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Ausgabe:

1915 Nr. 24

Spalte:

521-523

Autor/Hrsg.:

Eckert, Alfred

Titel/Untertitel:

Praktische Theologie in Einzeldarstellung. I. Bd.: Die Gemeindepredigt der Gegenwart. 1. u. 2. Aufl 1915

Rezensent:

Eger, Karl

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S2i Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 24. 522

Schrift und ihrem Verhältnis zu den Sakramenten oder
von Autorität und Freiheit' (170—220). Die zwei erften
Abfchnitte befolgen einen parallelen Gang, indem fie zu-
nächft die auf Taufe und Abendmahl bezüglichen Aus-
fagen des Apoftels Paulus, hierauf die andern Stellen des
Neuen Teftamentes, die fich auf diefe Sakramente beziehen
, einer eingehenden Analyfe unterwerfen. Aus diefer
Analyfe ergibt fich, daß wir ,noch mit gutem Gewiffen
bei dem 4. und 5. Hauptftück unteres kleinen lutherifchen
Katechismus bleiben können'(58fg. 115 fg.). — Im dritten
Teil fetzt der Verf. die Gnadenmittel des neuen Teftamentes
in direkte Beziehung zum altteftamentlichen Verheißungsgut
; er fucht die begriffliche Beftimmung des
Sakraments im Unterfchiede vom bloßen Symbol und vom
äußern Zaubermittel herauszuarbeiten; endlich weift er
die Gnadenmittel als wirkliche Mittel nach, durch die uns
Jefus feine Erlöfung darbietet. — Der letzte Teil foll zur
Ergänzung und Begründung des Vorhergehenden dienen.
,Das ift Autorität, fich unter den im neuen Teftament
hinter allen Zeugenausfagen wirkfam lebendigen Chriftus
beugen, der uns fort und fort durch feinen Geift zu
gleicher Überzeugung bringen kann: unter den Chriftus
des ganzen neuen Teftaments. Und das ift Freiheit, fort
und fort zu prüfen, ob diefe Zeugen auch mir die volle

lichung feines lange gehegten Wunfehes, die ganze prak-
tifche Theologie im Zufammenhang zu bearbeiten. Zwei
weitere Bände (der .Erziehende Religionsunterricht', den
E. 1899 veröffentlicht hat, in völlig neuer Bearbeitung,
und die ,Seelforge') find in Vorbereitung. Im Unterfchied
von anderen neueren die Lehre von der Predigt behandelnden
Werken will Verf. ,die Probleme ausfchließlich
im Licht des Kultusgedankens zeigen und von ihm aus
der freien Wortverkündigung in der Gemeinde den Weg
ebnen'. Dementfprechend kommen von den auf die Lehre
von der Predigt entfallenden 163 Seiten des Buches
(S. 1 —19 ift allgemeine Einleitung: die Bedeutung der
praktifchen Theologie in der gegenwärtigen Krifis; S. 183
bis 202 werden wichtige Erfcheinungen der neueften
Predigtliteratur befprochen) 64 Seiten auf die Kapitel
,Das Subjekt der Predigt' und ,Die Eigenart der Kultuspredigt
'. Demgegenüber kommen die übrigen Teile auf
99 Seiten reichlich kurz weg, zumal wenn man berück-
fichtigt, daß der Frage nach dem Verhältnis von Gefetz
und Evangelium in der Predigt davon nicht weniger
als 17 Seiten gewidmet find. Das Buch hätte zweifellos
gewonnen, wenn gewiffe Längen, auch in. der Art der
Darfteilung, vermieden und dafür andere Partien gründlich
ausgeführt worden wären. Namentlich hemmen die

Wahrheit berichten . . . .' (180—181). Die auf diefem | vielen Auseinanderfetzungen mit anderen Autoren, unter

Wege gewonnene Autorität der heiligen Schrift ift gegen- j reichlicher Zitierung derfelben im Text felbft, den glatten

über den Einwendungen des neuen Weltbildes, der hi- Fluß der Gedankenentwicklung. Die Unebenheiten der

ftorifchen Kritik, der Religionsgefchichte und der Religions- Darftellung werden wohl mit auf Rechnung deffen zu

pfychologie unumftößlich. Daß einer folchen Auffaffung fetzen fein, daß Verf. nach Angabe des Vorworts infolge

fowohl die Auguftana als auch der kleine lutherifche ftarker anderweitiger beruflicher und literarifcher Inan

Katechismus nicht hinderlich, fondern förderlich ift, ftellt
Sch. in einem kräftigen Schlußwort feft.

Blickt man auf die Ausführungen des fich felbft als
.konfervativ-pofitiven Theologen' bezeichnenden Verfaflers
zurück, fo drängt fich das Urteil auf, dem Sch. auch
direkten Ausdruck verleiht, daß Kählers Einfluß fowohl
auf die Auffaffung von der Bedeutung und der Autorität
der heiligen Schrift als auf den Sakramentsbegriff in weitem

fpruchnahme nur langfam an dem Buch hat arbeiten
können. Eine Neuausgabe wird gut daran tun, befonders
an diefem Punkt nachzubeffern.

