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Ausgabe:

1915 Nr. 1

Spalte:

387

Autor/Hrsg.:

Wintruff, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Landesherrliche Kirchenpolitik in Thüringen am Ausgang des Mittelalters 1915

Rezensent:

Clemen, Otto

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387

Theologifche Literaturzeitung 1915 Nr. 16/17.

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2. In welchem Umfange ift die evangelifche Heiden- hergehenden gearbeitet ift, bedarf kaum der Erwähnung. Die Fülle

miffion durch den Weltkrieg in Mitleidenfchaft gezogen? ! der neuen Informationen ift auch hier wieder eine große; es fallen

Welche Aufgaben ergeben fich der .Miffionshilfe' aus ' auch auf Ereigniffe, welche direkt mit dem Konzil nichts zu tun

der nationalen und internationalen Lage Auf diefe beiden > haben, z.B. die Verfuche .n Mailand^

tt „ „oi^ t~ r rr r ■. P , , p imm Mufter einzuführen, gelegentlich Schlaglichter. Uber alles, was

Fragen geht der Verfaffer foweit ein als der Rahmen djrekt Konzilfac'he 0(fer indirekt ei^e folche Beleuchtung er-

?,nfß Vu-,tJagl 7S gefta"et . Pie Deutfche Evangelifche ah orientiert der auch hier rorgfarne index; dagegen ift der
Miffionshilfe fteht vor der nicht ganz leichten Aufgabe,
die .Teilnahme für die deutfche evangelifche Miffion zu
wecken und zu fördern', ohne in die Arbeitsgebiete der
beftehenden Miffionsgefellfchaften einzugreifen. Was am

Schluß diefes Vortrags als Aufgabe der Miffionshilfe hin- | Rau fch, Erwin: Gefchichte derPädagogik unddes gelehrten Unterrichts

unfererfeits geäußerte Wunfeh, daß zur Vervollftändigung noch
ein Literaturverzeichnis beigegeben werden möchte, unerfüllt
geblieben.

Königsberg. Benrath.

geftellt wird, wird mehr oder weniger von jeder Miffions
gefellfchaft erftrebt. Für nicht glücklich halte ich den
Schlußfatz: ,Die deutfche Miffionshilfe foll der Vermittler
zwifchen den Miffionskreifen und dem deutfehen
Volke zur Ausrichtung des Menfchheitsdienftes (d. h. der
Menfchheit unfer deutfehes evangelifches Chriftentum als
unfern edelften Schatz zu bringen) fein'. Brauchen die
Miffionsgefellfchaften eines .Vermittlers'? An diefe Wendung
können fich Mißverftändniffe anknüpfen, die ich im
Intereffe der Miffionshilfe, die feit Beginn des Krieges
eine gut wahrgenommene Gelegenheit, fich nützlich zu
erweifen, gefunden hat, vermieden fehen möchte.

Göttingen. Carl Mirbt.

Referate.

Wintruff, Archiv. Dr. Wilh.: Landesherrliche Kirchenpolitik in

Thüringen am Ausgang des Mittelalters. (Forfchungen zur thü-

ringifch-fächr. Gefchichte. 5. Heft.) (VI, 98 S.) Lex. 8°.

