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Ausgabe:

1915

Spalte:

145-149

Autor/Hrsg.:

Schian, Martin

Titel/Untertitel:

Religiöse Kriegsliteratur 1915

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

Manufkriptc und gelehrte Mitteilungen find a u ■ f c h 1 i e ß 1 i c h an O A 1 lfilB

4tU. JafirSr. Nr. 7 Profeßor D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fenden. O. ApiT! lylO

D " Rczenfionsexcmplare ausfchließlich an den Verlag.

Religiöfe Kriegsliteratur (Schian, .Schufter,
Titius).

Jevons, Comparative Religion (BoulTet).

Tb o mfen, Kompendium derpaläftinifchen Altertumskunde
(Guthe).

Burkitt, Jewish and Christian Apocalypses
(Heer).

Thorburn, Jesus the Christ, historical or my-

thical? (W. Bauer).
Schmekel, Iftdorus v. Sevilla (Grützmacher).

Vigener, Die Mainzer Dompropftei im 14. Jahr- ' Referate: Salomonski, Gemüfebau und Gehindert
(Lerche), wächfe in Paläftina. — Weinel, Biblifchc
Ulrichs v. Richental Chronik des Konzils zu Theologie des Neuen Teftaments. 2. Aufl. —

Konftanz 1414—1418, herausg. v. Brandt (R.
Holtzmann).

Brandt, Johann Ecks Predigttätigkeit an U. L.

Frau zu Ingolftadt (Schornbaum).
Stoeckius, Ottaviano Cesare (Graf Hoens-

broech).

Leendertz, Sören Kierkegaard (van der
Leeuw).

Biblical and Theological Studies. — Wot-
fchke, Die Reformation im Lande Pofen. —
Henkel, Die kirchliche Organisierung der
Diözefe Hildesheim. — Witte, Oftafien und
Europa. — Violet, Die Kirchenaustrittsbewegung
.— Schlatter,JefuGottheit u. dasKreuz.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Religiöfe Kriegsliteratur.

Die religiöfe Kriegsliteratur ift fchon jetzt faft unüber-
fehbar. Sie würde nicht fo ftark anwachfen, wenn nicht
ein Bedürfnis vorläge. Daß es fich, namentlich bei Predigten
und Betftunden, auch jetzt z. T. um ein Bedürfnis
der Prediger handelt, die nach Vorbildern und Anregern
ausfehauen, ift unbeftreitbar; aber auch das Verlangen
der Gemeindeglieder ift jetzt ficher lebendiger als fonft.
Aus der ungeheueren Fülle fei Folgendes herausgehoben.
Wurfter1 fammelt wirklich gehaltene Predigten und Reden;
Ort und Datum find regelmäßig angegeben. Jede Lieferung
gibt 4—5 Stücke von verfchiedenen Verfaffern. Das
Urfprungsgebiet war namentlich im Anfang ganz überwiegend
Württemberg (außer W. noch Schlatter, Häring,
Th. Traub, Hoffmann, Planck, Schönhuth, Herzog-Eßlingen,
Herzog-Reutlingen, Römer, Bayer-Güglingen u. a.; auch
Schoell ift Württemberger); daneben flehen allmählich auch
mehr Beiträge aus anderen Landesteilen (Bezzel, Mahling,
Hackenfchmidt, Bornhäufer, Kaiweit, v. Zimmermann,
Roehling (beide in Wien) u. a.) Die Verfchiedenheit er-
ftreckt fich, wie man aus den Namen erfieht, auch auf
die theologifche Stellung, ohne daß die Predigten felbft viel
davon merken laffen. Verfchieden ift der Grad des Eingehens
aufdiepolitifcheLage (konkret politifch z.B. Schönhuth 134fr.),

lieh druckt er viele ältere Kriegspredigten aus 1866 und
1870, ja eine Predigt vom Hofprediger Strauß aus 1848
und eine von G. E. Ahner aus 1849 ab; von den Predigern
der großen Kriegsjahre find befonders Gerok, E. und M.
Frommel, Kögel vertreten; daneben flehen unbekannte
Namen. 1914 hat 6 Gaben beigefteuert: Rendtorffs Rede
am Völkerfchlachtdenkmal (26. Auguft), 4 Predigten vom
Auguft v. J. (Geyer, Rittelmeyer u. a.) und eine nicht datierte
Kriegsbetftunde. Alle 27 Stücke find einfach nebeneinander
geftellt; von jedem Ordnungsprinzip ift abgefehen.
Alfo eine wirklich bunte Sammlung. Daß fie Gutes bringt,
ergeben allein fchon die genannten Namen; aber fie
bietet auch Predigten, die ohne Vorbehalt als Durch-
fchnittsleiftungen von durchaus nicht anregender Kraft
bezeichnet werden können. Was foll in folcher Sammlung
z. B. die nicht einmal datierte Predigt zum Jubiläum
des Niederrabenfteiner Militärvereins (S. 181 ff.), die an
Allgemeinheit der Gedanken das Mögliche leintet? Redaktionelle
Nachläffigkeiten wirken außerdem Hörend. Warum
ift im Inhaltsverzeichnis einzig bei Geyers Predigt der
Text nicht genannt? Sie hat doch einen folchen! Warum
! fehlen die Vornamen bei manchen Verfaffern? Warum find
Betftunde (74 ff.) und Anfprache (238 ff.) als ,Predigt' bezeichnet
? — Meyer3 zieht ab fichtlich Mitarbeiter aus
verfchiedenen Gebieten Deutfchlands heran; fo aus Elfaß-

