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Ausgabe:

1915

Spalte:

141-142

Autor/Hrsg.:

Dunkmann, Karl

Titel/Untertitel:

Das Erlebnis Gottes 1915

Rezensent:

Schian, Martin

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 6.

142

'age kann man nur dankbar fein, daß der Leipziger Profeffor I fetzt, nur für akademifche Hörer berechnet. Empfiehlt dies die
Richard Scholz eine knappe, entfprechend verkürzte Studenten- | Predigten nicht beronders,fo flehen fie doch durch eindringende Ge-
ausgabe des Defenfor herftellte und veröffentlichte, die das Werk ; dankenarbeit,vielfeitigeBeleuchtungneuzeitlicherFragen verhältnisallgemeiner
zugänglich macht. Freilich, wie Scholz felbft fogleich | mäßig recht hoch. DogmatifcheSätze treten wenig hervor; D. folgt
»m Vorworte bekennt, kann der unvollftändige Abdruck des J ftets innerlich religiöfen Linien, fehr oft aber mit Polemik gegen die
kritifcher Sichtung fehr bedürftigen Textes nur als Notbehelf i ,moderne Weltanrchauung'. Die Zeichnung, die er von ihr und
gelten. Wer mit dem ganzen Buche fchon anderweit bekannt ihren Vertretern entwirft, die Charakteriftik der religiöfen Strö-
ift oder dem kühnen Paduaner ernfteres Studium widmen möchte, • mungen der Gegenwart (z. B. 16ff. 101. 153) fcheint mir den Tat-
dem können die kurzen, über die Lücken hinweghebenden, deut- j fachen nicht voll gerecht zu werden. Befremdlich ift die öfter ansehen
Sätze nicht genügen. Allein man darf, nach Leibniz oder klingende Art, den natürlichen Menfchen' und den Chriften wie
LaurentiusValla, miteinem Autor,derunszum Früftückeinlud,nicht i Größen zu behandeln, die miteinander nichts zu tun haben,,die
rechten,wennerkeinevolleMahlzeitverabreicht. Zwargehtmitder 1 Welt' im ganzen für die Meinung einzelner verantwortlich zu
UnterdrückungdesexegetifchenSchriftbeweifesanmanchenStellen machen (65), die Zuhörer als fehr Gereifte, über anderen Stehende
ein befondersmarkanterZugdes Marfilius verloren. Aberbelfer doch, j zu behandeln (,du warft felbft To, aber ziehe ihn zu dir herauf
den Defenfor pacis fo unverfälfeht, obwohl nicht unverkürzt, im 146). Zum Denken anregende, ficher auch religiös anfafTende
eigenen Schreine zur Hand zu haben, als ihn zu jeder Benutzung I Predigten find es aber jedenfalls.

in der Ferne fuchen zu müffen. In der Hauptfache kann das, J Gießen. M. Schian.

was Herr Scholz zunächft feinen Kommilitonen angerichtet _ ,
hat, auch anderen nützen und darf um fo mehr willkommen ' Benedix, Roder.ch: Redekunft. Anleitung zum mundl. Vortrage,
fein, wenn es als echter Vorfchmack dem Hauptmahle nicht allen ?' Auf1'' durchgefehen u. ergänzt v. Martin Seydel. (IX,

Reiz vorwegnimmt. 114S. m. 1 Abbildg.) kl.8". Leipzig, J.J. Weber 1913. Geb. M. 1.50

Bremen. Sander. Auf Grund feines ausführlichen Werkes: ,Der mündliche

I Vortrag, 3 Teile' hat der Verf. diefe kleinere Anleitung zum münd-
Warneck, Prof. D. Gull.: Abriß e. GeTchichte der protertantifchen j liehen Vortrage herausgegeben. Diefelbe ift in der jüngften Auf-
Mifrionen von der Reformation bis auf die Gegenwart. Mit e. läge von dem bekannten Lektor der Vortragskunft an der Uni-
Anh. üb. die kathol. Mirfionen. 10. neu bearb. u. verm. Aufl. | verfität Leipzig Prof. Seydel in mehrfach überarbeiteter Geftalt
Unter Mitarbeit v. J. Richter, Kurze, DD., P. Raeder, Pf. herausgegeben. Sie gibt eine im allgemeinen zutreffende und
W.'Schlatter, Pf. Würz. Hrsg. v. D.Joh. Warneck. (X, 624S.) ' zweckmäßige Unterweifung über die verfchiedenen Vorbedingungen

gr. 8°. Berlin M. Warneck 1913. M. 7_; geb. 8— i einer reinen und deutlichen Ausfprache, einer richtigen Beto-