Halle a. S., Gebauer-Schwetfchke '14. M. 2.75

Anfang 1446, als bereits der Bruderkrieg in Sicht war, hielt
Herzog Wilhelm III. in Weißenfee mit den Ständen Thüringens
einen Landtag ab,deffen Befchlüffe in der bekannten Landesordnung
vorliegen. Der Fürft wollte die Stände, die bedrohlich zu Kurfürft
Friedrich neigten, für feine innerpolitifchen Pläne intereffleren, zur
Mitarbeit bei ihrer Durchführung gewinnen und dadurch an fich
ketten. Ein großer Teil dieser Pläne betraf kirchliche Verhältniffe:
l.Einfchränkung dergeiftlichen Gerichtsbarkeit: Ausfchließungder-
felben von weltlichen Sachen, Lahmlegung der auswärtigen geift-
lichen Gerichte,Übernahme und Entfcheidung der K lagenGeiftlicher
um geiftliche Zinfen durch die Amtsleute und Stadträte und der
Klagen Geiftlicher und geiftlicher Korporationen untereinander
durch das Hofgericht. 2. Klofterreform. 3. Sittliche Befferung
und Ertüchtigung der Weltgeiftlichkeit und Erziehung der Laien
zu guten Kirchenchriften. Die Analyfe diefer Landesordnung,
des ,bedeutfamften Dokuments der ftaatskirchlichen Beftrebungen
in Deutfchland vor der Reformation' unddieDarftellungderkirchen-
politifchen Tätigkeit des Fürften im Anfchluß an diefes Programm
bildet den Hauptteil der vortrefflichen Abhandlung Wintruffs. Er
betont dabei wiederholt, daß es dem Fürßen dabei nicht fo fehr
auf Machtausdehnung ankam, fondern daß er aus wirklichem kirchlichen
Intereffe und aufrichtigem Reformeifer heraus handelte.
In den vorhergehenden Kapiteln werden die Verfuche der Landgrafen
, die geiftliche Gerichtsbarkeit einzufchränken, bis in die

Mitte des 14. Jhrh.s zurückverfolgt und befonders die Bemüh- Offenbarung, die göttliche Leitung der Kirche und der Menfchen,
ungen Friedrichs des Jüngeren um Abftellung der Mißbräuche das Eingreifen Gottes in die Welt durch Wunder annimmt (S.7);
der kirchlichen Gerichtsbarkeit und Klofterreformation unter Be- roll der Hiftoriker auch keine dogmatifchen Urteile fällen, fo hat
nutzung bisher unbekannter Archivalien gefchildert. Der gehalt- j er docn )im Einzelfalle zu zeigen, daß ohne die berondere und
volle Abriß über die Kirchenpolitik der Wettiner in der Einleitung i unmittelbare Einwirkung Gottes ein anderer Lauf der Dinge erzürn
1. Bande der Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog ; folgt wäre; daß aif0 ein Wundereffekt vorliegt, da das Ereignis
Georgs von Sachfen (1905) von Felician Geß hat damit einen nur durch übernatürliche Kaufalität erklärt werden kann'. Aber
fohden Unterbau erhalten. kann dag Qer Hifloriker wirklich leiften? Nach S. 11 hat Sdralek

Zwickau 1. S. O. Clernen. es ficn bez. der Entwicklung des Papfttums zugetraut, aber zwin-

Surta, Jofef: Die römirche Kurie und das Konzil von Trient unter §end ift fein Beweis nicht und kann_es auch nicht fein> die

Pius IX. Aktenftücke zur Gefchichte des Konzils v. Trient '< übernatürliche Kaufalität ift kein Begriff, mit dem der Hiftoriker

Im Auftrage der Hiftor. Kommiffion der Kaiferl. Akademie '• arbeiten dürfte. Zum Glück ftört fle denn auch praktifch bei

der WUT. bearb. 4. Bd. (XX, 617 S.) gr. 8«. Wien, A. Holder Sdr- nicht alIzu ftark'

1914. M 14.05 Zürich. Walther Köhler.

Der Abfchluß des wichtigen Werkes, über deffen Inhalt und Börner, Wilhelm: Friedrich Jod). Gedenkblätter. (36 S. m.

Bedeutung Ref. in Th. L. Z. 1912, Sp. 592 ff. Bericht gegeben hat, 1 Bildnis.) 8°. Frankfurt a. M., Neuer Frankfurter Verlag

liegt nunmehr mit dem 4. Bande vor. So haben wir zur Gefchichte 1914. M. — 75

des Trienter Konzils ein Quellenwerk, deffen Bedeutung auch neben Die Gedenkblätter enthalten B.'s Panegyrikus bei der Gedenk-

demfortfehreitenden Hauptwerke, dem,ConciliumTridentinum'der feier für Jodl in Wien (7. März 1914) fowie Nekrologe, die im ,Freien

