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Ausgabe:

1916 Nr. 8

Spalte:

186-187

Autor/Hrsg.:

Hoßfeld, O.

Titel/Untertitel:

Stadt- und Landkirchen. 4. Auflage, neubearbeitet und erweitert 1916

Rezensent:

Schlosser, Georg

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185 Theologifche Literaturzeitung 1916 Nr. 8. 186

Referenten, enthält vieles Treffende. Immerhin bin ich ! mifiert werden), die man nur billigen kann. Reiche, aus ver-
der Meinung, daß das Verhältnis von Wunderglaube und j ftändnisvoller Liebe erwachsene Menfchenkenntnis führt zu
Welterkenntnis ein ganz andres wird, wenn wir nicht bloß | wertvollen Bemerkungen, z. B. über das Verhältnis des
das Konkrete, Anfchauliche der einzelnen Dinge fondern 1 Predigers zu feiner Gemeinde und ihren befonderen Be-
auch das Schöpferifche, Neue innerhalb des Kaufalzufam- dürfniffen, über die Strafrede (alles perfönlich Bloßftellende

menhanges, noch abgefehen von aller religiöfen Erfahrung,
betonen. Stange behält Recht mit feiner Darlegung, daß
wir nur innerhalb der religiöfen Erfahrung vom Wunder
reden und diefen Begriff nicht der Naturforfchung aufdrängen
dürfen. Er hat vieles zur Klärung der Frage,
vor allem zur Abweifung falfcher Löfungen beigetragen.
Aber er hat fchließlich die Wunder nicht in dem Sinne
gerechtfertigt, wie er fie verteidigen wollte, fondern in dem
allgemeineren Sinne: Nicht die Natur und ihr Zufammen-
hang ift das letzte Wirkliche, fondern Gottes Wille. Diefer
ift aber nicht der Schnittpunkt der Naturgefetze, fondern
er wird als weltbeherrfchende Gerechtigkeit und Liebe in
der Gefchichte kund, fo wie diefe vom religiöfen Glauben
aus verftanden wird.

Bafel. Johannes Wendland.

und Verbitternde ift zu vermeiden). Neben der materialen
Homiletik wird die formale fehr gründlich (S. 217—345)
und umfichtig behandelt. In der vom Herausgeber gearbeiteten
Gefchichte der (katholifchen) Predigt find namentlich
die Partien über die mittelalterliche Predigt gut
gelungen. Intereffant ift, daß unter d en zum Studium empfohlenen
neueren Predigten die der Franzofen ganz be-
fonders betont werden (S. 178). — Alles in allem zeigt
das Buch, mit welchem Ernft und Eifer z. Z. an der
Pflege der Predigt innerhalb des deutfchen Katholizismus
gearbeitet wird. Sein Einfluß auf die kirchliche Praxis
kann nur heilfam fein.

Halle a.S. K. Eger.

Krieg, weil. Prof. Dr. Cornelius: Homiletik oder Wiffen-
fchaft von der Verkündigung des Gotteswortes. Aus
dem Nachlaß des Verf. ergänzt und hrsg. v. Reg. Dr.
Jofeph Ries. 1. u. 2. Aufl. (Wiffenfchaft der Seelenleitung
. Eine Paftoraltheorie in vier Büchern. 3. Buch.)
(XIV, 410 S.) gr. 8°. Freiburg i. B., Herder 1915.

M. 7.50; geb. M. 10 —

Die vorliegende Homiletik bildet das 3. Buch der
Krieg'fchen Wiffenfchaft der Seelenleitung (1. Buch:
Spezielle Seelenführung; 2.Buch: Katechetik); fie ift nach
Kriegs Tode unter treuer Benutzung des von ihm hinter-
laffenen Materials vom Regens des Freiburger Priefter-

feminars herausgegeben worden. Der Charakter des Buches | wertvolle Ausführungen über Programmfracren und die

Hoflfeld, O.: Stadt- u. Landkirohen. Mit Anh.: Kirchen-
ausftattung. 4. Aufl. Neubearb. u. erweitert. (IV,
462 S. m. 529 Abbildgn.) Lex.-8°. Berlin, W. Ernft
& Sohn 1915. M. 12—; geb. M. 13.50

Schon die Tatfache, daß diefes im Jahre 1905 zuerft
ausgegangene Werk bereits in vierter Auflage erfcheint
bezeugt in beredter Weife feinen inneren Wert und feine
hohe Bedeutung. Daran hat es feit der erften Auflage
durch ftarke Erweiterungen noch wefentlich gewonnen.
Aus 189 Seiten des Sonderabdrucks von im Zentralblatt
der Bauverwaltung erfchienenen Auffätzen find deren 454
geworden, aus 101 Abbildungen, die der erften Auflage
beigegeben waren, 529. Diefe Erweiterungen find teils
dem einleitenden Text zugute gekommen, in den u. a.

