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Ausgabe:

1915 Nr. 4

Spalte:

94

Autor/Hrsg.:

Skribanowitz, Karl

Titel/Untertitel:

Gott und deine Seele. Bernauer Predigten 1915

Rezensent:

Bussmann, E. W.

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Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 4.

94

fliehen Exemplare ,introuvables' flnd, on n'en connait actuelle-
ment que trois: ä la bibliotheque de Bäle, ä la Bibliotheque de
Geneve — diefes wohl ift die Vorlage des Herausgebers, der
Genfer Pfarrer ift, gewefen — et ä la Bibliotheque de la faculte
de thöologie de l'eglise evangölique libre du canton de Vaud,
ift der Neudruck dankenswert, nur hätte auch ein wenig Erläuterung
geboten werden können; die Einleitung von Choisy befchränkt
fleh auf knappe Daten zum Leben Castellios. Über die Bedeutung
des M. Bellius ift hier nicht zu handeln (vgl. meine Schrift:
Reformation und Ketzerprozeß 1900).
Zürich. W. Köhler.

Der MalTenübertritt aus dem Verbände der röm.-kathol. Kirche in
den der evang. Kirche A. B. in Hermannftadt Anfang 1913.
Zugleich e. kritifche Beleuchtung der ,unverfälfchten' u. ,un-
umftößlichen Wahrheiten' des vom röm.-kathol. Kirchenrate
hrsg. ,Offenen Schreiben an die innerltädt. röm.-kathol.Kirchengemeinde
in Nagyszeben' (Hermannftadt). Ehrendem Auftrage
zufolge der Öffentlichkeit zur Beurteilung übergeben
v. dem ehemal. Mitgliede des Kirchen- u. Schulrats Georg
Meyer. Nebit e. Anhange. (64 S.) gr. 8°. Hermannftadt,
G. Meyer 1913. M. 1 —

Dem vom kathol. Kirchenrat herausgegebenen ,Offenen

Schreiben an die innerftädtifche röm.-kath. Kirchengemeinde Nagy

Dogmenfeindes — fein perfönliches Paradox — zu fördern. Leid
und Sünde ftehen für die peffimiftifche Färbung feiner religiöfen
Auffaffung im Vordergrunde. Dem entfprechend tritt die Bedeutung
der Gnade Gottes, der in Chriftus Menfch wird — das große
fachliche Paradox — (S. 25. 28) gegenüber feiner altteftamentlich-
gefetzlichen Prägung zurück. Dies läßt den Menfchen nicht zu
rechtem Frieden kommen (S. 28 u. f.). Die faft zwingende Nötigung
des energifchen Willensmenfchen zu flttlicher Selbftprüfung
im Spiegel der göttlichen Offenbarung, die übrigens für ihn mit
dem Worte Gottes völlig zufammenfällt, ift gerade heute wieder
fehr an der Zeit (31). Freilich kommt über der Innerlichkeit der
frommen Einzelperfon die Objektivität der Gottheit felber zu kurz
K. verwechfelt eben die objektive ,hiftorifche Offenbarung in Chriftus
mit der perfönlichen Entrcheidung und Heilsaneignung des einzelnen
Menfchen' (23); ebenfo auch den ,Geift' mit der Leiden-
fchaft (24). Hierdurch wird K.s Auffaffung des ursprünglichen
Chriftentums, das er mit dem biblifchen ohne weiteres gleichfetzt,
einfeitig und fchief (26); während er in feiner Bemängelung der
gefchichtlichen Wirklichkeit desfelben leider vielfach Recht behält
. Die wefentliche Gleichartigkeit der religiöfen Grundftellung
von K.s Vater mit dem Sohne wird mit Recht betont.

Wernigerode. Paul Schwartzkopff.