Goerres-Gefellfchaft, beftehen bleibt. Daß der Schlußband nach Wort' (Nr. 22) und im ,Moniftifchen Jahrhundert' (7. Febr.) er-

dem gleichen Plane und in entfprechendem Umfange wie die vor- fchienen find; fie verfuchen unter verfchiedenen Gefichtspunkten

im Abriffe dargeftellt. 4. verb. u. verm. Aufl. (X, 206 S.) 8".
Leipzig, A. Deiche« 1914. M. 3.40; geb. M. 4 —

Es gereicht mir zur Freude, die Lefer diefer Ztfchr. auf das
Erfcheinen der 4. Auflage diefes praktifch eingerichteten Hilfsmittels
zur Wiederholung hiftorifch-pädagogifcher Kenntniffe, die durch
anderweite Studien gewonnen find, für die Prüfung in der Gefchichte
der Pädagogik aufmerkfam machen zu können. Das
Buch gibt auf Grund zuverläffiger Sachkunde und an der Hand
gefunden Urteiles einen guten Führer durch das Gebiet, das fein
Titel bezeichnet, und orientiert zweckmäßig auch über die neuern
Reformen im Bereiche des Unterrichtes und der Erziehung an
höhern Knaben- und Mädchenfchulen, die leider immer noch
nicht zum Abfchluß, gefchweige zur Ruhe gekommen find. Bei
dem Abfchnitte: ,Mädchenfchulreform' (S. 194 ff.) vermißt man
den Hinweis auf den fogen. 4. Weg, der neuerdings zu entgegengefetzter
Beurteilung Anlaß gegeben hat. Ausftellungen an der
Arbeit find nur wenige zu machen. Die ,Klofterfchule' zu Ilfeld
darf wohl nicht als ,Landesfchule' bezeichnet werden, wie S. 132
gefchieht; S. 185 ift der Druckfehler ,Ftanzöfifch' zu berichtigen.
Dankbar bemerke ich, daß der Vf. auch meines ,Grundriffes der
Pädagogik' wiederholt gedacht hat, doch beginnt mein Rufname
nicht mit H., wie S. 3 gedruckt fteht, fondern mit K.
Göttingen. K. Knoke.

Haare, Dr. Fei.: Die Aufgaben des Kirchengefchichtslehrers nach
Profeffor Max Sdralek. (30 S.) 8°. Breslau, G. P. Aderholz
1914. M. —50

Der am 2. Juli 1913 geftorbene Breslauer katholifche Kirchen-
hiftoriker Max Sdralek erfreute fich allgemein unter den Fach-
genoffen des allerbeften Rufes; er gehörte zu den leider immer
feltener werdenden Perfönlichkeiten innerhalb der katholifchen
Kirche, mit denen die wiffenfehaftliche Arbeitsgemeinschaft nicht
nur möglich, fondern auch willkommen ift. Die ,Kirchengefchicht-
lichen Abhandlungen', zumeift Arbeiten aus Sdraleks Seminar,
zeigten jedem Kundigen die Weite des Gefichtskreifes und die
gute hiftorifche Methode, die hier geübt wurde. So wird man
vorliegende ,befcheidenen Erinnerungsblätter' des Schülers gerne
lefen; fie zeigen aufs Neue, daß Sdralek fein Fach beherrfchte.
Methodologifch war es ihm Kirchengefchichte, und nicht Religions-
gefchichte,ohne daß er fich gegen einen Dozenten für vergleichende
Religionsgefchichtegefperrthaben würde, im Gegenteil, erwünrehte
ihn, charakteriftifcher Weife aber in Verbindung mit der Miffions-
wiffenfehaft. So tolerant er war, ein guter Sohn feiner Kirche war er
nicht minder. Ein Katholik kann die guten Eigenfchaften und die
Geiftesgaben Luthers anerkennen (S. 12), arbeitet aber mit dogmatifchen
Vorausfetzungen, indem er z. B. die übernatürliche