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Ausgabe:

1916

Spalte:

170-171

Autor/Hrsg.:

Tresp, Alois

Titel/Untertitel:

Die Fragmente der griechischen Kultschriftsteller, gesammelt 1916

Rezensent:

Cybulla, K.

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitlUS und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich IO Mark

Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan _ , -

•41. Janrff lMr 8 Profciror D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, rufenden. lö« APITI lylO

O" " ^ Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag. ^

Landsberger, Der kultifche Kalender der
Babylonier und Afl'yrer. I. (Meißner).

Trefp, Die Fragmente der griechifchen Kult-
fchriftfteller (Cybulla).

Budde, Die fchönften Pfalmen (Nowack).

Nikel, Der Hebräerbrief (Windifch).

Effer, Der Adreflat der Schrift Tertullians ,De
pudicitia' und der Verfaffer des römifchen
Bußediktes (v. Soden).

Raufchen, Florilegium patristicum. X: Ter-
tulliani de paenitentia et de pudicitia rec.
nova (Jülicher).

Schmitz, Urfprung und Gefchichte der Devotionsformeln
(Bonwetfch).

Anrieh, Martin Bucer (W. Köhler). t Referate: Much, Buddha. — Torm, Das ftell-

Lienhard, Martin Butzer (Derf.). vertretende Leiden im Judentum und im

Bauer, Johann Heinrich Büttner (Zfcharnack). ! Chriftentum. — Wernle, Die Quellen des
Nolte, D. Johann Albrecht Bengel (Derf.). ! Gebens Jefu. — Juftinus' Apologien. —

Cramer, Bücherkunde zur Gefchichte der
katholifchen Bewegung in Deutfchland im 19.
Jahrh. — Haberl, Methodik des Unterrichts
in der evangelifchen Religion. — Hotfmann,
Die letzte Nacht und der Todestag des Herrn
Jelu. — Brennecke, Sexuelle Selbftzucht!

Mitteilung: (5) Plan für ein Corpus Catholi-
corum.

Kleuker, D.Johann Friedrich Kleuker (Derf.).
Wirz, Die Pl'ychologie des Gebets unter der

Lebensgeflaltung der Gegenwart (v. d. Goltz).
Stange, Chriftentum und moderne Welt-

anfehauung. II. (Johannes Wendland).
Krieg, Homiletik (Eger).

Hoßfeld, Stadt- u. Landkirchen. 4. Aufl.
(Schloffer).

Leonhard, Von Advent bis Trinitatis (Buss-

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Landsberger, Dr. Benno: Der kultifche Kalender der Babylonier
und Alfyrer. i. Hälfte. (Leipziger Semitiftifche
Studien VI, 1/2.) (VI, 150 S.) gr. 8°. Leipzig, J. C.
Hinrichs 1915. M. 6 —

Mit einer Belefenheit, die Texte aller Zeiten und
Gattungen in gleicher Weife umfaßt, unternimmt es der
Verfaffer, den babylonifchen Kalender auf feine Beziehungen
zum Kultus zu unterfuchen. In der Einleitung
fpricht er im allgemeinen über Riten, die er in individuelle
d. h. dem einzelnen Individuum vorgefchriebene und
Tempelriten einteilt, und über die Fefte und ihren Inhalt
(Befuch der Kollegen, Anlegen neuer Gewänder, Opfermahlzeit
und Hochzeit zwifchen Gott und Göttin). Im
Anfchluß daran erläutert er dann noch die verfchiedenen
Ausdrücke für ,Feft'.

Der erfte Hauptteil enthält dann eine fehr mühfame
und eingehende Unterfuchung über die altbabylonifchen
Lokalkalender, die alle bedeutend von einander abweichen:
nämlich den Kalender von Nippur, deffen Monate in
fpätererZeit allgemein als Ideogramme verwendet wurden,
den von Girfu, der noch nach den verfchiedenen Zeiten
mannigfach variiert, den von Ur, den von Umma und
einen andern, den man noch nicht einer beftimmten Stadt
zuweifen kann. Dann folgen die femitifchen Monatsliften:
die der Stadt Akkad, die der Hammurapizeit, die von
Elam und die von Alt-Affyrien, die mit den Angaben
der kappadozifchen Tontafeln übereinftimmen.