ift durchaus der des praktifchen Handbuches; auf gelehrte
Unterfuchungen ift gefliffentlich verzichtet. Aber es will
nichts weniger als ein Hilfsmittel zur Aneignung bloßer
Routine fein, vielmehr die homiletifche Praxis in engften
Zufammenhang mit den für fie maßgebenden oberften
Grundfätzen bringen, alfo durchaus wiffenfchaftlichen Charakter
tragen. Die Arbeit fleht felbftverftändlich auf ftreng
katholifchem Standpunkt, aber im pofitiven, nicht antitheti-
fchenSinn. In den auf Krieg felbft zurückgehenden Partien
finden fich überkaupt keine gegen den Proteftantismus
gerichteten Bemerkungen, während die vom Herausgeber
bearbeitete Gefchichte der Predigt allerdings nicht umhin
kann, wenigftens der evangelifchen Predigt der Reformationszeit
ein paar Hiebe zu verfetzen, um die vornehm
erbauliche Tendenz der katholifchen Predigt jener Zeit
auf diefem dunklen Hintergrund umfo heller leuchten zu
laffen. Aber auch hier hält fich das Gegenfätzliche in
befcheidenen Grenzen. Daneben zeigt das Buch pofitive
Vorzüge, an denen fich auch der evangelifche Leier ehrlich
freuen kann. Nicht nur die hohe Wertung der Predigt
als der Verkündigung des Wortes Gottes unter den prie-
fterlichen Tätigkeiten (S. 102 ff.) und die hohen Anfprüche,
die an die Perfönlichkeit des Predigers in religiöfer und
fittlicher Beziehung geftellt werden (S. 359fr.), find anerkennenswert
; das Wichtigfte ift die durch das ganze
Werk von Anfang bis zu Ende fich hindurchziehende
Betonung der perfönlichen religiös-fittlichen Verbindung
des Gläubigen mit Gott als des oberften Zweckes der
Predigt. Von diefer hohen Grundauffaffung aus ergeben
fich dann Urteile über Zeitpredigten und Zeitungspredigten
, über die Art der Heiligenpredigten (es darf durch fie
die Wunderfucht nicht gefördert werden; Legenden wie die
der Katharina von Emmerich u.a. find nicht zu benutzen;
die Heiligen find in ihren Arbeiten, Kämpfen, Siegen als Vorbilder
des Glaubens und der Liebe zu fchildern), über das
Hineinziehen der Parteipolitik in die Predigt (es' foll nicht
gegen eine mit Namen genannte Partei in der Predigt pole-

Wahl und Ausnutzung des Bauplatzes aufgenommen wurden
, teils der Darftellung der einzelnen Bauten, die durch
inzwifchen neu ausgeführte bereichert wurde. Sodann
ift ein fehr fchätzenswerter Anhang hinzugekommen, der
nach ebenfalls vorher im Zentralblatt erfchienenen Auffätzen
die .Kirchenausftattung' behandelt.

Eine befondere Bedeutung kommt dem Werke dadurch
zu, daß es die Grundfätze und die Praxis der preu-
ßifchen Staatsbauverwaltung in derBehandlungdes Kirchen -
bauwefens zur Darfteilung bringt. Dazu war Niemand
mehr berufen als der Verfaffer, dem feit dem Jahre 1900
als Geh. Oberbaurat und vortragendem Rat im Minifterium
der öffentlichen Arbeiten die Oberleitung des ftaatlichen
Kirchenbauwefens obliegt und der felbft als ausübender
Künftler nicht wenige Kirchen entworfen und gebaut hat.
Ausgefprochenermaßen kam es ihm bei diefer Veröffentlichung
,befonders darauf an, fich denjenigen Stellen im
Lande gegenüber auszufprechen, mit welchen zufammen-
zuwirken er berufen ift'. Er denkt dabei außer an die
kirchlichen Behörden, die Gemeinden und die Geiftlichen
vornehmlich an die mit der Vorbereitung und Ausführung
von Kirchenbauten betrauten Fachgenoffen. Der Erfolg
des Werkes beweift, daß es in diefen Kreifen die ge-
wünfchte und ihm gebührende Aufmerkfamkeit gefunden
hat. Das dankt es nicht ausfchließlich der Stellung feines
Verfaffers, auch nicht nur dem reichen Anfchauungs-
material, das es in fehr lichtvollen, von fchönen Abbildungen
unterftützten Einzeldarftellungen zahlreicher
Kirchenbauten bietet, fondern vor allem der Gefundheit
der darin entwickelten Grundfätze, der Sicherheit des
künftlerifchen Urteils, der Sorgfalt eines in reicher Erfahrung
bewährten Meifters. Uber einen gewiffen kon-
fervativen Zug wird man fich bei der ftaatlichen Bauverwaltung
nicht wundern. Die neueften Beftrebungen
auf dem Gebiet proteftantifchen Kirchenbaus werden ent-

1) Leider ift der Verf. inzwifchen am 15. Okt. 1915 verftorben.