfcher kirchlicher Kunft, das andere dem
Kirchenhiftoriker erwünfcht fein. Aber man muß fie beide
kennen, um zu der ganzen Anfchauung zu gelangen.

Zunächft zu der,Topographie'. Das über die Gründung
den Namen und die günftige Lage der Stadt Gefagte
(Kap. 1) führt den Lefer allgemein in die Verhältniffe ein.
Dann geht es zur äußeren Stadt, den Befeftigungen, den
gewaltigen Mauern, die jedem, der dort war, nicht aus
dem Gedächtnis schwinden. Hier ift es nun von großer
Wichtigkeit, feftgeftellt zu fehen, daß die über den helle-
nillifchen Trümmern aufgeführten Mauern aus der Zeit
von Theodofius d. Gr. flammen, fpäter natürlich ergänzt,
wiedergeftellt und erneuert. Es folgt dies Ergebnis aus
dem Beweis, daß der in einer Mauerinfchrift als Erbauer
genannte Hormisdas Vertrauter und Feldherr diefes
Kaifers war. Die beiden folgenden Kapitel, die von der
alten byzantinifchen Befeftigungskunft und von der
Wafferleitung handeln, dürfen wir übergehen. Damit
gelangen wir an das zweite Buch, das uns ins Innere der
Stadt führt. Von der antiken Stadt ift wenig mehr zu
fehen, während noch im Beginn des 18. Jahrhunderts
Theffalonich nach Athen als die an griechifchen Altertümern
reichfte Stadt galt. Aus der byzantinifchen Stadt find die
Kirchen das Hervorragendfte (Kap. 3). Sie haben zwar
durch türkifche Um- und Anbauten gelitten, find aber
doch noch in ihrer alten Herrlichkeit zu erkennen,
namentlich der agios Georgios, die Panagia axtiQoxolqxoq,
Agia Sophia und der Ruhm der Stadt, der agios Dimi-
trios. Für diefe vier Kirchen führt der Verfaffer den Beweis
der Erbauung im 4. und 5. Jahrhundert. Durch
genauefte Prüfung des Baumaterials und des Baus ergibt
fich, daß fie aus der Zeit des Mauerbaus durch Hormisdas
flammen. Beigefügte Tafeln der Steinzeichen erlauben
fogar eine Nachprüfung. Den Schluß des Buchs
machen 32 Tafeln mit Bildern von Kirchen, Mauern u. a.
aus. Zwei Pläne gelten außerdem dem Mauerbau.

,Theffalonich im 14. Jahrhundert' hat für die Kirchen-
gefchichte in ihrer notwendigen Verbindung mit der

1) Zur Berichtigung eiuiger hiftorilcher Verfehen dicut: Berthold's
Studien über Kalif und Sultan, befprochen von C. H. Becker in: Der
Islam IV 350 fr.