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Ausgabe:

1915

Spalte:

458-460

Titel/Untertitel:

Al-Kuschairîs Darstellung des Sûfîtums. Mit Übersetzungs-Beilage und Indices von Richard Hartmann 1915

Rezensent:

Horten, Max

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack
Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Halbjährlich 10 Mark

_ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen lind au s f c h 1 i e ß I i c h an _ n-vii-

■40. Jährt? Nr 22 Profeffor D. Titius in Göttingen, Nikolausberger Weg 66, zu fcnden. O. NOVerilDer 1U15

O" Rezcnfionsexemnlare ausfchließlich an den Verlag.

Tantra of the Great Liberation, ed. Avalon

(Oldenberg).
Hymns to the Goddess, ed. Avalon (Derf.).
Tantrik Texts, Vol. III., ed. Avalon (Derf.).
Hartmann, Al-Kufchaiiis Darflellung des S4-

fltums (Horten). werau).

Krauß, Studien zur byzantinifch-jndifchen Ge-

fchichte (Strack).
Hofmann, Die engere Immunitat in deutfchen
Bifchofsftädten im Mittelalter (G. Bonwetfch).

Luther's Correspondence, ed. Smith (Kall
. E. Weber, Hiftorifch-kritifche Schriftfor-

fchung u. Bibelglaube (Lobftein).
Peifer, Hofea (Staerk).

Kolmodin, Inledning tili Nya Testamentets
skrifter (Eidem).

Schermann, Die allgemeine Kirchenordnung,
frUhchriftliche Liturgien und kirchliche Uberlieferung
(v. Harnack).

Hermelink, Die Verhandlungen über das alt-
württembergifche Kirchengut feitl8o6(Boflert).

Fichte, Ideen über Gott und Unfterblichkeit,
herausg. v. Büch fei (Scholz).

Fichte, Über Gott und Unfterblichkeit, mitgeteilt
v. Bergmann (Derf.).

Münch, Erlebnis und Geltung (Troeltfch).

Raufchenbufch, Christianizing the sozial

Order (v. d. Goltz).
Freifen, Das Militärkirchenrecht in Heer u.

Marine des Deutfchen Reiches (Eger).

Referate: Linderaann, Florilegii hebraici lexi-
con. — Hu dal, Die religiöfen u. fittlichen
Ideen des Spruchbuches. — Groth, Jefus-
legeude und Chrifteutum. — Gauß, Refor-
mationsverfuche in der Bafler Bifchofsftadt
Pruntrut. — Haack, J. G. Fichtes Theologie.

— W i 11 e 1 s, über den Tod u. üb. den Glauben
an Gott. — NiedDer, Recht und Kirche.

— Bunke, Heraus aus der Kirchennot.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

Tantra of the Great Liberation (Mahänirväna Tantra). A Hymnen zeigt auf einen Blick die gewaltige Weite des

translation from the Sanskrit, with introduction and
commentary, by Arthur Avalon. (CXLVI, 360 S.)
gr. 8°. London, Luzac & Co. 1913.
Hymns to the Goddess. Translated from the Sanskrit by
Arthur and Ellen Avalon. (IX, 179 S.) gr.8°. Ebenda
I9I3-

Tantrik Texts. Ed. by Arthur Avalon. Vol. III: Prapan-
chasära Tantra, ed. by Täränätha Vidyäratna.
(66,259 u. 16S.) gr. 8°. Calcutta, Sanskrit Press Deposi-
tory, u. London, Luzac & Co. 1914.

Die ,Tantra'texte gehören zu den wenigft bekannten,
wenigft verftandenen der indilchen Literatur. Noch Monier
Widiams konnte feitftellen, daß in Europa kein einziger
von ihnen gedruckt oder überfetzt fei. Für Kenntnis und
Verftändnis des heutigen Hinduismus find fie aber von
fehr hoch einzufchätzender Bedeutung. Wenn als dieOffen-

Weges, den die religiöfe Entwicklung hier durchmeffen hat.

