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Ausgabe:

1916

Spalte:

217-219

Autor/Hrsg.:

Galli, Gottfried

Titel/Untertitel:

Dschihad. Der heilige Krieg des Islam und seine Bedeutung im Weltkriege, unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands. Vortrag 1916

Rezensent:

Horten, Max

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchlielSlichan l0 n/r ■ irvt/v

■41. Jahrg. Nr. 10 Profeflbr D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. J.O. iVlBl 1*7.10

®" " Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Rehm, Mohammed vmd die Welt des Iflam

(Horten).
Galli, Dfchihad (Derf.).

Hell, Der lflam und die abendlandifche Kultur
(Derf.).

Conybeare, Harris and Lewis, The Story

of Ahikar (Lidzbarski).
Lietzmann, Petrus und Paulus (v. Dobfchiitz).
Rahlfs, Die altteftamentlichen Lektionen der

griechifchen Kirche (Eger).
Michel, Die Mofaiken von Santa Conftanza in

Rom (Stuhlfauth).
Koebner, Venantius Fortunatus (Griitzmachei).
Stirnming, Die Entftehung des weltlichen

Territoriums des Erzbistums Mainz (Lerche).
Schreiber, Unterfuchungen zum Sprachgebrauch
des mittelalterlichen Oblationen-

wefens (Lerche).
Zwingliana. Bd. III, Nr. 5 u. 6 (Boffert).
Nuntiaturberichte aus Deutschland. 4. Bd. Nuntius
Dellino (W. Köhler).
Zimmermann, Gefchichte der deutfehen Kp-

lonialpolitik (Mirbt).
Scholander, Studier üfver auktoriteten i reli-

gionen (Schmidt).
Girgenfohn, Der Schriftbeweis in der evange-

lifchen Dogmatik einfl und jetzt (Ritfehl).
Oeflerreich, Die religiöfe Erfahrung als phi-

lofophifches Problem (Troeltfch).
Stutz, Kirchenrecht, Gefchichte und Syftem

(Lietzmann).
Referate: Kittel, Die Pfalmenlfraels. — Kirch,

Enchiridion fontium historiae ecclesiasticae

antiquae. — Pahncke, Gefchichte der Bi-
fchöfe Italiens deutfeher Nation von 951—1264.
— Buchenau, Nationalerziehung u. Humanitätsidee
vor 100 Jahren. — Schwahn,
Die Beziehungen der katholifchen Rheinlande
und Belgiens in den Jahren 1830—1840. —
Valentin, Bismarck und feineZeit.— Rup p,
Gefammelle Werke. 6. Bd. —- Dennert, Gibt
es ein Leben nach dem Tode? — Rüegg,
Die Christian Science in biblifcher Beleuchtung
. — Briiffau, Der evangelifche Pfarrer
.Beamter' oder .religiöfer Charakter'? —
Keppler, Leidensfchule. — Cafpari, Geldliches
und Weltliches zu einer volkstümlichen
Auslegung des kleinen Katechismus Lutheri.
Berichtigung.

Wichtige Rezenfionen. — Neuede Literatur.

Rehm, Herrn. Siegfr.: Mohammed und die Welt des lllam.

(Univerfal-Bibliothek 5803/4.) (191 Sf) 160. Leipzig, Ph.
Reclam jr. (1915). M. —40; geb. M. —80

Galli, Gen.-Konful z. D. Dr. Gottfried: Dfchihad. Der
heilige Krieg des Islams u. feine Bedeutg. im Weltkriege
, unter befond. Berückficht, der Intereffen Deutfch-
lands. Vortrag, geh. in Freiburg i. B. u. Cafiel. (38 S.)
gr. 8ft. Freiburg i. B., C. Troemer 1915. M. —70

Hell, Jof.: Der Iflam und die abendlandifche Kultur. 6 Skizzen.
(Deutfche Orientbücherei. 11.) (55 S.) 8°. M. —75

