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Ausgabe:

1915

Spalte:

52

Autor/Hrsg.:

Woltjer, R. H.

Titel/Untertitel:

Het woord Gods en het woord der menschen 1915

Rezensent:

Regula, ...

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Theologilche Literaturzeitung 1915 Nr. 3.

52

um nfih libbi ,Tag der Herzensberuhigung' bezeichnet I — S. 334, Z. 8
lies Ea ftatt Enlil (richtig S. 216). — S. 343. Vgl. meine Ausführungen
in ZDMG 65, S. 131 ff., bef. S. 132, Anm. 2 (naphar mi-ni ftatt des fchwer
möglichen um-mi-ni).

Jena. Ungnad.

Charles, R. H., D. Litt., D.D.: The Book of Enoch or 1 Enoch.

Translated from the Editors Ethiopic Text and edited
with the Instruction Notes and Indexes of the first
edition wholly recast enlarged and rewritten together
with a reprint from the Editor's Text of the Greek
Fragments. (CXII, 331 S.) gr. 8°. Oxford, Clarendon
Press 1912. s. 10.6

Die vorliegende Überfetzung und Erklärung entfpricht
der äthiopifchen Textausgabe vom Jahre 1906 (vgl. diefe
Zeitung 1910 Sp. 653/4) und ift felbft eine vielfach ver-
befferte Auflage der erften Charlesfchen Überfetzung vom
Jahre 1893. Gleichzeitig mit oder unmittelbar nach der
2. Aufl. der Überfetzung ift letztere noch einmal, unter
Kürzung der Erklärung, von Charles veröffentlicht in der
unter feiner Leitung flehenden Herausgabe der altteftament-
lichen Apokryphen und Pfeudepigraphen 1913 II 163—281
(vgl. diefe Zeitung 1914 Sp. 40—42).

In der Überfetzung find die poetifchen Abfchnitte z.B.
1,4—9. 5,4—9. 39, 2 ff. 45,2 ff. ufw. was nur zu billigen ift,
ftichifch abgefetzt wie fchon in der äthiopifchen Textausgabe
von 1906. Natürlich ließen fich noch manche Wünfche
an die Überfetzung Hellen.

37, 1 z. B. ift der Eingang ,die 2. Vifion, welche er fah' noch immer
nicht als Naht und 54,8 als Gloffe erkannt. Zu Hen. io, 7 iv xü>
flvozijQiw (19°/*"fl) C 1 vä'- letzt Burkitt, Jewish und Chriftian
Auocalypfes 1914 S. 60, der den unverftändlichen Text auf Mißverftehen
eines T~iT4 zurückfuhrt, das der griechifche Überfetzer mit iv reu livgttjqw)
wiedergab ftatt nach fyrifchem |pa fO (Brockelmann, Lexic. syriac.)
,sicut' zu überfetzen. Hen. 29, 2 habe ich früher nach dem Vorfchlag
von Praetorius für die firmlofen ,Gerichtsbäume' xoiGECO? dfoÖQa Bäume
des Duftes d. i. Nl-p-fl ftatt vorauszufetzendem N3i"H gelefen und Charles
ift mir darin gefolgt. Aber beffer dünkt mir jetzt doch dafür der Vorfchlag
Burkitt's a. a. O. S. 69, der JOiTT oder richtiger dann "pTI
aus einem 'pia ,hier' verlefen fein läßt. B. überfieht, daß der äthiopifche
Text seine VerbefferuDg ftiitzt, da äthiopifchem (D(Df 1 xcä ixü entfpricht
. Das hinter fyßfD ! ,Bäume' flehende ft""}jE, ! = XQtaewi in
dann als zweite Überfetzung von ]i71 (d. i. verlefeues "p*n) zu ftreichen.

In der literarkritifchen Behandlung der Kap. 37 ff
billigt Charles den von mir bei Kautzfeh, Apokryphen
und Pfeudepigr. II, 1900, S. 227 gemachten Verfuch, nach
dem in 376". vorkommenden Doppelnamen des Meffias:
der Auserwählte und der Menfchenfohn und nach den
beiden angeli interpretes eine Textfcheidung vorzunehmen
und führt fie im Einzelnen durch S. 64fr.

Was die verfchiedenen Abfchnitte des Henochbuches
und ihre Entftehungszeit betrifft, fo find (vgl. S. XI) Kap.
12—36 und die Wochenapokalypfe 93 + 91, 12—17 (f. S.
228ff) vormakkabäifch; die Traumgefichte 83—90 aus der
Zeit 165 —161 v. Chr., die aftronomifchen Kapitel 72—82
vor 110, die Bilderreden 37—71 und die Mahnreden
91—105 zwifchen 105—64 niedergefchrieben. Das wird
fich nicht viel von meinen Ausführungen über die Entftehungszeit
des Henochbuches bei Kautzfeh a. a. O. S.
230f. und in Prot. Realenc. XVI3 S. 240h unterfcheiden.
Nur bin ich nicht mehr fo ficher, ob die ,Könige und
Mächtigen' 38, 5 u. ö. wirklich die hasmonäifchen Fürften
und die Sadduzäer find. 46,8 ift ftatt ,fie werden ausgetrieben
werden aus feinen Gemeindeverfammlungen' zu
lefen: ,und fie verfolgen die Gemeindeverfammlungen' vgl.
Charles z. St.