Der zweite Teil geht den Monat in kultifcher Beziehung
durch und befpricht zuerft die verfchiedenen
Fefte der vorfargonifchen Periode und der Zeit der Könige
von Ur bis herab zur erften Dynaftie von Babel. Be-
fonders genau find wir aber unterrichtet über den kultifchen
Monat der Affyrer; denn wir befitzen aus der Bibliothek
des Königs Affurbanipal zahlreiche Fragmente der Serie
inbu bei irsiti, die ein vollftändiges Königsritual für das
ganze Jahr enthält. Hier finden fich auch die bekannten
Vorfchriften für die Siebenertage (7; 14; 19; 21; 28): Der
Hirte der zahlreichen Menfchen darf Fleifch, das mit
Kohlen gekocht ift, Brotgebäck nicht effen, das Gewand,
das er am Leibe hat, nicht wechfeln, keine reinen Kleider
anziehen, keine Opfer darbringen, der König darf auf dem
Wagen nicht fahren, kommandierend nicht fprechen; an
dem Orte des Geheimniffes darf der Opferfchauer kein
Wort tun, der Arzt darf fich nicht mit dem Kranken
abgeben, zur Ausführung eines Vorhabens ift er (der Tag)

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nicht paffend (S. 120). Der 15. Tag des Monats, alfo ur-
fprünglich wohl der Vollmondstag, führte bekanntlich den
Namen sabattu, sapattu (S. 130). Überhaupt werden
gerade diefe Unterfuchungen, dieLotz's antiquierte Arbeit
über denfelben Text Quaestiones de historia sabbati auf
viel breiterer Bafis fortfetzen, den Theologen das In-
tereffantefte bringen.

Der dritte Teil, der ,uns ein Bild der Buntgeftaltig-
keit der Formen des religiöfen Lebens der Babylonier
gewähren' foll, ift leider noch nicht mit den beiden erften
erfchienen, da der gelehrte Verfaffer jetzt anderswo als
in der Studierftube Lorbeeren fuchen foll. Wünfchen
wir, daß er bald Muße findet, fein fchönes Buch zu beenden.

Breslau. Bruno Meißner.

Trefp, Alois: Die Fragmente der griechifchen Kultfchrift-
fteller, gefammelt. (Religionsgefchichtliche Verfuche u.
Vorarbeiten. XV. Bd., 1. Heft.) (VII, 235 S.) 8°. Gießen,
A. Töpelmann 1914. M. 10 —

Diefe Arbeit, von der ein Teil, nämlich die Fragmente
der attifchen Kultfchriftfteller, bereits 1910 als Königsberger
Differtation erfchienen ift, betrachtet der Verfaffer
als eine Vorarbeit zu einer neuen Ausgabe der griechifchen
Hiftorikerfragmente, die ein dringendes Bedürfnis geworden
ift. Sie hat aber auch felbftändig einen großen Wert und
bietet eine Fülle intereffanter und lehrreicher Beobachtungen
, für die wir dem Verfaffer von Herzen dankbar
fein können. Die Fragmente find gefammelt, mit aus-
giebigfter Heranziehung der wiffenfehaftlichen Literatur
erläutert und die Ergebniffe in einer Einleitung zufammen-
gefaßt. Wir finden in vorliegender Sammlung 38 Bruch-
ftücke mehr als in der Ausgabe der FHG von Müller,
andere in größerer Vollftändigkeit. Aufgenommen find
nur Fragmente aus Schriften, deren Titel auf fakralen Inhalt
hinweift, die Darftellungen der einzelnen Landes-
gefchichten haben mit Recht keine Berückfichtigung gefunden
.

Das Intereffantefte ift naturgemäß die alle Einzel-
ergebniffe zufammenfaffende Einleitung, denn fie bietet
uns eine Gefchichte der Kultfchriftftellerei von den erften
Anfängen bis in die nachchriftliche Zeit hinein. Den
tiefften Einblick tun wir in die attifchen Schriften fakralen
Inhalts, diewirfaft durch ein Jahrtaufend verfolgen können.
Lückenhafter ift die Überlieferung der Literatur über die
lokalen Kulte der anderen griechifchen Staaten, wovon

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