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Ausgabe:

1916 Nr. 13

Spalte:

307

Kategorie:

Religiöse Kriegsliteratur, Kriegspredigten, Kriegspädagogik

Autor/Hrsg.:

Kortheuer, A.

Titel/Untertitel:

Feierstunden im Felde 1916

Rezensent:

Schian, Martin

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307

Theologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 13.

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gewinnt die Anfprache mehr den Charakter der ftillen
Sammlung: aber foll fie das nicht? Kurz, einfach, aber
warm und praktifch fpricht Eifenberg20; ich glaube,
feine foldatifchen Hörer konnten ein paar Leitgedanken
ins Herz faffen. Etwas länger, aber gleichfalls fchlicht, klar
disponiert, ruhig-ernft find Kortheuers21 Predigten;
manche von ihnen fcheint mir ganz den rechten Ton
getroffen zu haben. Kurze Sätze, deutliche Leitmotive,
ernfte Gedanken, wirkfames Eingehen auf des Herzens
Verlangen: darauf kommts an. — Die kleine Schrift
von Breit22 ift keine eigentliche Feldpredigt, fondern nur
auf Grund einer folchen gefchrieben; aber es muß fich um
ftarke Erweiterung und wohl auch Verfeinerung handeln.
Übrigens ift fie fehr lefenswert.

4. Theoretifches. Über die Kriegspredigt unferer
Zeit find fchon vor Monaten zwei Schriften gefchrieben
worden; beide von F. Koehler. Hier liegt nur die kleinere
zur Befprechung vor23, die ganz auf der größeren ruht.
Sie ift eine Zufammenftellung der in den Kriegspredigten
etwa des erften Kriegsjahres enthaltenen wichtigften Gedanken
über den Krieg nach den Gruppen: Gott und der
Krieg; Der Krieg als Schickfal und Schuld; Der Krieg
als Erzieher; Ift der Krieg Zerftörer oder Verklärer chrift-
licher Ideen; Der Krieg und die deutfche Chriftenheit.
Dabei wäre eine fchärfere Sonderung und Gruppierung
fehr nützlich gewefen; auch vermißt man häufig die nötige
Kritik. Man erhält kein einheitliches, aber auch kein
nach beftimmten Auffaffungen gegliedertes Bild; man erhält
keine Antwort auf die Frage nach Recht und Unrecht
der vorgetragenen Gedankenreihen. Aber die Zufammenftellung
(übrigens in diefem Heft ohne Quellen) kann
den Dienft vielfacher Anregung leiften.

Gießen. M. Schi an.

20; Eifenberg, Feld-Divif.-Pfr. C: Zwölf Feld-Predigten. (48 S.)
kl. 8». Marburg i. H., N. G. Elwert 1915. M. —50

21) Kortheuer, freiwill. Feldpred. A.: Feierftunden im Felde Den
Truppen der 52. Iulanterie-Divifiun e. Kriegsandenken. (101 S.) 8°. Herborn
, Buchh. d. Naff. Colportagevereins 1915. M. 1 —

22) Breit, z. Zt. Divif.-l'fr. Thomas: Tod, wo ift dein Stachel?
Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Trauernden zum Troft, allen zum
Gewinn. Auf Grund einer Feldpredigt in den Vogefen. (23 S.) 8°.
München, P. Müller 1915. M. —50

23) Koehler, Pfr. Lic. F.: Der Weltkrieg im Lichte der deutfch-
proteftantifchen Kriegspredigt. (Religionsgefchichtliche Volksbücher, V.
Reihe, 19. Heft.) (56 S.) 8". Tübingen, J. C. B. Mohr 1915. M. — 50;
geb. M. — 80

Referate.

