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Ausgabe:

1916

Spalte:

290-291

Autor/Hrsg.:

Gemoll, Martin

Titel/Untertitel:

Israeliten und Hyksos. Der historische Kern der Sage vom Aufenthalte Israels in Ägypten 1916

Rezensent:

Roeder, Günther

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiuS und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich IO Mark

Manufkriple und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan n/ , _

■41. Jahrff. Nr l.S Profeffor D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. ^4. dlHll lylO

O " A" Rezenfionsexemnlare ausfchließlich an den Verlag.

Ehrenreich, Die Sonne im Mythos (Hackmann
).

Gemoll, Israeliten und Hykfos (Roeder).
Jacob, Quellenfcheidung und Exegefe im Pen-

tateuch (Holzinger).
Veldhuizen, HetEvangelie van Markus (Win-

difch).

Fonck, Documenta ad Pontificiam Commis-
sionem de Re Biblica spectantia (v. Dob-
fchiitz).

Rinn u. Jiingft, Kirchengefchichtliches Lefe-
buch. 3. Aufl. (W. Köhler).

Meyer, Gefchichte der Lehre von den Keimkräften
(Goedeckemeyer).

Alivifatos, Die kirchliche Gesetzgebung des | Referate: Benzerath, Die Kirchenpatrone der
Kaifers Juftinian I (Ph. Meyer). alten Diözefe Laufanne im Mittelalter. —

Frenzel, Zur katechetifchen Unterweifung im ! Begeniann, M. Christian Rotes geiSUiche

Schauspiele S. rheophania u. Holofern. —
Zur Erinnerung an D. Paul Mezger. —
Flaig, Christoph Sigwarts Beiträge zu
Grundlegung und Aufbau der Ethik. —
Verzeichnis der in der Großherzogl. Uni-
verfitäts-Bibliothek zu Gießen vorhandenen
Miffionsfchriften. — Aufhaufer, Studien-
Ordnungen für die theologifchen Fakultäten
.

Zeitalter der Reformation und Orthodoxie
(Knoke).

Jahrbuch der Gefellfchaft für die Gefchichte des
Protestantismus in Ofterreich. 35. Jahrg. (Benrath
).

Hagemann, Elemente der Philofophie
(Jordan).

Rickert, Die Grenzen der naturwissenschaftlichen
Begriffsbildung (Titius).
Maier, Das gefchichtliche Erkennen (Derf.).
Kriegspredigten (Schian). j Wichtige Rezenfionen. — Neuelle Literatur

In eigener Sache (Scheel).

Ehrenreich, Paul: Die Sonne im Mythos. Aus den hinter-
laffenen Papieren hrsg., bevorwortet u. m. Zufätzen
verfehen v. Ernft Siecke. (Mythologifche Bibliothek,
VIII. Bd., 1. Heft.) (X, 82 S. m. Bildnis.) Lex. 8°.
Leipzig, J. C. Hinrichs 1915. M. 4 —

Tonnen und kritifch zu Werke gehen, und die vorliegende
Schrift ist wohl geeignet, ihnen mehr Terrain zu gewinnen
. Den Standpunkt Sieckes, wie er felbft ihn S. 32
kennzeichnet, werden viele annehmbar finden. Daß wir
beim Mythos zunächst immer nach finnlicher Anfchauung
fragen muffen, daß der Mond für die urfprüngliche

P. Ehrenreich, der bekannte Ethnologe und Mythen- ! Mythenbildung viel ftärkere Anhaltspunkte bot als die

forfcher (,Die allgem. Mythologie und ihre ethnolog.
Grundlagen'), Mitbegründer der Gefellfchaft für vergleich.
Mythenforfchung, hatte für den VII. Band der ,Mytholog.
Bibliothek' eine Arbeit über ,die Sonne im Mythos' zu
liefern übernommen. Der Tod raffte ihn (Frühjahr 19I4)
plötzlich hinweg. Die Arbeit war aber foweit gediehen,
daß E. Siecke, der den Auffaffungen Ehrenreichs in
vieler Hinficht befonders nahe fleht und von diefem hoch
gefchätzt wurde, es unternehmen durfte, das Fragment
vor die Öffentlichkeit zu bringen. Außer einem Vorworte
hat Siecke dem Texte Ehrenreichs (S. 1—21) noch
ausführliche Zufätze (S. 22—79) mitgegeben, außerdem
eine Reihe Anmerkungen und ein Verzeichnis der Namen
und Motive beigesteuert. Die Wiffenfchaft hat alle Ur-
fache, Siecke für feine Bemühungen dankbar zu fein.
Sowohl der Inhalt des Ehrenreich'fchen Fragmentes (das
übrigens wegen der Unlesbarkeit der Handfchrift hier
und da Konjekturen oder kleine Lücken aufweift), wie
die Fortfetzung der Gedanken durch den Herausgeber
find zweifellos von Belang.