Ruland, Div.-Pfr. Priv.-Doz. Dr. Ludwig: Das Findelhaus, feine

szeben' (Hermannftadt) ftellen die 300 Hermannftädter Neupro- geschichtliche Entwickig u. ftttliche Bewertg. (Veröffent-

teftanten hier ihren Berich, über Beweggründe und Einzelheiten ^es Vereins für Sauglmgsfurforge >m Reg.-Bez.

ihres Ubertritts entgegen; neben verwaltungsrechtlichen Dingen
fpielt die nationale Not, wie bei der öfterreichifchen Los-von-
Rom-Bewegung, herein: Der römifche Pfarrer, Prinz Hohenlohe-
Waldenburg-Schillingsfürft, ftützt (Ich auf den magyarifchen Teil

Düffeldorf. Heft 9/10.) (IV, 110 S.) gr. 8". Berlin, C. Heymanns
Verl. 1913. M. 2 —
Über das Findelhaus gab es bisher keine von einem Reichs-
deutfehen gefchriebene Arbeit. Die Schrift über folche Anftalten

der Gemeinde. von dem Öfterreicher Hügel 1863 enthält mancherlei fchätzens-

Berlin. H. Mulert. I werte Notizen, ift aber für eingehendere Studien nicht ausreichend

.,. , _ _ . , i und vielfach einfeitig in der Beurteilung der einfehläglichen Ver-

Niedermeyer, Dr. Gerhard: Morgenrote. Zeugniffe aus der chriftl. häitnirre. Da ift es als verdienftvoll zu beliehnen, daß es der
Studentenbewegg. u. Beiträge zu ihrer Gefchichte. (VI, 224 S.) ■ Verf. der vorliegenden Brofchüre unternommen hat, in einem
8Ü. Berlin, M. Warneck 1914. M. 2 erften Teile eine Reihe von bisher wenig beachteten Notizen für

Dies Buch bringt unter allerlei romanhaft anmutenden Uber- j eine Gefchichte des Findelhaufes zufammenzuftellen und in
fchriften (z. B. ,Ver sacrum' — ,Von der Krankheit zum Tode' einem zweiten, kritifchen Teile das ,Für'und,Wider'der Errichtung
— .Begegnungen' — ,Militia Chrifti' — ,Morgenröte') in kurzen, | und Gestaltung von Findelhäufern gegeneinander abzuwägen.
Sprunghaft und im prent oniftifch gehaltenen Abschnitten eine An- Indem er gegen die gewiß mißverständliche Unterfcheidung eines
preifung (9—128) und eine chronikartige Gefchichte (129-224) . romanirchen und germanifchen bzw. eines katholifchen und pro-
der ehnfthehen Studentenbewegung und der Bibelkränzchen. ; teftantifchen Syftems in der Fürforge für Findelkinder polemisiert,
Bald find es idealisierte Lebens- und Charakterfkizzen, bald Kon- , kommt er bei feinen Erörterungen als Katholik doch Schließlich
ferenzbenchte, bald Bekenntniffe, bald Exzerpte; auch die brief- ' dazu, fleh für die Aufrechterhaltung und weitere Ausdehnung
liehe Schilderung einer Hinrichtung und der Tagesarbeit eines j der Findelhäufer auszusprechen. Als wesentlich an einem Solchen
famoanifchen Miffionars findet man. In Ton und Zufammen- , bezeichnet er die .größtmögliche Wahrung der Diskretion'. Diefe
Stellung erinnert das Buch an die modernen Mufterkataloge un- 1 erscheint ihm erwünfeht für .gebildete Mädchen der höhern Stände',
ferer großen kaufmännischen und buchhändlerifchen Firmen, j deren Sittlicher Fall .vielleicht die Folge einer Schwachen Stunde
Es ift ein Zeichen der drohenden Amerikanifierung unfers kirch- | war'. Er möchte die Diskretion allerdings nicht mehr wie in
liehen Lebens, der jeder Freund echten deutfeh-evangelifchen i frühern Jahrhunderten durch Beibehaltung der Sogen. Drehlade

Geiftes nur mit Bedauern und Darker Zurückhaltung gegenüber- ; (torna ruota) ermöglichen, fondern Sie durch die Einführung eines

gefetzlich gesicherten Amtsgeheimnisses der Oberin eines Solchen
Haufes gewährleistet Sehen, welches dem Beichtgeheimnis des
Priefters analog zu denken wäre. Wer fleh für Aufrechterhaltung
von Findelhäufern erklärt, wird diefen Vorschlag nicht ungereimt
finden. Ob es fleh empfiehlt, eine folche gefetzliche Bestimmung
zugunsten diefer Anfchauung zu treffen, ift freilich eine andre
Frage. Das preußifche Abgeordnetenhaus Sprach fleh 1860 dahin
aus, ,die Errichtung von Findelhäufern beruhe auf einer völligen
Verwirrung der Begriffe über die Sittlichen Grundlagen der Gesellschaft
'.