Diefe neue Auflage des bekannten Buches wird mit Recht j nung, über die Regeln eines fchönen Vortrages ufw. Nicht über-
als eine neubearbeitete bezeichnet, denn die Entwickelung der I all wird man den Ausführungen, die hier geboten werden, unbe-
Miffion in den letzten Jahren ift mit Sorgfalt in dem Text ver- ! dingt zuftimmen können. Hinfichtlich der Betonung ift das Gefetz
arbeitet worden, auch die Literaturangaben weifen zahlreiche Er- ! nicht erkannt, nach welchem die Betonung der einzelnen Teile
gänzungen auf. Es hängt mit dem Grundcharakter des Werkes J eines Satzes durch ihr umgekehrtes Verhältnis zu ihrer gramma-
zufammen, daß dabei die Kolonialgefchichte und fpeziell das Ver- j tifchen bezw. fyntaktifchen Konftruktionsftellung benimmt wird.

hältnis von Miffion und Kolonialpolitik nicht die Berückfichtigung
gefunden haben, die ihnen m. E. gebührt.
Göttingen. Carl Mirbt.

Friedrich, Paul: Paul de Lagarde und die deutfehe Renail'fance.
(156 S. m. 1 eingeklebten Bildnis.) 8°. Leipzig, Xenien-Verlag
1912. M. 2 —

Bei den Fragefätzen wird der Unterfchied zwifchen dem Tonfall
am Ende der Entfcheidungs- und der Beftimmungsfragen nicht
beachtet, und doch ift einer der unleidlichften Fehler, denen
man oft genug bei ungenügend vorgebildeten Rednern begegnet,
daß fie auch die letztern tonhebig vortragen, als wären fie Wahlfragen
. Daß dies in vorliegender ,Redekunft' nicht genügend beachtet
worden ift, dürfte damit zufammenhängen, daß in ihr ein,

Wenn die Aufgabe herantreten wird, nach dem Kriege ein i wie mir fcheint, notwendiger Abfchnitt über das fehlt, was man
neues Deutfchland zu bauen, foll der Geift Lagardes unter den i die Satzmelodie beim rednerifchen Vortrage der Gedanken ge

Bauenden fein. Zu denen, die ihn fchon längft verehren, gehört
unrer Verfaffer. Er geht aus von der bitteren Klage über die
Veräußerlichung und Materialifierung der Kultur, fchildert Laga-
gardes Leben und bietet eine Anzahl feiner Hauptgedanken über
Politik, Reli gion und Unterrichtswefen dar. Es überwiegen lange
Zitate aus Lagarde; aber die begeifterten Worte über diefelben
zeigen, daß Lagardes Gedanken fich in einer leidenfehaftlich empfindenden
Seele widerfpiegeln. Eine eindringende Analyfe von
Lagardes Weren bietet das Buch nicht. Auch fehlt zu fehr die
Kritik an Lagarde, von dem doch nur einige große Grundgedanken
und -gefühle übernommen werden können, während eine
Fülle von einzelnem z. T. von vornherein fchrullenhaft war, z. T.
für die Gegenwart nicht mehr taugt. Vor allem aber: der Ver-

nannt hat; die von S. 105 an gemachten Vorfchläge über Tonfarbe,
Tonmalerei, Lautplaftik, Steigerung und dgl. ericheinen nicht ausreichend
, um das Fehlende zu erfetzen. Im übrigen bietet das
Schriftchen wertvolle Belehrungen, deren Beachtung namentlich
dem Anfänger im öffentlichen Reden gute Dienfte leiften kann.
Göttingen. K. Knoke.

Wichtige Rezeptionen.

Von Prof. Lic. Paul Pape in Berlin W. 57, Manfteinfhv 10.

Bezügl. Hinweife und Sendungen find jederzeit erwünfeht.