Benzerath, Dr. Michael: Die Kirchenpatrone der alten Diözere
Lauranne im Mittelalter. (XVI, 221 S.) gr8°. Freiburg (Schweiz),
Univerfitäts-Buchhandlung 1914. M. 3—

In der Zeitfchrift für fchweizerifche Kirchengefchichte Bd.
16 hatte Benzerath, ein Schüler G. Schnürers in Freiburg in der
Schweiz, eine Statistique des saints patrons des eglises du diocese
de Lausanne au moyen-äge veröffentlicht; das vorliegende Buch
baut das Gebotene weiter aus. Nach einer kurz über die Grenzen,
die Einteilung, den Urfprung und die politifche Zugehörigkeit der
alten Diözöfe Laufanne orientierenden Einleitung behandelt Verf.
zunächft die fogenannten Titelkirchen, dann die Marienkirchen,
Apoftelkirchen, die altchriftlich-römifchen, die gallo-römifchen
und fränkifchen Kirchenpatrone, die Landespatrone, alemanifche
und rechtsrheinifche, byzantinifch-orientalifche (vorab durch die
Kreuzzüge bedingten) Patrone, verfährt alfo nach den Stückelberg-
fchen Grundfätzen der Heiligengeographie. Die Nachrichten über
die einzelnen Kirchen find forgfältig zufammengeftellt, ein gutes
Regifter erleichtert die Benutzung. So ift das Ganze ein fchätzens-
werter Beitrag zur fchweizerifchen Kirchengefchichte. Hin und
wieder ift Verf. gar zu konfervativ. Z. B wenn es S. 33 heißt, daß
fich ,die Marienverehrung bereits im Urchriftentum findet' oder die
Stephanskirche in Donatyre bereits 535 beftanden haben foll (S.88);
auch die Anfetzung einer Kirche des Mauritus, der „feit den älteften
Zeiten (?) große Verehrung genoß," in das 4. Jahrhundert dürfte
zu früh fein (S. 126 vgl. 137). Und wie kann man den Orden
von Cluny ganz aus den Kämpfen Gregors VII. und Heinrichs IV
ausfchalten wollen? (S. 159).

Zürich. W. Köhler.

Begemann. Gymn.-Dir. Dr. Heinr.: M. Chriftian Rofes geiftliche
Schaurpiele S. Theophania u. Holofern (1647/8). (IV, 88 S.) gr. 8».
Berlin, Weidmann 1913. M. 2—

B. ift durch fchulgefchichtliche Studien auf den Magifter
Rofe und feine Dramen geführt worden, da Rofe (1609—67) unter
den Leitern des jetzt unter B.s Leitung flehenden Neuruppiner
Gymnafiums der erfte ift, deffen Leben und Wirken durch urkundliche
Nachrichten und erhaltene Schriften einigermaßen deutlich
vor uns lieht. Aber für R.s Schaufpiele wird auch der Germanin
und Literarhiftoriker, der Theologe und der Kulturhifto-
riker Intereffe haben, obwohl ihr Wert keineswegs fo groß ift, daß
B. einen vollftändigen Abdruck hätte wagen können. Er befchränkt
fich auf Inhaltsangaben und Textproben, denen er nur ein
kurzes Lebensbild R.s und eine Einführung in feine Geiftlichen
Schaufpiele vorausfchickt und eine Studie ,Zu R.s Sprache' folgen
läßt. Die Schaufpiele R.s find aus feinem Unterricht hervorgegangen
und dienten neben der rhetorifchen Schulung der
Schüler und ihrer Übung in der damals übrigens fonft in den La-
teinfchulen noch fehr vernachläffigten neuhochdeutfchen Sprache
vor allem auch dem ,exercitium pietatis'. R.s theologifcher
Standpunkt ift ftreng biblifch und lutherifch. Sein literarifcher
Meifter ift Johannes Rift, von dem er fogar einige Lieder und
burleske Zwifchenfpiele direkt übernommen hat, wie er denn
überhaupt gerade in diefem Beiwerk wohl durchweg von anderen
abhängig ift. Was die Hauptteile feiner Schaufpiele betrifft, fo
hat er im ,Holofern' die ihrerfeits auf Martin Opitzens Judith'
(1635) beruhende Judith' (1646) des Andreas Tfcherning, für den
die neue große Biographie Hans Heinrich Borcherdts vom J. 1912
B. offenbar noch nicht bekannt war, benutzt. Für das Weihnachts-
fchaufpiel ,Theophania' dagegen läßt fich eine Abhängigkeit nicht
nachweifen, obwohl man eine folche prinzipiell für wahrscheinlich
halten darf.
Berlin-Steglitz. Leopold Zfcharnack.

