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Ausgabe:

1916

Spalte:

286

Autor/Hrsg.:

Schüth, Ferdinand Heinrich

Titel/Untertitel:

Theorie des mündlichen Vortrages, besonders f. Redner u. Prediger. Leitfaden f. Lehrer u. Lernende 1916

Rezensent:

Knoke, Karl

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Theologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 12.

286

Everling, Dr. Friedrich: Der preußifohe Beamteneid. (86 S.) gr. 8».
Berlin, Trowitzfch & Sohn 1915. M. 3 —

Der Vertafler gibt zunächft in einer Einleitung einen Überblick
über das Wefen, die Arten und die Gefchichte des Eides. Im I. Teil
behandelt er denen Inhalt, und zwar die Förmlichkeiten,die Subjekte
(Eidgebende, Eidnutzende, Eideszeugen und Eidesmittler) und Ob-
jekto (Treueeid, Dienfteid, Verfanungseid, Throneid). Der II. Teil
iß den Wirkungen des Eides gewidmet. (Zeitliche und fachliche
Grenzen, Rechte, Pflichten, Strafen.) Den Schluß bilden Folgerungen
und Forderungen. Ein umfaffendes Literaturverzeichnis
über die Eidesfrage und das Beamtenverhältnis iß beigefügt.

Die Arbeit iß fehr forgfältig, gewiffenhaft und fcharfflnnig
durchgeführt. Die Lefer diefer Zeitfchrift wird hauptfächlich der
prinzipielle Standpunkt des Verfaffers intereffieren, und diefer iß
in der Tat eigenartig, denn er iß ßreng legitimißifch und fleht
im fchärfßen Gegenfatze zu den modernen Anfchauungen über
ßaatliche Verhältniffe. Das tritt am deutlichßen hervor in der Auf-
i'affung der den Beamten gegenüber dem Könige obliegenden
Treuepflicht. Sie wird hergeleitet aus dem alten Gefolgfchafts- und
Vafallenverhältnis. Ihr Inhalt iß eine abfohlte Unterordnung
der Perfönlichkeit unter den fremden Willen. Wer den Treueeid
gefchworen hat, iß bedingungslos verpflichtet, das Wohl des Berechtigten
auf jede Weife zu fördern, nach deffen Weifungen;
ein Recht des Widerfpruches gibt es in keinem Falle. Auch die
Beeidigung des Beamten auf die Verfaffung gibt ihm gegenüber
dem Monarchen, der fle bricht, kein Recht auf Befreiung. Iß er
Minißer, muß er trotz des Verfaffungsbruches fein Amt beibehalten
und den König verteidigen. Selbß außerhalb des Amtes
gilt diefelbe fchrankenlofe Unterordnung. Es iß unzuläffig, in
gefetzlich erlaubter Form für eine Schmälerung der Rechte des
Thrones einzutreten oder regierungsfeindliche Parteien zu unter-
ßützen. Sogar als Abgeordneter darf der Beamte nichts gegen
die Regierung äußern; die parlamentarifche Immunität kann daran
nichts ändern.

Göttingen. Kulemann.

