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Ausgabe:

1915

Spalte:

125-126

Autor/Hrsg.:

Jones, Maurice

Titel/Untertitel:

The New Testament in the twentieth Century 1915

Rezensent:

Bauer, Walter

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Seite 1

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I2S Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 6. 126

ftimmt find, weiterhin große Dienfte leiften. Möge fein einander vorgeführt. Dabei fagt J. manches Zutreffende,
Werk vielen eine Quelle der Belehrung fein. z. B. zu den Übertreibungen derer, die zwifchen Jefus und

gonn Meinhold Paulus die tieffte Kluft fehen, ohne es allerdings ganz.

| vermeiden zu können, den entgegengefetzten Fehler zu
machen und den Zwiefpalt zwifchen Jefus und dem
Jones, Maurice, B. D.: The New Testament in the twentieth Apoftel allzuleicht zu nehmen. — Der erfte Teil hat

Century. A survey of recent christological and histo-
rical Criticism of the New Testament. (XXIV, 467 S.)
gr. 8°. London, Macmillan & Co. 1914. s. 10 —

gleichfam als Anhang zwei Kapitel (7 und 8), in denen
das Verhältnis des Paulus zu den Myfterienreligionen als
ein wefentlich negatives gefchildert und auf die Bemühungen
zur Erweiterung unferer Kenntnis der Sprache

Jones' Buch ift ein Bericht über die wiffenfchaftliche ; des N. T.s eingegangen wird
Arbeit, die das 20. Jahrhundert bisher am N. T. geleiftet ; In der 2. Hälfte des Buches gilt Kap. 1 dem fynop-
hat. Selbftverftändlich kann fie nicht gefchildert werden, | tifchen Problem. Hier ift bisher am erften noch Über-
ohne daß auch die Erbfchaft berückfichtigt würde, die einftimmung erzielt. Und J. erlebt die weitere Freude,
unfer Säkulum angetreten hat. Das Werk zerfällt in auf die große von England geleiftete Arbeit hinweifen
zwei Teile, deren erfter es mit »Hauptproblemen des | zu können, die feine Heimat vom Feftland faft unabhängig
mache, was fie auf anderen Gebieten nt. Kritik
keineswegs fei. Über die Apoftelgefchichte urteilt Kap. 2,
daß kein anderes Buch des N. T.s durch moderne For-
fchung im gleichen Maße erhöht worden fei. Von den

Lebens Jefu' zu tun hat, während der andere — ebenfo
kurz ausgedrückt — Prägen der .Neuteftamentlichen Einleitung
' behandelt. Verf. führt die einzelnen, nebeneinander
herlaufenden oder fich bekämpfenden, Anfchau-

ungen vor, legt die Gründe für und wider dar und j Paulusbriefen (Kap. 3) hält J. zehn für ficher echt (Rm. I, II,
vergißt auch nicht, die eigentümlichen Pflanzen zu be- ! Kor., Gal., Eph., Phil., Col. I, II, Theffl, Phm.), während
rückfichtigen, die oftmals abfeits der begangenen Wege : die Frage nach dem Verfaffer der Paftoralbriefe noch
emporwachfen. Bei diefer Art der Arbeit ift es natürlich,
daß er nicht viel Neues und Eigenes vorträgt. Das
Hauptgewicht mußte er auf die Mitteilung der Ideen
anderer legen. Und fein emfiges Beftreben, einen Überblick
über die moderne Literatur, die feinen Gegenftand

der Löfung harrt. Hebr. (Kap. 4) ift ein Schreiben an
eine judenchriftliche Hausgemeinde, vielleicht in Rom,
aus den Jahren 80—85. Über den Autor kann man lediglich
etwas vermuten. Bezüglich der Echtheit von Jak.
(Kap. 5) läßt J. das Urteil in der Schwebe, wenn er auch

betrifft, zu gewinnen, ift unerkennbar. Hier klafft nur (S. 325/6) mehr zur Verwerfung der Tradition zu neigen
eine Lücke, über die man fich wundern muß. Die ver- j fcheint. I. Petr. (Kap. 6) gehört dem Apoftel. Auch Jud

fchiedenen Vorfchläge, das Rätfei des Johannesevange
liums durch Eindringen in feine Kompofition zu löfen,
werden ganz mit Stillfchweigen übergangen. Das ift um
fo feltfamer, als die Zerlegungsverfuche, deren Gegenftand
die Apokalypfe waren, Entgegenkommen erfahren (S. 437 f.)
— freilich nur folche, die dem vergangenen Jahrhundert
angehören, nicht z. B. der von J. Weiß (Die Offenbarung

(Kap. 7) dem, den die Überlieferung als Verf. bezeichnet.
Dagegen wird die Pfeudonymität vom II. Petr. zuverficht-
lich behauptet. Das 4. Evangelium kann von dem Zebe-
daiden Johannes fein. Sicher bewiefen ift das jedoch
nicht (Kap. 8). Und die Frage nach feinem hiftorifchen
Wert ift gleichfalls noch nicht entfchieden (Kap. 9). Die
drei Johannesbriefe find gewiß von dem gleichen Manne

des Johannes, 1904). Man könnte noch Anderes nach- j verfaßt, dem wir das 4. Evangelium fchulden (Kap. 10).
tragen, etwa beim Hebräerbrief an die Schriften von Die Apokalypfe dagegen (Kap. 11) (lammt von einer
B. Weiß (Der Hebräerbrief in zeitgefchichtlicher Beleuch- '• anderen Hand. Damit ift gefagt, daß, fofern das Evan-
tung, 1910) und befonders von W. Wrede (Das literarifche gelium vom Zebedaiden herrührt, diefer als Autor für die