Göttingen. K. Knoke.

ftehen kann. Mit einigen, an fleh durchaus berechtigen Forderungen
(z. B. größerer Willenskraft und energischeren Eintretens
für das Evangelium) und mit vielem guten Willen verbinden fleh
Züge, die mit der Art Jefu wenig gemein haben: das Dringen
auf rafchen, Sichtbaren Erfolg, die künstliche Mache, ein unklarer,
mit Schlagworten arbeitender Enthusiasmus, Mangel an Verftändnis
für gefchichtliche und persönliche Entwicklung, eine Überschätzung
fuggeftiven Wirkens und Erlebens, der Betrieb internationaler
Organisationen und religiöser Maffenwirkungen, die völlige
Nichtachtung gegenüber der ruhigen,geordneten kirchlichen Arbeit
wie gegenüber andersartigen Richtungen des Chriftentums. Ich

vermiffe an diefer ganzen Richtung die Nüchternheit, die Keufch-

....... »kribanowitz, Paft. em. Karl: Gott u. deine Seele. Pernauer

heit in Bezug auf die religiöfe Selbftdarftellung, die fachliche "^.uanowixz ran. em. tvari: uott u. Deine aeeie. Kernaue
Gerechtigkeit^ leider of^auch - in der Literatur wie in der £?J*»L^SSE"^?* TaT^^<*

Praxis — die wahre Demut wie die wirkliche, Strenge Wahrhaftigkeit
. Ich füge freilich hinzu, daß die Vereine christlicher Stu

254 S.) 8». Gütersloh, C.Bertelsmann 1913. M. 2.40; geb. M. 3 -
Die 26 Predigten und eine Einweihungsrede eines bal-

demen f , "In?u' 0 °lef, VCv * hl ,ifchen PaRoren, der mitten in der Kraft feiner Jahre durch einen

Äl veHTt,1Ch felbft *?heln?*mJ^v ? J£anlJ£l»? ! Schlaganfall zur Emeritierung kam, find von P. Julius Werner,
viel verkehrt — zuweilen doch in Wirklichkeit etwas anders aus- -

Frankfurt a. M. bevorwortet. Es flnd Schlichte Predigten, ohne
jeden rhetorischen Schmuck, aber auch ohne besondere Gedanken,
meift nur in gewohnten Geleifen gehend und ohne besondere
Tiefe. Auch die Homiletik würde mancherlei, besonders an den
Dispositionen auszusetzen haben. Als ein Vermächtnis an die
Gemeinde, zu der der Prediger nicht mehr Sprechen kann, ift
ihre Veröffentlichung gewiß gedacht, wie der Titel Pernauer Pre-
M. —50 I digten nahelegt. Da fehlt nun aber grade die Bezugnahme auf
Das vom kirchlich-bibliziftifchen Standpunkte verfaßte Schrift- j die befondere Gemeinde und ihre Umgebung, der Erdgeruch,
chen vermag das Verftändnis für das innere Werden des im wefent- I Dann wären de auch für weitere Kreife von Wert geworden,
»chen dogmatifch orthodoxen Chriftusfreundes, aber Kirchen- und Ahlden (Aller). E. W. Bussmann.

lehn oder wenigftens ausgefehen haben, als es nach diefer Reklame-
Ichrift Scheint.

Frankfurt a. Main. W. Bornemann.

JorgenTen, Priv.-Doz. Lic. Alfr. Th.: Sören Kierkegaard u. das
bibliTche Chriftentum. 3 Tauf. (Biblifche Zeit- u. Streitfragen.
IX. Serie, 9. Heft.) (32 S.) 8". Berlin-Lichterfelde, E. Runge 1914,