Alles in Allem genommen, entfpricht Charles Arbeit
den Erwartungen, die philologifch und religionsgefchicht-
lich an fie geftellt werden können.

Heidelberg. Beer.

Woltjer, hoogl. Dr. R. H.: Het woord Gods en het woord

der menfehen. (VL391S.) 40. Utrecht, G.J. A.Ruys 1913

Ein Werk von Hupender Gelehrfamkeit, entflanden
aus einem Vortrag, in welchem die beiden Thefen durchgeführt
find: 1. das wiffenfehaftliche Studium des Wortes
Gottes kann beitragen zum befferen Verfiändnis der neuen
Refultate aus der Gefchichte des heidnifchen Altertums,
und umgekehrt 2. die genauere Kenntnis des Altertums,
welche die neuere Zeit geliefert hat, kann zur Mehrung der
wiffenfehaftlichen Erkenntnis der heil. Schrift führen. Der
Verf. hat das Bedürfnis, fich mit der Religionsgefchichte
auseinanderzufetzen, und tut dies vom Standpunkt eines
fogen. pofitiven ref. Theologen, aber mit großer Gewandtheit
und mit einer erfiaunlichen Belefenheit in der ein-
fchlägigen deutfehen, holländifchen, englifchen und fran-
zöfifchen Literatur. Merkwürdigerweife beginnt er das
Buch mit der zweiten Thefe, um dann (von S. 54 bis 3911)
allen Nachdruck auf die erfie legen zu können. Die
neuen und neueHen Funde an Infchriften, Papyri, Oftraka
werden fummarifch erwähnt und in ihrer Bedeutung für
das Verfiändnis der Bibel gebührend gewürdigt. (Bei-
fpiele: I. Petri 1, 7, doxl/iiov, geprüft = Ächtheit; Matth.
6, 5, äjtexovoi rbv filo&ov, fie quittieren; xvpioc;, vom röm.
Cäfarendienfi hergenommen.) In dem übrigen Teil des
Buches, reichlich 5/6 des ganzen, gibt W. den Nachweis,
daß im A. T. alles auf das Kommen Jefu und feines
Reiches und deffen Siegeszug über die oixovfitvr/ hinausläuft
, und daß fich die ganze Gefchichte des Altertums
nur unter diefem Gefichtspunkt betrachten läßt. Die
alten Weltreiche, das babylonifche, perfifche, griechifche
und römifche, müffen dazu beitragen, die^Völker in
Kultur, Sitte und Recht, auch Sprache {xoivrj), einander
nahe zu bringen und fo dem Chrifientum als Weltreligion
den Boden zu bereiten. Diefer Gedanke der providen-
tiellen Leitung ifi nicht neu und ficher richtig, brauchte
daher u. E. nicht fo weitfehweifig und mit Aufbietung
fo großer Gelehrfamkeit bis ins einzelnfie hinein bewiefen
zu werden. Auch die meifien Religionsgefchichtler werden
damit einverfianden fein, W. hat fie aber immer im Verdacht
, daß fie das ganze Chrifientum aus den Ideen der
Umwelt ableiten wollten. In manchen Punkten muß er
doch felbft eine gewiffe Abhängigkeit von zeitgefchicht-
lichen Elementen zugeben. Der Titel des Buches ift kurz
und bündig, aber für den reichen Inhalt nicht glücklich
gewählt. Denn Schrift und Wort Gottes ohne weiteres
zu identifizieren, dagegen alles, was nicht zwifchen den
beiden Buchdeckeln der Bibel fleht, für Menfchenwort zu
erklären, dürfte heutzutage doch nicht mehr angängig
fein. Der Verf. fcheint dies felbft zu fühlen, trotz feines
ftreng calvinifchen Offenbarungs- und Infpirationsbegriffs,
zu dem er fich bekennt.

Göttingen. Regula.

Kaftner, Gymn.-Relig.-Lehr. Dr. Karl: Jelus vor Pilatus.

Ein Beitrag zur Leidensgefchichte des Herrn. (Neu-
teftamentliche Abhandlungen. IV. Bd., 2. u. 3. Heft.)
(XV, 184 S.) gr. 8°. Münfter, Afchendorff 1912. M. 5 —
Kaftner unterfucht in einer umfangreichen Studie die
Gefchichte von Jefu Prozeß, foweit Pilatus mit ihm zu
fchaffen hat. Dabei geht er umfichtig auf alle Einzelheiten
ein und widmet fein Intereffe ebenfo der Lage
des Prätoriums wie der Frage, was für Dornen zur Krone
verwendet worden find und auf welchem Wege die
Soldaten fie fich haben verfchaffen können. Eäne umfangreiche
Literatur aus alter und neuer Zeit ift fleißig
benutzt. Neben den katholifchen Autoren kommen auch
die Proteftanten zu Wort, wobei Verf. freilich nicht verhehlt
, daß ihm die ,rationaliftifchen' unter ihnen wenig
zufagen.

Die Dispofition ift einfach. Der erfte Teil behandelt
die kanonifchen Quellen in der Reihenfolge Mk., Matth.,