Rätfei des Hebräerbriefs, 1906) erinnern. Aber das würde
an dem Gefamturteil nichts ändern, daß fleh bei J. gute
Literaturkenntnis mit forgfältiger Behandlungsweife verbinden
. Der deutfehe Forfcher wird ihm befonders für

Offenbarung nicht in Frage kommt. Aber auch im andern
P'all möchte man nicht an ihn denken; eher an
Johannes, ,den Alten'.

Niemand wird den Entfcheidungen des Verf.s durch-

die durchfichtigen Referate über englifche und amerika- weg beipflichten, aber jeder wird ihm zugeftehen, daß er
nifche Arbeiten dankbar fein. j feines Amtes als Berichterftatter unparteiifch gewaltet hat.

Verf. macht kein Hehl daraus, daß er einer pofltiven j Manche Einzelheiten wären zu berichtigen. Aber nichts in dem

Behandlung der nt. Probleme zuneigt. Er konftatiert mit j Buche — da muß zum Schluß doch getagt werden — hat größeren

großer Befriedio-ung, daß die Kritik der paulinifchen i Anfpruch darauf, ausdrücklich zurückgewiefen zu werden als gewifle

Briefe wie überhaupt der nt. Literatur fleh zur Zeit in Partien-, in .yh J; * Apologet gefsilt So die Art, . wie jefus

•„ " ,. , LT.. Ii.. £ 1 1__£_j t- 7 . 1 gegen den Verdacht gefichert werden foll, er habe fich bezüglich der

einem Stadium der Rucklauhgkeit befindet. Er fpneht | %£hc reiner Wiederkunft, des Gottesreiches und des Gerichtes in einem

mit Ausdrücken hoher Achtung von den Leiftungen der j Irrtum befunden (S. 117—119); oder der Verfuch, zwifchen den Sy-

>Kritik'. Aber er für fein Teil fchließt fich lieber an i noptikern und dem vierten Evangeliften zu vermitteln durch Vermutungen

Autoren an die zu weniger einfehneidenden Ergebniffen 1 und Behauptungen gleich dielen, Mark, (fo, nicht Matt, muß es heißen,

br,rr.~ -nt. 1 , 1 . /• 1 *i „1___u„/tJL__ S. 40O 2, 10. 22 fei ein Nachhall des Wunders von Cana, der junge

kommen. Nicht als ob er fleh ihnen ohne Beflnnen ver- , M^fVrk.io, .7 kein anderer als Nikodemus, die johanneifchen

mrinebe. Er wahrt fich auch ihnen gegenüber feine : Chriftusreden im Grunde inhaltlich von den fynoptifchen nicht ver-

Belbftändigkeit. Charakteriftifch ift feine Stellung ZU | fchieden (S. 4iof.), z. B. die Rede an Nikodemus nur eine Ausführung

Harnacks bekannten Schriften Über die Apoftelgefchichte. ! des Themas Matt. 18,3. Mit derartigem hätte J. fein fchönes Buch und

Lern Urteil über Lukas als Verfaffer der Apoftelgefchichte | uns v«f<*°r.=n follen.

und als Hiftoriker ftimmt er zu. Aber das Apofteldekret j Breslau. Walter Bauer.

fieht er mit anderen Augen als Harnack an. Deffen Aufladung
von dem Verhältnis des Paulus zu Judentum und
Judenchriftentum teilt er wieder. Die frühe Datierung der
mkanifchen Schriften dagegen will er wiederum nicht
m'tmachen.

|m erften Teil des Werkes legt J. dar, wie das ,libe

Kroll, Jof.: Die Lehren des HermesTrismegistos. (Beiträge zur
Gefchichte der Philofophie des Mittelalters. XII. Bd.,
2—4. Heft.) (XII, 441 S.) gr. 8°. Münfter i. W., Afchen-
dorff 1914. M. 14.25

mle Jefusbild' vernichtet fei durch drei Gegner: durch die | Eine außerordentlich gründliche und eingehende Dar-
Manner, die das Problem Jefus oder Chriftus', refp. Jefus ftellung der hermetifchen Theologie bietet uns Jofeph
P°ef Paulus' aufgeworfen haben, durch die Anhänger der ! Kroll in dem vorliegenden Buch. In einer wohlgeord-
^nnftusmythe, endlich durch die Vertreter der konfequent neten Dispofition hat er fich das Fachwerk gefchaffen,
eschatologifchen Betrachtungsweife. Die in diefen ver- : in das er alle, aber auch die kleinften Einzelheiten, die
cmedenen Lagern gepflegten Vorftellungen werden nach- ! für feine Unterfuchungen in Betracht kommen, hinein-