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Ausgabe:

1915 Nr. 1

Spalte:

402-403

Autor/Hrsg.:

Degenhart, Friedrich

Titel/Untertitel:

Der hl. Nilus Sinaita. Sein Leben u. seine Lehre vom Mönchtum 1915

Rezensent:

Heussi, Karl

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40i Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 18,19.

402

das Verfahren bei den Briefen zu fprechen. F. druckt fie
mit Ausnahme des letzten nach Lond. add. 14578, vergleicht
aber dazu vom 4. an auch Lond. add. 17167, wo
nach S. 5 f. wenigftens an 7 Stellen das Richtige allein
bewahrt worden ift. F. überfetzt den verbefferten Text,
druckt aber den unverbefferten. Ob er dem Lefer dadurch
, daß er in der Überfetzung hinter den Worten ein
eingeklammertes E eingefetzt hat, genügend deutlich
zum Verfländnis der Sachlage verholfen hat, möchte ich
bezweifeln. Aber nicht nur hiermit hat fich F. die Pflichten
, die ein Herausgeber gegenüber den Benutzern feiner
Arbeit hat, recht bequem gemacht. Der fyrifche Text
der Briefe ift ohne jeden Abfatz fortlaufend gedruckt.
Der Lefer muß fleh die kleinen Zahlbuchftaben aus dem
Text felbft herausfuchen, was ihm allerdings durch die
gegenüberftehend abgedruckte Überfetzung etwas erleichtert
wird, für die F. mit Recht wohl mehr Lefer und
Benützer erwartet, als für die fyrifchen Texte, zu deren
Verftändnis er durch diefe allerdings eine ausgezeichnete
Hilfe bietet. Auch dafür wird man ihm dankbar fein,

hSetav v6dx<ov VTXsxavoaßev ras XvrC«f >ißö>v. Hier ift zunächft das
Bild vom Landgut beibehalten; außer Unkraut gibt es auch noch Schlangen;
und da fich die ins Fleifch gefeffelten Geifler zum Schutz gegen fie keine
Sandalen anzulegen vermögen, werden fie gebiffen. Das überrafchende
Bild vom Topf, das hier eine ganz andere Bedeutung, wie beim Syrer
hat, flammt vielleicht aus Jer. i, 13. Cent. III, 88 hat Syr.; Maxäniog
8g xaxijXSev eig aittiQOv ayvioolav, Arm.: Maxäpiog 8{ xaxrjhSiv lig
U71EIQ0V yvuJOiv. Man braucht nur den Kommentar des Babai zu der
fyrijchen Form zu lefen, um zu fehen, wo ihre Quelle ift. Daß der
Origeuifl Evagrius gefchrieben hat, wie der Armenier ließ, fcheint mir
nicht zweifelhaft Cent. I 1 Syr.: Tb UQOJXOV äya&bv ovx i'yet ctvxtxei-
fievov ibg xö ovoia ayajhov . // 6h ovaia oüx eyst ivavxiov. Arm.:
Tb npvtxov ctyaSöv ovx tyei dvxixeißsvov, äM.' rj"ovaia avxov dyiv-
vr/xog xul äß(Qiax6g ioxiv xal ovx iyei ivavxiov. I 2 Syr.: 'Evav-
xwxtjg ioxiv iv xaig nowxvoi, noiöxnxeg 6h iv xoTg oibßaoi • ivav-
xiöxng apa iv xolg xxiaßaoiv. Arm.: 'Avxtxeißsva xa ytvvtjxa xul
ßtpioxa ioxiv. I 5 Syr. (der S. 52, 1 gedruckte fyrifche Text ilt nach
S. 3,6 zu vervollßäudigen): AI apyal ov xlxxovuiv oi6h xlxioviui xul
al np&xai aixlai xlxxovoi ov6h xi'xxovxai, >/ 6h ßeoöxijg xixxei xal
xlxxexai. Hier befremdet das Mittelglied. Arm. (I 8) hat, wenn man eine
Textverwirrung durch Umftellung von U llmutuipu,lfuAiEi zwifchen
itUiuU^ und Xituiul befeitigt, folgenden Text: al Aoyal 06 xlxxovaiv
ov6h xlxxovxai, xal al xeXfioxnxeg xlxxovoi oi6h xlxxovxai, a/.'/i al
ßsooxnxeg xixxovoiv xal xlxxovxai

daß er das Gewand der griechifchen Sprache gewählt 1 Der Text der Schriften hat, wie fich aus dem ohne

hat. Man mag lagen, daß Evagrius vielleicht, fogar wahr-
fcheinlich an vielen Stellen anders gefchrieben habe; wem
die Worte und Wendungen nicht gefallen, kann ja Synonyma
einfetzen, die feinem Ohr beffer zufagen. Aber