Labriolle: La crise montaniste (v. RMassigli: BullAncLitArchChret

förr "'u "B8°"w,u'* ."VT6" '„"' "------ ' ,Br" 1914, 2; v. GEffer: ThRev 1914, 19/20; v. HMGwatkin: JournThStud

hirer befitzt Lagardes Bitterkeit in verftarktem Maße, w ahrend .^^ july; v. HDelehaye: AnalBoll 1914, 3; RömQuartfch 1914,2/3).

er fem Tiefftes und Beftes trotz aller Liebe zu ihm nicht ganz i _ Le SOUrces de l'hist. du montanisme (v. RMassigli: BullAncLitArch-
zu erfaffen vermag, fo daß uns in Friedrichs Schrift der reine, Chret 1914, 2; v. GEffer: ThRev 1914, 19/20; v. HDelehaye: Analklare
Hauch Lagardefcher Frömmigkeit und Innerlichkeit nicht Boll 1914, 3; RömQuartfch 1914, 2/3).

v°" genug umweht. Ganz ablehnen möchte ich Friedrichs ! Lammens: Le berceau de l'Islam (v. AJeremias: ThLtbl 1914, 3; v.

Lharfen Antifemitismus. So kann ich diefen Führer zu Lagarde RANicholson: JournThStud 1914, july; BiblZ 1914, 3; v. PO: Boll-

nur fehr bedingt empfehlen. Gern aber Helle ich fein Buch als ! . LettCritRel 1914, 0".).

eir> Zeichen des Wirkens T qpardes auf die Gegenwart feft "g: ZwinSh u- Calv,n (T- Heß: ZKgefch 1914, 1; v. ABaur: Dtfch-

cicnen des Wirkens Lagardes aut die uegenwart reit. Uz FTenckhoff: ThGlb 1914, 5; v. FWLoetscher: Prin-

BCrn' Heinrich Hoffmann. cetThRev 19,4, 2; v. Jordan: ThLtber .914, 2).

Dunkmann, Prof. D.: Das Erlebnis Gottes. Akademifche Predigten. 1 ^^/J?^ Bafler Konzil ^ JR,e(lj U%&&,*f* ^T""""

t?(s c v o„ r--- , , r, ■ »j ,1t..A «« A garten: IhRev 1914, 4; v. KReindorfer: AllgLtbl 1914, 11 12)-

Ter r* Gütersloh, Bertelsmann 1913. M. 3.25; geb. M. 4- , Lcbmanil) E. Sören Kierkegaard (LtZtrbl 19.4, 15/'«: v- Scnafft:

lieh TUn Pred'gten "ber altteftamentliche, 13 über neuteftament- 1 ThLtber 1914, 3; v. CBonhoff: ProtMntshft 1915, 1).

m-ne. rexte; vondenerfterenknüpfen8andieUrgerchichtean.Regel- Lehmann, W: Taulers Predigten (SchwzTbZ 1913, 5; v. KBihlmeyer:

maßig ift ein Thema formuliert, faft immer werden die Teilüber- ThRev 1913, 11; v. Dorfmann: AllgLtbl 1914, «/»! v. Uckeley: Th-

chnften genannt. Der Text wird nachdrücklich benutzt, die Urge- j Ltber 1914, 1).

«hichte freilich einfach als Grundlage des heutigen Gotterlebens ! Leipoldt: Vom Jefusbilde d. Gegenwart (vHJordan: lhL^

gedeutet nisKU,.,__u . j , • u.j t . r,„.. v- GPfannmüller: LtZtrbl 1913,39; v. Scherffig: ThLtbl 1914,20).

Sänke 5«?hJk^ Lindl: Das Priefter- u. Beamtentum d. altbabyl. Kontrakte (v. HTOb-

dir ! f lbnifcG* : binck: ThStudien 1913 3; v. FM: LtZtrbl 1913, 30; v. JHehn: Th-

'gien herrfchend; anderen ift er äußerlich aufgeprägt; bei manchen Kev 1914,9).

Itter ganz zurück. DieSpracheiftzuweilenetwasumftändlich.gele- i Lockemann: Techn. Studien z. Luthers Briefen (v. OClemen: ZKgefch.

s nthch nicht recht durchgefeilt, mitFremdwörtern reichlich durch- 1 1914, IJ idem: DtfchLtz 1914, Ii JN: LtZtrbl 1914, 48).