In der zweiten der drei Publikationen kehrt der eben
erwähnte Hymnus wieder als eine Nummer einer umfallenden
Sammlung von Hymnen an die Göttin, die göttliche
, mütterliche Sakti. Die Überfetzer haben diefe
Hymnen aus einer Reihe von Quellen, vom Mahäbhärata
an, zufammengebracht. Neben leerem Wortgeklingel fehlt
es doch auch nicht an tiefgefühlten und poefiereichen
Dichtungen, in denen, wie Avalon lägt, ,words are but
the babbling endeavour of our plane to express that
which is above it'.

Der im dritten der drei Bände publizierte Text wird
— mit mehr als zweifelhaftem Recht — dem großen
Sankara zugefchrieben. Er enthält Lehren einer myftifchen
Philofophie, Phyfiologie, Lautlehre, Ritualdisziplin ufw.,
deren tantrahafter Charakter, wie Avalon's Einleitung mit
evidentem Recht feftftellt, nicht zweifelhaft ift.

Auf den ganzen Kreis diefer Publikationen zurückblickend
darf betont werden, daß, fo viel höher von all-

barung des goldenen Zeitalters (Krtayuga) der Veda, als j gemeinen Gefichtspunkten aus der Anfpruch der älteren
die der folgenden beiden Zeitalter die Traditionen der : unj älteften Phafen der indifchen religiöfen Literatur auf
,Smrti'wie des Manugefetzbuchs und die Puränas angefehen | wiffenfchaftliche Durcharbeitung erfcheint, es doch als
werden, gelten die Tantras als die Geftalt der Offenbarung, vollkommen berechtigt anerkannt werden muß, wenn
die dem gegenwärtigen böfen Kali-Zeitalter zukommt. | Avalon auch diefer jungen literarifchen Schicht Freunde

Von den drei mir vorliegenden Bänden des Kreifes von
Publikationen, in denen A. Avalon und feine Mitarbeiter
den Weg in dies weite und unwegfame Gebiet zu bahnen
fuchen, erfcheint mir der erfte als der wichtigfte. Er enthält
die Überfetzung eines in befonders hohem Anfehen
ftehenden Tantra, des Mahänirväna T., oder vielmehr
feines erften Teils: ein zweiter foll nicht, wie vielfach
geglaubt wird, verloren fein, und Av. hofft fpäter auch
von ihm eine Überfetzung geben zu können. In der in
diefer Literatur gewöhnlichen Form eines Dialogs zwifchen
Siva und feiner göttlichen Gemahlin werden die Riten,
Sprüche, Meditationen, Obfervanzen, Symbole djefes dem
Siva und infonderheit feiner weiblichen Seite (Sakti) ge

widmeten Kultus dargelegt: eine Mifchung von alten
vedifchen Elementen, philofophifcher Spekulation, Yoga,
Ipäten und fpäteften religiöfen Gebilden, Zaubertum und
was nicht fonft noch. Auch ein förmliches Gegenbild der
vedifchen Grhyasütra (Handbücher der häuslichen Riten)
•H in dem Text enthalten. Die Vergleichung etwa eines
Hymnus wie des S. 139 ff gegebenen mit den alten vedifchen

zu gewinnen fucht. Mag man feine eigene fehr deutlich
fich ausfprechende warme Sympathie für den in diefen
Schöpfungen lebenden Geift teilen, oder mag man fich
ausfchließlich auf den Standpunkt Hellen ,of that modern
product, the mere „Student of religions", who is not infre-
quently a believer in none': man wird der energifchen
und rührigen Tätigkeit, die hier entfaltet wird, feine Anerkennung
nicht verfagen können.

Göttingen. H. Oldenberg.

Al-Kufchairis Darftellung des SQfitums. Mit Überfetzungs-
Beilage u. Indices v. Rieh. Hartmann. (Türkifche
Bibliothek. 18. Bd.) (XV, 229 S. m. 1 Taf.) 8°. Berlin,
Mayer & Müller 1914. M. 8 —

Das Sufitum (Asketentum, Mönchtum, MyHizismus)
bildet eine lebensvollere Seite des Islam als die in den
Rechtsbüchern entwickelte. Es bedeutet eine Verinner-
lichung diefer Religion nach der Seite des Erlebens.

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