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Ausgabe:

1915 Nr. 2

Spalte:

44-45

Autor/Hrsg.:

Feßler, Franz

Titel/Untertitel:

Benutzung der philosophischen Schriften Ciceros durch Lactanz 1915

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 2.

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der bewußten Abficht des Vf. mehr in den Hintergrund.
Im übrigen geht Steinbeck keineswegs achtlos an den
verfchiedenen Reformvorfchlägen für den Religionsunterricht
vorüber, die in den letzten Dezennien von Pädagogen
und Theologen wie von Rohden, Foerfter, Niebergall,
Kabifch, Rein, Eger, Zurhellen u. a. gemacht find. Sein
Standpunkt ihnen gegenüber ift ein vorfichtig abwägender
; in der Hauptfache vertritt er dabei einen gefunden
Konfervativismus, ohne in Einzelheiten das Berechtigte
folcher Vorfchläge abzulehnen. Was der Vf. in feinem
,Lehrbuche' bietet, kann darum als eine treffliche Einführung
in die kirchliche Unterrichts- und Erziehungsaufgabe
für folche, welche fich als Religionslehrer an
Schulen und als Geiftliche in den Dienft der Kirche
ftellen wollen, auch von dem empfohlen werden, der in
einzelnen Punkten anderer Meinung als der Vf. ift, wenn
er fich, wie der Referent, zu der Gefamtanfchauung des-
felben durchweg zuftimmend verhält.

Ein paar Kleinigkeiten, die dem Vf., dem ich für feine fchöne
Gabe meinen Dank ausfpreche, beweifen füllen, daß ich das Buch mit
Sorgfalt gelefen habe: Bröckelmann war nicht Kaufmann in Bremen (fo
S. 59), fondern in Heidelberg; das Vorhandenfein der Historia schola-
stica des Petrus Comestor (ca 1170) beweift, daß unter den mittelalterlichen
religiöfen Lehrftoffen keineswegs die biblifche Gefchichte .gänzlich
fehlte', wie S. 22 gefagt wird; wenn S. 122 beanftandet ift, daß
ich die Belohnung als einen ,Abglanz unverdienter Gnade' bezeichnet
habe, weil ,Gnade immer Sünde vorausfetze', fo darf ich vielleicht zu
meiner Rechtfertigung fagen, daß ,Gnade' Überfetzung von %aQLq ift,
diefes Wort aber einen weit umfaffenderen Sinn befitzt, als es im Verhältnis
zu dem Begriffe .Sünde' bekommt, z. B. Luk. 2, 52.

Göttingen. K. Knoke.

Referate.

Walter, Dr. Otto: Der Kumärafamhhava oder die Geburt des
Kriegsgottes, ein Kunftgedicht des Kälidafa, zum erften Male
aus dem Sanskrit vollftändig in deutfche Profa übertragen und
m. erläut. Anmerkgn. verfenen. (85 S.) gr. 8". München, Hans-
Sachs-Verlag 1913. M. 2 —
Der Überfetzer legt uns das wundervolle Gedicht Kälidäfas

— den ich nicht mit ihm den Shakespeare Indiens nennen möchte

— von der Liebe Shiva's zu Umä, der Tochter des Himälaya-
gottes, vor. Mit Recht ift das achte Buch als echt in die Arbeit
einbezogen; mit gleichem Recht lind die folgenden als unecht
fortgelaffen. Die mit löblichfter Sorgfalt gearbeitete Überfetzung
,will nur den erften Verfuch darfteilen, den gebildeten Laien in
fchlichter, deutfcher Profa ein möglichft getreues Abbild des
Originals zu geben'. Doch ein wirklich getreues Abbild diefer
farbenglühenden, kunftgefättigten, von aller Schlichtheit' himmelweit
entfernten Poefie zu geben: ift denn ,fchlichte deutfche Profa'
dazu imftande?

Göttingen. H. Oldenberg.

Sellin, Prof. Dr. E.: Einleitung in das Alte Teltament. 2., neubearb.