Mühe beliebig zu vermehrenden Vergleichsftoff ergibt,
eine reiche und verwickelte Gefchichte" gehabt. Die Beliebtheit
, deren fich diefer philofophifche Kopf — eine rara
avis — in den Klöftern erfreute, und das Anfehen, das

es wird fich nicht beftreiten laffen, daß viele Ausdrücke j er trotz feiner origeniftifchen Ketzereien genoß und für
nur fo in ihrem Sinne ohne weiteres deutlich gemacht | das die Schutzrede des Babai, die F. mit dem Kommentar
werden konnten. Hier liegt ein Verdienft des Heraus- ; zu den Centurien in dankenswerter Weife veröffentlicht
gebers, das rückhaltlos anerkannt werden muß. hat, ein beredtes Zeugnis ablegt, laffen es verliehen, warum

Im Übrigen bedaure ich freilich lebhaft, daß F. fich an dem Text fo eingreifende Änderungen vorgenommen
keine Mühe "gegeben zu haben fcheint, die armenifche ! worden fein mögen. Ehe man den wirklichen Evagrius,
Überfetzung des Evagrius (ed. Sargisean, Vened. 1907), j nicht den mumifizierten der Klöfter des7.Jahrh., gewinnt,

wird es notwendig fein, die Überlieferungsgefchichte der
Schriften nach Möglichkeit aufzuhellen. Nur eine fortgefetzte
genaue Vergleichung der verfchiedenen Texte
kann hier zum Ziel führen. Und dabei wird dann auch
die Veröffentlichung Frankenbergs erwünfehten Nutzen
■ Vorlage angefertigt ift, weicht an vielen Stellen fo funda- j ftiften. Inzwifchen hat Greßmann (TU 39.3) die Arbeit
mental von der fvrifchen Liberlieferung ab, daß hier ein i an einem Punkt erfolgreich weitergeführt,
textkritifches Problem erften Ranges zu löfen ift. Ich Hirfchhorn. Erwin Preufchen

muß mich mit ein paar Beifpielen begnügen.________ rremerren.

Ep. 3 Ichreibt Evagrius an einen ungenannten Adreffateu, der dar-
über erbittert ift daß ihm alles gegen den Strich geht: er folle fich Degenhart, Gymn.-Prof. D. theol. Frdr.: Der hl NilllS
darüber nicht wundern; Jefus wäre es auch nicht beffer ergangen, denn * ' .' "cl lu" mlu!>

er hätte nicht gehabt, wo er fein Haupt hinlegen folle. yivätaxeig 6h I oinaita. Bein Leben und feine Lehre vom Mönchtum.

es

auf die ich ihn geraume Zeit vor Erfcheinen feiner Arbeit
hingewiefen hatte, fich nutzbar zu machen. Die Ausgabe
der fyrifchen Texte ift eine gute Hilfe; aber die eigentliche
Arbeit muß jetzt erft beginnen. Denn die armenifche
Überfetzung, die, foweit ich fehe, nach einer griechifchen

xal ov öxi Ii yl ähmTifgiv ovx inavioxaxai ^xovoi noitioSai avxoig
iv avxä wwltove. inl 6h xovg ipoiaxa iv avxrj oxävjai avxoig im-

_ * t______(___-.'wrri v/r! «WM«Vl trsiMtCi A r» l- ■. li i f.i iv rve- _

(Beiträge zur Gefchichte des alten Mönchtums u. d

Benediktinerordens. 6. Heft.) (XII, 187 S.) Lex. 8»
Münfter i. W., Afchendorff 1915. M. 5 —; geb. M. 6.50