verfchieden die rednerifche Geftaltung (ftark rhetorifch | Lothringen Hackenfchmidt und Michael is, aus Oftpreußen
Bornhäufer 213 ff.), verfchieden die Textwahl (altteftament- 1 Pott und Tribukait, aus Pofen Aßmann, aus Baden Heffel-
liche ziemlich häufig, doch nicht mehr als etwa die Hälfte; J bacher, aus Bayern Fikenfcher, aus Bremen Bode, aus

Heffen Mahr, aus Heffen-Caffel Conrad; der linke Flügel ift
erheblich ftärker vertreten als bei Wurfter. Altteftament-
liche Texte finden fich etwas reichlicher als neuteftament-
liche. Allzu hoch-lehrhaft predigt Tribukait (97 fr.), der
leider auch Polemik gegen das traditionelle dogmatifche
Chriftentum nicht vermeidet; vielfach fehr fein, aber religiös
unbefriedigend fpricht Bode über Rom. 12, 12. Daneben
ftehen ganz vortreffliche, innerliche und wirkfame
Predigten und Kriegsbetftunden (z. B. mehrere von Fikenfcher
). Pott hat Feldpredigten von den oftpreußifchen
Schlachtfeldern beigefteuert, die aus unmittelbarem Miterleben
geboren find. Der Herausgeber felbft gab zahlreiche
frifche und anfaffende, mit Zitaten aus neueren
Kriegsgedichten reichlich durchfetzte Reden, die das
deutfehe Wefen kräftig betonen. — Rump4 bietet

3) Gottes Wort in eiferner Zeit. Ein Gedenkbuch in Predigten u.
Kriegsbetftunden. In Verbindg. m. Pfarrern Aßmann , Bode, Conrad u.
a. hrsg. v. Pfr. Wilh. Meyer. I.—5. Lfg. (III u. S. 1—444.) 8°. Marburg
N. G. Elwert 1914. Je M. 1 —

4) Rump, Pfr. Lic. Dr. Joh.: Kriegs-Betstunden und Gedächtnisfeiern
zu Ehren Gefallener. (VI, 90 S.) kl. 8°. Leipzig, Krüger & Co. 1914.
Je M. t•

51 ff. fehlt die Angabe der Textftelle; bei den Anfprachen
ift der Fundort des Textes mehrfach nicht angegeben
2'3 ff; 181 ff), verfchieden die Stimmung insbefondere
auch hinfichtlich der Inanfpruchnahme Gottes für die
deutfche Sache und hinfichtlich der Büß- und Gerichts-
verkündigung. Und doch find bei aller Verfchiedenheit
!e Predigten zugleich Dokumente der großen Einheit,
p'.e jetzt auch durch das kirchliche Deutfchland geht.
,e Sammlung enthält unfraglich befonders viel Werteres
, und zwar fcheint fie mir befonders beachtenswert
urch die ungekünftelte Verbindung ganz zeitgemäßer
nd doch auch ganz biblifcher Predigt, die fich in den
weiften ihrer Stücke findet. Hier ift Kriegspredigt, die
einem zu viel Krieg und keinem zu wenig Evangelium
^•ngt.- Krämers' Plan ift von anderer Art; nament-

verfrV P'urlteri P10'- D.: Kriegspredigten aus dem Jahre 1914 von
Stutteari^e"en/er,falT"n- (Inetwai5Lfgn.) 1.-12. Lfg. (S. 1-436.) 8».

»«garL Verlag der Evang. Gefellfchaft 1914. Je M. —40
ten a Vra7ler' Llc- Dr-: Patriotifche fowie Kriegs- und Friedenspredig-
AusiAi w U' Reden aus aIterer u- «euerer Zeit, nebft e. größeren
RtCerft1?UbU*l*nJ«*0P« im Anhang. (V, 268 S.) 8«. Leipzig,

-K« « co. I9I4. M. 3.75

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