Zur Erinnerung an D. Paul Mezger, Profeffor der Theologie in Bafel,
geb. den 14. Juni 1851, gell, den 27. Okt. 1913. (34 S.) 8".
Bafel, Kober 1914. M. —60

Das Heft enthält nach kurzen biographifchen Notizen Reden
von Pfr. E. Miefcher, Prof. Wernle, Prälat a. D. Braun und Prof.
Bertholet, die in Bafel und (bei der Beifetzung) in Stuttgart
gehalten find. Theologifches Intereffe erweckt insbefondere die
Würdigung, die Wernle der religiöfen, theologifchen und kirchlichen
Stellung M.s zuteil werden läßt.
Göttingen. Titius.

Flaig, Pfr. a. D. Dr. Jofef: Chriftoph Sigwarts Beiträge zu Grundlegung
u. Aufbau der Ethik. (Anaftatifcher Neudruck.) (III, 54 S.)
gr. 8°. Stuttgart, W. Kohlhammer 1912. M. 1.50

Sigwarts unvergängliche Verdienfte liegen auf dem Gebiete
der Logik. Über ethifche Probleme hat er fich, abgefehn von
den .Vorfragen' (1886) und den methodologischen Ausführungen
der Logik (Bd. II) nur fporadifch geäußert. Flaigs pietätvolle und
doch nicht kritiklofe Zufammenftellung und Würdigung feiner
Gedanken ift fehr dankenswert. Es handelt fich um die Zufammen-
arbeitung Kantifcher formaler Pflichtmoral und empiriftificher
Wohlfahrtslehre zu einer humanen Kulturethik; die Heterogonie
beider Elemente tritt noch deutlich zutage. Bemerkenswert find
befonders die Analyfe des Wollens (S. 6), die Behandlung der
Willensfreiheit (23ff.), die dem Determinismus gegenüber behauptet
wird und die Unterordnung der Logik unter die Ethik (S.39S).
Göttingen. Titius.

Verzeichnis der in der Großherzogl. Univerfitäts Bibliothek zu Gießen
vorhandenen Mirrionsrchriften. 2. Ausg. (36 S.) gr. 8». Gießen,
(Großh. Univ.-Bibliothek) 1914.
Diefe 753 Nummern umfaffende Bibliographie zeigt, daß die
Miffionsabteilung auf der Universitätsbibliothek zu Gießen einen
ganz ftattlichen Umfang aufweift. Aus den Lücken, z. B. in den
Periodica, ift zu fchließen, daß der Sammlung offenbar zahlreiche
Schenkungen zugefloffen find. Für die Ergänzung von Miffions-
bibliotheken kann das Verzeichnis gute Dienfte leiften. •
Göttingen. Carl Mirbt.

Aufhaufer, Priv.-Doz. D. Dr. Johs. B.: Studien Ordnungen für
die theologischen Fakultäten Deutfchlands, Öfterreichs u. der
Schweiz. I. Die katholifch-theolog. Fakultäten (einfchl. theolog.
Inftitute v. Löwen u. Rom). (121 S.) 8». Bonn, A. Marcus
u. E. Weber Verl. 1915. M. 2—

Diefe Sammlung enthält fich jedes erklärenden Beiwortes
und bietet lediglich die Aktenstücke; auch die Vergleichung der
Ordnungen in den verschiedenen Fakultäten ift dem Lefer über-