Die Abficht der ganzen Veröffentlichung geht dahin,
vor Einfeitigkeit in der Anwendung der ,Mondtheorie'
bei Erklärung von Mythen zu warnen. Allerdings hält
auch Ehrenreich (fo wie bekanntlich Siecke und neben
ihm G. Hüfing in Wien) den Mond bei allen Völkern für
den eigentlichen Träger des Mythos und die Mondtheorie
ift ihm grundlegend für das Verständnis des Mythos'.
Gerade deshalb aber hebt er hervor, daß man die Linie
des Sonnenmythos daneben nicht aus dem Auge verlieren
darf, und E. Siecke führt in feinen Zufätzen die-
felbe Gedankenrichtung eindringlich und umfichtig weiter.
Wir haben alfo eine Arbeit vor uns, die die Bedeutung
der Sonne im Mythos gewifiermaßen auf dem Hintergrunde
der Mondtheorie und mit vielfacher Beziehung
auf diefe darlegt. Man bemerkt dabei, daß die ,Mond-
theoretiker', mögen fie anfänglich auch einfeitig geurteilt
haben (Siecke im Vorw. S. IV.), heute doch recht be-

Sonne, daß viele Züge fpäterer Sonnenmythen von Mondmythen
her übertragen und umgebildet find, diefe und
andere Grundanfchauungen dürften voll berechtigt fein.
Die Gefahr liegt nur in der Tragweite, die man folchen
,Grundanfchauungen' gibt, in zu weit getriebenen Generali-
fationen. Bei der Ausprägung ihres geistigen Lebens
haben Stämme und Völker unendlich mannichfaltige
Wege verfolgt, die unfre Wiffenfchaft oft verwifcht. Die
verfchwindende Rolle, die der Mond z. B. in der japa-
nifchen Mythologie fpielt, gibt immer wieder zu denken,
trotz allem was man zur Erklärung fagen möchte.

Amsterdam. H. Hackmann.

Gemoll, Martin: Israeliten und Hyklos. Der hiftor. Kern der
Sage vom Aufenthalte Ifraels in Ägypten. Nebft e.
Anh.: Indogermanifche Mythologie im Alten Orient.
(VI, 208 S.) gr. 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs 1913.

M. 6 — ; geb. M. 7 —

Das Buch behandelt in feinem ersten Teile Dinge, die
den Altteftamentler angehen, und ich will es mir nicht
anmaßen, hier ein Urteil über die Arbeit zu fällen. Deshalb
gebe ich wieder, was G. als feine Ergebniffe anfielst:
I. Die nachmaligen Israeliten find wahrfcheinlich um oder
bald nach 1400 von Osten her in Kanaan eingedrungen
und find nie in Ägypten gewefen. 2. Der Aufenthalt
irgendwelcher fpäter mit den Israeliten verfchmolzenen
Leute in Ägypten fällt jedenfalls vor 1400 und nach der
altteftamentlichen Chronologie in die Hykfoszeit; alles
spricht dafür, den Exodus auf die Hykfostraditionen zurückzuführen
. 3. Die Habiru-Hebräer können in der
Hykfoszeit oder um 1400 in Kanaan eingewandert fein;
im erfteren Falle find fie die in Ägypten gewefenen Hebräer
gewefen, im letzteren hängt ihre Wanderung irgendwie
mit der Israeliten-Invasion in Kanaan zufammen. —
Man fieht, G. geht eigene Wege und kommt zu ungewöhnlichen
Ergebniffen; über ihre Richtigkeit mögen fich

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