Subjekt der Predigt ift die Gemeinde als ideal-reale
Größe unter ftärkftem Uberwiegen des idealen Moments.
In diefer idealen Gemeinde find grundfätzlich alle gleich,
die Tätigkeit des Amtsträgers im Gottesdienft folgt lediglich
aus der Erfcheinungsform, nicht aus der Idee der

Umfang beftimmend gewefen ift. Auch mit Webers Schrift j Gemeinde; feine Tätigkeit hat den gemein famen Wech-
,PIiftorifch-kritifche Schriftforfchung und Bibelglaube' be- ! feiverkehr der ganzen Gemeinde mit Gott zu fichern, ein
rührt fich namentlich der dritte Teil des Scheinerfchen Auseinandergehen der einzelnen Gemeindeglieder zu verBuchs
. Damit ift der Standpunkt des Verf.s im All- hindern. Die einzelnen Elemente des Gemeindegottesgemeinen
gekennzeichnet. Seine Polemik richtet fich in dienftes find alles Stücke eines einheitlichen Ganzen; die
erfter Linie gegen die religionsgefchichtliche Schule, vor Eigentümlichkeit der Predigt im Ganzen des Kultus ift
allem gegen Weinel's Neuteftamentliche Theologie, 2. Auf- ! daß fie die Zueignung der göttlichen Gnadengabe des
läge. Auf einzelne Punkte näher einzugehen, dürfte fich I Wortes und ihre Annahme durch die gläubige Gemeinde
kaum lohnen. Zur ergänzenden Charakteriftik verweife { zu einer formalen und materialen Einheit zufammenfaßt. AI

s

ich etwa auf folgende Ausfagen. ,Auf jeden Fall hat fich Aufgabe der Predigt erfcheint die ,Darftellung des in der
Jefus felbft ein vorzeitliches, präexiftentes Herrenrecht Totalität des Gemeindelebens eine Lebensmacht gewor-
feinem Ahnen David gegenüber, aus deffen Samen er im denen Gottesworts'. Eine beabfichtigte Wirkung der
ganzen N. T. unbeftritten flammt, gewahrt wiffen wollen' Predigt wird in Polemik gegen Niebergall entfehieden
1VII). ,Das haltlofe Gerede der modernen Theologen über j abgelehnt. ,Unfere einzige Aufgabe befteht darin, aus
die Auferftehung', ,die fchnellfertige Vifionstheorie' hat [ unteren Predigten alles das fernzuhalten, was die Wirkung
Sch. in dem am Anfang diefer Anzeige erwähnten Buch j der Predigt beeinträchtigt, und alles das hineinzunehmen
erörtert: ,es ift mir noch keine Widerlegung diefer meiner ] was fie fördert' — in letzterem fcheint denn doch entSchrift
zu Geficht gekommen' (190). Jefus konnte feine fchieden etwas von ,Abficht' zu stecken,
laufe gar nicht in feinen Erden tagen, fondern erft als Die ;Kafualrede' wird viel zu kurz behandelt' man

der Auferftandene einfetzen weil er nun das Siegel vor- | muß die emzelnen Kafualien viel mehr unterscheiden
wies, daß er die ewige Erlöfung durch fein eigenes Blut | wenn bei den Erörterungen wirklich etwas herauskommen
erfunden hatte'(57)- Wie fem das hiftonfche Verftandnis foll Auch kann dag Abendmahl unmöglich unter die-
durch dogmatifche Erwägungen getrübt und gehemmt ift, jenigen gottesdienftlichen Akte der Gemeinde, durch
dürfte aus folchen Äußerungen zur Genüge erhellen. welche einzelne Momente des natürlichen Lebens mit
Straßburg i. E. P. Lobftein. einer Kultusfeier umgeben werden' (68), gerechnet werden.

___.__1 In dem die .freie unkultifche geiftliche Rede' behandeln-

| den Kapitel kommen Bibelftunden, Familienabende, Haus
Eckert, Pfr. Lic. A.: Praktifche Theologie in Einzeldarftel- gemeinfehaften, Vereine, Treffe in betracht. Daß fich in
lungen. Bd. I. Die Gemeindepredigt der Gegenwart. I den Bibelftunden an die Schriftauslegung Erzählungen
1. u. 2. Aufl. (VIII, 202 S.) 8«. Leipzig, G. Strübig ' RUr de£ M,f?0un.> nübeil „die Alkoholfrage u. dgl mit

' k m 7 _— Be'Precbung fchheßen follen, will mir nicht einleuchten

mI4- M. 2.40; geb. m. 3 j Das von der ,empirifchen Gemeinde' handelnde Kapitei

Der ungemein rührige Herausgeber der Monatsfchrift | hat den guten Satz: Jede Predigt muß gemeinde-
fur praktifche Theologie ,Dienet einander' beginnt in der j mäßig fein. Doch kommt der Eigenart der empiri-
Herausgabe der vorliegenden Arbeit mit der Verwirk- ' fchen Gemeinde im Ganzen der Predigt ausfchließ-