Aufl. (Evangelifch-theologifche Bibliothek.) (XV, 168 S.) 8".

Leipzig, Quelle & Meyer 1914. M. 2.60; geb. M. 3.20

Sellins nach drei Jahren in zweiter Auflage erfchienene Einleitung
ins Alte Teftament (vgl. diele Zeitfchrift Jahrg. 35 [1910]
Sp. 737 f.) ift um einen Bogen ftärker geworden. An diefer Zunahme
ift der Teil, der das pentateuchifche Schrifttum behandelt,
nicht unwefentlich beteiligt. Wiederholte Hinweife auf des Ver-
faffers Schrift ,Zur Einleitung in das AT' zeigen, wie S. hier und
da feine Stellung präziflert hat. Auch auf Dahfe's Arbeiten zur
Pentateuchkritik wird deutlich merkbar Rückficht genommen, ohne
daß S. aber — was ja im gegenwärtigen Stadium der Verhandlungen
auch kaum möglich ift — fchon ein abfchließendes Urteil
zur Sache in feine Darfteilung aufnimmt. Überall ift die neuefte
Literatur berückfichtigt, und Sellins eigne Verteidigung feiner
Pofltionen in der obengenannten Streitfchrift gegen Cornill ift
jedesmal an den betreffenden Stellen angemerkt.

Königsberg i. Pr. Max Lohr.

Heurn, Lic. Dr. Karl: Kompendium der Kirchengefchichte. 3., verb.
u. teilweife umgearb. Aufl. (XXXI, 613 S.) gr. 8». Tübingen,
J. C. B. Mohr 1913. M. 9—; geb. M. 11 —

Die zweite Auflage diefes Kompendiums habe ich im Jahrgang
1911 Sp. 332—334 diefer Zeitung eingehend befprochen.