Fifcher, Prof. a. D. Paul: Die kirchliche Gleichgültigkeit unferer

Gebildeten. (Sammlung gemeinverßändlicherVorträgeu. Schriften
aus dem Gebiet der Theologie u. Religionsgefchichte. 76.)
(VIII, 54 S.) gr. 8». Tübingen, J. C. B. Mohr 1913. M. 1.50
Der in vorliegender Schrift gedruckte, am 21. April 1913
gehaltene Vortrag zeichnet (ich durch tiefes und zartes Verßändnis
der Gründe aus, die die beklagenswerte Gleichgültigkeit der Gebildeten
gegenüber der Kirche verurfachen, und zugleich durch
die Energie und Wärme, mit der er trotz der Einfleht in die große
Stärke der kirchenentfremdenden Einflüffe, unter denen unfere
Gebildeten flehen, und trotzdem die Auslichten auf Überwindung
der vorhandenen Schwierigkeiten nichts weniger als optimißifch
beurteilt werden, doch fröhlich und mutig für ein Hereinziehen
der Gebildeten in lebendiges kirchliches Intereffe eintritt. So
wenig er die Schuld für den gegenwärtigen Zußand nur auf einer
Seite fucht, fo wenig richtet er feine Mahnungen hinfichtlich
deffen, was zu tun iß, einfeitig an die Kirche oder an die Gebildeten
— vor allem an die, die mit warmer Dankbarkeit für das
was fle an der Kirche haben, den brennenden Wunfeh verbinden,
ihren gebildeten' Brüdern das beße Gut des von der Kirche
gepflegten Evangeliums erhalten zu helfen. Auf Angabe kleiner
praktifcher Einzelmittel zur Gewinnung der Gebildeten für die
Kirche wird abflehtlich verzichtet, weil ihre kirchliche Gleichgültigkeit
ein Ausfchnitt aus einer großen Bewegung iß, die unfre
ganze Zeit erfüllt. Wie eine Prophezeiung klingt, was S. 35 ge-
fagt wird: ,Kämen wieder einmal Zeiten fchwerer äußerer Be-
drängniffe über unfer Volk, fo würde auch viel gutes, echtes
geißiges flttlich-religiöfes Leben, das jetzt in Zeiten friedlichen
Wohlbehagens wie erßorben und begraben erfcheint, wieder aufwachen
'. — Die feine, gute Schrift wird auch für die Zeit nach
dem Krieg noch Beherzigenswertes zu fagen haben.
Halle a. S. K. Eger.

Skovgaard-Peterfen, C.: Kurze Worte von großen Dingen. 4Bdchn.
(75, 85, 83 u. 80 S.) kl. 8". Bafel, Kober. je M. — 60

Auch wer vor erbaulicher und zumal vor pietiflifcher erbaulicher
Literatur zurückfehreckt, wird diefe Bändchen nicht ohne
Gewinn für fleh felber und feine Arbeit aus der Hand legen.
Der zugefpitzte Leitgedanke anflatt des Textes, kurze Abfchnitte,
reichliche, aber gute Anekdoten, zumal felbflerlebte; Erinnerungen
von Reifen in Aden, apologetifche und pfychologifche Ausführungen
befonders an die Adreffe des modernen Menfchen — beflim-
men die Art diefer kurzen Worte als modern-evangeliflifch im

belfern Sinn. Befonders wirkfam und behaltbar iß die Fülle von
belfern Gefchichten und bildhaften Mottos; nicht oft findet man
eine fo fchöne und weitherzige Erledigung der Befchwerden, die
die Bibelkritik machen kann, wie die, die S. im Anfchluß an ein
Gefpräch mit einem Seemann gibt: ,Noch niemals iß ein Stern
gefallen, der zur Seekarte gehört'; — und voll Wahrheit und Eindruckskraft
iß feine Anweifung, wie man Gott fehen kann: ,Zuerß
Gottes Herz in Chrißus, dann Gottes Arm in der Welt, endlich
Gottes Angefleht im Himmel'.
Heidelberg. F. Niebergall.

Schüth, Ferdinand Heinrich, S. J.: Theorie des mündlichen Vortrages
, befonders f. Redner u. Prediger. Leitfaden f. Lehrer
u. Lernende. (XII, 254 S.) kl. 8". Freiburg i. B., Herder 1915.

M. 2.50; geb. M. 3 —
In der Gefchichte der Literatur kann man beobachten, daß
fleh die theoretifchen Unterfuchungen über eine Kunßgattung
mehren, wenn die entfprechenden Kunßleiflungen beginnen an
Bedeutung und Wert nachzulaffen. Danach müffen, was dem auf-
merkfamen Beobachter ohnedies kein Geheimnis mehr iß, auch
die homiletifchen Leißungen in der Gegenwart an Wert und Bedeutung
verloren haben, denn es häufen fleh die theoretifchen
Anweifungen über den mündlichen Vortrag für die Prediger je
länger je mehr. Zu ihnen gehört auch die vorliegende Schrift.
Der Verf. lehnt fleh vielfach an die Arbeit von Karl Skraup über
,die Kunß der Rede und des Vortrages' Leipzig 1894 an, ohne
ihm in allen Punkten zu folgen. Die Darflellung iß flark fcho-
laflifch und erweckt die Befürchtung, daß bei der Neigung des
Verf. auf eine Überfälle von Minutien einzugehen — man vgl.
z. B. was über die Aktion S. 125—249, insbefondere auch über
die Arm-, Hand- und Fingerbewegung, die zumteil graphifch
dargeßellt find, S. 154—174 gefagt iß — den Lernenden eher zu
verwirren als zur Klarheit zu verhelfen geeignet iß. Im einzelnen
kann man den Ausführungen meifl zußimmen. Das gilt z. B. von
dem, was S. 84ff. über den Tonfall in Fragefätzen gefagt wird;
dagegen iß das Grundgefetz für die Betonung namentlich der
bekleideten Ausfagefätze nicht fcharf genug aufgewiefen, weswegen
feine Anwendung S. 79ff. nicht überall einwandfrei iß. — Gewiß
wird der angehende Prediger mancherlei Anregung aus dem
Schüthfchen Buche gewinnen können, doch wird man es ihm
kaum zur Pflicht machen wollen, es zu fludieren, gefchweige es
in allen Einzelheiten zu befolgen. Es wird in dem Buche doch
zuviel von dem gelehrt, was die Griechen mit dem doppelfinnigen
Worte vnoxQiais bezeichneten.