1. Dem Wunfche weiter Kreife, Aufklärungen über
den Orient er erhalten, kommt Rehm's Büchlein in
fehr populärer Form entgegen. Es geht von der richtigen
Erkenntnis aus, daß das fagenhafte-dogmatifche Bild
Mohammed für die Gedankenwelt des heutigen Orients
ungleich wichtiger ift als das hiftorifche, denn jenes enthält
die religiöfen Vorftellungen und Werte, die im Be-
wuütfein des Orientalen eine maßgebende Rolle fpielen.
Der II. Teil befpricht die Zeit der erften Kalifen und der
erften Eroberungen, etwas eingehender die Gefchichte
der Türken, alles nach fekundären Quellen. Hie und da
treten uns fehr lebhaft gezeichnete Bilder vor die Augen.
Für ein Gefamtbild des heutigen Islam, das uns vor allem
not täte, wären noch fehr viele und empfindliche Lücken
auszufüllen. Leider findet fich nicht die Literatur angegeben
, aus der der Lefer fich genauer unterrichten
könnte. Auf Schritt und Tritt empfindet man es fchmerz-
lichft, daß eine endgültige Gefchichte des Islam, befon-
ders der Türken noch nicht gefchrieben ift und auch in
abfehbarer Zeit nicht zuftande kommen wird. Daher find
dilettantifche Darfteller vielfach auf trübe Quellen an-
gewiefen und können es nicht vermeiden, Unrichtigkeiten
und fchiefe Bilder unter das größere Publikum zu verbreiten
. Sehr eingehend befaßt fich der Verfaffer mit
dem Harem des Propheten. Es dürfte wohl dem
Wunfche mancher ernften Männer entfprechen, wenn
diefe pikanten Dinge möglichft knapp geftreift, dafür aber
der Geifteskultur des Islam etwas Verftändnis entgegengebracht
würde. Auch im Intereffe der Achtung, die
der Orientale vor unferer Kultur und unferm Ver-
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ftändniffe fremder Völker bekommen foll, wäre dies zu
wünfehen.

2. Seitdem die Türkei durch ihre Feinde zumExiftenz-
kampfe gedrängt wurde und den heiligen Krieg gegen ihre
Bedrücker erklärt hat, ift es für uns, ihre Bundesgenoffen,
eine Pflicht, uns über das Wefen des hl. Krieges bei den
Muslimen Klarheit zu verfchaffen. Galli fchildert in kurzen
Zügen, wie der Islam eine kriegerifche Religion wurde,
wie fich die Praxis des hl. Krieges zu den verfchiedenen
Zeiten anders geftaltete und wie er zuletzt in glorreicher
Weife als politifcher Freiheitskampf fogar im Bunde mit
dem Chriftentume vor unfern Augen wieder auflebte.
Der Einfluß, den die Erklärung des Dfchihad auf alle
Muslime machte, wird eingehend gefchildert und zwar in
fehr rofigen Farben. Einige Ausdrücke, die von warmer
Vaterlandsliebe getragen find, könnten leicht zu Fehl-
fchlüffen veranlagen, fo wenn gefagt wird, daß der Islam
mit vollem Bewußtfein an der deutfehen Kultur genefen
wolle. Zweifellos weiß der Verfaffer fehr wohl, daß die
Türkei nur eine national-türkifche Kultur fchaffen will,
und wenn fie auch bereit ift, manches von uns anzunehmen
, fo will fie dies doch nur in dem Bewußtfein, daß
fie damit ihre nationalen Intereffen fördert. Die deutfehen
Einflüffe, die der Türkei zuftrömen, müffen tunlichft bald
ihr äußeres deutfehes Gepräge abftreifen und ein türkifches
Gewand anlegen, wenn fie nicht in der Türkei auf eine
ftarke nationale Reaktion ftoßen wollen. Sehr beherzigenswerte
Worte werden auch unfern Miffionaren zugerufen.

3. Sehr fchöne Gedanken über die gegenfeitige Be-
einfluffung von Islam und Chriftentum find es, die Hell
uns hier vorlegt. Die Verfuche der modernen Kultur, an
den Islam heranzukommen, und ihr teilweifes Fehlfchlagen
werden in lebhaften Farben und mit großer Sachkenntnis
gefchildert, fodann die fcharfe Reaktion des Orientes
gegen das Abendland und der zugleich in diefer Gegen-
ftrömung noch fortwirkende moderne Gedanke. Eingehend
wird die an die Kairenfer Univerfität al-Azhar fich an-
fchließende Bewegung gegen das Europäertüm und ihre
weittragende Bedeutung, ferner auch die moderne Er-
weckungsbewegung (Myftizismus, Ordensleben) zur Darfteilung
gebracht. Die Einteilung der islamifchen Kultur
in die drei Schichten der Modernen (Höchftgebildeten),
der Theologen (mittlere Schicht) und des Volkes ift eine

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