Eine durchgreifende Änderung hat die fchon nach 2 Vi Jahren
nötig gewordene dritte Auflage nicht erfahren, doch ift allenthalben
revidiert und gebeffert worden, man kann auch wieder
beobachten, daß Heuffl den neueftenForfchungen forgfam gefolgtift
und ihre Ergebniffe verwertet. Oft wohl ein wenig zu vorfchnell.
Wie z. B. die Oden Salomos, die unter dem Eindruck der Thefe
Harnacks in der 2. Auflage in § 3 unter Judentum in Paläftina'
ftanden, jetzt durch die Therapeuten erfetzt worden find und
ihrerfeits unter den Quellen des Gnoftizismus kurz gebucht find,
fo wird auch wohl die durch Krügers geiftvollen Vortrag veran-
laßte Bemerkung zu § 168, daß der ,Grundftock, insbefondere,
der darin (in der ,Erziehung des Menfchengefchlechts') verfochtene
Offenbarungsbegriff höchftwahrfcheinlich von Albrecht Thaer
Hamme', in der nächften Auflage entweder ganz verfchwinden
(wenn Heuffl fleh von Fittbogens Auffatz in den ,preußifchen
Jahrbüchern' Novemberheft 1913 überzeugen läßt) oder wenig-
ftens abgemildert werden, etwa im Sinne von Scholz; vgl. preuß.
Jahrbücher 1914, Januarheft;,höchftwahrfcheinlich' ift Thaers Autorfchaft
wirklich nicht, mir würde ein vielleicht' noch zu viel fagen.
Krüger hat überhaupt, teils durch fein Handbuch, teils durch
persönliche Mitteilungen an der Umarbeitung Heuffis ftarken Anteil
. Nur zum Vorteil des Ganzen. So flnd die Querfchnitte z. T.
Längsschnitten gewichen, z. B. die Entwicklung des Judentums
§ 10 oder die chriftliche Apologetik in § 13 und die Chriften-
verfolgungen in § 17. Nicht feiten begegnen Umftellungen. Der
Montanismus ift z. B. jetzt hinter den Zufammenfchluß der Gemeinden
zur katholischen Kirche geftellt oder das Mönchtum
hinter den Kultus. Ein wenig zu ftark hinkt jetzt der Paffahftreit
nach; erwähnt wird er zwar fchon § 23 (S. 75) sub k, ohne daß aber
auf q, wo er behandelt wird, verwiefen wäre. Neu hinzugekommen
ift beim erften Teile ein kurzer, in der üblichen Form gehaltener
Überblick über die Gefchichte der Kirchengefchichts-
fchreibung und eine Begriffsdefinition (wie ich f. Z. gegenüber
Loofs vgl. diefe Zeitung 1911 Nr. 11 definiert H.-=Gefchichte des
Chriftentums, der chriftlichen Religion) nebft Beftimmung der
Gliederung (hier Schließt fleh H. in der Abgrenzung des erften und
zweiten Teiles Krüger an), fowie ein, Vorblick' auf den Ausgang der
alten K.-G., der zweite Teil hat einen neuen Einleitungsparagraphen
bekommen und einen neuen Paragraphen über die kirchliche
Stellung des Papfttums. In den fpäteren Abschnitten werden der
Änderungen immer weniger. Die neuefte Entwicklung bis hin
zum Fall Jatho oder dem Minifterium Hertling (den als ,ultramontan
' S. 530 zu brandmarken aber eine Ungehörigkeit ift)
ift eingehend dargeftellt. Zu meiner lebhaften Freude tritt H. in
§ 2 h auch energifchfür eineKenntnisdergefchichtsphilofophifchen
Probleme feitens des Kirchenhiftorikers ein — das ift wohl eine
Wirkung meiner Schrift ,Idee und Perfönlichkeit in der Kirchengefchichte
'. — Zum Schluß noch einige Defiderien: von J. T. Müller:
die fymbol. Bücher ift inzwifchen fchon die 11. Aufl. errchienen,
von C. Clemen: Quellenbuch zur praktifchen Theologie der zweite
Teil. Zu § 104 S. XXVII lies: L. Keller; der dictatus papae
flammt doch von Gregor VII felbft (zu S. 205 vgl. K. Brandi in
,die Geifteswiffenfchaften' I H. 2). Den neu eingefügten Spruch:
si Lyra non Iyrasset etc. (S. 265) hätte ich gern nach Neftle (vgl.
Theol. Jahresber. 22, 635) erläutert gefehen, und über Rienzi nach
den Forfchungen Burdachs gern mehr gelefen (zu S. 267). Endlich
die Orthographie: Laktanz, Marcion, Kommodian, Calvin,
Zölibat, Cistercienser — mir ift unverftändlich, nach welchen
Regeln da gewechfelt worden ift.
Zürich. Walther Köhler.

Feßler, Hofkaplan Franz: Benutzung der philorophifchen Schriften
Ciceros durch Lactanz. Ein Beitrag zur klaffifchen Philologie.
(VII, 56 S.) Lex.-8». Leipzig, B. G. Teubner 1913. M. 2.50
S. 3 diefer Studie wird für die Tatfache, daß ,die Familie
der Firmiani in die patrizifche gens Cornelia gehörte', unten
in Anm. 4 auf ,Pierer, Konverfationslexikon, Ausgabe 1858
Altenburg' verwiefen und dann oben im Text weitergefahren
,Ebendafelbft finden wir, daß die Caelii eine plebeifche gens waren,
in welcher öfters der Familienname der Lactantii vorkommt'.
Gleich nachher heißt es, daß das praenomen Lucius in Firmum
(im Picenifchen) nicht feiten und befonders in der dort feßhaften
gens Caelia üblich gewefen fei, ,wie Pighius in den römifchen
Annalen nachweift'. Dazu unten in Anm. 5: ,Eduardus, Differtat.
I, 39'. Dann oben weiter: ,Eine Löfung der Kontroverfe über
die Heimat des Lactanz fcheint fich ebendort [nämlich bei ,Eduar-
dus, Differt. I, 95', wie Anm. 6. unten angibt] zu finden, wo der
Autor darauf hinweift etc.'. S. 4 wird mit der Möglichkeit gerechnet
, daß fich eine numidifche Grabfchrift für einen mit 52