Göttingen. K. Knoke.

Wichtige Rezenlionen.

Von Prof. Lic. Paul Pape in Berlin W. 57, Manfteinftr. lo.

Beziigl. Himveife und Sendungen find jederzeit erwünfeht.
Strack: Pirqe aboth (v. JMiefes: DtfchLtz 1915, 11; v. HLaible: ThLtbl

1915, 3; v. Jordan: ThLtber 1915, 2; v. Fiebig: LtZtrbl 1915, 40).
-- Berakhoth (v. HLaible: ThLitbl 1915, 17; v. Riggenbach: ThLtber

191;, 8; v. Fiebig: LtZtrbl 1915, 16).
Strathmann: Gefch. d. frühchriftl. Askefe (v. Theobald: ThLtbl 1915,

10; v. IStoffels: ThRev 1915, 13/14; v. Jordan: ThLtber 1915, 1 • v.

GH-e: LtZtrbl 1915, 17).
Strayer: The reconstruetion of the church (v. GBEager: RevExpos 1915

2; BibliothSacra 1915, july; v. CRErdman: PrincetonThRev 1915, 4!

v. AHoben: AmerJournTh 1916, 1).
Strong: Populär lect. on the books of N. Test. (v. ATRobertfon: Rev

Expos 1914, 3; v. JAClutz: LuthQuart 1914, 4; v. WHJohnson: PrincetonThRev
1915, 4).
Stummer: Der krit. Wert d. altaram. Ahikartexte aus Elephantine (BiblZ

1915, 1; v. Rießler: ThQuartfch 1915, 2; v. König: ThLtber 1915, 4-

v. JDöller: AllgLtbl 1916, 3/4).
Swete: Intro. to the O. Test, in Greek (Athen 1915, I3febr; v. ATRobertfon
: RevExpos 1915, 2: v. SJCase: AmerJournTh 1915, july).
Thomfen: Kompeud. d. pala'ft. Altertumskunde (v. GW'Ohlenberg: ThLtbl

I9L5. 3; v- RHartmann: DtfchLtz 1915, 32; OrientLtz 191., 4; v.

JHtrrmann: LtZtrbl 1915, 46). ■ "

Tilemann: Stud. z. Individualität d. Franziskus v. Affifi (v. GGrützmacher:

ThLtbl 1915, 16; v. FXSeppelt; DtfchLtz 1915, 39; v. GKr: LtZtrbl 1915,

26; v. KBihlmeyer: ThQuartfch 1916, 4; v. Hllaering: HiftZ 19,3,1916).
Titius: Unfer Krieg (v. RHGrützmacher: ThLtbl 1915, 13; v. Plate:

ThLtber 1915, 5; v. AWaldburger: SchwzThZ 1915, 6; v. PKleinert:

DtfchLtz 1916, 16; v. GBS: AmerJournTh 1916, IJ.
Torge: Aus Ifraels Propheten (v. JHerrmann: ThLtbl 1915, 10; v. FNie-

bergall: DtfchLtz 1915, 40; v. Schaefer: ThLtber 1915, 5).
Troeltfch: Auguftin, d. chriftl. Antike u. d. M.-A. (v. Zänker: ThLtbl
*9I5, 21; idem: ThLtber 1915, 7; v. CWeymann: Hiftjb 1915, 3; v»

HHaering: HiftZ 19, 3, 1916).