Eine Monographie über den um 400 wirkenden griechifchen
Kirchenlehrer Nilus hat es bisher merkwürdi«-er-
weife noch nicht gegeben. Was Degenhart uns vorlegt,

puiikt für das Bild gab das Wort Jefu Mt. 8, 20. Der Sinn des Bildes
ift hier- die Erde behandelt die Füchfe beffer, als die Menfchen. Aber
nicht jeder Bruunen ftürzt ein, und nicht jeder Fuchsbau kommt ohne
Unfall zuftande. Das Bild ift alfo nicht recht durchfichtig. Der Armenier
hat ftark abweichend: tl xqV XEipaViV Tüjv nuvxwv (d. h. Jefus) ovx

X* ^VS^äS ÖS jft iomit das erfte-felbftändige W^iAcr diefe, Gyg.

ov^»^^imT*ld nviyu ubtoig Hier ift der Sinn ganz allgemein: ftand. Es ift freilich weit davon entfernt, abfehheßend zu

dasirdifcheiftunbeftändig; Jefus fand bei den Menfchen kerne Aufnahme fem. D. hat Zwar die zum Teil nicht leicht ZU lefenden

und feinen Jüngern gerät nicht alles nach Wunfeh AI o follen fie fich ; nilusfehen Schriften fleißig durchforfcht und gibt den

über ihre Erfahrungen ^,^V M^™!*^ l ^ih zutreffend wieder. Es fehlt auch nicht an Arie-

h-t^d a,foh^ ™«" 1 , Kf-.KAber fS^Sif ift '-hr ^

Oder ep 2 Evagrius fchreibt darin, der Adreffat habe an ihn wie gentliclie und bleibt an der Oberfläche. Es beleuchtet

einen Baue.smann gefchrieben, der den geiftigen Acker bearbeiten könne, fJjV- Kritiklofigkeit D.S, daß er ein Buch von fall 200 Seiten

ohne daran zu denke,,, daß fein, desNilus ,Sinaita' fchreiben kann, ohne auch nur die

ff ST fähüuer^Ä ! ^J^T'kT^ ^ ^fl^ SS ^

ßixußtv ,'ivev xt'ig yaoixog rpvyäg oaoxixäg tiptofai xai awt,eiv ano cunaiautenthalt des Nilus beruht und ob fie zu halten ift

oxl.noötrjiog C,v»'/g xng xaxiag xal 6t tvbetav v6atog xng yvwotmg oder nicht. Es hätte einer genaueren kritifchen Unter-

ßVQtaxtg xaöotv xijg yjxoag inoi/yattev. Auch hier wird mm das | fuchung der äußeren Zeugen über Nilus bedurft. Was

Bild, das vom I.andbau auf die Küche iiberfpr.ngt, nicht eben deutlich p hierüber bietet, ift ungenügend. Die Wichtigen Nachfinden
können t, abgefehen davon, daß aA*( U? durch avev x>/g yaiuxog rjchten im griechifchen Menologium werden nur in einer
recht ungefchickt überfetzt ift; richtig wäre wohl «yomsToj. Nun hat der , Anmerkung einmal fluchtig berührt, Delehayes glänzende
Armenier dafür folgende Worte: ^^f^^l^ttM« Ausgabe des Menologiums von Ko.iftantinoJel wird über-
txoiuaoutra xa oaoxixa nveruaxa ßaoxa^Etv vno6t/ßaxa aonxxu yno ° „■ 1. '» „. , . ,K ,
xwv novvoöjv iyi6vCov utivai ov 6ivaxat xal 6voxvyij ioxiv. xal 61 Mljpt nicht genannt. Die Behauptung des Nikephoros

--___ ! Kalhftos, Nilus fei vor feiner Wendung zur Askefe Flparch

ij F. hat daher hinter xfivyag oapxtxäg zugefetzt (? üutpuxag) Aber von Konftantinopel gewefen, wird unbefehen übernom-

der Syrer hat nun einmal I^Jaxis: i^-a-sj. Daß Evagrius von einem inen; Und doch hätte D. fchon bei dem alten SuareflUS

,Kochen' der Seelen gefprochen haben könne, fcheint mir ganz undenkbar. finden können, welche bedenkliche Illftanz diefer Notiz

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